Als sie ihre Arbeit erledigt hatten, machten sich die beiden geheimnisvollen Gestalten auf den Weg und nach ein paar Minuten war alles in ein Dunkel gehüllt und man sah nichts mehr, nur rundum dunkle Tannen, in die der Wind rauschte.
Kirsch und die beiden Schauspielkollegen hatten nach ihrem Cafébesuch auch die kleine Galerie in der Wiehre erreicht. Doch sie standen vor einer verschlossenen Tür. Kurze Zeit später kam ein Mann aus der Tiefgarage, der etwas stutzte, als er Kommissar Kirsch mit zwei Personen vor der Tür der Galerie stehen sah. Es war Pierre Klein und er hatte gar keine guten Erinnerungen an Kommissar Kirsch, deshalb wollte er ihn auch nicht sehen und ihm auch nicht begegnen.
Kirsch ahnte jedoch davon nichts. Er erkannte den Mann nicht, den er ja nur von Weitem sah. Aufgefallen war ihm nur, dass der Mann sehr schnell wieder in der Tiefgarage verschwand.
Den beiden Schauspielern ist jedoch nichts aufgefallen. Sie hatten nur die Blicke von Kirsch auf den Mann bemerkt. Aber so richtig einschätzen konnten sie die Situation nicht.
„Weshalb ist denn der Mann so schnell verschwunden?“, meinte Eva Warnstede zu Wolfi Bauer und Kirsch.
Doch Kirsch gab keine Antwort, denn er wusste es auch nicht und konnte dazu auch nichts sagen.
„Wir wollen uns nun von Ihnen verabschieden, Herr Kirsch. Sie kennen jetzt den Standort der Galerie, wobei wir auch vermuten, dass unsere Kollegin Sonia Petzoldt die Vernissage hier am letzten Samstag besucht haben könnte.“
„Doch bei uns steht jetzt die Probe an. Sollten Sie noch Fragen haben, dann melden Sie sich doch einfach bei uns. Wir sind immer wieder im Theater anzutreffen und wohnen auch beide in Freiburg“, sagte Eva sehr freundlich zu Kirsch.
„Wir können auch über Jan Schwarz Verbindung halten“, hörte Kirsch plötzlich Eva Warnstede sagen. „Ja, das können wir auch!“, meinte er daraufhin.
Doch er machte sich natürlich weitere Gedanken über die Tote, denn die Mitteilung von Helen, dass Sonia Petzoldt schwanger war, beschäftigte den Kommissar sehr.
„Sonia Petzoldt soll schwanger gewesen sein, nur von wem, das ist hier die Frage?“, murmelte der Kommissar dann vor sich hin, als die beiden schon längst weg waren, und er plötzlich ein Auto an sich vorbeirauschen sah. Eine blonde oder rothaarige Dame saß am Steuer, die ebenfalls die Tiefgarage ansteuerte.
Kirsch kam diese Frau bekannt vor, aber er wusste natürlich nicht auf Anhieb, wo er sie schon einmal gesehen hatte.
So voller Gedanken wäre er fast noch in ihr Auto gerannt, so konfus wie er war.
Doch die Dame am Steuer reagierte schnell, machte einen kurzen Bogen um ihn herum und fuhr zielstrebig in die Tiefgarage.
Kurze Zeit später fuhr auch noch ein weißer Mercedes in die Tiefgarage. Am Steuer saß ein Herr, den der Kommissar auch schon mal gesehen hatte. Nur konnte er sich nicht erinnern wo.
„Habe ich ihn schon mal in der Zeitung gesehen?“, rutschte es aus Kirsch heraus, und er dachte, dass das wohl der neue Intendant des Theaters sein könnte. Weshalb dieser die Tiefgarage aufgesucht hatte?, kam dem Kommissar aber auch merkwürdig vor.
Aber dann wollte Kirsch eigentlich nur noch nach Wiesenbach zurück. Doch zuvor wollte er noch Kommissar Schnebel in Freiburg einen Besuch abstatten.
Kirsch lief zielstrebig dem Kommissariat im Freiburger Stühlinger zu, das für diesen Fall zuständig war.
Kommissar Schnebel war nicht im Haus, wie ihm mitgeteilt wurde, denn er musste zu einem dringenden Fall in die Wiehre fahren, dort gab es nämlich einen merkwürdigen Unfall.
„In der Wiehre!“, fragte Kirsch, „da war ich doch gerade!“
„Wo war es denn?“, wollte er dann auch noch ganz genau wissen, denn er hatte so ein komisches Bauchgefühl, dass da womöglich wieder ein Mord geschehen sein könnte.
