Inka Benn - Die Verlorene Form - wie zwölf dänische Königspferde zu einem Guss wurden

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Die Verlorene Form - wie zwölf dänische Königspferde zu einem Guss wurden: краткое содержание, описание и аннотация

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Für den französischen Bildhauer Jacques François Joseph Saly wird die Suche nach der vollkommenen Ausdrucksform für die Reiterstatue des dänischen Königs Frederik V. zum Lebensinhalt. Anstatt sich an den künstlerischen Vorbildern des Genres zu orientieren, studiert Saly ausgiebig die Anatomie und das Verhalten der Pferde. Zunächst in Versailles, wo seine Künstlerkarriere mit der Büste von Madame de Pompadour im Auftrag des Königs begann, später in Kopenhagen. Saly gelingen faszinierende Skizzen von den dänischen Schulpferden, die ihm als Vorlage für den perfekten Entwurf dienen. Trotz politischer Intrigen und technischer Erschwernisse entsteht durch künstlerische Sorgfalt und handwerkliches Geschick innerhalb von zwanzig Jahren eine der schönsten Reiterstatuen der Welt: Das Amalienborg Denkmal.

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Die Verlorene Form

Texte: 2021 Copyright by Inka Benn

Umschlag: © 2021 Kerngerüst mit Wachsmodell (nach Mariette) aus: Technik der Bronzeplastik von Hermann Lüer/ www.gutenberg.org

Verantwortlich für den Inhalt: Inka Bennemann

Nørrebækvej 21

DK 6360 Tinglev

inkabenn@t-online.de

Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Inhalt

Prolog

Teil 1

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Teil 2

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Teil 3

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Teil 4

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Epilog

Nachtrag

Prolog

Am 2. März 1768 hatte man sich bei der Holmen Kirche getroffen und war zum Kanonengießhaus am Nytorv gegangen. Spät mittags, um ein Uhr, war das Reiterdenkmal König Frederiks in Bronze gegossen worden.

Nur wenige, eingeladene Personen durften bei der Prozedur anwesend sein. Andere warteten vor dem Gießhaus. Drinnen hätte es für alle Zuschauer nicht genügend Platz gegeben.

Man sagte, das Dabeistehen könnte sehr gefährlich werden. Denn falls nur die geringste Feuchtigkeit auf das Metall träfe, was mit Sicherheit nicht auszuschließen sei, könne man keine Verantwortung übernehmen, wenn das glühend heiße Metall den Umstehenden um die Köpfe flöge.

Die Geladenen waren etwas vorzeitiger eingelassen worden. Monsieur Gor, der Meister und Generalkriegskommissar in Vertretung der Direktion der Königlich-Ostasiatischen-Kompanie auserkoren, leitete den Vorgang. Obwohl er um das Unvorhersehbare beim Guss wusste und vom Gelingen seinen Ruhm abhängig sah, wahrte er mit Anstand die Contenance und erklärte den Anwesenden alles. Seine Frau hingegen, eine französische Schauspielerin und Tänzerin, dramatisierte vor der Direktion. Wie leicht es geschehen könne, dass das prächtige Kunstwerk, welches so wertvoll für die Herren der Königlich-Asiatischen-Kompanie sei, dem Ruin anheimfalle. Nicht nur für die Ehre ihres Mannes, sondern obendrein wegen der bereits entstandenen Kosten, sei zu hoffen, dass ihrem Gatten der überaus präzise, von langer Hand vorbereitete letzte Akt gelänge.

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* * *

Wer nicht an Angst vor der Tiefe litt, durfte sich auf das Gerüst über dem Graben begeben. Darin befand sich die Form, welche selbst, da ummantelt mit dickem Lehm und anderen Schichten, nicht mehr sichtbar war. Man stand rund um ein ziemlich großes, tiefes abstoßendes Loch. Daraus staken Rohre und Schlote nach oben. Monsieur Gor erklärte, dass es sowohl Kanäle gäbe, in die man das glühende Metall hineingösse als auch Röhren, aus denen der Dampf der vom Metall verdrängten Luft entweiche. Wenn aus bestimmten Öffnungen der überflüssige Bronzerrest auslaufe, habe sich das geschmolzene Metall gänzlich in der Form verteilt, was als sicheres Zeichen gelte, dass der Guss geglückt sei.

