Nach wenigen Sekunden rauschten die Kugeln aus der dunkelblauen Masse heraus und donnerten weiter nach Süden, direkt auf die Buggys zu.
„Verdammt!“ rief Mavis, jedoch nicht ohne Erleichterung in der Stimme. „Glück gehabt!“
„Scheiß auf Glück!“ erwiderte Captain Tibak. „Das war ganz klar Können!“
„Was sind das überhaupt für Kreaturen?“ fragte Vilo.
„Das sind Aracs!“ rief Matu. „Wüstenspinnen!“
„Bah!“ erwiderte Vilo. „Widerlich!“
„Und Vergangenheit!“ rief Mavis. „Konzentriert euch auf eure Aufgabe!“
Dem hatte keiner der drei Boritafahrer etwas hinzuzusetzen.
Auch Cosco verdrängte die Spinnenwesen und sorgte dafür, dass die Kitaja dicht hinter den Boritas herflog und sie wenn nötig mit ihrer Feuerkraft unterstützen konnte.
So registrierte Niemand wirklich, dass das vermeintliche Muttertier sich mit einem wütenden Brüllen herumdrehte und sich nach Süden wandte. Während alle anderen Spinnen ihm folgten, erreichten sie eine beachtliche Geschwindigkeit.
Es dauerte keine zehn Sekunden und Vilo und seine Männer hatten die Buggys erreicht.
Angesichts dessen, was auf sie zukam waren die Flüchtlinge dabei, nach links abzudrehen. Vilo konnte es ihnen nicht verdenken. Woher auch sollten sie wissen, dass hier Hilfe im Anmarsch war? Woher sollte er jedoch auch wissen, dass sie hinter den Boritas und der Kitaja die Horde Spinnenmonster erkannten und eher ihnen, als Vilo und seinen Leuten auswichen?
Zunächst aber konzentrierte sich Vilo auf ihre Aufgabe und musste erkennen, dass ihnen die Buggys durch den Schlenker nach links, eine viel bessere Schussposition auf die heranpeitschenden Insektenmonster verschafften, die er, aber auch Tibak und Buras sofort gnadenlos ausnutzen. In wenigen Augenblicken fielen acht Bestien in dem gewaltigen Kugelhagel der Boritas.
Vilo hatte dabei besonders gut gezielt und drei Monster erledigt, die sich schon sehr dicht hinter einem der größeren Buggys befanden und ihn sicherlich innerhalb der nächsten Sekunden erreicht hätten.
Die Insektenbestien aber waren nur kurzzeitig entsetzt, dann trieb sie die Blutgier weiter. Während ein Teil direkt auf die Boritas zustürmte, folgte der andere weiterhin den Buggys.
Vilo donnerte mit seiner Kugel durch die anstürmende Gruppe und fällte weitere zwei Monstren, bevor er seinen Boritas in einer scharfen Kurve wenden musste, um den Feind von hinten attackieren zu können.
Kaum jedoch hatte er das getan, weiteten sich seine Augen in großem Schrecken, als er sah, dass die Buggys in der vermeintlichen Sicherheit unterhalb der Kitaja , die jetzt ebenfalls auf die Insektenbestien feuerte, direkt in ein neuerliches Verderben rasten, weil offensichtlich Niemand mehr die Spinnenwesen dahinter auf der Rechnung hatte. „Cosco, Achtung!“ brüllte er, da war ein mörderisch wütender Schrei der großen Spinnenbestie zu hören, die sich direkt auf das Flugboot stürzte.
Cosco hörte den Commander und riss instinktiv das Schiff seitlich weg. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass die vorderen Beine der Spinne irrsinnig wuchtig auf die Außenhülle krachten. Mavis im Inneren war sicher, dass sie gleich bersten würde. Doch durch Coscos blitzschnelle Reaktion rutschte die Bestie seitlich weg, während das Schiff durch das enorme Gewicht unkontrolliert zur Seite kippte. Sofort schrillten alle Alarmglocken auf und Cosco hatte Mühe, die Kitaja vor einem Absturz zu bewahren. Dafür musste er allerdings vollen Schub auf die Vertikaltriebwerke geben, was sie abrupt in die Höhe katapultierte, während das Schiff erbärmlich hin und her schaukelte, und sie sich zunächst ein gutes Stück vom Ort des Geschehens entfernten.
Das gewaltige Muttertier verlor durch den abgewehrten Angriff sein Gleichgewicht und stürzte mit einem dumpfen Knall zu Boden. Genau in diesem Moment schienen die heranstürmenden Insektenbestien darauf aufmerksam zu werden und schon donnerten einige von ihnen in erwartungsvollem Kreischen mit Höchstgeschwindigkeit in diese Richtung.
