Alexandra Balzer/ Karin Kehrer
Arunis
Romance Fantasy
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Alexandra Balzer/ Karin Kehrer Arunis Romance Fantasy Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Epilog
Impressum neobooks
Licht.
Hell und scharf explodierte es vor ihren Augen, drang in ihren Kopf ein, durchsuchte ihn mit gierigen Fingern, breitete sich in ihrem Körper aus, verbrannte ihn.
Schmerz.
Reißende Pein jagte durch sie, jede Faser ihres Seins ausfüllend.
Sie schrie.
Und wachte auf.
Robina fuhr hoch, starrte blinzelnd in die Dunkelheit. Es dauerte eine Weile, ehe sie begriff, dass sie sich in der Sicherheit ihrer Hütte befand.
Wieder hatte ihr eigener Bannzauber Schlimmeres verhindert. Ein leises Pochen hinter der Stirn erinnerte sie an die Schrecken ihrer Traumvision. Seit drei Monden ging das nun schon so und sie konnte sich nicht erklären, was das zu bedeuten hatte. Versuchte jemand, gewaltsam von ihr Besitz zu ergreifen? Ein mächtiger Dämon? Ein anderer Magier?
Sie lauschte auf das Jaulen und Pfeifen des Windes, das sich wie das Wehklagen verlorener Seelen anhörte. Schaudernd hüllte sie sich fester in ihre Decke aus Schafwolle. Nur zu deutlich erinnerte sie sich an ihren Albtraum. Das Brennen des gleißenden Lichtes vermeinte sie noch zu spüren. Das mochte auf Lichtmagie schließen lassen. Wer war imstande, so einen mächtigen Zauber zu wirken? Es gab in ihrer näheren Umgebung keine Magier.
Schlafen konnte sie jetzt bestimmt nicht mehr. Wie immer nach einem ihrer Visionsträume war sie aufgewühlt, ihre Sinne aufs äußerste geschärft. Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Ziehtochter. Die schwache Glut des Feuers tauchte Ambras Gesicht in sanfte Helligkeit und verlieh ihm einen überirdischen Schimmer.
Ambra. Ein zärtliches Gefühl wallte in ihr auf. Ohne dieses Mädchen konnte sie sich das Leben nicht mehr vorstellen. Zugleich überkam sie ein Hauch von schlechtem Gewissen. Gewiss, sie hatte Ambra wie einen kostbaren Schatz gehütet, ihr alles beigebracht, was sie selbst wusste. Zugleich hatte sie das Mädchen aber auch von der Welt abgeschirmt und nun war sie viel zu unschuldig und ahnungslos für ihre beinahe zwanzig Jahre, um alleine überleben zu können.
Robina seufzte. Ambra würde Probleme bekommen.
Hast du beschlossen, mir ein wenig Gesellschaft zu leisten?
Die sanfte Stimme in ihrem Kopf ließ sie zusammenzucken. Arunis? Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst mich nicht so erschrecken! Ich bin nicht mehr die Jüngste.
Verzeih. Die Stimme des Geistes klang zerknirscht, doch Robina konnte gleichzeitig die Besorgnis in ihr hören.
Du hattest einen bösen Traum.
Ja. Er hat mich ziemlich erschreckt.
Das tut mir leid, meine Freundin. Kann ich dir helfen?
Sie war nicht sicher, ob Arunis’ Mitgefühl echt war. Seine Wesenheit würde sie niemals ganz erfassen.
Ich weiß es nicht. Möchtest du mir eine Geschichte erzählen?
Sie stand auf und stocherte vorsichtig in der Glut, um das Feuer am Brennen zu halten. Es würde eine lange Nacht werden, so oder so.
Die längste Nacht des Jahres. Wie immer dachte sie mit leisem Grauen daran. Sie hatte alles getan, was zu tun war, um das Wachsen des Tages zu begrüßen. Sie hatte zwölf Zweige der Orakelblume geschnitten und in einen Krug gestellt. Die Art und Weise, wie die Knospen aufgingen, würden ihr sagen, wie sich das Wetter im kommenden Jahr entwickelte. Sie hatte, bevor der Sturm aufgezogen war, die Hütte mit Beifuß geräuchert und Ambra hatte ihr geholfen, den Schornstein mit Stechpalmenzweigen zu reinigen.
