Arik Steen
Hunting Prey
Die Frauenjagd Deluxe
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Inhaltsverzeichnis
Titel Arik Steen Hunting Prey Die Frauenjagd Deluxe Dieses ebook wurde erstellt bei
Folge 01
Folge 02
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Folge 12
Impressum neobooks
Golden Beach
Irgendein dämlicher Vogel zwitscherte aus dem Wald heraus. Die ganze Zeit schon. Und Mariá hasste es. Sie hatte mitgezählt. Er machte immer vier Mal die eigenartigen Laute und verstummte dann für einige Sekunden. Sie hatte das Gefühl, er lachte sie aus - sie die nackte, schutzlose junge Frau an diesem gottverlassenen weißen Strand.
Wie lange war sie nun schon hier? Eine Stunde? Zwei Stunden? Oder länger?
Es war noch mitten am Tag, aber irgendwann würde es Abend werden. Und Mariá wusste nicht wohin. Sie hatte keine Vorstellung davon wo sie war. Irgendwo auf einer Insel, das war die einzige sichere Erkenntnis. So oft hatte man von «der Insel» gesprochen.
Aber wie groß war die Insel?
In welchem Meer?
Wie weit war das Festland entfernt?
Was war auf dieser Insel und vor allem wer noch außer ihr?
Es gab so viele Fragen ...
Und der verdammte Vogel gab keine Ruhe. Immer wieder ertönte sein vierfacher Ruf aus dem Wald heraus. Ein paar Mal hatte sie schon überlegt ob sie nicht zurückschreien sollte. Sie konnte ihn nicht einmal sehen. Nur hören ...
Wieder ertönte sein unerschütterliches Vogelgezwitscher.
Sie nahm eine Handvoll Sand und warf sie wütend Richtung Wald: «Verschwinde, verdammt!»
Aber der Sand flog nicht allzu weit. Er ging in einer losen Wolke aus Steinkristallen auf und verpuffte irgendwo nutzlos in der Luft.
Mariá hatte sich die Schuhe ausgezogen und ging durch die warme, trockene Masse von leicht schimmernden Sandkörnern. Die Schritte durch den weißen Sand waren angenehm an den Füßen. Es war eine Trauminsel und ein wunderbarer Strand, das musste sie zugeben.
Sie musste einen klaren Kopf bekommen. Und zwar bevor die Sonne unterging. Sie musste mehrere Entscheidungen treffen. Wo gab es Frischwasser, wo etwas zu essen? Wo sollte sie schlafen?
Der jungen Südamerikanerin war längst klar, dass sie nicht einfach aufwachen würde und plötzlich alles vorbei war. Sie war hier gefangen. Irgendwo auf einer gottverdammten, wenn auch unglaublich schönen, Insel.
Mariá schaute hinauf aufs Meer. Unter anderen Umständen hätte sie diesen Blick wirklich geliebt. Diese Sehnsucht, diese unendliche Weite ... aber unter den aktuellen Umständen war das nicht möglich. Diese wahnsinnige Weite, die sich vor ihren Augen aufmachte, war dass was ihr Ort hier zu einem Gefängnis machte - zu ihrem Gefängnis.
Die junge Frau aus Chile setzte sich in den warmen, weißen Sand. Das Meer rauschte und kleine Wellen brachen vom Ozean her immer wieder auf die Insel. Für einen Augenblick starrte sie die Wellen an und beobachtete ihr tänzelndes Spiel. In fast regelmäßigen Abständen, aber immer mit einer anderen Wucht, spülte das Wasser den Sandstrand hinauf und zog sich schließlich wieder zurück. Es war das einzige Geräusch, das sie seit Stunden hörte. Das und natürlich der unbarmherzige Vogel, dessen Gezwitscher jedoch immer mehr unter dem Klang der brechenden Wellen unterging, umso näher sie wieder zurück ans Wasser gegangen war. In der Zwischenzeit saß sie gut zwei Meter von der Stelle entfernt, wo das Wasser maximal hinkam. Und sie mochte das beruhigende Geräusch der Wellen, die kurz vor dem Ufer brachen und schließlich auf dem Sand ausliefen. Und vor allem diesen gottverdammten Vogel übertönte.
Dann fing sie an zu weinen. Die Emotionen überwältigten die Chilenin.
Sie war gefangen ...
