Andrea Hubrich - Die Trommeln der Freiheit
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Je näher ihn das Taxi an das Blacksburg Memorial heranbrachte, desto stärker drängte sich in die anfängliche Euphorie die Angst vor dem Unbekannten und das erneute Gefühl, er würde in näherer Zukunft schneller, als es ihm eigentlich behagte, sein blaues Wunder erleben. Die Bestätigung dieser Vorahnung ließ selbstverständlich nicht lange auf sich warten. Ein Hoch auf die wunderbaren Fähigkeiten der heutigen Medizin, denn das, was bis heute Vormittag noch Piper Buchanon hieß, wachte knapp zwölf Stunden nach dem verhängnisvollen Zusammentreffen im Beisein von Connor ein zweites Mal auf. Es lebe der Irrsinn, es lebe der Schock. Oh, du fabelhafte Welt des Wahnsinns, wie schön, dass es dich gibt! Amen! Noch während Connor im Restaurant saß und Mrs. Longs Worte verdaute, klingelte sein Mobiltelefon und jemand aus dem Krankenhaus war dran. Da er Dr. Finn gebeten hatte, ihn über sämtliche Veränderungen zu informieren, fiel ihm eine große Last von den Schultern, als ihm die gute Nachricht des unerwartet schnellen Erwachens der Patientin übermittelt wurde. Während Connor im Taxi saß, schlief Catherine wieder ein, doch es schien, als würde es in ihrem Unterbewusstsein etwas geben, was sie zu einem erneuten Aufwachen antrieb, sobald er das Zimmer auf der Intensivstation betreten hatte. Zuerst war sich der große Mann nicht sicher, wie es überhaupt um die geistige Verfassung der von dem Beatmungsgerät befreiten Verletzten stand. Aber dann sah er in ihre überraschend klaren Augen – eigentlich nur in das rechte, nicht zugeschwollene. Als sich die Blicke der beiden trafen, wusste Connor sofort Bescheid. Trotz ihres vorangegangenen Drogenkonsums, der Gehirnerschütterung und den Nachwirkungen der Narkose, hatte sie ihn erkannt, und zwar eindeutig und zweifelsfrei. Sobald ihn diese Erkenntnis traf, wurde ihm grottenschlecht zumute. Einzig und allein der Drang nach Wissen verhinderte, dass Connor ins angrenzende Badezimmer stürzte und ein längeres Gespräch mit der Kloschüssel abhalten musste. Einfach großartig …! Er setzte sich auf einen Stuhl, der neben dem Bett stand, und hielt stumm dem Blick der Erwachten stand. Connor schwieg, doch das Zucken um seine Mundwinkel ließ erkennen, dass ihm Tausende und Abertausende von Fragen über die Lippen springen wollten. Die Einfachste von allen, nämlich die Frage nach ihrem Wohlergehen, befand sich augenscheinlich jedoch nicht darunter, jedenfalls dem Ausdruck in seinen Augen nach zu urteilen. „Wasser!“ Das Krächzen der jungen Frau hörte sich schauerlich an. Connor nahm eine Flasche Mineralwasser vom Nachttisch, füllte damit die bereitgestellte Schnabeltasse und half Catherine beim Trinken. Die prickelnde Flüssigkeit war das Köstlichste, was sie jemals in ihrem Leben zu sich genommen hatte. In ihrem Mund herrschte eine Trockenheit, die so schlimm wie in der Wüste Sahara war. Sie schloss die Augen, schluckte ein paar Mal, um das Wasser bis zum letzten Tropfen genießen zu können, und flüsterte schließlich: „Verschwinden Sie von hier, oder ich rufe einen Arzt!“ Ein kurzes Lachen von Connor erklang, doch es hörte sich in keiner Weise belustigt an. „Danke, ich brauche keinen! Aber deine Gastfreundlichkeit war auch schon mal umwerfender, Piper Buchanon! Oder soll ich dich lieber doch Catherine Roppert nennen, weil mir dein richtiger Name entschieden besser gefällt? Wie hättest du es denn gern, hm?“ Sie antwortete überraschend deutlich: „Bewegen Sie Ihren irischen Arsch aus diesem Zimmer!“ Der große Mann beugte sich zu ihr vor. Je näher er kam, desto mehr begann sie plötzlich zu zittern. Doch es war keine Angst, die ihren Körper erfüllte. Es war pure Überraschung, gepaart mit einer mächtigen Portion jäher Wut, die sich rasend schnell im Bauch der jungen Frau auszubreiten begann. „Später, Cat“, erwiderte Connor und setzte sich ein beinahe desinteressiertes Grinsen auf. „Ich habe dir damals geglaubt“, fuhr er fort. „Weißt du, ich habe dir wirklich diese Show abgenommen. Das hätte mich beinahe umgebracht!“ „Ich habe Sie ja nicht dazu ermutigt, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu besaufen und mit den Drogen einen Freundschaftspakt zu schließen! Selbst Ihr Cousin konnte die Schnüffler von der Presse nicht aufhalten! Was wollen Sie hier, Connor?“ Er stand auf, stützte sich mit beiden Armen auf der Bettkante ab und sah sie durchdringend an. „Falsche Frage, Cat“, stellte er lapidar fest. „Was willst du hier? Eigentlich müsstest du tot sein, und wenn ich mich nicht irre, dann nicht erst, seitdem du das letzte Mal zu high gewesen bist, um auch nur ein anständiges Wort mit mir zu wechseln!“ Er verschränkte seine Arme vor der Brust, dachte kurz nach und fügte nachfolgend hinzu: „Ich bin ein Kind, ein Deppertes. In meinem Hirn, da scheppert es. Wo früher einst die Leber war, ist heute eine Minibar. Passt irgendwie hervorragend zu deiner jetzigen Lage, findest du nicht?