Christoph Güsken - Das Rubikon-Papier

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Benno von Zabern, ein prominenter und unbequemer Klimaforscher, wird ermordet. Hauptkommissar Andersen und sein Kollege Grunwald gehen zunächst von Einbruch aus. Doch schon bald wird klar, dass die Tat mit von Zaberns Tätigkeit zu tun hat. Kerkhoff, ein Journalist, der von Verschwörungstheorien besessen ist, wird von Unbekannten beschattet und sogar bedroht. Er bietet der Kripo eine Zusam-menarbeit an, doch die nimmt ihn nicht ernst.
Andersen beginnt sich mit der Person des Wissenschaftlers zu beschäftigen, seinen Statements und seinen Auftritten im Fernsehen. Von Zabern war nicht unumstritten: War er den Konzernen ein lästiger Kritiker, so hielten ihn radikale Kritiker für einen Schönfärber und Handlanger des Systems.
In der Zwischenzeit erfährt man vom Aufstieg eines populistischen Politikers, Gründer einer ominösen eurozentristischen Sammelbewegung namens 'Abendland!'. Er ist ein genialer Redner, der die Massen auf einen neuen Politikstil abseits der satten Eliten einschwört. Durch ein fingiertes Attentat verschafft er sich ein Mär-yrerimage verschafft, allerdings hat er auch eine dunkle Seite, die ihn seine Karriere kosten kann.
Der Mordfall gilt bald als gelöst. Aber Andersen ist nicht überzeugt und ermittelt auf eigene Faust weiter, gemeinsam mit dem Verschwörungstheoretiker. Ein mysteriöser Selbstmord und ein brutaler Mord vor den eigenen Augen bestätigen seinen Verdacht, dass sie auf der falschen Spur waren. Was verbirgt sich wirklich hinter der Kindermann-Stiftung und welche Zwecke verfolgt sie? Andersen stößt auf einen ungeheuerlichen Plan, der die Zukunft der Menschheit neu definiert …

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Christoph Güsken

Das Rubikon-Papier

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Inhaltsverzeichnis Titel Christoph Güsken Das RubikonPapier Dieses ebook - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

47. Kapitel

48. Kapitel

Impressum neobooks

1. Kapitel

Als aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es den Herrn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen, und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.

Gen 6,5-7

Der alte Mann keuchte, während er lief. In seinen Gliedern machte sich Erschöpfung bemerkbar, das war nach vier Kilometern Strecke ganz normal. Ich habe es nicht mehr nötig, mir etwas zu beweisen, dachte er. Lange Zeit habe ich mir etwas darauf eingebildet, dass die Presse über mich schreibt, wie gut ich mich für mein Alter gehalten habe. Dass ich für einen alten Knacker verdammt fit aussehe. Aus rei­ner Eitelkeit habe ich damals angefangen zu joggen.

Trotz der Müdigkeit fühlte Benno von Zabern sich großartig, wäh­rend er die kalte, frische Nachmittagsluft einatmete. Joggen war für ihn kein Sport, sondern eine Form der Meditation. Vier Schritte lang ein­atmen, vier Schritte lang ausatmen. Immer abwechselnd, immer wie­der. Die Welt um ihn herum vergessen, Spaziergänger und Hundebes­itzer, den See, den er umrundete, den Schotterweg, auf dem er lief. Erinnerungen, Ideen und Assoziationen reihten sich wie von selbst in seinen Gedankenfluss ein. Blockaden lösten sich, und Banales trennte sich von Wichtigem. Oft hatte er das Gefühl, wenn er nur lange genug joggte, würde sich sein Leben wie von selbst ordnen, ohne dass er et­was dazu beitragen musste.

Eine schöne Illusion. Sein Leben würde sich nicht von selbst ord­nen, auch wenn er selbst alle seine Mühe darauf verwendete, es würde ihm nicht mehr gelingen. Dafür war es zu spät. Ich kann froh sein, ging es von Zabern durch den Kopf, während er einem entgegenkom­menden Radfahrer auswich, dass es mir wenigstens vergönnt war, ei­nen unge­schönten Blick auf das Chaos zu werfen. Jahre, Jahrzehnte lang habe ich mir in der Rolle des unbequemen Analysten gefallen. Als mir die Augen geöffnet wurden, sah ich im selben Moment, dass ich mir auf nichts etwas einbilden kann. Nicht einmal darauf, reinen Tisch ge­macht zu haben, denn das wird die Dinge nicht mehr ins Lot bringen. Die ganze Zeit war ich mir darüber bewusst, dass ich mir selbst etwas vormache, doch ich habe es eben gern getan. Es war be­quem und brachte mir Ansehen ein.

Der alte Mann verließ den See und bog nach links auf einen Weg ab, der an der Gartenseite seines Grundstücks vorbeiführte. Es war ein großes Grundstück in einer sündhaft teueren Lage, Innenstadt und Parklandschaft in einem. So etwas konnten sich nur wenige leisten. Er gehörte zu ihnen.

