Ihr Blick fiel auf einen abgestorbenen Baum. Eine uralte Fichte, die von einem Blitz getroffen und deren Stamm geknickt worden war. Auf der vom Wind abgewandten Seite hing ein Stück Rinde. Sie versuchte, es vom Stamm zu lösen und tatsächlich hielt sie es wenig später in einem Stück in den Händen. Es war stark genug für ihr Vorhaben. Mit den Fingern glättete sie die Rückseite, kehrte an den Rand des Abhangs zurück, band ihren Tragebeutel fest und setzte sich darauf. Es hatte gerade die richtige Größe für ihr Hinterteil. Sie stemmte die Fersen auf den Boden und stieß sich ab. Es dauerte einen Moment, bevor das Rindenstück zu rutschen begann und sie musste ordentlich nachschieben. Aber dann entwickelte es eine erstaunliche Geschwindigkeit. Sie sauste den Berg hinunter, immer schneller, musste aufpassen, den einzelnen Bäumen auszuweichen, die auf dem Abhang standen. Mit den Füßen bremste sie, wenn es ihr zu schnell wurde und mit den Händen lenkte sie geschickt. So war sie auch früher schon als Kind über die Wiesen gesaust. Ihre Augen begannen zu tränen, ihre Wangen brannten, der Fahrtwind pfiff um ihre Ohren, aber sie genoss die wilde Rutschpartie, hätte am liebsten laut gejauchzt. In voller Fahrt hob sie sich hoch, setzte über einen kleinen Hügel hinweg, es kribbelte in ihrem Bauch, schon landete sie wieder, sauste weiter. Viel zu schnell war sie am Fuß des Abhangs angelangt. Das Rindenstück verfing sich in einer Schneewehe, sie purzelte kopfüber in das pulverige Weiß. Für einen Moment lag sie still.
Ambra? Ist alles in Ordnung?
Ein Lachen begann ihren Körper zu schütteln, sie keuchte und wischte den Schnee aus ihrem Gesicht.
Ambra?
Arunis’ Besorgnis ließ sie innehalten, dann lachte sie erneut los. Das war doch gut, oder nicht? Was für ein Spaß!
Der Geist sagte nichts. Ambras Heiterkeit verflog schlagartig. Was hast du? Sie spürte sein Zögern.
Es – es ist nichts. Das hast du gut gemacht. Ich hätte nicht gedacht …
Was?
Arunis antwortete nicht und so packte sie mit einem Schulterzucken das Rindenstück, befreite es von Schnee und klemmte es unter den Arm. Ein mühseliger Aufstieg stand ihr bevor. Diese Seite des Hügels war mit großen Steinen übersät, die Wurzeln der Bäume bildeten tückische Schlingen und bestimmt hatte der Atem Nauras schlüpfriges Eis entstehen lassen. Aber der Hang war zum größten Teil schneefrei.
Behutsam setzte sie sich in Bewegung. Nach ein paar Schritten blieb sie abrupt stehen.
Du kannst das lassen! , sagte sie zu Arunis.
Was meinst du?
Ich bin kein kleines Kind, ich kann alleine gehen. Du musst nicht ständig meine Schritte leiten.
Oh! Ich …
Während Ambra weiterstapfte, blieb Arunis ungewöhnlich still. Nach einer Weile hielt sie sein Schweigen nicht mehr aus. Habe ich dich gekränkt? Das wollte ich nicht. Es ist nur – ich bin daran gewöhnt, für mich selbst zu sorgen. Das, was du letzte Nacht für mich getan hast, war großartig, obwohl ich immer noch nicht genau weiß, was du gemacht hast.
Sie blieb stehen, um kurz zu verschnaufen. Denkst du, wir werden es jemals bis zur Grenze von Sumar schaffen? Und sind wir dann in Sicherheit? Weißt du, ob Robina noch lebt?
So viele Fragen.
Ich weiß es nicht , sagte Arunis leise.
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