Ernst-Günther Tietze
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Eine Begegnung in der Türkei
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Liebe überwindet Religionsgrenzen
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Roman
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Ernst-Günther Tietze „Eine Begegnung in der Türkei
© Copyright 2015 Ernst-Günther Tietze, Hamburg
Published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-4231-9
Das Titelbild hat der Autor von seinem Hereke aufgenommen.
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Inhalt
Prolog Prolog Seit der Eroberung Spaniens durch die Mauren im Jahr 710 sehen viele Europäer den Islam als Bedrohung des „Abendlandes“ an, was durch die türkische Eroberung Griechenlands und des Balkans noch verstärkt wurde. Selbst der endgültige Rückzug der Türken nach der Niederlage vor Wien im Jahr 1683 hat diese Furcht nicht verringert. Dabei wird oft vergessen, dass die Araber dem mittelalterlichen Europa eine Menge wissenschaftlicher Erkenntnisse auf den Ge-bieten der Mathematik, Physik und Medizin vermittelt haben, die Leonardo, Kepler und Kopernikus als wesentliche Grundlagen ihrer Forschungen dienten. Leider wird auch noch heute die Furcht vor dem Islam durch terroristische Aktionen fanatischer Islamisten gefördert, die den Koran nach ihrem Bedarf umdeuten. Dabei hat der überwiegende Teil der Muslime stets mit anderen Religionen friedlich zu-sammengelebt und sie geachtet. Da viele friedliche Muslime als Arbeitsimmigranten einwandern, gehört der Islam inzwischen zu Europa. In der tiefen Liebe zwischen einer deutschen Ärztin und einem türkischen Hotelmanage gibt es dies Problem nicht, aber ihr Um-feld wird teilweise von den alten Denkmustern beeinflusst und es gelingt den beiden nur mühsam, die anderen von ihrer hoff-nungsvollen Gemeinschaft zu überzeugen.
Begegnung
Entscheidungen
Neubeginn
Fehltritt
Meiningen
Thüringer Hof
Unfall
Genesung
Maike
Selbstständigkeit
Erfüllung
Seit der Eroberung Spaniens durch die Mauren im Jahr 710 sehen viele Europäer den Islam als Bedrohung des „Abendlandes“ an, was durch die türkische Eroberung Griechenlands und des Balkans noch verstärkt wurde. Selbst der endgültige Rückzug der Türken nach der Niederlage vor Wien im Jahr 1683 hat diese Furcht nicht verringert.
Dabei wird oft vergessen, dass die Araber dem mittelalterlichen Europa eine Menge wissenschaftlicher Erkenntnisse auf den Ge-bieten der Mathematik, Physik und Medizin vermittelt haben, die Leonardo, Kepler und Kopernikus als wesentliche Grundlagen ihrer Forschungen dienten.
Leider wird auch noch heute die Furcht vor dem Islam durch terroristische Aktionen fanatischer Islamisten gefördert, die den Koran nach ihrem Bedarf umdeuten. Dabei hat der überwiegende Teil der Muslime stets mit anderen Religionen friedlich zu-sammengelebt und sie geachtet. Da viele friedliche Muslime als Arbeitsimmigranten einwandern, gehört der Islam inzwischen zu Europa.
In der tiefen Liebe zwischen einer deutschen Ärztin und einem türkischen Hotelmanage gibt es dies Problem nicht, aber ihr Um-feld wird teilweise von den alten Denkmustern beeinflusst und es gelingt den beiden nur mühsam, die anderen von ihrer hoff-nungsvollen Gemeinschaft zu überzeugen.
Solche sehnsüchtigen Blicke hatte keiner von ihnen jemals erlebt, weder Johanna noch Kerim. Nur wenige Sekunden konnten sie ihre Augen nicht voneinander lösen, aber es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor. Obwohl sie sich bis zu diesem „Augenblick“ noch nie gesehen hatten, wussten beide genau, dass sie jetzt zueinander gehörten.
