„Wenn das der Bürgermeister erfährt, dass wir nochmals den Keltenring-Fall mit dem sagenumwobenen Ring aufrühren, dann springt er mir doch glatt ins Gesicht, das weiß ich genau“, brachte Kirsch etwas mühsam hervor.
Kirsch wollte nun doch am anderen Tag Eva Zorn anrufen, die ihm vielleicht auch etwas zu den Bilderfälschern und dem Keltenring sagen konnte. Vielleicht wusste sie ja auch, wohin Jan Schwarz verschwunden war?, dachte Kirsch und machte sich auch noch Notizen in sein schwarzes Büchlein.
Das Büchlein wies aber nur noch ein paar Seiten auf, denn alle anderen waren vollgeschrieben mit Notizen zu seinen merkwürdigen, ja sogar skurrilen Mordfällen, die den Bürgermeister auch immer wieder auf die Palme brachten. Doch das Büchlein klappte er dann gleich zu. Er wollte sich nicht mehr mit den alten Dingen beschäftigen. Die waren doch Schnee von gestern, dachte er noch.
„Gleich morgen früh fahre ich auch nach Freiburg, denn ich muss unbedingt noch mit den Theaterleuten Verbindung aufnehmen und dem Theater in Freiburg einen Besuch abstatten“, murmelte er leise, damit Moni nichts davon mitbekam, denn sie war immer sehr hellhörig, auch wenn sie sich im Wohnzimmer aufhielt.
Kommissar Schnebel soll mich zum Theater begleiten, dachte Kirsch noch. Doch dann fiel ihm zum zweiten Mal die Akte aus den Händen, denn der Schlummertrunk oder auch zwei zeigten wieder mal ihre Wirkung. Irgendwann fing er zu schnarchen an, was wiederum Moni hörte, die nebenan noch einen Tatort im Fernsehen ansah.
„Wenn die Kommissare im Fernsehen wüssten wie es im wirklichen Polizistenleben zugeht, dann wären manchmal die Fälle nicht so stark konstruiert, sondern würden sich am normalen Leben orientieren“, murmelte Moni, als sie ihren schnauzbärtigen und schnarchenden Kommissar so zusammengekrümmt vor sich liegen sah.
Doch dann weckte sie ihren Kirsch auf und so ging der Abend dann auch zu Ende.
Als Kirsch aufwachte am anderen Morgen, dachte er zunächst gleich wieder an die ermordete junge Schauspielerin aus Freiburg.
Angezogen von dem wunderbaren Kaffeeduft, der sich im Haus verbreitete, sprang Kirsch elektrisiert auf, und freute sich gleich auf seine Tasse Kaffee und ein Honigbrötchen.
Im Büro traf er auch bereits auf Helen, und auch Eugen kam schon wieder mit seinen Croissants und Brezeln im Kommissariat an.
„Heute fahren wir nach Freiburg. Eugen, du fährst mit, denn vier Augen und vier Ohren sehen und hören einfach mehr.“
Mit Helens Kaffee und Eugens Croissants nahmen die beiden noch eine Stärkung zu sich.
„Helen verbinde mich doch gleich mit Eva Zorn. Jan Schwarz hat sich bis gestern immer noch nicht gemeldet und ich weiß nicht, was mit ihm los ist. So einfach von der Bildfläche zu verschwinden, das geht doch nicht.“
Kurze Zeit später war er auch schon mit Eva Zorn verbunden, die sich auch wunderte, dass Jan Schwarz verschwunden war.
„Wenn er eine Geschichte recherchierte, dann war er wie besessen, das ist schon richtig. Aber als ich in Freiburg war, habe ich nicht gesehen, dass ihn die Geschichte mit der Schauspielerin so stark in Anspruch genommen hat“, entgegnete Eva Zorn.
„Er hat mir nur gesagt, dass ihn die Geschichte an eine alte Geschichte in Hannover erinnert. Da ist auch eine Theaterschülerin ermordet worden, auch mit einem Schal, und im Wald tot aufgefunden worden, gerade so wie jetzt im Schwarzwald, bei ihrem ‚Balzer Herrgott‘.“
„An einen alten Fall hat er sich erinnert?“, sagte Kirsch etwas fragend zu Eva Zorn.
„Wissen Sie noch, wie das Mädchen hieß und wann der Mord geschehen ist?“
„Im Augenblick nicht, aber ich kann es Ihnen heraussuchen lassen, wenn Sie möchten?“
„Ja, ich will! Ich kann mich dann auch mit den Kollegen in Hannover in Verbindung setzen.“
„Wenn es ein Serienmörder ist, dann müssen wir auf der Hut sein, dann kann er demnächst schon wieder zuschlagen.“
Auch wielange der alte Fall zurückliegt, wollte Kirsch noch wissen.
