Die Reise des Glühwürmchens
Mäuschen Fyo
Wolkenschäfchen Fynn
Tierische Kurzgeschichten, Band 1
Von Inka Hause
Für Emily
Für Dir habe ich angefangen zu schreiben
Für Finja
Für Dich habe ich die längste Geschichte geschrieben
Für Fiona
Für Dich veröffentliche ich dieses Buch, Happy Birthday!
Und ein herzliches Dankeschön an die Familie Knopp!
Impressum
Texte: © Copyright by Inka Hause
Umschlag: © Copyright by Inka Hause
Verlag: Inka Hause
c/o AutorenServices.de
Birkenallee 24
36037 Fulda
Inka_Hause@tutanota.comDruck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Die Reise des Glühwürmchens
Tief im Wald auf einer Wiese lebten viel Tiere. Da gab es die Ameisen, die Straßen anlegten oder die geschäftigen Bienen, die von einer Blume zur anderen flogen. Auf der Wiese herrschte reges Treiben. Alle Tiere bereiteten sich auf das große Frühlingsfest vor. Die Ameisen bauten eine Bühne unter den Mondlilien. Die Grillen und Heimchen übten ihr schönstes Zirpen für das große Konzert. Und die Glühwürmchen sorgten dafür, dass auch nachts gebaut werden konnte. Sie leuchteten den Ameisen den Weg und beleuchteten den Bau der Bühne. Später, beim Froschkonzert, sorgten die Besten unter den Glühwürmchen für die Beleuchtung des Spektakels und eines unter ihnen freute sich besonders darauf.
Der Name des kleinen Kerls war Knips. Er hatte sein Licht erst vor kurzem erhalten und übte und übte, um zu den Besten zu gehören. Denn du musst wissen, Glühwürmchen haben ihr Licht nicht von Anfang an. Sie bekommen es, wenn sie alt und reif genug dafür sind. Und so übte Knips Tag und Nacht.
Doch eines Tages verschwand sein Licht plötzlich. Es ging nicht einfach aus, es verschwand. Knips suchte es überall. In den dunklen Gängen der Ameisen, zwischen den Grashalmen und in den Blüten der Glockenblume. Doch nirgendwo war sein Licht! Da setze er sich auf einen Stein und weinte. Er brauchte doch sein Licht! Ein Glühwürmchen ohne Licht ist wie ein Marienkäfer ohne Punkte. Da saß er nun und wusste nicht weiter.
Plötzlich hörte er hinter sich etwas rascheln. Erschrocken drehte er sich um. An einem Grashalm hing eine Spinne an einem Faden und schaute ihn an. „Warum bist du denn so traurig?“, fragte die Spinne. „Mein Licht ist weg und ich kann es nicht finden!“, schluchzte Knips. „Hm, ich kann dir auch nicht helfen“, sagte die Spinne, „aber vielleicht weiß der Uhu wo dein Licht ist.“ „Der Uhu?“, fragte Knips. „Ja, der Uhu, er ist sehr alt und weiß viel. Er lebt in der Silberbirke am Federbach“, erklärte die Spinne. „Hab vielen Dank, liebe Spinne“, sagte das Glühwürmchen und machte sich mit neuer Hoffnung im Herzen auf den Weg.
Knips folgte dem Weg in die Richtung, welche ihm die Spinne gezeigt hatte. Als es zu dämmern anfing, suchte er sich einen Schlafplatz und legte sich unter einer Glockenblume schlafen. Er verschlief den ganzen Tag und machte sich wieder auf den Weg, als die Sonne hinter den Bäumen verschwand. Nach einer Weile kam er an eine Weggabelung und wusste nicht, welchem Weg er folgen sollte. Links oder rechts? Da fragte er ein Kaninchen, das am Wegesrand saß und an einem Löwenzahn knabberte. „Weißt du in welche Richtung ich gehen muss, um zum Federbach zukommen? Ich muss nämlich den Uhu in der Silberbirke etwas fragen“, sagte Knips. „Da musst du nach links“, antwortete das Kaninchen. Doch es irrte sich. „Vielen Dank“, sagte Knips und machte sich wieder auf den Weg.
