»Ist schon gut, Jennifer«, winkte ich ab. »Ich hätte dir schon ...«
»Wer war dieser Typ, der wieder von den Toten auferstanden war?«, unterbrach sie mich. »Erzähl mir von ihm«, forderte sie mich auf.
»Dieser Mistkerl«, flüsterte ich und bemerkte, dass ich dabei eine finstere Miene aufgesetzt hatte. »Sein Name ist Horyet«, sagte ich mit fester Stimme.
Jennifer trank an ihrem Cocktail und sah mich erwartungsvoll an. Natürlich wollte ich ihr die Geschichte über diesen mysteriösen Horyet nicht vorenthalten und überlegte, wo ich anfangen sollte.
»Wo ist er dir zum ersten Mal begegnet?«, fragte Jennifer.
Genau , dachte ich. Damit fange ich an . Ich begann damit, wie ich diesem Horyet im Londoner Park begegnet war. Jennifer hörte mir schweigsam zu, und ich wusste in diesem Augenblick nicht, ob sie mir die Geschichte abnahm. Als ich fertig war, trat ein kurzes Schweigen ein.
»Da hattest du aber Glück gehabt, dass diese beiden Männer aufgetaucht waren«, sagte sie. »Wer waren sie?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Vermutlich vom Geheimdienst«, flachste ich und lachte. »Keine Ahnung, wirklich«, sagte ich mit ernster Miene und ergänzte: »Aber, wenn ich so über alles nachdenke, hätten sie von irgendeiner Sondereinheit sein können.«
Zum krönenden Abschluss kamen wir auf den Namen ANDORzu sprechen. Als sie von mir erfuhr, dass es sich dabei vermutlich um mich handeln könnte, verlor ihr Gesicht an Farbe. Sie wollte sofort etwas über die außerirdischen Monster und den Krieg erfahren, doch darüber konnte ich ihr nichts berichten.
Unsere Cocktails neigten sich dem Ende zu. Ich überlegte, ob ich noch einen Tequila Caliente bestellen sollte. Jennifer entschied sich für ein Wasser. Es war wohl vernünftiger nicht noch mehr Alkohol zu trinken, also wollte ich mir eine Cola bestellen und winkte den Barkeeper an unseren Tisch.
»Du bist also vermutlich, nun ja, dieser mysteriöse Andor?«, fragte sie nach, als der Barkeeper gegangen war.
»Ja«, nickte ich.
»Das ist alles schwer zu glauben«, schüttelte sie den Kopf.
»Kann ich nachvollziehen. Ich selbst verstehe so vieles noch nicht«, antwortete ich und schüttelte leicht den Kopf dabei.
»Warum wird dieser Krieg geführt? In welchem Sonnensystem befindet sich dein Planet?«, fragte sie.
»Es steht ja noch nicht fest, dass ich von einem anderen Planeten komme«, gab ich ihr zu verstehen. »Ich habe bis jetzt nur davon geträumt, einen Beweis gibt es nicht.«
»Aha.«
»Schau mich an, Jennifer. Sehe ich etwa wie ein Außerirdischer aus?«, flüsterte ich ihr zu.
Sie zögerte.
»Nein«, sagte sie schließlich. »Wie sieht denn ein richtiger Außerirdischer aus?«, lächelte sie charmant.
»Tja«, flüsterte ich. »Also ...«
Dann blitzten düstere Gedanken durch meinen Kopf. Konnte ein Außerirdischer einem Menschen ähneln? Die seltsamen Monster, die ich zu Gesicht bekommen hatte, hatten jedenfalls keine Ähnlichkeit mit einem Menschen. Aber dieser Horyet konnte sich verwandeln und war dann äußerlich nicht von einem Menschen zu unterscheiden.
Der Barkeeper brachte die Getränke und stellte sie auf den Tisch.
»Danke«, sagte ich und griff nach der Cola. Das tat gut. Jennifer griff nach dem Wasser und trank.
»Also, weißt du nichts über einen Krieg?«, hakte sie nach und kniff misstrauisch die Augen zusammen.
»Nein ... ehrlich nicht«, antwortete ich. »Ich habe wirklich keine Ahnung«, betonte ich.
»Ich habe da noch eine Frage ... Bill«, sagte sie gedehnt. »Warum gerade München?«
Die Frage kam spät, aber ... sie kam , dachte ich.
»Willst du es mir nicht verraten?«
Natürlich wollte ich Jennifer darüber nicht im Ungewissen lassen und erzählte ihr, dass ich auf der Suche nach irgend so einem Tor zur Ewigkeit war, das sich irgendwo in München auftun sollte. Wie dieses Tor aber genau aussah und wo es sich öffnen würde, konnte ich ihr nicht sagen. Ich wusste es einfach nicht.
