„Danke, im Moment genügt mir diese Angabe. Sie waren also zufrieden mit seiner Arbeit?“
„Ja, wie gesagt, er hat sehr viel vom Geschäft verstanden.“
„Hat er auch in der Destillerie gearbeitet? Oder nur an der Bar?“
Bothwell lachte amüsiert. „Ruaridh hat sich immer über meine Versuche, Whisky zu brennen, lustig gemacht. Hat das auf meine amerikanischen Wurzeln zurückgeführt. Alle Amerikaner seien Spinner, das war sein Lieblingsspruch. Na ja, das Konzept war wohl nicht seins.“
„Welches Konzept?“
„Wollen Sie sich nicht setzen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, zog Bothwell einen Stuhl unter dem ihm am nächsten stehenden Salontischchen hervor und bot McKenzie die Sitzgelegenheit an. Ein Gentleman alter Schule. Gegen ihren Willen war McKenzie angenehm berührt.
„Nun, ich baue auf die jahrhundertealte Tradition der Schwarzbrennerei hier in der Gegend. Als ich hier die Garage zu einer Destillerie umbaute, stiess ich auf ganz viel Widerstand, vor allem vonseiten der Behörden. Die wollten mir keine Lizenz erteilen. Aber viele Einheimische haben die Idee begrüsst, und sie haben mir auch ihre Rezepte verraten. Ich stelle hier meinen eigenen Whisky – ganz kleine Mengen – her und experimentiere damit. Sie können sich hinterher gerne die Brennerei anschauen. – Ruaridh dagegen kam halt von einer grösseren Brennerei. Er hatte für meine Bemühungen nur ein müdes Lächeln übrig.“
„Trotzdem haben Sie ihn hier als Mitarbeiter behalten?“
„Wir haben uns sonst sehr gut verstanden. Ich hatte einfach meine Leidenschaft und er die seinige.“
„Leidenschaft? Wofür?“
„Für edlen Whisky. Ruaridh war ein echter Kenner. Gab nicht viel, was er darüber nicht wusste. Und er hat auf den Auktionen und Märkten auch immer wieder gute Flaschen gefunden, die er dann hier ausgeschenkt hat. Die Gäste kommen deswegen sogar von Übersee her.“
„Sein Tod ist also ein grosser Verlust für Sie?“
„Ja, so kann man es auch sehen. Obwohl –“, hier zögerte Bothwell. Es schien McKenzie, als ob er sich nicht ganz schlüssig sei, ob er etwas sagen oder lieber schweigen sollte.
„Obwohl was?“ McKenzie insistierte. In einem Mordfall gab es nichts zu verschweigen.
Bothwell zuckte mit den Schultern. „Im letzten Monat hat sein Arbeitseifer merklich abgenommen. Es schien, als ob er mit seinen Gedanken ganz woanders war. Einmal hat er einem Gast sogar einen Lagavulin statt einen Laphroaig ausgeschenkt. Ein solcher Lapsus wäre für ihn vorher undenkbar gewesen. Und dann hat er ja auch vor einer Woche gekündigt.“
Das war nun tatsächlich eine Neuigkeit. „Er hat gekündigt? Mit welcher Begründung?“
„Gar keiner. Er hat nur gemeint, er habe jetzt lange genug für andere Leute gearbeitet, und er möchte sich selbständig machen. Aber wie er das schaffen wollte, darüber hat er sich ausgeschwiegen. Er hat ja kein Kapital gehabt. Sonst hätten wir über eine Partnerschaft sprechen können, er wäre mir sehr willkommen gewesen.“
McKenzie fuhr nachdenklich nach Gairloch zurück. Sie hatte sich von Bothwell die Destillerie zeigen lassen, an seinem Selbstgebrannten geschnuppert und sich danach in gutem Einvernehmen von ihm verabschiedet. Sie hatte keinen Anlass, an den Aussagen des Mannes zu zweifeln, trotzdem wollte sie den Geschäftsgang des Unternehmens überprüfen lassen. Vielleicht war Ruaridh McDougal irgendwie zu Geld gekommen, und falls die Destillerie und das Hotel nicht genug abwarfen – immerhin war das Äussere des Hauses ziemlich vernachlässigt –, könnte Bothwell vielleicht doch in Versuchung geführt worden sein. Der Mann und sein Anliegen waren ihr sympathisch, aber McKenzie war fest entschlossen, ihr Urteilsvermögen nicht durch die guten Manieren Bothwells und seinen zur Schau getragenen Idealismus trüben zu lassen.
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