Zu Ihrer erwähnten Enttäuschung meine ich, Sie sollten sich nicht unnötig mit Dingen quälen, die nicht mehr zu ändern sind, und letzten Endes habe ich auch schon meine Enttäuschungen gehabt. Das Leben muss weiter gehen und vielleicht können wir ja irgendwann darüber sprechen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie uns mal wieder aufsuchen und sende Ihnen erst mal herzliche Grüße, Ihre Bärbel
Hamburg, den 14. 2. 2011, Liebe Bärbel,
haben Sie herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief, den ich schon sehnsüchtig erwartet habe. Dass Sie mich mögen und mit mir in Kontakt bleiben wollen, ist eine wundervolle Verheißung für mich. In Bezug auf die Enttäuschung nehme ich gerne Ihren Vorschlag an, mal darüber zu sprechen. Sie wären die erste, mit der ich das könnte.
Ihre Einladung nehme ich gerne an. Ich werde am 4. 3. um 13 Uhr bei Ihnen sein. Wenn es Ihnen passt, wäre es herrlich.
Ich grüße Sie ganz herzlich, Ihr Stephan
Der Lausebengel
Als Amor in den goldnen Zeiten
verliebt in Schäferlustbarkeiten
auf bunten Blumenwiesen lief,
da stach den kleinsten von den Göttern
ein Bienchen, das in Rosenblättern,
wo es sonst Honig holte, schlief.
Durch diesen Stich ward Amor klüger;
der unerschöpfliche Betrüger
sann einer neuen Kriegslist nach:
Er lauscht in Rosen und Violen,
und kam ein Mädchen, sie zu holen,
flog er als Bien’ heraus und stach.
Gotthold Ephraim Lessing
Braunlage, den 26. 2. 2011, Lieber Stephan!
Herzlichen Dank für Ihren Brief und das schöne Gedicht. Leider musste ich Sie wieder lange warten lassen, Wir hatten mit vielen Gästen allerlei um die Ohren. Aber jetzt schmilzt der Schnee und die Gäste werden weniger.
Jetzt freue ich mich ebenso wie Sie auf Ihren Besuch und hoffe nur, genügend Zeit für Sie zu haben. Dann können wir vielleicht etwas persönlicher miteinander reden als beim letzten Mal, wo wir nach jedem Tanz außer Atem waren. Aber eines will ich gleich noch sagen: Ich bin glücklich, dass ich Ihnen etwas bedeuten kann, dass Sie wieder froh werden. Sie bedeuten mir auch schon ein bisschen mehr als andere Männer.
Ganz herzliche Grüße, Ihre Bärbel
Am Freitag ist Stephan wieder in Braunlage. Bärbel öffnet und sieht ihm beim Händedruck liebevoll in die Augen. Sie hat etwas zu essen vorbereitet und sich den Nachmittag frei genommen. Da kaum noch Schnee liegt, lädt sie Stephan zu einem Spaziergang ein und sie wandern lange durch den aufblühenden Wald. Beim Abendessen schlägt die Mutter den beiden vor, morgen Goslar anzusehen, sie würde Bärbel den Wagen leihen.
Fast den ganzen Samstag verbringen sie in der alten Kaiserstadt. Sie sehen die romanische Kaiserpfalz, das Gildehaus Kaiserworth, in dem heute ein Hotel ist, und besuchen das Museum mit dem Krodoaltar des ehemaligen Domes. Stephan ist begeistert, er kennt Goslar noch gar nicht. Abends gehen sie wieder tanzen. Nachdem sie schon eine Weile das Tanzbein geschwungen haben, küsst Stephan bei einem Slowfox Bärbel auf die Stirn. Sie schaut ihn erstaunt an, da entschuldigt er sich leise. Doch auf dem Heimweg hakt Bärbel sich bei ihm ein, bis sie ihm vor seinem Zimmer eine gute Nacht wünscht.
Sonntag muss Stephan los. Als er bezahlen will, winkt die Mutter ab, er sei Bärbels Gast gewesen. Schnell tauschen die beiden noch ihre Mailadressen aus. An der Haltestelle drückt Bärbel ihm einen Kuss auf die Wange und sagt: „Du bist ein feiner Kerl“, dann winkt sie ihm lange nach. Stephan ist verwirrt. Beim Tanzen wollte sie sich nicht küssen lassen und jetzt tut sie es selber und duzt ihn. „Versteh‘ einer die Frauen“, denkt er und mailt ihr gleich am nächsten Tag:
7 3. 2011, Liebe Bärbel,
es war wieder sehr schön bei Ihnen (Dir?) Nach Ihrem Abschiedsgruß an der Haltestelle nehme ich an, dass wir das steife „Sie“ verlassen können. Ich danke Dir dafür und auch für die schönen Tage bei Euch, ich habe mich sehr wohl gefühlt. Um ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass ich mich dabei mächtig in Dich verliebt habe und hoffe, es möge Dir ein kleines bisschen ebenso gegangen sein. Ich möchte Dich gerne immer besser kennen lernen und bin auch bereit, mich Dir ganz zu öffnen, damit wir vielleicht irgendwann mit viel Geduld den Mut zu einem gemeinsamen Leben finden.
