Christoph Kindl
MNEN-LOR - Das Tor zur anderen Welt
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Inhaltsverzeichnis
Titel Christoph Kindl MNEN-LOR - Das Tor zur anderen Welt Dieses ebook wurde erstellt bei
NOURREDINE
DER AUFBRUCH
CHOS
WORGORDS
XSENGA
ARAN
DER VERTRAG
MORGENSTERN
EIN TRAUM
Impressum neobooks
Mike war wieder online. Er stöberte in seiner Lieblingsnewsgroup, “fr.rec.phaenomenes.machines”.
Drôle de truc trouvé dans cave en montagne – Nourredine Ben-Alaoui
war in einem neuen Eintrag zu lesen. Seltsames Ding in Höhle in Bergen gefunden, Mike klickte den Artikel an. Ein gewisser Nourredine Ben-Alaoui schrieb, er habe eine Apparatur gefunden die grünes Licht ausstrahlte. Ein paar andere Teilnehmer hatten mit Nourredine schon einen Dialog über die Details des Funds gestartet...
Beschreib das Ding doch mal genauer! – Fred2000
Es ist so hoch wie der Raum und pyramidenförmig. Aus der Mitte strahlt grünes Licht – Nourredine Ben-Alaoui
Eine große Pyramide mit vier Seitenwänden? Und woher kommt das Licht genau? – Véronique Rouillard
Nein, anders. Es besteht aus vier Kugeln die so groß wie Pétanque-Kugeln sind. Drei liegen in Form eines Dreiecks auf dem Boden und die vierte ist oben an der Decke festgemacht. Sie leuchten orange-rot, so wie flüssiges Eisen. Sie sind aber nicht heiß – Nourredine Ben-Alaoui
Aha! Und was ist dazwischen? – Fred2000
Es sieht aus wie Säulen aus Licht, ganz wie Neon-Röhren. Von den Kugeln aus bis zur Mitte hin dehnen sich diese aus, sie berühren aber weder die Kugeln noch das Ding in der Mitte. Zudem strahlen sie weißes und blaues Licht aus – Nourredine Ben-Alaoui
Welches Ding in der Mitte? – Paul D.
Da ist ein Wasserball der keiner ist. Eigentlich sieht es aus wie ein Pilzhut. Aber man denkt zuerst es ist Wasser, und ständig ist es in sich in Bewegung. Doch die generelle Form bleibt trotz der Veränderung immer der Pilzhut. Weiterhin hat es viele kleine hellere und dunklere Stellen auf der Oberfläche die sich andauernd bewegen und verändern. Mal sind sie größer, mal sind sie kleiner, mal da, mal dort – Nourredine Ben-Alaoui
Du sagtest das Ding strahlt grün? – Paul D.
Ja, und dieses Ding ist so klar wie Wasser, ich kann die Rückseite des Raumes hindurch sehen. Gleichzeitig strahlt es wie eine Lampe Licht aus, und zwar hellgrünes. Das ist schon komisch, denn die genaue Quelle des Lichts ist nicht zu erkennen. Das ganze Ding leuchtet einfach. Deswegen musste ich meine Augen auch ganz stark zukneifen um da durch zu sehen – Nourredine Ben-Alaoui
Wie alt bist du? – Denis Cuq
Gerade dreizehn geworden! – Nourredine Ben-Alaoui
Wie hast du dieses Ding gefunden? – Fred2000
Ich war mit meinen zwei besten Freunden Ali und Nedjma in den Bergen, wir sollten unsere Ziegen hüten. Mein neuer Hund Rancan ist vom Hang abgerutscht und in diese Höhle gefallen. Der Eingang war gut versteckt. Wir haben lange nach Rancan gesucht. Zum Glück hat er die ganze Zeit laut gebellt, so haben wir schließlich den kleinen Eingang gefunden. Es gab wohl irgendwann einmal ein Erdrutsch der den Eingang verschüttet hatte, und deshalb haben wir ihn nicht gleich gefunden. Als wir ihn dann letztlich entdeckten, mussten wir sehr viele Steine wegschaufeln um rein zu kommen. Als wir dann drinnen waren, gab es da einen Vorraum mit einem Durchgang. Und dahinter war dann dieses Ding in dem großen Raum – Nourredine Ben-Alaoui
Wie groß ist der Pilzhut? – Fred2000
So groß wie unsere größte Ziege – Nourredine Ben-Alaoui
Wart ihr alle drei in dem Raum? – Véronique Rouillard
Ja. Aber nicht lange. Als wir Rancan in dem hinteren Raum mit diesem Ding endlich gefunden hatten waren wir erst ganz überrascht von dem Ding und haben es bestaunt. Aber dann haben wir Angst gekriegt und sind ganz schnell wieder raus – Nourredine Ben-Alaoui
