Eine außergewöhnliche Reise
durch Schottland
Das Phantom der Ruinen
Das Buch
Es war sein Anliegen als Maler wundervolle Bilder während seiner Schottlandreise entstehen zu lassen. Doch das Schicksal wollte es anders. Die Suche nach Romantik verwandelt sich in unheimliche Abenteuer. Gespenstische und liebevolle Begegnungen wechseln sich ab. In all den abenteuerlichen Erlebnissen lernt er eine Liebe kennen, die fast unbeschreiblich bleibt und sein Leben für alle Zeit verändert.
Dieser gefühlvolle und abenteuerliche Roman, entführt in Zeitreisen zu fantastischen Abenteuern und verwandelt sich in eine Dokumentation, die ein Teil des heutigen Lebens von Hans Maria Mole und Basil Wolfrhine beschreibt – die Philosophie in der Kunst, Musik und pragmatischer Mystik.
Der Autor
Hans Maria Mole ist ein international bekannter Maler und Aktionskünstler. Sein Schaffen bietet einen unmittelbar anschaulichen Zugang zur Bildlichkeit der Natur. Das Zusammenspiel künstlerischer Gestaltungsmöglichkeiten in Verbindung mit seiner philosophischen Lebensanschauung, führt zu dem eigenwilligen Stil seiner Arbeiten. Mole interpretiert seine Kunst so: „Meine Welt ist die des Lichts, aber als Maler sehe ich nur den Schatten.“
Impressum
© SchottenRadio
Basil Wolfrhine, Spall 2017
Alle Rechte vorbehalten.
Texte: Hans Maria Mole
Umschlag: Basil Wolfrhine
Zeichnungen: Hans Maria Mole
Illustration: Basil Wolfrhine
Fotos: Stefan Dumke, Tina Wolfrhine
Satz/Layout: Atelier Wolfrhine
Verlag:
SchottenRadio
Soonwaldstr. 2a
55595 Spall
info@schottenradio.de
Druck: epubli ein Service der neopubli GmbH, Berlin
ISBN: 978-3-7450-1121-0
Printed in Germany
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Schottland, der Wunsch meiner Träume! So war ein Gedanke schon immer in mir. Nun, heute, wo ich das Land in all seinen Facetten kennen gelernt habe und nicht mehr so fit bin wie damals, als ich am Loch Ness saß und Skizzen anfertigte, sehe ich manches nicht mehr so verträumt. Doch ich liebe es immer noch, das Land mit seiner unerschöpflich mystischen Landschaft, den spektakulären Lichtern und den herzlichen Begegnungen auf den Inseln, mit ihren Wind und Wetter trotzenden Menschen.
Ich hatte damals dieses mystische Land besucht, um die Inspiration des Lichts der tiefstehenden Sonne einzufangen, das die zerklüfteten Küsten besonders betonte und mir die Empfindung suggerierte, diese Landschaft im Atelier in eindrucksvolle Bilder zu verwandeln.
Eine Geschichte hat sich in mir festgesetzt, die ich als junger Mann vor ungefähr fünfzig Jahren dort erlebte, und die ich nicht mehr vergessen werde, nie mehr! Noch heute, während ich im Liegestuhl sitze, in die Sonne schaue und nachdenke, erscheint sie wieder vor meinem geistigen Auge und wirft immer noch Fragen auf, die zum Teil bis jetzt ungelöst sind. Abenteuer, Liebe und Romantik gaben sich abwechselnd die Hand, in einer Welt, die teilweise wie in Opiumträumen Schrecken und Tod vorgaukelten.
Weit weg ist das Land der Vergangenheit – und ich machte zum ersten Mal die Reise in dieses Land meiner schwärmerischen Vorstellungen. Malen wollte ich dieses hintergründige, nebulose und schicksalhafte Land, aus dem mich viele interessante Geschichten erreichten und die mich dann veranlassten, ebenfalls eine längere Zeit dort zu verbringen.
Inzwischen war ich fast überall in Schottland und es entstanden Hunderte von Landschaftsbildern, Skizzen und surrealistischen Abbildungen. Nebelverhangene Berge, alte Cottages und Ruinen, einsame, sonnige Buchten, die schöner waren als alle einer im Mittelmeer gelegenen Ferieninsel, sollten mir immer wieder Anlass geben, diese herrliche Natur festzuhalten.