Es war am Eingang des à la carte-Restaurants, wo Kerim Johanna und ihren Freund Arnim mit einem Glas Sekt begrüßte. „Kerim Zeykan, Deputy General Manager“ stand auf einem kleinen Schild an seinem Jackett. Johanna fühlte sie sich wie vom Blitz getroffen, seine fast schwarzen Augen strahlten sie mit so viel Gefühl an, dass sie ihn am liebsten umarmt hätte, und ihm ging es nicht anders. Er führte sie zu einem festlich gedeckten Tisch und reichte ihnen die Karten, dann ging er zum Eingang zurück, um die nächsten Gäste zu begrüßen. Doch sein Blick hatte sich in Johanna eingebrannt und immer wieder musste sie zu ihm schauen. Auch Kerim konnte den Blick nicht von der Frau lassen, die ihn derart beeindruckt hatte. Ab und zu zwinkerte sie ihm zu und er zwinkerte zurück. Obwohl Arnim mit Johanna am Tisch speiste, bemerkte er das heimliche Einverständnis zwischen seiner Gefährtin und dem Mann am Eingang nicht. Dabei war Johanna eigentlich mit ihm an die türkische Riviera gefahren, um die immer bedrohlicher werdenden Risse in ihrer Gemeinschaft zu kitten.
Johanna vom Stein wurde 1982 als Tochter eines Rechtsanwalts und einer Frauenärztin in Jena geboren und erlebte mit sieben Jahren die Wende, die der Familie die lange ersehnte Freizügigkeit gab. Nach einem glänzenden Abitur studierte sie an der Friedrich-Schiller-Universität Medizin und fand nach ihrer Promotion eine Assistenzarztstelle zur Fachausbildung als Kinderärztin im Klinikum Meinigen, die sie vor drei Jahren mit der Approbation erfolgreich abschloss.
Der gleichaltrige Arnim Häuser war in Berlin aufgewachsen und hatte nach einer Maschinenschlosserlehre an der TU Maschinenbau studiert. Schon während des Studiums hatte er sich für seinen Traumjob beim DB Dampflokwerk Meiningen beworben, wo historische Schienenfahrzeuge gewartet und instand gesetzt werden. Nach dem Diplom wurde er dort als Arbeitsplaner eingestellt und hatte ständig mit den historischen Lokomotiven zu tun.
Meinigen ist eine Kreisstadt im letzten Zipfel Thüringens vor der Bayerischen Grenze, gehörte also vor der Wende zur DDR. Kennen gelernt hatten Johanna und Arnim sich vor vier Jahren bei einer Vorstellung des „Bettelstudent“ im Südthüringischen Staatstheater, und da sie beide ortsfremd waren und sich einsam fühlten, entstand bald eine enge Beziehung zwischen ihnen. Vor zwei Jahren hatte Johanna einen Kredit aufgenommen und mit einem Zuschuss ihrer Eltern das Endstück eines älteren Reihenhauses mit vier Zimmern, Küche und Bad im nahen Utendorf gekauft, das sie beide mit den Möbeln aus ihren Zimmern einrichteten. Johanna steuerte das Schlafzimmer bei, das ihre Eltern ihr zur Approbation geschenkt hatten, und kaufte die Möbel im Wohnzimmer, während Arnim die Kücheneinrichtung dazu beschaffte, so dass sie auskömmlich wohnen konnten. Ab und zu sprachen sie über eine Hochzeit.
Doch mit der Zeit traten die Unterschiede in ihren Interessen immer deutlicher zu Tage. Arnim war ein begeisterter Eisenbahnfan, den jeder alte Zug auf der Erde so stark interessierte, dass er unbedingt Bilder davon haben musste und am liebsten eine Strecke mitgefahren wäre. Er war technischer Vorsitzender des Meininger Dampflok-Vereins, der sich um den Erhalt alter Schienenfahrzeuge kümmert und Museumsfahrten damit veranstaltet. In seinem Zimmer hatte er eine umfangreiche Modelleisenbahn aufgebaut, mit der er ganze Wochenenden verbrachte. Johanna hatte sein Interesse zuerst aus Liebe geteilt, aber mit der Zeit ging ihr seine Begeisterung immer mehr auf die Nerven, weil er überhaupt kein anderes Thema kannte.
Johanna war schon als Kind musikalisch interessiert und spielte Cello. Ihre Begeisterung für Opern hatte sich wegen der modernen Inszenierungen mit der Zeit gelegt, sie ging aber gerne in Konzerte. Nachdem Arnim sie anfangs begleitet hatte, nahm sein Interesse immer mehr ab, so dass sie in der letzten Zeit nur noch alleine ging. Deshalb hatte sie gehofft, bei einem Aufenthalt in dem komfortablen Hotel Sideniz an der türkischen Mittelmeerküste mit Arnim in Ruhe über ihr Problem sprechen zu können. Ihre Eltern hatten letztes Jahr drei Wochen dort verbracht und sich wohl gefühlt. Da sie die Probleme in Johannas Liebesleben kannten, hatten sie ihr und dem Freund die Reise spendiert.
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