Von Zabern musste grinsen. Sich etwas vorzumachen, zahlte sich aus. Nicht nur jetzt, sondern auch später. Vielleicht war das Haus samt Grundstück schon bald nicht mehr viel wert, doch heutzutage konnte man sich selbst aus der Hölle freikaufen, wenn man nur über das nöti­ge Kleingeld verfügte. Die berühmte Volksweisheit, der zufolge ein To­tenhemd keine Taschen hatte, war widerlegt.

Der Jogger verfiel in Schrittempo und stoppte vor seiner Gartentür. Er überquerte den Rasen in Richtung Terrasse. Wenigstens hatte er rei­nen Tisch gemacht. Das war es eigentlich, was seine gute Stimmung aus­machte, nicht nur die Endorfine, die das Joggen freigesetzt hatte. Nach außen hin schien er sich dem Ende seines Lebens zu nähern. Und doch hielt er die Chance eines Neuanfangs in den Händen. Ob­wohl er es nicht verdient hatte.

Am Ende zählt immer nur, was du nicht verdient hast. Das hatte er ir­gendwo gelesen.

Die Terrassentür stand offen. So weit von Zabern sich erinnerte, hatte er sie verschlossen, als er vor einer halben Stunde das Haus ver­lassen hatte. Er blieb stehen und machte ein paar Dehn- und Streck­übungen. Und wenn es das letzte Mal gewesen ist, dass ich diese Stre­cke gelau­fen bin?, fragte er sich. Er war kein Dummkopf und hatte diese Mög­lichkeit von Anfang an in Betracht gezogen.

Benno von Zabern beugte sich vor, um mit seinen Fingern die Zehens­pitzen zu berühren. Richtete sich wieder auf und nahm einen tie­fen Atemzug. Er verwarf den düsteren Gedanken und betrat das Haus. Erst würde er eine Dusche nehmen und danach in aller Ruhe seinen Brief fertigstellen.

Im Arbeitszimmer befand sich ein Mann. Er trug eine braune Leder­jac­ke und stand, dem Ankömmling den Rücken zukehrend, über den Schreibtisch gebeugt.

Von Zabern trat auf ihn zu und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich eine zweite Person aus dem Schatten der Tür löste. Also doch, dachte er.

„Suchen Sie etwas Bestimmtes, meine Herren?“, erkundigte er sich.

Der Mann am Schreibtisch drehte sich zu ihm um. Er war sehr groß, kräftig gebaut und trug eine spiegelnde Sonnenbrille, was sei­nem Ge­sichtsausdruck etwas Hartes und Unpersönliches gab.

In der Hand hielt er eine Waffe, auf dessen Lauf ein Schalldämpfer ge­schraubt war.

2. Kapitel

Kerkhoff sah auf seine Uhr, schon zum x-ten Mal. Fünfundzwanzig Minuten. So lange wartete er jetzt schon auf seine Verabredung. Er griff nach der leeren Kaffeetasse vor ihm auf dem Tisch und drehte sie in der Hand, was die Kellnerin dazu veranlasste herbeizueilen.

„Darf‘s noch etwas sein?”

Kerkhoff verneinte dankend, erwägte aller­dings für einen Moment, ob er nicht von Kaffee auf Bier umsteigen soll­te. Er ent­schied sich dage­gen.

Dabei sah es ja nicht so aus, als würde aus dem Interview etwas wer­den. Irgendwie hatte er sich das schon gedacht, er war schließlich nicht neu in seinem Geschäft. Kerkhoff hatte schon viele Große aus Po­l­itik und Wirtschaft um ein Interview gebeten und immer gern ge­wartet, wenn man ihn hatte warten lassen. Dafür hatte er sogar Ver­ständnis. Prominente lebten von dem Gefühl, bedeutend zu sein. Dass man sie um ein Interview bat, zeugte von ihrer Bedeutung, aber auch dass man dafür Wartezeit in Kauf nahm. Je mehr, desto bedeutender.

In diesem Fall jedoch sagte ihm sein journalistischer Instinkt, dass er vergeblich wartete.

Dr. Jörg Eichendorf, Abgeordneter des Europapar­laments, würde nicht kommen. Also warum nicht ein Bier bestellen und den Fall abhaken? Es von der positiven Seite sehen: Das hier war Hamburg von seiner schönsten Seite. Heutzutage hatte man nicht oft einen solchen blauen Himmel, der den bevorstehenden Frühling gera­dezu schmeckbar machte. Und an einem solchen Tag saß er in einem lauschigen Café und sah hinaus zu den Landungsbrücken, auf denen sich ameisen­gleich Touristen tummelten. Im Grunde genommen war das nämlich ein gutes Zeichen. Eichendorf ging einem Interview aus dem Weg, als ahnte er, dass unangenehme Fragen auf ihn warteten - das bedeutete doch, dass er, Kerkhoff, auf dem richtigen Weg war. Dass er mit seinen Vermutungen richtig lag. Und das war erstmal das Wichtigste. Wenn der Mann denkt, mich abwimmeln zu können, in­dem er mich einfach versetzt, dann ist er schief gewickelt.

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