Mariá schaute auf das einzige Bekleidungsstück, dass man ihr mitgegeben hatte, aber nicht anhatte. Ein paar Mokassins für die Füße. Ansonsten war sie nackt und fühlte sich deshalb umso schutzloser.
Beobachtete sie jemand?
Sie wusste es nicht. Es war ein Spiel, das war ihr längst klar. Sie war entführt und dann zu diesem Casting gebracht worden. Vielleicht war das Wort Casting falsch, aber dieser schreckliche Manson hatte oft davon gesprochen. Dieser grobe Typ, der aussah wie ein brutaler Metzger.
Aber was war es dann gewesen?
Eine irrwitzige Vorführung ihrer Person vor laufenden Kameras. Mariá wusste bis heute nicht welche «Kunden» dort hinter den Bildschirmen gewesen waren und sie schließlich ausgewählt hatten. Perverse, notgeile Idioten ohne Gewissen. Und sie wusste auch nicht welche weiteren Frauen mit ihr das gleiche Schicksal teilten.
Waren wirklich alle unfreiwillig hier?
Oder war sie die einzige die entführt und verschleppt worden war?
Tränen tropften in den warmen Sand. Sie schienen innerhalb von kürzester Zeit zu verdampfen. Einige solcher warmer Tränen hatte sie am heutigen Tag schon vergossen. Viel zu Viele.
Wo waren die anderen Frauen?
Auf der langen Reise hier her, hatte sie die eine oder andere Frau gehört. Man hatte sie mit einem Flugzeug transportiert und schließlich auf ein Schiff «verladen».
War dass das richtige Wort?
Ja - das war es. Wie eine Ware hatte man sie transportiert.
Oder wie eine Gefangene, eine Geisel, ein entführtes Opfer ....
Es war mühsam sich darüber Gedanken zu machen. Sie war nun hier. Das war das Resultat einer langen Reise. Dennoch interessierte sie sich dafür wo die anderen waren. Sie hatte Stimmen auf der Fahrt hierhergehört. Sie war sich ganz sicher. Einmal hatte sogar jemand geweint ...
Es war unglaublich warm am Strand und die späte Mittagssonne brannte auf Mariás Haut. Ihr schlanker Körper war ohnehin braun gebrannt und die Sonnenstrahlen machten ihr kaum etwas aus. Obwohl sie eigentlich keine typische Chilenin war. Sie war in dem kleinen Bergdorf schon immer aufgefallen, da ihre Mutter Finnin war. Eine intelligente Journalistin aus Nordeuropa, die das südamerikanische Land bereist und irgendwie ihren Vater kennengelernt hatte. Und vor allem lieben. Sie kannte die Geschichte nicht ganz, es gab viele Gerüchte. Vor allem, weil viele aus dem kleinen Bergdorf dieses «aufkeimende Glück» belächelt hatten. Aber sie, Mariá war das Resultat. Und sie sah anders aus. Die anderen Bewohner im Dorf hatten sie immer für ihre blonden Haare und die blauen Augen bewundert. Eine Chilenin mit blonden Haaren und blauen Augen - das war etwas Besonderes. Rein aus dem logischen Verstand heraus, war es das natürlich nicht. Aber das spielte keine Rolle.
Auch die Wärme hier auf der Insel störte sie kaum, obwohl das Klima in dem kleinen Bergdorf in Chile durchaus wechselhafter und nicht so tropisch warm wie hier war.
Bitte, lieber Gott, hol mich hier weg ... bitte rette mich ...
Die junge Frau merkte, dass sie Hunger bekam. Sie hatte kaum Fettreserven an ihrem äußerst schlanken Körper. Von Natur aus war sie sehr sportlich gebaut. Wäre sie in einer Großstadt und unter anderen familiären Verhältnissen aufgewachsen, sie hätte sicherlich eine tolle Sportlerin abgegeben. Das hatte sie auch immer schon bewiesen. Sei es im Spiel mit anderen Kindern. Sie war schneller, sprang höher und konnte besser werfen.
Doch der geringe Körperfettanteil hatte natürlich den Nachteil, dass der Körper kaum Reserven hatte. Die Kohlenhydratspeicher in ihrer Leber und in ihren Muskeln waren leer und ihr wurde ein wenig schwindelig. Das Denken fiel ihr deutlich schwerer. Ihr Gehirn brauchte unbedingt Glukose. Sie musste dringend etwas essen.
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