„Wir haben nämlich schon wieder einen neuen Fall in Freiburg, und zwar in der Galerie M. Ein Angestellter aus der Galerie M. wurde dort in der Tiefgarage ermordet und es ist eine Person, die auch mit einem früheren Fall von mir zu tun hat, und das macht mich sehr stutzig. Man konnte ihm seinerzeit nichts nachweisen. Erinnern Sie sich noch an den Ring der Keltengöttin?“
„Ja, natürlich, erinnere ich mich an diesen merkwürdigen Fall!“, sagte daraufhin Eva Zorn, die immer leiser am anderen Ende des Telefons wurde.
„Hatte dieser Mann, der ermordet wurde, etwas mit Bilderfälschern zu tun, oder war er selbst ein Bilderfälscher?“, fragte Eva Zorn nach.
Dies wiederum machte den Kommissar sehr neugierig.
„Ja, es wurde ihm zumindest nachgesagt, dass er Bilder gefälscht haben soll.“
„Ich komme deshalb darauf zurück, denn als ich bei Jan Schwarz war, hat er mir was von einem Bilderfälscherring mitgeteilt, dem er auf der Spur ist. Er wurde von einer Dame angerufen und er sollte schnellstens in die Galerie M. kommen, da wären wieder Bilderfälscher am Werk, so ungefähr habe ich ihn verstanden“, erzählte Eva Zorn munter drauf los.
„Es gibt bei uns auch ein Informant, der uns schon darauf hingewiesen hat, dass wieder eine große Ladung mit gefälschten Bildern aus Amerika eintreffen soll“, teilte Eva Zorn noch weitere Neuigkeiten mit.
„Ich kann mit diesem Informanten nochmals Verbindung aufnehmen. Vielleicht hängt das ja auch mit der Recherche von Jan Schwarz zusammen und wenn er sich in diesem Milieu bewegt, muss er schon sehr aufpassen. Diese Leute sind nicht zimperlich.“
„Nur, wie das auch mit der ermordeten Schauspielerin zusammenhängt, weiß ich nicht. Sie hatte auch die Galerie M. aufgesucht, wie andere Schauspielkollegen behaupten, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie was mit einem Bilderfälscherring zu tun hatte.“
„Ja, das stimmt, aber vielleicht hat sie was beobachtet und das ist ihr zum Verhängnis geworden?“
„Frau Zorn, da bringen Sie mich wirklich auf eine geniale Idee. Das kann schon sein, dass sie während der Vernissage in der Galerie M. was beobachtet hat.“
„Ich fahre jetzt nachher nach Freiburg und bespreche mich mit Kommissar Schnebel aus Freiburg, und wenn Sie mehr wissen, dann rufen Sie mich an.“
„Vielleicht kommen Sie auch noch mal nach Wiesenbach. Die Fasnacht steht ja auch wieder demnächst an, denn im Monat November geht die Kampagne mit dem 11.11. los.“
„Ach, die Fasnacht, die ist einfach fantastisch bei euch da unten. Da ist in Hannover nichts los. Mal schauen, was ich einrichten kann!“
„Was macht übrigens Bürgermeister Wohlgemuth, ich habe gehört, dass er sich als Abgeordneter für den Landtag bewerben möchte“, erzählte Eva Zorn, nichts ahnend, dass Kirsch davon noch nichts wusste.
„Was?“, rief Kirsch, „davon weiß ich ja noch gar nichts. Sehen Sie, die Presse weiß doch immer mehr, mehr sogar als die Polizei.“
„Ja, er möchte sich für den Ortenaukreis bewerben.“
„Da bin ich mal gespannt, was seine Frau, die Lene, dazu sagt!“
„Die kennen Sie sicherlich besser als ich“, meinte Eva Zorn lachend.
Dann verabschiedete sich Kirsch von der Journalistin und notierte sich aber gleich die Neuigkeit.
Kirsch und Eugen begaben sich dann auf den Weg nach Freiburg. Kommissar Schnebel empfing die beiden gleich, hatte sie doch Helen schon angekündigt.
Kirsch wollte natürlich gleich wissen, was die Obduktion von Pierre Klein ergeben hatte.
„Konnte man DNA-Spuren erkennen?“, fragte er Kommissar Schnebel, der jedoch nur mitteilte, dass die Pathologie noch nicht so weit ist.
„Aber was sagt Ihr Pathologe, Doktor Dorer, überhaupt zur Leiche von Sonia Petzoldt?“
„Das wissen Sie noch gar nicht, sie war schwanger!“
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