„Wie lange war sie schon am Theater in Freiburg?“, wollte er dann gleich wissen.
„Am besten wird es sein, wir erzählen Ihnen alles von Anfang an.“
„Sonia Petzoldt spielt derzeit die Hauptrolle bei ‚Kabale und Liebe‘, die Louise Miller, am Stadttheater in Freiburg, und sie war immer eine loyale und liebenswerte Kollegin. Ihr Tod erschüttert uns alle beim Theater, das dürfen Sie uns glauben.“
„Können Sie sich vorstellen, wo sie noch vor ihrem sicherlich unerwarteten Tod war, denn mit diesem Aufzug und den High Heels kann sie doch nicht vorgehabt haben, einen Waldspaziergang zu machen, und auch noch beim ‚Balzer Herrgott‘ in dieser Wildnis?“
„Es gab noch eine Vernissage bei einer Galeristin in der Wiehre. Sie hat erst vor einigen Jahren ihre Galerie eröffnet, und dort muss sie gewesen sein. Ob sie allein war oder in Begleitung, das entzieht sich unserer Kenntnis, nicht wahr, Wolfi?“, meinte Eva Warnstede und Wolfi Bauer nickte nur dazu.
Eva bemerkte schnell, dass Wolfi einen roten Kopf bekam, als sie davon sprach, dass sie beide nicht wissen, ob sie alleine oder mit einer anderen Person die Vernissage besucht hatte.
Soll sich doch Wolfi selbst melden, wenn er was zu sagen hat, ich bin doch nicht sein Sprachrohr, dachte sie nur kurz.
Im Stillen machte sie sich allerdings Gedanken, weshalb Wolfi plötzlich einen roten Kopf bekommen hatte.
Hat er sie womöglich verfolgt? Einen kurzen Augenblick dachte sie auch, ob er womöglich doch der Mörder war, weil sie ihn nicht erhört hatte.
Wolfi ist nicht gerade ein Temperamentsbolzen, überlegte sie, aber wohin ihn seine Leidenschaft für Sonia bringen könnte, das wollte sich Eva im Augenblick nicht ausmalen.
Sie schaute daher Wolfi mit ihren grüngesprengelten Augen ziemlich scharf an, so, als wollte sie sagen, sag nur nichts, was dich belasten könnte. Aber sie waren ja nicht bei der Polizei, sondern nur bei Jan Schwarz in der Redaktion, überlegte Eva Warnstede.
„Sonia war immer eine sehr stille Person und hat sich nicht vielen anvertraut, aber in der letzten Zeit war sie viel lebenslustiger. Sie ist oft ausgegangen und man sah ihr direkt an, dass sie glücklich war“, begann Eva Warnstede wieder mit der Personenbeschreibung ihrer Kollegin.
„Auch unser Regisseur bemerkte dies und machte ihr dann auch ziemlich viele Komplimente. Das haben wir alle gesehen und gehört“, entgegnete sie dann mit etwas belegter Stimme.
Eigentlich hatte sie ja auch ein Auge auf den Regisseur geworfen, aber als sie bemerkte, dass er Sonia nur so anhimmelte, hatte sie sich zurückgezogen.
Das war auch gut so, dachte sie noch.
Aber war sie da nicht auch verdächtig?, überlegte sie, schluckte ein bisschen, und wusste dann gar nicht, wo sie hinblicken sollte.
Auch Jan Schwarz bemerkte ihr plötzliches Schweigen und Wolfi Bauer schaute nur so von einem zum anderen, denn er hatte auch bemerkt, dass er sich eigentlich mit seinem Schwärmen für Sonia Petzoldt verdächtig gemacht hatte.
Im Übrigen war er ja auch an diesem Nachmittag Sonia gefolgt, erinnerte er sich. Aber als er sah, dass sie nur in die Galerie ging, hatte er sich verzogen und war in seine Kneipe gegangen. Später war ja auch noch eine Probe angesagt, und somit hatte er auch ein Alibi, wie er den beiden, Jan Schwarz und Eva Warnstede, erzählte.
Eva schaute ihn doch etwas konsterniert an. Also war er ihr doch gefolgt, wie sie vermutet hatte.
Als alle so ihren eigenen Gedanken nachhingen, ging plötzlich ziemlich polternd die Tür auf, und herein stürzte Kommissar Kirsch.
„Ah, da kommt ja auch schon Kommissar Kirsch aus Wiesenbach. Er ermittelt in diesem Fall mit den Freiburger Kollegen. Wahrscheinlich will er wissen, wie die Ermittlungen in Freiburg laufen, wobei ich ja nicht bei der Polizei bin. Aber danke schön, dass Sie alle an meinen Recherchen Interesse haben.“
„Vielleicht gehen Sie, Eva und Sie, Herr Bauer, mit dem Kommissar in unser kleines Café in der Wiehre, dann können Sie ihm ja auch alles über Sonia Petzoldt erzählen?“
„Ich muss nämlich nachher noch weg, und zwar auch in diese Galerie in der Wiehre, eine Bekannte hat mich gebeten, zu kommen. Aber alles ist natürlich noch top secret, Sie verstehen?“
Schnell wurde der Computer abgestellt und Jan Schwarz, kaum hatte er noch Kirsch begrüßt, machte sich von dannen.
