Martina Kald - Girlem - Wiedergeboren als Golem?! Monsterfriseurin in einer anderen Welt!

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Um das Blatt im Kampf von Gut gegen Böse zu wenden, spielt der Totenbeschwörer Arbogast seinen letzten Trumpf aus:Er beschwört eine Seele aus einer anderen Welt und versiegelt sie in dem Körper eines Golems.Zu seiner Enttäuschung ist diese keine erfahrene Kriegerin oder weise Magierin, die seine Feinde in die Flucht schlagen kann.Lieselotte ist Hundefriseurin und ihr neuer Golemkörper hindert sie nicht daran, ihrem Beruf weiter nachzugehen. Im Dungeon wird gebürstet, geschnitten und gefährliche Monster entdecken ihre unbekannte, putzige Seite.

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Martina Kald

Girlem:

Wiedergeboren als Golem?! Monsterfriseurin in einer anderen Welt!

© 2020 Martina Kald, 2 Auflage

Verlag: Littera Magia, Inhaberin Martina Mozelt

A-1160 Wien

Lektorat: Sarah Stoffers

Korrektorat: Julia K. Hilgenberg

Illustration: Rebis

Covergestaltung: Martina Mozelt

Prolog: Vom Hundesalon in den Dungeon

Kleff kleff! Die schneeweiße Hündin drehte ihren Kopf zu mir. Sie bekam zum ersten Mal einen neuen Haarschnitt. Es war selbstverständlich, dass sie mich misstrauisch beobachtete, als ich das zu lange Fell ihrer Hinterpfoten mit meiner Rundschere stutzte. Die hellen Haare blieben neben ihr auf dem ebenfalls weißen Tisch liegen. „Alles in Ordnung Mädchen, gleich sind wir fertig und dann bist du für deine Mama wunderschön.“ Kleff! Das Misstrauen in ihrem Blick wurde zu Neugierde. Ich wechselte zu meiner Kammschere, um die Form ihres Felles neu zu definieren. Flauschi wedelte mit dem Schwanz. Sie war eine Zwergspitz-Dame, die ihre Vorzüge kannte und genau wusste, wie man sie einsetzte. Doch ich durfte mich nicht von ihr um den Finger wickeln lassen. Ich streichelte ihr frisch gewaschenes Fell, dass noch immer nach dem Shampoo duftete. So weich ... Sie musterte mich geduldig mit ihren kleinen Knopfaugen. Als ich ihren Blick erwiderte, legte sie den Kopf schief und entblößte ihre rosa Zunge. Ich verstand, was sie begehrte: Hundekekse, die hinter mir auf dem Tresen in einem dekorativen Glascontainer bereitstanden. Sie würde alle Geschütze auffahren, um ihr Ziel zu erreichen. „Gleich, meine Süße. Ein paar Handgriffe noch“, versuchte ich sie zu beschwichtigen. Ich hob ihren Schwanz hoch, um ihr Hinterteil von überschüssigen Fell zu befreien. Schnipp-schnapp-schnipp! Da flogen die überschüssigen Haare und landeten auf dem frisch gekehrten Laminatboden. Mehrere Scherenschnitte später und große Teile ihres Körpers waren fertig gestutzt. Ich ließ die Schere sinken und bewunderte die kleine Lady mit einem stolzen Lächeln. Während unserem Termin hatte ich ihr seidenweiches Fell gezähmt. Vor mir saß nicht einfach nur ein Hündchen. Sie sah nun aus wie ein lebendiger Teddybär. Sobald ich fertig mit ihr war, würde ich ihr eine Schleife um den Hals binden und mit dem Smartphone ein paar Fotos von ihr machen. So ein schönes Tier musste mit der Welt geteilt werden. „Jetzt noch dein Bauch, das Köpfchen und der Schwanz, dann kannst du nach Hause gehen“, versprach ich ihr. „Und natürlich bekommst du Leckerlies, weil du so brav bist.“ Ich liebte es, Hundefriseurin zu sein. Hunde zu pflegen und zu verwöhnen war meine Lebensaufgabe. Und besonders gefiel es mir, wenn ich wie bei Flauschi freie Hand hatte. Maximale Niedlichkeit war vorprogrammiert! Die Hündin schenkte mir ein Lächeln, als ich ihre Vorderpfoten nahm und sie anhob. Kleff kleff! Protestierte sie. „Ich muss das so machen. Ansonsten erreiche ich deinen Bauch doch nicht“ Sie schüttelte sich und wedelte dankbar mit dem Schwanz, als ich sie nach ein paar Minuten wieder losließ. Die losen Haare tanzten dabei durch den Laden und sanken langsam auf den Boden, wo sie nur darauf warteten meinen Staubsauger kennenzulernen. Mit Flauschi zu arbeiten war angenehm. Ich hoffte, sie und ihr Frauchen, als Stammkundinnen für mich zu gewinnen. Während des Waschens und Föhnens war sie außergewöhnlich brav gewesen. Beim Schneiden vertraute sie mir ebenfalls. So angenehme Kundinnen konnte man nicht genug haben. Besonders nicht, wenn sie auch so niedlich waren. Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Ich ließ die Schere sinken und stützte mich auf den Arbeitstisch. Ich atmete einmal tief durch, schloss die Augen und zählte bis zehn. Wurde ich krank? Dabei hatte ich gut geschlafen und ausreichend gefrühstückt. In Gedanken plante ich eine kurze Pause ein, sobald ich mit Flauschi fertig wurde. Jetzt musste es wieder gehen. Keine zwanzig Minuten, dann konnte ich mich ausruhen. Zum Glück war heute schon Freitag. Das Wochenende würde ich im Bett mit viel Tee unter einer warmen Decke verbringen, damit ich am Montag wieder tüchtig anpacken konnte. Ich öffnete die Augen, nahm den Schwanz an einer Strähne und brachte ihn in Form, während helle Punkte vor meinem Sichtfeld erschienen und mit ihrem wilden Tanz begannen. Ich versuchte sie wegzublinzeln, was nur einen Augenblick lang half und mich bei der Arbeit störte. Ich ließ mein Werkzeug sinken und seufzte. Eines stand fest: So konnte ich unmöglich weitermachen. Ein Falscher Schnitt und ich würde Flauschi ernsthaft verletzen. Etwas, dass ich mir nie verzeihen könnte. Die Hündin schien zu spüren, dass es mir nicht gut ging. Aufmunternd leckte sie an meiner Hand. Von einem Moment auf den Anderen fühlte ich mich kraftlos. Vor meinem Sichtfeld tanzten weiterhin die hellen Punkte und ich musste die Augen schließen, um mich nicht zu übergeben. Mit weichen Knien sank ich zu Boden. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ich begann zu schwitzen. Was passierte mit mir? Kleff kleff! Ich hörte Flauschi, die plötzlich so klang, als wäre sie weit weg. Ich atmete tief durch. Jetzt bloß nicht in Panik geraten. Es konnte doch nicht sein, dass ich mitten in der Arbeit umkippte. Und dann auch noch vor dem Teil, der mir besonders Spaß machte: Die Ohren und die Bäckchen formte ich am liebsten. Viel wichtiger als der Haarschnitt war jedoch, dass ich auf die Hundedame achtgeben konnte, denn momentan befand ich mich alleine im Salon. Ich blieb kurz sitzen und sammelte meine Kraftreserven, ehe ich versuchte aufzustehen. Kling klong! Kaum hörbar läutete die Türglocke und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich es mir nicht einbildete. „Lieselotte? Alles ok?“ Meine Arbeitskollegin Marion sprach mich an. Sie musste früher als erwartet aus ihrer Mittagspause zurückgekommen sein. Ihre Stimme klang besorgt und nicht lauter als nur ein Flüstern. Sie schien so unendlich weit weg zu sein. Und das, wo sie doch neben mir stand und ich ihre Hand auf meiner spürte. Ich sammelte alle meine Kraft und schlug die Augen auf, bereit sie davon zu versichern, dass es keinen Grund zur Sorge gab und es mir eigentlich gut ging. Ich muss mich nur hinsetzen, dann ist alles in Ordnung. Ich hielt inne und blinzelte irritiert. Der Schwindel und die Übelkeit waren wie weggeblasen. Verwirrt starrte ich geradeaus an die Wand. Das konnte doch nicht sein. Spielten mir meine Augen einen Streich? Marion und Flauschi waren verschwunden. Vor mir lag nicht mehr der helle, in Weiß und pastellfarbene gestrichene Hundesalon. Nackte Steinwände hatten diesen ersetzt. Und waren das Eisenketten, die da hingen? Ein Schauder lief mir den Rücken hinunter. Ich befand mich an einem seltsamen, mir völlig unbekannten Ort. Und viel wichtiger: wie war ich hier hergekommen? Träumte ich? Ich wusste nicht einmal, dass es solch modrige Löcher wie dieses in Wien gab. Ratlos sah ich mich weiter um. Zwei vollgestopfte Bücherregale auf denen Pilze wuchsen, ein verblichener Wandteppich, ein verstaubtes Bett ... Mein Blick wanderte durch das Zimmer, auf der Suche nach einer Erklärung oder einem Ausweg. Lag ich im Krankenhaus und halluzinierte, oder gab es so etwas wie eine Hölle? Für eine Halluzination roch es zu streng. Ich rümpfte pikiert die Nase. Ratlos drehte ich mich um. Drei strahlend grüne Augen starrten mich an.

Warum hatte ich nicht bemerkt, dass etwas so dicht hinter mir stand?

Erschrocken stieß ich einen erstickten Schrei aus und stolperte ein paar Schritte zurück.

Die Augen waren keine Einbildung. Mit etwas mehr Abstand erfasste ich das Gesicht, in dem sie sich befanden.

Ich atmete erleichtert auf. Zum Glück war es nicht wie zuerst gedacht ein etwas, sondern ein jemand. Der junge Mann, dem sie gehörten, machte bis auf seine seltsamen Kontaktlinsen und die gefärbten Haare einen harmlosen Eindruck.

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