»Es gibt noch ein paar handschriftliche Notizen, unter anderem auch über einige Blutwerte von Clayton«, erzählte Berger seelenruhig.
Zink horchte gespannt.
»Ich habe mir eine Kopie der Notizen von den Kollegen in London zukommen lassen«, Berger holte kurz Luft, »und diese mit den Analysen der beiden Blutspuren aus Gillers Büro verglichen.«
»Okay«, nickte Zink.
»Beide Blutanalysen aus Gillers Büro scheinen nicht menschlichen Ursprungs zu sein und eine davon deckt sich nahezu mit der von Clayton.«
»Wow«, staunte Zink und überlegte. »Aber was ist, wenn das Ergebnis der Laboruntersuchung falsch ist?«, hakte Zink nach.
Berger schüttelte den Kopf.
»Es wurden insgesamt drei Tests durchgeführt und alle mit dem gleichen Ergebnis«, erklärte Berger. »Und außerdem wirst du, diese Blutwerte bei keinem Menschen finden«, betonte Berger nochmals.
»Oh!«, sagte Zink und kratzte sich am Ohr. »Soll das heißen, dass Clayton ein Außerirdischer ist?«
Berger nickte.
»Und er war an diesem Kampf in Gillers Büro beteiligt«, stellte Zink weiter fest.
Berger nickte wieder.
»Wenn wir ganz sicher gehen wollen, müssen wir von Clayton eine DNA-Probe nehmen und diese mit den DNA-Spuren aus Gillers Büro vergleichen«, sagte Berger.
»Okay«, nickte Zink.
»Aber ich glaube, das wird nicht nötig sein«, sagte Berger zuversichtlich. »Clayton hat keine andere Möglichkeit mehr, als uns die Wahrheit zu sagen.«
Ein kurzes Schweigen trat zwischen den beiden Agenten ein.
»Warum ist das denn damals bei der Untersuchung im Krankenhaus niemandem aufgefallen«, stutzte Zink, »dass Clayton keine menschlichen Blutwerte hat?«
Berger zuckte mit den Schultern. »Die Unterlagen hatte damals jemand verschwinden lassen«, sagte Berger.
»Aber wer?«, fragte Zink.
»Keine Ahnung«, antwortete Berger. »Vielleicht war es Clayton.«
»Was sollen wir tun?«, fragte Zink.
»Ihn zur Rede stellen!«
»Er ist ein Außerirdischer«, wiederholte Zink ruhig. »Können wir ihm denn vertrauen?«
»Um das herauszufinden, werden wir ihn im Hotel aufsuchen«, sagte Berger.
»Okay«, kam es von Zink. »Finden wir heraus, ob dieser Clayton vertrauenswürdig ist.«
»Scheiß Wetter heute«, brummte Berger leise.
»Ja, das kannst du laut sagen«, schmunzelte Zink. »Soll aber im Laufe des Tages wieder besser werden.«
»Was machen wir, falls Clayton nicht kooperieren will oder sich herausstellt, dass Clayton zu den Bösen gehört?«, fragte Zink.
»Wir nehmen ihn fest!«
»Wir beide allein?«, stutzte Zink.
»Für diesen Fall steht uns eine Einheit zur Verfügung«, lächelte Berger.
Berger warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
»Nervös?«, fragte Zink.
»Ja«, gab Berger zu.
»Was ist mit Giller?«, fragte Zink. »Du hast ja eben mit ihm telefoniert.«
»Was soll mit ihm sein?«
»Kommt er auch zum Verhör dazu?«
»Er wollte auch vorbeikommen«, antwortete Berger missmutig.
»Dieser Giller ist ein Idiot«, schimpfte Zink.
»Mag schon sein.«
»Lass uns einen Schritt zulegen!«, schlug Zink vor. »Hast mich ja früh über alles informiert«, warf Zink seinem Kollegen an den Kopf.
»Habe ja auch erst vor einer Stunde alles erfahren«, verteidigte sich Berger.
Berger hob kurz den Kopf. Dunkle Wolken zogen vorüber.
»Das Wetter passt zu meiner Stimmung«, knurrte Berger.
»Mir geht es da nicht anders«, sagte Zink.
Berger holte den Autoschlüssel aus der Jackentasche und öffnete die Türen von seinem Ersatzdienstwagen, der am Straßenrand parkte.
Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen.
Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z.B. der Relativitätstheorie.
ALBERT EINSTEIN
Ich stand wie gelähmt im Hotelzimmer, den Blick starr auf das Fenster gerichtet, und versuchte mich an mein früheres Leben vor dem Gedächtnisverlust zu erinnern.