Schließlich wartete die Galeristin auf ihn und diese durfte man nicht warten lassen.
Kirsch stellte sich dann den beiden, Eva Warnstede und Wolfi Bauer vor, und dann gingen alle drei miteinander zu diesem kleinen Café, das sich auch ganz in der Nähe der Galerie, in der Wiehre, befand.
Die beiden erzählten dem Kommissar im Café von ihrer Bekanntschaft mit Sonia Petzoldt, ihrer Schauspielkollegin, die die Hauptrolle im neuen Stück ‚Kabale und Liebe‘ des Stadttheaters spielte und der Kommissar hörte ihnen aufmerksam zu.
Die beiden schloss er eigentlich gleich als Verdächtige aus, aber so ganz ausschließen kann man Personen nie, die in den Fall verwickelt sind, überlegte Kirsch noch.
Doch dann klingelte sein Handy, als er sich gerade ein Stück der besten Schwarzwälder Kirschtorte in den Mund schob. Als er die Stimme von Helen vernahm, dachte er schon, dass das nichts Gutes verheißen wird.
Schnell entschuldigte er sich bei den beiden, die ihm nachschauten, denn am Tisch wollte er die Neuigkeiten von Helen nicht entgegennehmen.
„Was gibt es Helen, was ist los?“, sprach er nur kurz ins Handy.
Helen wollte sich jedoch nicht abwimmeln lassen.
„Doktor Dorer hat gerade noch angerufen, die junge Dame war schwanger“, erzählte ihm Helen seelenruhig.
„Schwanger!“, rief er kurz aus, und einige Umstehenden schauten schon ganz perplex und Kirsch bemerkte gleich, dass er einen Fehler gemacht hatte.
„Schwanger?“, wiederholte er nochmals ganz leise.
„Von wem denn?“, rutschte ihm die Frage eigentlich ganz gedankenverloren nur so heraus, aber Helen konnte ihm darauf keine Antwort geben.
„Das weiß doch Doktor Dorer nicht, aber wir können die DNA ermitteln, wenn wir wissen, mit wem die Schauspielerin Bekanntschaft hatte.“
„Ja, gut, da gibt es sicherlich ein paar Verdächtige!“, knurrte Kirsch, denn die beiden, Eva und Wolfi, hatten ihm ja gerade erst davon erzählt, dass sie sehr verliebt war in der letzten Zeit.
Auch der Regisseur sowie andere Kollegen sollen ihr schöne Augen gemacht haben, aber davon wird man ja nicht schwanger, überlegte Kirsch.
Doch das verschwieg er noch Helen und wollte nur von ihr wissen, wo eigentlich Eugen abgeblieben war.
„Der ist doch bei Doktor Dorer, denn als dieser angerufen hat und diese Neuigkeit mitgeteilt hat, ist er gleich zu Doktor Dorer gegangen, um Näheres zu erfahren.“
„Gut, dann soll Eugen schauen, dass diese Sonia Petzoldt nochmals ganz genau untersucht wird. Vielleicht gibt es doch noch Hinweise, was ihren Liebhaber oder Freund betrifft, denn ich bin überzeugt, dass sie mit einem Begleiter bei der Vernissage war.“
„Die beiden Schauspielkollegen sind noch im Café, dann werden wir nachher noch zu dritt zu dieser Galerie spazieren“, informierte er Helen über seine nächsten Schritte.
Jan Schwarz wusste, dass er nicht viel Zeit hatte, um in die Galerie zu kommen. Die Galeristin war sehr impulsiv, und er sollte sich sicherlich auf dem schnellsten Weg bei ihr blicken lassen.
Und so ging Jan Schwarz zu Fuß zur Galerie, denn sie war nicht weit weg von der Redaktion, und somit musste er auch nicht wieder einen Parkplatz suchen, denn in Freiburg ist das etwas schwierig.
Schnell marschierte er mit zügigen Schritten in das alte Viertel der Wiehre, wo es noch viele alte Jugendstilhäuser gab, aber auch kleine schnuckelige Gässchen mit kleinen Läden und in einer solchen vermutete er auch die Galerie. Er hatte bisher noch nichts von der Galerie gehört, und er wusste auch nicht, ob sie nun der Flohmarktlady oder der Galeristin gehörte, oder einem anderen Besitzer oder einer anderen Besitzerin. Aber das interessierte ihn vorläufig auch noch nicht.
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