Die geernteten Misteln hingen nun von den Deckenbalken der Hütte. Außerdem hatte sie noch die Ziege versorgt und ihre Unterkunft vor dem aufkommenden Sturm gesichert.
Der Wind peitschte den Schnee an die Wand und Robina hatte das Gefühl, mitsamt ihrer Behausung in den weißen Massen langsam zu ersticken. Diese Vorstellung fand sie so beklemmend, dass sie aufstand und zur Tür ging. Durch die Ritzen der Holzbohlen spürte sie einen Luftzug, den sie tief einatmete.
Mit einem leichten Lächeln schüttelte sie den Kopf über die seltsame Anwandlung, die sie befallen hatte. Rasch schlug sie ein Schutzzeichen über die Tür. Die dunklen Nächte drückten auf ihr Gemüt, so viel war gewiss. Daran änderte auch die Gesellschaft Ambras und Arunis’ nichts.
Sie setzte sich in den Stuhl vor dem Kamin. Vielleicht half ihr eine von Arunis‘ Geschichten. Er wusste viele und noch längst hatte er ihr nicht alle erzählt, obwohl er schon unzählige Jahre bei ihr weilte. Sie starrte auf die kleine Flasche auf dem Kaminsims. Ein leichtes Flackern im Inneren verriet ihr, dass auch Arunis unruhig war. Irgendetwas lag in der Luft. Ihre immer wiederkehrenden Albtraumvisionen von diesem Licht.
Weißt du etwas darüber?
Lichtmagie. Nicht ungefährlich, weil derjenige, der sie anwendet, nicht wirklich weiß, was er damit anrichten kann. Du solltest deinen Schutzbann stärken. Wahrscheinlich sucht wieder einmal jemand nach mir. Arunis’ Stimme klang gelangweilt. Kein Wunder. Er verbrachte schon Aberhunderte von Jahren in seinem Gefängnis, dazu verdammt, auszuharren, bis jemand das Zauberwort sprach, das ihn dazu bringen sollte, einen Wunsch zu gewähren. Nur dass eben niemand mehr das Zauberwort kannte. Robina musste sich eingestehen, dass sie nur halbherzig danach geforscht hatte. Sie hätte nicht gewusst, was sie sich von Arunis wünschen hätte sollen.
Dabei wärst du eine der Wenigen, die Gutes bewirkt hätten, sagte Arunis bitter.
Ach, Arunis. Das hatten wir doch schon. Du wolltest mir eine Geschichte erzählen, oder?
Die kleine blaue Flasche vibrierte leicht.
Also gut. Ich erzähle dir die Geschichte vom Magier Gormis. Der hatte wirklich einen sehr besonderen Wunsch …
***
Ambra wischte mit dem Ärmel über ihre schweißbedeckte Stirn und stützte sich auf den Stiel der Schneeschaufel, die sie selbst aus einem dünnen Brett gefertigt hatte. Sie verbrachte schon den ganzen Nachmittag damit, die Schneemassen zu beseitigen, die der Sturm gebracht hatte. Erst vom Dach der Hütte, dann rund um das kleine Gebäude, an dessen Rückseite das Holz gelagert war und wo sich auch der Stall für die Ziege befand. Die Bewegung im Freien bereitete ihr Spaß, sie hasste nichts mehr, als untätig herumzusitzen. Was eigentlich nicht oft geschah, denn es gab immer etwas zu tun.
Sie streckte ihren schmerzenden Rücken und betrachtete die stille Winterlandschaft. Sanfte Erhebungen in einheitlichem Weiß, nur unterbrochen durch die dunkle Ader des Baches, der sich am Fuß des Hügels entlang schlängelte. Zu ihrer linken Seite der Buchenwald, die Äste der mächtigen Bäume ächzten unter der Schneelast. Ihr Blick schweifte zum Himmel, der sich in einem einheitlichen Hellgrau über ihr wölbte. Sie hob schnuppernd die Nase. Der frische, kalte Geruch sagte ihr, dass es bald noch mehr Schnee geben würde.
Eine leichte Bewegung lenkte ihre Aufmerksamkeit in Richtung des Horizonts. Sie kniff die Augen zusammen. Ein mächtiger Hirsch führte drei Weibchen über den Hügel auf den Fichtenwald zu. Die Tiere wurden vom Dunkel verschluckt. Ihre Ziehmutter hatte ihr erklärt, dass dieser Wald die Grenze des Reiches Sumar bildete.
Читать дальше