War sonst noch was in dem großen Raum? – Fred2000
Ja, auf der anderen Seite waren wieder vier Kugeln. Sie glänzten diesmal nur wie Metall, sie leuchteten nicht orange, und lagen alle verstreut am Boden. Dazwischen lagen auch eine große Säule und eine ungekippte Schale. Alles war voller Sand und Steine. Oben an der Decke klaffte eine Lücke. Dort sind wohl die Steine runter gefallen, die alles umgeschmissen haben – Nourredine Ben-Alaoui
Wo sitzt du gerade? – Denis Cuq
In Ouarzazate, im Internet-Café – Nourredine Ben-Alaoui
Wo ist das? – Denis Cuq
Ganz in der Nähe von meinem Dorf – Nourredine Ben-Alaoui
Ich meine in welchem Land? – Denis Cuq
Marokko – Nourredine Ben-Alaoui
Wie hoch war die Säule? – Véronique Rouillard
Ich weiß es nicht genau, aber schon recht groß. Sie war ganz glatt und rund außen und auch aus Metall. – Nourredine Ben-Alaoui
War es laut in der Höhle? – Fred2000
Überhaupt nicht, im Gegenteil, es war mucksmäuschenstill! Richtig unheimlich – Nourredine Ben-Alaoui
Hast du etwas unternommen? Hast du versucht, die Teile aufzuheben? – Denis Cuq
Nein, wir haben Angst bekommen und sind sofort wieder aus der Höhle gerannt. – Nourredine Ben-Alaoui
Wart ihr inzwischen wieder drin? – Fred2000
Nein – Nourredine Ben-Alaoui
Du, das kenn ich. Das heißt ‚Kammer des Schreckens II’, ein Ego-Shooter für PC, in Level 17, da ist dieser Raum zu finden. Nourredine, war ein netter Versuch, uns auf den Arm zu nehmen! Hat nur leider nicht geklappt ;-) – Paul D.
Das ist nicht wahr, den Raum gibt es wirklich! – Nourredine Ben-Alaoui
Ja ja, erzähl Märchen... – Paul D.
An Paul: Wenn es dir nicht passt, such woanders! Halt dich aus dieser Gruppe raus, Idiot! – Fred2000
Selber Idiot! Glaubst sicher noch an den Weihnachtsmann – Paul D.
Mike übersprang ein paar Einträge mit wechselseitigen Beschimpfungen und suchte nach dem nächsten ernsthaften Eintrag.
An Nourredine: Was für eine Art Höhle war es? – Véronique Rouillard
Es folgten wieder die in Newsgroups nicht unüblichen dummen Einträge, in denen Beleidigungen und ähnliches verteilt werden. Einen neuen Eintrag von Nourredine fand er nicht mehr. Dessen letzter Eintrag war inzwischen auch schon einen halben Tag alt. Mike markierte sich diesen Diskussionseintrag und suchte nach anderen neuen Einträgen in der Hauptgruppe. Es war Mittwoch.
Mike lebte im Studentenwohnheim Washington Square Village, mitten in Greenwich, New York. Er hatte da ein kleines Appartement, welches er mit einem weiteren Studenten teilte. Er war dreiundzwanzig Jahre alt und Physik-Student an der NYU in Manhattan, sein Ziel: Ein Doktorgrad in Astrophysik, Fachgebiet Kosmologie. Sein voller Name war Michel François Thierry Beauregard, er war der Abkömmling einer auf ihre französische Herkunft stolze Familie. Wie oft hatte er sich als Kind die Geschichten von der Einwanderung der Vorfahren im Jahre 1792 anhören müssen! Geflohen vor der Französischen Revolution, auf abenteuerliche Weise den Kanal nach England überquert, dann mit Mühe ein Schiff in die Neue Welt gefunden. Die tapferen Vorfahren mussten sich in einem englischen Umfeld in Boston durchsetzen, sich diesem anpassen, haben dabei aber nie ihre Wurzeln verloren. Französisch war Pflicht für alle Familienmitglieder, zuhause durfte kein Wort Englisch gesprochen werden. Erst Mikes Großeltern brachen mit dieser eisernen Tradition und waren da weniger streng mit ihren Kindern, die häusliche Umgangssprache war spätestens seit deren Schulzeit das Englische. Die Sprache der Vorfahren wurde aber weiterhin zuhause geübt. Seine Eltern pflegten diese Tradition weiter, als Folge davon mussten Mike und seine um drei Jahre jüngere Schwester Valerie neben der Schule Französisch büffeln.
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