Sie nippte nachdenklich an ihrem Wasserglas.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich.
Blöde Frage , ging es mir durch den Kopf.
»Ja«, antwortete sie.
»Gut. Dann können wir ja ein Taxi rufen.«
»Taxi?«, fragte Jennifer erstaunt.
»Ich dachte, du bist vielleicht auch hungrig«, sagte ich.
»Okay, und wohin gehen wir?«, fragte sie gespannt.
Ich bemerkte, wie ich die Stirn krauste.
»Möchtest du thailändisch Essen gehen?«, fragte ich.
»Gerne«, nickte sie.
»Sollen wir zahlen?«, fragte ich.
Sie nickte und griff in die Handtasche.
»Ich lade dich ein«, sagte ich.
»Das ist aber nicht nötig.«
»Lass mich zahlen!«, sagte ich.
»Okay«, lächelte sie. »Danke.«
»Ich hab da eine Idee«, sagte ich und winkte dem Barkeeper zu.
Als er mir die Rechnung präsentierte, blieb mir für einen kurzen Moment die Luft weg. Ich wollte doch nicht die Einrichtung hier erwerben, lediglich die Getränke bezahlen. Dann fragte ich den Barkeeper nach einem thailändischen Restaurant. Natürlich empfahl er zuerst das Hotelrestaurant.
»Haben Sie noch einen anderen Tipp?«, fragte ich höflich.
»Das YUM kann ich sehr empfehlen«, sagte er und erzählte uns etwas von dem Restaurant und der thailändischen Küche dort.
Das Restaurant lag nicht weit von unserem Hotel entfernt – ungefähr zehn Minuten zu Fuß. Wir waren begeistert und ließen uns vom Barkeeper den Weg beschreiben. Dann verabschiedeten wir uns von ihm.
Der Barkeeper ging wieder zur Bar und bereitete für einen Gast einen Cappuccino zu.
»So ein Mist!«, fluchte ich leise, als wir gerade aufstehen und gehen wollten und ich hinter Jennifer jemanden auf uns zukommen sah.
Ich blickte in Jennifers entsetzte Miene, als eine kräftige Männerstimme hinter ihr sagte: »Wo wollen sie beide denn so schnell hin?«
Giller, dieser Vollidiot , ging es mir durch den Kopf, kommt im falschen Moment.
»Wir wollten gerade gehen«, sagte ich ernst.
»Sie sind verhaftet, Clayton!«, sagte Giller in einem scharfen Ton.
Mir blieben die Worte im Hals stecken. Was sollte ich darauf antworten?
Jennifer runzelte die Stirn und betrachtete Giller gründlich, dann sagte sie in einem scharfen Ton: »Sie können nicht einfach jemanden verhaften!«
Die beiden Gäste am Tisch sahen schon zu uns herüber. Dieser dämliche Giller hielt wohl nichts von Diskretion.
»Haben Sie einen Haftbefehl?«, fuhr Jennifer den Polizeibeamten an.
Toll! Ganz toll! Das war mir jetzt aber wirklich peinlich. Damit hatten wir auch die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf uns gezogen. Dieser Zwischenfall würde sich im ganzen Hotel herumsprechen. Ich malte mir schon aus, dass wir sicherlich bald von einer Flutwelle hungriger Reporter attackiert würden, die alles über Andor den Außerirdischen erfahren wollten. Ein Fressen für die Geier.
Jennifers stechender Blick, ließ Giller einen langen Augenblick zögern, doch dann sagte er mit fester Stimme zu Jennifer: »Meine Kollegen kommen gleich und bringen den Haftbefehl mit.« Giller wandte sich mir zu und zischte: »Was ist in meinem Büro passiert?«
Ich dachte in diesem Augenblick, dass es keinen Sinn machte, Giller die Wahrheit zu erzählen, denn ich ahnte, dass er mir eh nicht glauben würde, also schwieg ich.
»Sie haben alles demoliert«, fuhr Giller mich an. »Warum?«
Was konnte er schon machen? Er hatte keine Beweise, dass ich damit etwas zu tun hatte. Giller konnte mir nichts anhängen, davon war ich fest überzeugt.
»Sie sind für die Verwüstungen in meinem Büro und«, Giller holte Luft und beugte seinen Kopf vor, »in der Herrentoilette verantwortlich, Clayton.« Giller rümpfte die Nase.
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