Auf einer Wiese sah er einen Wolf, der sich an einem Baum scheuerte und kratzte. Das Glühwürmchen setzte sich dem Wolf auf die Nase und fragte: „Hallo Wolf. Warum kratzt du dich so?“ „Ich habe Flöhe und die beißen mich, das juckt!“, antwortete Wolf. Da kletterte Knips auf den Rücken des Wolfes und sprach zu den Flöhen: „Ihr solltet lieber ganz schnell von dem Wolf verschwinden, er geht gleich baden und dann ertrinkt ihr.“ Die Flöhe bekamen große Angst und sprangen alle von dem Wolf herunter. Knips setze sich wieder auf die Nase des Wolfes und fragte: „Nun sind alle Flöhe weg, geht es dir nun besser?“ „Ja, vielen Dank“, antwortete Wolf, „wohin bist du unterwegs?“ „Ich suche den Uhu in der Silberbirke am Federbach,“ erwiderte Knips. „Da bist du aber auf dem falschen Weg“, sagte Wolf. „Bei der Weggabelung hättest du nach rechts müssen.“ „Aber das Kaninchen meinte, ich müsse nach links! Wie komme ich denn jetzt wieder zurück, bevor die Sonne aufgeht?“, rief Knips verzweifelt. „Ich helfe dir, klettere auf mich“, antwortete Wolf. Da setze sich das Glühwürmchen zwischen die Ohren des Wolfes und dieser lief los, schneller als Knips es sich je hätte vorstellen können.
Als der Morgen dämmerte, hatten sie die Weggabelung erreicht. Da sagte Wolf: „Schlaf dich hier unter den Pilzen aus, ich muss mir etwas zu Essen suchen. Ich bin zurück wenn es abend wird, warte solange hier.“ So kletterte Knips von Wolf und schlief unter einem Pilz ein.
Als der Abend kam, wachte Knips auf und setzte sich auf den Pilz, um auf Wolf zu warten. Und er wartete und wartete. Doch Wolf kam nicht. Stattdessen kam der Fuchs des Weges daher und Knips fragte den Fuchs: „Hallo Fuchs, weißt du wo Wolf ist? Ich warte hier auf ihn.“ Da der Fuchs aber gerne böse Scherze trieb und es mit der Wahrheit nicht so genau nahm, antwortete er: „Ja, den habe ich gesehen. Der war weit weg von hier mit einem Freund unterwegs. Tut mir leid, der kommt wohl nicht mehr.“ Da fing das Glühwürmchen an zu weinen und machte sich alleine auf den Weg. Der Fuchs blieb an der Weggabelung sitzen.
Dort tauchte Wolf nach einer Stunde klatschnass auf. Er sah den Fuchs und fragte: „Hallo Fuchs, hast du hier ein Glühwürmchen vorbeikommen sehen?“ Der Fuchs antwortete: „Ja, aber das hat einen Freund getroffen und ist weiter gegangen.“ Da Wolf aber den Fuchs und seine Lügengeschichten kannte und das Funkeln in seinen Augen sah, wusste er, dass der Fuchs nicht die Wahrheit sagte. So packte Wolf ihn am Kragen und schüttelte ihn kräftig durch, bis dem Fuchs ganz schwindelig war und er die Wahrheit sagte. Wolf ließ den Fuchs fallen und machte sich auf die Suche nach Knips.
Er lief den Weg entlang und fand Knips schließlich traurig auf einem Stein am Wegrand sitzen. Als Knips seinen Freund sah, war er ganz verwirrt. „Was machst du denn hier? Der Fuchs hat gesagt...“, fing er an, wurde aber von Wolf unterbrochen: „Vergiss, was der Fuchs gesagt hat. Ich lasse meine Freunde nicht im Stich. Folgendes ist passiert. Als ich am Fluss war und einen Fisch fangen wollte, rutschte ich aus und fiel ins Wasser. Die Strömung war sehr stark, so musste ich mich erst ein Stück flussabwärts treiben lassen, bis ich eine Stelle fand wo ich wieder ans Ufer klettern konnte. Deswegen komme ich so spät. Komm, wir gehen weiter.“ Da war Knips sehr froh und sie zogen gemeinsam davon.
Am nächsten Abend erreichten sie endlich den Federbach. Der Bach hatte seinen Namen, weil es kitzelte, wenn man die Füße in die Strömung hält. Am Ufer stand die Silberbirke. Ihre Blätter glitzerten im Mondschein silbern. „So wir sind da. Das ist die Silberbirke. Dort in der Baumhöhle wohnt der Uhu“, sagte Wolf und deutete auf ein großes Loch im Stamm. „Danke, mein Freund, dass du mich begleitet hast. Ich gehe allein zum Uhu“, sagte Knips. „Ich warte hier unten auf dich“, antwortete Wolf. Knips kletterte zum Baumloch hoch und betrat zögernd und mit klopfendem Herzen die Höhle. Innen roch es muffig und staubig. Überall hingen Spinnenweben herum. Knips ging langsam vom Eingang ins Innere der Baumhöhle.
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