„In einer Tiefgarage in der Wiehre, in der Nähe einer Galerie M“, wurde ihm dann mitgeteilt.
„Wie bitte in der Galerie M.? Da war ich doch gerade mit den beiden Schauspielkollegen vom Stadttheater?“, entgegnete er nur kurz.
Das gibt es doch nicht, dachte Kirsch, das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Gerade war ich dort und dann geschieht schon wieder ein Mord, oder vielleicht war es ja auch nur ein Unglücksfall wie die Freiburger Kollegen schon mal informiert haben. Doch Kirsch glaubte nicht an einen Unfall.
„Weiß man schon, wer es ist?“
„Ein junger Mann, ich glaube, er heißt Pierre Klein oder Orly, der aufgefunden wurde“, entgegnete ein junger Polizist. Jetzt war es an Kirsch ein verdutztes Gesicht zu machen.
„Piere Klein oder Orly!“, in Kirschs Gehirn fing es an zu arbeiten. „Pierre Orly!“, der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke.
„Ja, jetzt weiß ich, wer er ist! Das ist der Bilderfälscher von der Villa Amalienburg in Wiesenbach!“
„Wie kommt der denn nach Freiburg?“, fragte Kirsch die Beamten, die ihn nur groß anschauten, weil er erstens komische Selbstgespräche mit sich führte, und zweitens wollte er auch noch wissen, wie dieser Pierre Klein oder Orly nach Freiburg gekommen war, was sie ihm natürlich nicht beantworten konnten.
„Ich glaube, es ist besser, ich komme morgen nochmals vorbei, dann ist Kommissar Schnebel auch da und Sie wissen mehr und ich dann auch“, antwortete Kirsch.
„Eigentlich bin ich wegen der ermordeten Sonia Petzoldt gekommen und werde jetzt gerade wieder mit einem neuen Mordfall konfrontiert. Dazu ist mir dieser Pierre Orly auch nicht unbekannt, denn in einem meiner früheren Fälle bewegte er sich im Bilderfälschermilieu.“
„Er war der Geliebte von Linette, dem Hausmädchen der Eheleute von Monroe, die in meinem Keltenring-Fall ebenfalls ermordet wurde.“
„Das ist ja schrecklich, was Sie uns da mitteilen. Ich glaube, es ist dann schon besser, dass Sie morgen nochmals zu Kommissar Schnebel kommen und ihm die Geschichte selbst erzählen“, antwortete der junge Polizist, dem der Kommissar Kirsch aus Wiesenbach durch sein merkwürdiges Verhalten nicht mehr geheuer schien.
„Ja, der Keltenring-Fall ist schon wieder eine Zeit lang her, aber ich werde mir die Akten nochmals genauestens anschauen und dann informiere ich Ihren Kommissar“, erwiderte Kirsch zum jungen Polizisten, der schon froh war, dass Kirsch sich verabschieden wollte.
Kirsch ging dann auch sehr schnell zu seinem Auto.
Unterwegs auf der Autobahn musste Kirsch richtig aufpassen, denn sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren und er wurde ständig nicht nur von seinen Gedanken, sondern auch von den Autos, die ihn überholten, abgelenkt.
Am liebsten hätte er sogleich Helen und Eugen informiert, aber auf der Autobahn ging das nicht, es war zu viel Verkehr unterwegs, und einen Unfall wollte er auch nicht bauen.
Im Kommissariat angekommen, spurtete er mit Eiltempo die Stufen hoch und wäre dabei fast über Bella Weigand gestolpert, die mal wieder dem Kommissar ihre Aufwartung machen wollte. In ihrem Schlepptau hatte sie natürlich ihren Hund Seppi.
Der Kommissar war jedoch nicht gerade amüsiert, Bella Weigand zu sehen, denn er wollte schnellstens Helen und Eugen über den Mord an Pierre Klein berichten. Doch Bella Weigand versperrte ihm direkt den Zugang zu seinem Zimmer.
„Herr Kommissar, ich habe Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen! Ich weiß jetzt, wer der Liebhaber der jungen Frau war. Sie wissen schon, ich meine mit der jungen Frau, die Leiche vom ‚Balzer Herrgott‘.“
„Ist ja gut, Frau Weigand, wenn Sie eine Aussage machen wollen, dann sollten Sie dies bei Helen oder Eugen, ihrem Lieblingspolizisten, machen.“
„Nichts da, jetzt sind Sie da, dann mache ich die Aussage bei Ihnen.“
Bella Weigand war nicht zu stoppen und Kirsch fügte sich.
„Also gut, kommen Sie mit und nehmen Sie schon mal in meinem Zimmer Platz, ich komme gleich wieder.“
Читать дальше