Entschuldige bitte, ich schreibe einfach „gemeinsames Leben“ und weiß gar nicht, ob Du überhaupt dazu bereit bist. Wenn nicht, werde ich Dich trotzdem insgeheim lieben, denn mir ist am Wochenende deutlich klar geworden, was für ein wertvoller Mensch Du bist. Sicherlich müssen wir uns noch viel besser kennen lernen, auch mit dem, was gewesen ist. Das tun wir durch unsere Briefe und Mails, aber es ist auch nötig, dass wir uns immer wieder sehen. Wenn es Dir Recht ist, würde ich gerne am Gründonnerstag zu Euch kommen und bis Montag bleiben. Denk‘ doch bitte nach, ob es über Ostern passt. Falls Ihr kein Zimmer frei habt, gehe ich in die Jugendherberge.
Ich grüße Dich ganz herzlich, Dein Stephan
Um den Garten ist ein Zaun,
übern Zaun zwei Äuglein schaun.
Sie schaut her und ich schau hin,
ach wie wird mir da zu Sinn!
Um den Garten ist ein Zaun,
übern Zaun zwei Äuglein schaun.
Ich schau hin und sie schaut her,
wenn ich nur im Garten wär’!
Um den Garten ist ein Zaun,
übern Zaun zwei Äuglein schaun.
Sie schaut her und ich schau hin,
schwupps! – heidi, nun bin ich drin!
Demetrius Schrutz
13. 3. 2011, Mein lieber Stephan!
Weißt Du, dass Du ein Dummerle bist? Oder habe ich mich so unklar gezeigt, dass Du nicht gemerkt hast, was ich für Dich empfinde? Du bedeutest mir sehr viel und ich bin dankbar, dass ich Dich kennen gelernt habe. Durch Dich habe ich erst einen Anstoß bekommen, über mein Leben nachzudenken.
Du schreibst vom „miteinander leben“. Sicherlich kennen wir uns noch nicht lange genug, um uns jetzt schon endgültig zu entscheiden. Aber ich denke, wir sind auf dem besten Weg und deshalb freue ich mich wieder auf Deinen Besuch zu Ostern. Es ist ganz klar, dass Du bei uns wohnst, ich gebe Dir mein Zimmer und schlafe bei meiner Mutter.
Hier grünt und blüht schon alles. Zu Ostern werden wir die herrliche Natur genießen können und ich freue mich darauf, das gemeinsam mit Dir zu tun. Tanzen sollten wir auch wieder, ich habe es mit Dir immer genossen.
Nun sende ich Dir ganz herzliche Grüße, Deine Bärbel
In den fünf Wochen bis Ostern gehen viele Mails zwischen den beiden hin und her, in denen sie sich immer vertrauter werden. Als Stephan am Gründonnerstag in Braunlage ankommt, erwartet Bärbel ihn an der Haltestelle, umarmt ihn und drückte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. „Herzlich willkommen für vier gemeinsame Tage“, sagt sie. Wegen der Gäste hat sie ihm ihr Zimmer überlassen. Nach dem Essen ziehen die beiden durch den aufblühenden Wald. Im Unterholz blühen Christrosen und Märzenbecher und in den Bäumen singen viele Vögel, sie fühlen sich richtig ergriffen von dieser schönen Natur. Als Bärbel ihn liebevoll anschaut, nimmt Stephan sie in die Arme und küsst ihren süßen Mund. Lange schon hat er sich danach gesehnt, und ihn freut, dass sie es auch genießt. Er ist glücklich, Bärbel hat ihm gezeigt, dass sie seine Liebe erwidert.
Abends gehen sie wieder tanzen und dabei wagt Stephan, Bärbel eng an sich zu drücken und zu küssen, was sie gerne zulässt. Für den Heimweg brauchen sie lange, weil sie sich immer wieder küssen.
Karfreitag überlegen die beiden, was sie tun sollten. „Wandert nach St. Andreasberg“, schlägt die Mutter vor, „es geht 10 Kilometer durch den Wald und der Ort ist hübsch.“ Bärbel macht schnell ein paar Schnitten, dann ziehen sie los. Auf dem Weg bleiben sie immer wieder stehen, um sich zu küssen, aber auch, um schöne Bäume und Blumen anzusehen und den Vögeln zu lauschen. Nach zwei Stunden schlägt Bärbel eine Rast vor. Als sie die mitgenommenen Schnitten und Äpfel verzehrt haben, legen sie sich auf den Waldboden und küssen sich lange und innig. Bärbel fühlt die Erregung des Freundes und lacht: „Ihr Männer seid doch alle gleich, schon beim bisschen Küssen bekommt ihr einen Ständer“, und streicht über seine Leistenbeuge. „Das kommt ganz von selber“, erklärt Stephan, „und wenn du so weiter machst, kann noch mehr passieren.“ „Ich weiß“, antwortet sie, immer noch lachend. „Woher?“, will Stephan wissen. „Aus einer Erfahrung, über die ich jetzt noch nicht reden will.“ Stephan will sie jetzt auch näher fühlen und streichelt ihre Brust über der Bluse, doch sie meint, sie sollten lieber weitergehen.
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