Atlacoya nickte: «Richtig. Und das ist ein ernstes Problem. Was interessiert mich da dieses Götteropfer?»
«Nun. Vielleicht schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe!», meinte sie: «Es wird irgendwann Gerüchte geben und man wird sprechen. Was, wenn du vor das Volk trittst und es verkündest? Mixtli als Verräter öffentlich nennst? Und dann das Götteropfer losschickst um die Götter zu besänftigen!»
«Das ist doch Unsinn!», sagte Atlacoya. Er zögerte einen Moment und dachte nach. Er war oft hart zu seiner Frau. Aber ihr Rat war meist recht hilfreich. Dann meinte er: «Obwohl ... du hast recht. So dumm ist das gar nicht.»
«Danke, mein Herr und König!», sagte sie und streichelte erneut den Kopf ihrer Sklavin: «Vielleicht kann dich Rebecca ein wenig beruhigen?»
«Das wäre gut!», meinte er.
Rebecca hatte sofort verstanden. Sie krabbelte auf allen Vieren zu ihrem König. Dieser öffnete seinen Lendenschurz und ließ ihn zu Boden fallen. Ihre Lippen stülpten sich über seinen Schwanz.
«Hol mir meinen Bruder!», meinte Atlacoya stöhnend.
«Oxomoco?»
«Wen denn sonst?», sagte er ein wenig mürrisch, schloss aber dann die Augen und genoss die orale Befriedigung durch die manische Sklavin.
Keine fünf Minuten kam Oxomoco herein.
«Da bist du ja!», sagte König Atlacoya. Noch immer steckte sein Schwanz im Mund der Sklavin.
«Ist das dein Ernst?», fragte der Mani: «Was soll das?»
«Was soll was?», stöhnte der Herrscher der Nehataner.
«Herrje. Könntest du ihr mal sagen, dass sie aufhören soll?»
«Wieso? Soll sie es dir besorgen?», Atlacoya grinste.
«Du wolltest mit mir reden. Also konzentrier dich gefälligst darauf!», sagte Oxomoco.
Atlacoya nickte und stieß Rebecca zurück: «Geh zurück zur Königin und sei ihr zu Diensten!»
Rebecca nickte schüchtern und verschwand dann rasch.
«Mein manischer Bruder. Ich brauche deine Hilfe!», meinte Atlacoya.
«Meine Hilfe?», der Mani lachte. Atlacoya ging nackt, wie er war, Richtung Terrasse. Oxomoco folgte ihm. Von hier aus konnte man die ganze Stadt sehen: «Dir gehen die Männer aus!»
«Es ist ein Auftrag, der nichts mit dem Krieg zu tun hat. Und ich denke, dass du der richtige Mann bist!»
«Spuck schon aus. Um was es geht. Ich würde gerne wissen, zu welchem Auftrag ich dir meinen blanken Hintern zeigen soll!»
«Deinen weißen, blanken Hintern, wohlgemerkt. Nein, den möchte ich nicht sehen!», sagte Atlacoya «Unser Volk hat einen Auftrag von den Göttern!»
«Dich interessiert, was die Götter sagen?», Baby lachte: «Du hältst dich doch selbst für einen Gott!»
Atlacoya ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und erklärte im nüchternen Ton: «Das Volk soll ein Opfer bringen. Eine Jungfrau. Ich dachte erst, dass der Priester wieder einer seiner absurden Ideen hat. Ich habe ihm gesagt, er solle sich selbst darum kümmern. Dass es mich nicht interessiere. Aber heute kam eine Taube mit Nachricht von Chantico!»
«Und?»
«Mixtli hat die Fronten gewechselt. Er ist zum Verräter geworden!»
«Mixtli?»
«Ja, verflucht. Ich weiß, du konntest ihn nie leiden. Und es ist dir wahrscheinlich eine innerliche Freude, dass du recht hattest. Aber das ist nun mal jetzt nicht zu ändern. Ich möchte, dass du das Götteropfer zum Tempel von Deux bringst!»
«Moment!», Baby lachte spöttisch auf: «Du hast Angst vor den Göttern? Du glaubst, dass Mixtli die Seiten gewechselt hat, weil die Götter dich bestrafen?»
Atlacoya atmete tief ein und aus. Genau diese Reaktion hatte er erwartet. Und er hasste es: «Ich habe keine Angst vor den Göttern. Ich bin durch die Gnade der Götter zum König geworden und ...»
«Du bist König geworden, weil du der Sohn des Königs bist!», sagte der Mani.