Nichts.
Gar nichts.
Es war als starrte ich in eine finstere Vergangenheit – einer Vergangenheit ohne Erinnerungen. Ich musste an den Traum denken, den ich vor einigen Minuten hatte. Konnte der Traum eine Erinnerung aus meinem früheren Leben sein? Mir wurde es mulmig im Magen. Oder war der Traum nur ein Hirngespinst? Ich atmete schwer aus und erinnerte mich an diesen Traum – an jedes Detail.
Ich erinnerte mich genau daran, dass ich mitten in der Menge stand und hörte, dass kurzfristig eine Ratsversammlung einberufen worden war. Der karge Saal war erfüllt von grellen Lichtern, die sich an den glatten Metallwänden widerspiegelten. Das ganze Drumherum machte einen trostlosen Eindruck auf mich, außerdem fehlten Stühle und Tische. Das Gedränge im Saal war nicht sonderlich dicht, aber dennoch wirkte es auf mich irgendwie erschlagend.
Die rechte Metallwand flackerte hell auf, und ein Bild erschien. Alle starrten wie angewurzelt auf die zwei Kreaturen, die auf der Metallwand erschienen waren. Sie trugen schwarze Kampfanzüge und waren mit Lichtschwertern bewaffnet. Sie bewegten sich schnell durch das unebene Gelände, direkt auf einen schmalen Pfad zu, der in einen riesigen, zerklüfteten Krater hineinführte.
Von einem Mann, der neben mir stand, erfuhr ich, dass die Aufnahmen auf dem Planeten Pelos gemacht wurden. Dann wurde es still, und ein bärtiger Mann eröffnete die Rede. Er erzählte etwas über einen Krieg und eine feindliche Basis, die sich auf dem Planeten Pelos befinden sollte. Dann erzählte er etwas über ein schreckliches Ereignis und deutete auf die Metallwand rechts von mir. Ich sah ein schneeweißes Gebäude inmitten eines bunten Laubwaldes. Das Gebäude kam mir auch bekannt vor. Woher? Ich überlegte fieberhaft, doch meine Erinnerung daran war verschwunden. Ich zuckte zusammen, als ein greller Blitz das Gebäude zerstörte. Etwas später erfuhr ich, dass es sich um ein Geheimlabor gehandelt hatte.
Dann sprach mich ein jüngerer Mann an, und ich erfuhr von ihm etwas über einen Wissenschaftler namens Reolan Leeonex. Er hatte wohl eine Erfindung gemacht, die in die Hände des Feindes gelangt war. Der Feind hatte diese Erfindung rasant weiterentwickelt und ein sogenanntes Basrato erschaffen, das unbedingt von irgendjemandem zerstört werden musste.
Als Unruhe in den Saal hineinkam, trat eine junge Frau namens Ranja an das Rednerpult und sorgte für Ruhe. Dann erklärte sie kurz und knapp, dass ein gewisser Andor das Kommando übernehmen sollte, um das Basrato zu zerstören. Diese arme Sau , hatte ich gedachte, und jemand neben mir meinte, dass dieses Himmelfahrtskommando niemand überleben würde.
Ranja forderte jemanden mit dem Namen Andor auf nach vorne zu treten und eine Rede zu halten. Ich war gespannt, wer dieser arme Teufel war, der das Kommando über eine aussichtslose Mission führen sollte.
Abermals forderte Ranja den armen Teufel auf, nach vorne an das Rednerpult zu kommen, und in diesem schweißtreibenden Augenblick bemerkte ich, dass sie mich damit meinte.
Ich schüttelte mich. Scheiße, falls das kein Alptraum war, sondern Erinnerungen an mein früheres Leben – Scheiße. Ich schüttelte mich abermals.
Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass ich in zwanzig Minuten mit Jennifer verabredet war. Ich hatte wohl doch länger geträumt, als ich dachte. Mist, und geduscht hatte ich auch noch nicht. Ich rief Jennifer an und teilte ihr mit, dass es etwas später würde. Wir verabredeten uns in dreißig Minuten in der Hotelbar.
Als ich das geräumige Badezimmer betrat, staunte ich über den erlesenen Luxus. Die schwarze Marmorumrandung des Waschbeckens und der Badewanne hob sich von dem hellen Marmorboden ab. Ich staunte auch über die riesige, separate Dusche aus Marmor. Als ich in den großen Spiegel über dem Waschbecken blickte, ergriff mich ein angstvolles Schaudern.
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