Das Muttertier jedoch wurde sogleich von den kleineren Spinnenwesen umringt und beschützt, doch die Insektenbestien blieben davon vollkommen unbeeindruckt.
Mit irrsinniger Wucht krachten die beiden Gruppen aufeinander und innerhalb weniger Sekunden war die Wüste vor der Hügelkette ein furchtbares Schlachtfeld.
Mittendrin die drei Boritas, deren Fahrer weit mehr als beide Hände voll zu tun hatten, um sich ihrer eigenen Haut zu erwehren und gleichzeitig den Buggys zu helfen. Und obwohl alle drei Männer mehr als einmal zeigten, dass sie ihre Maschinen perfekt beherrschten, trat das ein, was Vilo schon lange vorher prophezeit hatte: Die Übermacht der Insektenbestien war einfach zu groß!
Anfangs schienen die Buggys noch in der Lage zu sein, sich in die vermeintlich schützenden Hügel absetzen zu können, zumal einige von ihnen über eigene Bordwaffen verfügten, die sie jetzt auch gezielt gegen ihre Angreifer einsetzen. Doch ihre Gegner waren gewohnt erbarmungslos, zäh – und auch schlau. Denn während ein Teil von ihnen beinahe permanent den direkten Angriff auf den Korso suchte und dabei immer wieder grausame Beute machen konnte, jagte der andere Teil mit Höchstgeschwindigkeit an den Buggys vorbei, bis er sie überholt hatte und ihnen somit den Weg in die Hügel versperren konnte.
Vilo, Tibak und Buras versuchten dies zwar zu verhindern, doch konnten sie kaum mehr als vereinzelte Bestien töten. Somit waren die Buggys zwischen einer Vielzahl von Monstern eingekeilt. Der einzig noch mögliche Fluchtweg war jedoch ebenfalls keiner mehr, denn von dort bewegten sich die Spinnenmonster in ihrem Kampf gegen die Insektenbestien auf sie zu.
Die achtbeinigen Kreaturen schienen, wie die Insekten auch, keine Furcht und kein Erbarmen zu kennen, doch hatten sie nur zu Beginn eine scheinbar reelle Chance gegen die außerirdischen Aggressoren. Dann nämlich zeigte sich, dass sie zwar in der Lage waren, sie zu überwältigen, sie jedoch kein wirklich adäquates Mittel besaßen, die extrem harten Panzer ihrer Gegner zu brechen. Ganz anders die Insektenmonster, die mit ihren rasiermesserscharfen Klauen immer und immer wieder auf die Spinnenwesen einhakten und ihnen schmerzhafte, grausame und schließlich tödliche Wunden beibrachten. Die Kleineren unter ihnen fielen als Erstes und ihre verzweifelten Schreie erfüllten das Schlachtfeld, während ihr dunkles Blut umherspritzte, auf dem brennendheißen Wüstenboden verdampfte und sich ein bestialischer Gestank über das Szenario legte.
Mittlerweile hatte Cosco die Kitaja wieder sicher im Griff und mit einer kurzen Schuberhöhung auch wieder direkt über das Schlachtfeld gebracht. Mavis hatte Kaleena, Jovis und Leira angewiesen, sich eine sichere Kabine zu suchen, während er die beiden seitlichen Luken des Flugbootes öffnete. Zusammen mit Dek, Captain Tibaks zurückgebliebenen Mann, nahm er einen schweren Impulsgranatwerfer zur Hand. Jeder sicherte sich auf einer Seite des Flugbootes mit einem Geschirr aus Seilen und versuchte dann auf diese Weise hilfreich ins Geschehen einzugreifen.
Doch das Schlachtfeld war jetzt ein einziges Durcheinander, sodass weder Mavis, noch Dek und auch Matu mit den Bordwaffen der Kitaja kaum einen sinnvollen Schuss zustande brachten. Die Gefahr, die Menschen in den Buggys zu treffen oder auch die Boritas war einfach zu groß.
Es blieb ihnen nichts Anderes übrig, als tatenlos zuzusehen, wie der furchtbare Feind allmählich die Oberhand gewann.
Immer mehr Spinnenwesen starben einen grauenvollen Tod, ebenso wie mit einer beinahe schon ekelhaften Regelmäßigkeit ein Buggy nach dem anderen überrannt und umgerissen wurde und die Insassen in einem schrecklichen Angriff zerstückelt und abgeschlachtet wurden.
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