«Verflucht, Baby, hör mir zu. Wenn das Volk erfährt, dass der Feldmarschall die Seite gewechselt hat, dann wird man reden. Der Priester hat alle verrückt gemacht mit seinem Götteropfer. Hat davon gesprochen, dass ein großes Unglück passieren wird, wenn wir nicht den Göttern gehorchen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Kunde herumspricht, dass Chantico bald vor den Toren von Lios steht und nun gegen seinen eigenen Feldmarschall kämpfen muss. Was glaubst du, was der Priester dann macht? Er wird es als Götterstrafe bezeichnen und alle verrückt machen.»
«Und das interessiert dich?», der Mani verdrehte die Augen: «Du bist Atlacoya. Mich wundert es, dass du dem Priester nicht schon längst die Zunge herausgeschnitten hast!»
«Über Nehats zu herrschen ist nicht mehr ganz so einfach, Bruder! Der Widerstand formiert sich. Und die Armee ist fast gänzlich nach Pravin marschiert. Ich kann mir hier keine Unruhen leisten!»
«Und ich soll den Karren aus dem Dreck ziehen?»
«Ich werde dich reichlich belohnen. Ich kann dir alles geben, was du willst!»
«Zur Insel der Lucrezen?», fragte der Mani.
«Du bekommst ein Schiff mitsamt einer Besatzung! Es dauert keine zwei Tage, bis du die Meeresenge überwunden hast. Und im Dschungel kennt sich keiner besser aus als du.»
«Ich mache es unter einer Bedingung!», sagte Oxomoco.
«Die wäre?»
«Wenn ich zurück komme, möchte ich eines deiner besten Pferde. Und eine gute Ausrüstung! Ich möchte nach Norden!»
«Ins Land der Mani?»
«In das Land meiner Väter!», meinte der bärtige Mann.
«Das ist ein langer Weg. Und im Lande der Pravin ist Krieg. Und denk an die Wüste ...»
«Das ist dein Krieg. Er interessiert mich nicht. Du sagtest selbst, dass dein Bruder bereits vor den Toren von Lios ist. Zuvor werde ich den Weg in die Wüste nehmen. Vor der ich keine Angst habe!»
«Ich werde dir Männer mitgeben!»
«Ich habe Itzli. Mehr Männer brauche ich nicht! Und auch ihm wirst du ein Pferd geben.»
Atlacoya seufzte: «In Ordnung. So machen wir es!»
9
Königlicher Palast Hingston,
Thronsaal
Priester Johannes war außer sich. Er baute sich vor dem König auf und wirkte dabei durchaus bedrohlich.
Lord Philipp herrschte ihn an: «Ihr mögt ein gottgeweihter Priester sein. Aber haltet Abstand vor dem König. Sonst ward Ihr die längste Zeit unserer Oberster Priester!»
«Kurze Amtszeiten scheinen ohnehin üblich im Amt des Obersten Priesters!», murmelte der König. Für ihn war es durchaus befremdlich, was die Priester getan hatten und er hatte Lord Marcus sogar ausdrücklich gelobt.
«Lord Marcus hat eine Zeremonie gestört und muss dafür bestraft werden!», sagte Johannes.
«Er hat Euch beim Onanieren unterbrochen. Was, bitteschön, ist das für eine Zeremonie?», der König schüttelte verwirrt seinen Kopf.
«Auch Ihr versteht nichts davon!», sagte der Priester: «Wir wollten unseren priesterlichen Samen opfern, vor Regnator, unserem Gott. Damit er besänftigt ist und ...»
«Was für ein Unsinn!», sagte Lord Philipp.
«Ich möchte über alles informiert werden!», meinte der König: «Ihr werdet mit den Götteropfern keinen Schritt mehr tun, ohne dass ich es weiß!
«Sie sind die Götteropfer. Und sie sollten in unserer Obhut sein!», Priester Johannes tobte. Und da half auch nicht der strenge Blick von Lord Philipp.
«Nein! Ich bin der König! Sie sind das Opfer ihres Volkes und ich werde sie so lange schützen, bis sie sich auf die Reise machen!»
«Was für einen Sinn macht das? Dann werden sie ohnehin in meiner Obhut sein!»
«Oh, ich denke nicht, dass ich Euch auf die Reise schicke!», meinte Leopold: «Ihr wertet hier gebraucht. Wir hatten lange genug keinen Obersten Priester. Ich werde fähige Männer aussuchen, die alle drei Götteropfer zum Tempel von Deux bringen!»
«Was?», fragte Johannes entsetzt. Er war in jedem Fall davon ausgegangen, dass er die Reise antreten würde: «Das könnt Ihr nicht tun!»
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