Die gesamte Umgebung hatte man überall dort, wo Spritzer des Metalls auftreffen könnten, vorher gründlich ausgetrocknet, damit sich nicht mehr nur die geringste Feuchtigkeit mit dem glühenden Metall verbinden konnte. Auf diese Art vermied man Explosionen und Brände.

Über mehrere Stunden war das Metall flüssig gemacht worden und hatte die überhaupt größtmögliche Hitze erreicht. Der Ofen war nah am Bassin, von wo aus das Metall geradezu in die beschriebenen Kanäle fließen konnte. Vorderseits am Ofen befand sich eine kleine Tür oder besser eine kleine, dünnwandige Stelle, die durchstoßen werden musste, um die Bronze fließen zu lassen. Gor selbst sollte den Stoß machen, wofür er eine ziemlich lange und schwere Eisenstange, welche an Seilen in direkter Verlängerung zur Achse des Ofens hing, benutzen würde. Folglich musste er bloß das Ende der Stange nehmen und diese mit Kraft und Schwung in Gang setzen. Ihre Spitze würde genau auf die Stichstelle zuschnellen und diese durchstoßen.

Da Bassin und Loch sehr dunkel waren und dadurch die einzustoßende Stelle am Ofen nicht richtig sichtbar, hielt man eine gleichlange Silberstange mit einem inwendig brennenden Wachslicht davor, um das Ziel zu erleuchten.

Als dies alles fertig hergerichtet war, nahm Gor mit leicht zitternder Hand die Eisenstange und stieß einige Male auf die Stelle, wo das glühende Metall austreten sollte. Allerdings nicht, so wie man es sich vorgestellt hatte, mit allzu viel Kraft, sondern vielmehr mit Geschick und Gefühl. Beim dritten Mal glückte es und das Metall kam sofort herausgelaufen wie ein glühender Strom. Dieser floss mit einer Klarheit, Pracht und Hitze, wie man zuvor noch nie etwas gesehen hatte. Selbst diejenigen, die schon einmal beim Gießen von Kanonen dabei gewesen waren, gaben Laute der Bewunderung von sich. Der Glanz war heller als die Sonne, so dass man die Augen zum Blinzeln schließen und ab und an wegblicken musste. Der allergrößte Teil ergoss sich in die Kanäle, wobei schnell aus den anderen Schloten der Dampf aufstieg und sich stets vermehrend das Bassin einhüllte. Die aufsteigende Hitze brannte in Gesicht und Augen derart heftig, dass man in der Hölle zu sein meinte und sich so weit entfernen wollte, wie es eben nur ging. Einige wandten sich ab und strebten weg vom Dampf, andere hielten sich Tücher vor das Gesicht und versuchten, bis zum Ende auszuhalten. Nachher hörte man, den alten Gouverneur Graf Ahlefeld habe das Ganze so inkommodiert, dass er einige Tage das Bett hüten musste. Dabei hatte das Gießhaus eigens eine ansehnliche Deckenhöhe bekommen, damit der Dampf besser aufsteigen konnte.

Zwischendurch hatte ein glühender Auswurf die Silberstange mit dem Licht getroffen und hatte diese im selben Augenblicke weggeschmolzen. Sie konnte nicht mehr gerettet werden. Später erfuhr man, dass der wertvolle Silberstab als Opfergabe für das Gelingen des Gusses eingeplant gewesen sei.

Endlich kam die überschüssige Bronze aus dem wichtigsten Rohr, welches Gor die ganze Zeit scharf beobachtet hatte, aufgestiegen. Der Meister nahm es als Zeichen, dass alles geglückt sei und zeigte große Freude. Nur einen Augenblick später trat die Bronze auch an den anderen Stellen hervor.

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