Irgendjemand hatte mir mal erzählt, dass nichts die Schönheit und die Dramatik der Westküste Schottlands übertreffen könnte. Doch ich wollte es selbst entscheiden, was wirklich bei mir das Wort „schön“ hervorrufen würde, denn es gibt wohl kaum einen Begriff, der dehnbarer ist, und für mich als Maler besitzt dieses Wort sowieso eine andere Bedeutung. So blieb ich, von Edinburgh kommend, an der Ostküste, und danach wollte ich auf die andere Seite, das heißt zur Insel Skye. Doch jetzt erlebte ich zum ersten Mal die außergewöhnliche Felsenküste der Ostseite des Landes, ganz oben im Norden, fast am Ende der Welt, so könnte man es auch ausdrücken.
In dieser wilden, von Stürmen heimgesuchten Ecke Schottlands gibt es kaum noch einen Baum, und dieses Ödland ist die Einsamkeit pur. Es ist so, dass man meint, alles, die gesamte Landschaft wird nur vom Licht beherrscht. Und man fragt sich, woher es überhaupt kommt, dieses fast imaginäre Licht. Weite, wunderbare Gefilde sind einfach leer, es ist wie ein schweigendes, wildes und verlassenes Land, in dem man von Ehrfurcht gepackt werden könnte, wenn man nur daran dachte, dass hier vielleicht noch kein Mensch gestanden hatte, oder, dass es schon sehr lange her war, dass es vielleicht mal jemand gab, der hier durch das windige Land streifte, um etwas zum Essen zu besorgen, das heißt, ein Huhn oder Kaninchen zu jagen.
Nachdem ich stundenlang über dicke Grasbüschel, glitschige Steine, nasse Moose und eiskalte Bäche mehr gepilgert als gewandert war, entdeckte ich an dieser gottverlassenen Stelle etwas, das nach Leben aussah. Ich war verwundert, in dieser Wildnis noch ein paar Häuser zu entdecken, und ich wurde daran erinnert, dass hier tatsächlich noch Menschen lebten. Wo ich jetzt gerade bin, stehen drei Cottages, und keine Straße führt hier her, nur ein Schotterweg, der fast zugewachsen ist. Unweit von den winzigen Gärten beginnt das Wasser, das bei Sturm fast bis zu den Steinmauern vordringt. Mehrere Boote liegen auf dem Land, festgebunden, einfach malerisch! Also, Skizzenblock raus und zeichnen ...
Der Stein unter mir, auf dem ich saß, kühlte mich langsam aus. Ein kalter Windzug tat sein Übriges, und ich zog mir den Schal um die Ohren. Der Himmel, der gerade noch aussah, als wäre er einem Aquarell entsprungen, mit aufgetürmten Wolkenbänken, zwischen denen noch das tiefe Blau durchschimmerte, hatte sich zugezogen. Die ersten Tropfen flogen mir schon ins Gesicht, und gerade, als ich mich aufmachen wollte, damit ich nicht dem kommenden Regen ausgeliefert wäre, sah ich jemand aus dem gegenüberliegenden Cottage kommen. Es war eine ältere Frau – sie winkte mir zu, ich soll doch rüberkommen. Also, schnell hin.
Als ich näher kam, öffnete sie mir die rotgestrichene Tür vom Windfang und schob mich halbwegs ins Haus. Es gab mir gleich ein wunderbares Gefühl, im Moment nicht mehr dem scharfen Wind ausgesetzt zu sein. Trotz dem Dialekt, das die Frau sprach, konnte ich sie mit meinem Schulenglisch gut verstehen. Ihr Mann saß in der Nähe des Fensters und schaute hinaus. „Das dauert nicht lange“, waren seine Worte zur Begrüßung, wobei er mich nicht einmal ansah. „Jetzt, zum Ende des Sommers, da ändert sich das Wetter schnell von Sonne zu Regen und umgekehrt.“ Dann ließ er den Vorhang los und setzte sich hinter den Tisch. Er reichte mir die Hand und sagte nichts. Dafür war seine Frau etwas gesprächiger. „Setzen Sie sich, ich mache einen Tee.“ Draußen regnete es bereits in Strömen, doch hier ließ es sich aushalten.
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