“ „Hören Sie auf damit, sonst schreie ich um Hilfe! Innerhalb von zehn Sekunden steht die gesamte diensthabende Belegschaft Gewehr bei Fuß in diesem Zimmer! Ich glaube nicht, dass Sie das wollen!“ „Was denn? Ich soll wirklich schon wieder gehen? Gerade jetzt, wo ich dich nach deinem erbärmlichen Flugversuch so mühevoll von der Straße kratzen durfte? Ich bitte dich!“ Connors Stimme war voller Sarkasmus und Bitterkeit. Sein aufgeputschter Adrenalinspiegel trieb ihn mit geradezu verbissenem Eifer dazu an, dieses unfaire Spielchen fortzusetzen: „Ich habe eigentlich erwartet, dass du mich mit lautem Hallo und Trallala empfängst, aber ich habe mich wohl ein wenig zu früh gefreut. Wie schade! Nach sechs Jahren sollte man sich eigentlich eine Menge zu erzählen haben, meinst du nicht auch? Zum Beispiel, welcher Teufel einen geritten haben muss, um so perfekt zu schauspielern, dass es die gesamte Menschheit glaubt? Ich habe ziemlich viel nachgedacht und konnte auch ein paar Dinge über dich in Erfahrung bringen. Das meiste davon passt zeitlich hervorragend, abgesehen von den zweieinhalb, drei Jahren, die du nicht in Pembroke vertreten warst. Mir ist aber immer noch nicht ganz klar, ob dir damals in Beverly Hills nicht doch jemand hilfreich zur Seite gestanden hat, denn bei aller Selbstverständlichkeit, die du offensichtlich noch vor deinem Sinn für Humor stellst, kaufe ich dir einen Alleingang in dieser Sache nicht mehr ab!“ Erfreut darüber, Catherines erzürntes Gesicht zu sehen, setzte er beinahe fröhlichen Herzens noch eins drauf: „Übrigens, das Sie kannst du stecken lassen. Ich denke, wir haben genug Probleme, als dass wir uns auch noch an irgendwelchen albernen Förmlichkeiten anhalten müssen. Ich habe dieses blöde Gesieze sowieso noch nie gemocht!“ Der jungen Frau war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Plötzlich breitete sich eine dicke Gänsehaut auf ihrem Rücken und den bandagierten Armen aus. Dabei war es nicht etwa so kalt, dass sie frieren müsste. Nein, diese Kälte kam aus ihrem Inneren, und dort drinnen herrschte pures, entsetzliches Chaos. Dementsprechend einfach fiel auch ihre Antwort aus: „Du widerst mich an, du Waldesel!“ Obwohl sie keinerlei Regung zeigte, als Connor ihr nach zehn Jahren endlich das Du angeboten hatte, nutzte sie die einmalige Gelegenheit, dieses Privileg ohne sonderliche Probleme auszunutzen. Respekt vor der Person Connor Reilly konnte sich Catherine sowieso noch nie in genügendem Maße abringen, aus welchen Gründen auch immer. Für sie war er niemals der berühmte, weltweit erfolgreiche Schauspieler gewesen, sondern immer nur ein Mensch, wie jeder andere auch. Ein jeder, der das unschlagbare Duo Roppert/Reilly kennengelernt hatte, fragte sich zwangsläufig, was die beiden wohl zusammengebracht hatte und wie sie, trotz der vielen Unterschiede, eine so dicke Freundschaft aufbauen konnten. Catherine war um die dreißig Zentimeter kürzer, dementsprechend zierlich, und konnte einen Altersunterschied von ebenfalls dreißig Jahren zu ihrem Kameraden vorweisen. Soviel zu den äußerlichen Differenzen. Obwohl zwischen den beiden eine Art Seelenverwandtschaft existierte, unterschieden sich deren Gemüter, wie das Feuer vom Wasser. Zweifelsohne hatten sowohl Catherine, als auch Connor lange Zeit gebraucht, um mit dem Verlust ihrer Familien klarzukommen. Während der Teenager schon damals mithilfe von Spott und Sarkasmus dem Leben die Stirn bot, versank Connor regelmäßig in Selbstmitleid und Trauer. Dass er immer wieder aufgestanden war, verdankte er seiner jugendlichen Gefährtin, deren Freunden aus Kornbach in Österreich und ihren zynischen Kommentaren und frechen Sprüchen, die Connor mehr als einmal in dröhnendes Gelächter ausbrechen ließen. Funktionierte auch die nette Art nicht, so musste er es sich gefallen lassen, ordentlich verbale Prügel, verbunden mit den unmöglichsten Schimpfwörtern a la Catherine Roppert, einzustecken. So auch heute. Insofern hatte sich wohl nichts geändert. Connor schnalzte derweil mit der Zunge und schüttelte dabei andächtig mit dem Kopf. Auf einmal hellten sich seine Gesichtszüge unübersehbar auf. „Das klingt ja wunderbar“, rief er aufgeräumt, wobei er den streitlustigen Unterton in seiner Stimme gar nicht erst versteckt hielt. „Dann lass uns gleich noch etwas klären, ja? Ich habe gesehen, wie du ermordet wurdest, Cat! Ich habe dich in meinen Armen gehalten, bis du deinen letzten Atemzug gehaucht hast! Und ich habe dich in Österreich begraben müssen, nur, um dir über fünfeinhalb, sechs Jahre später unter äußerst bedauerlichen Umständen über den Weg zu laufen! Dabei erfahre ich, dass ich mich inmitten einer famos gesponnenen Lügengeschichte wiederfinde! Du solltest dir also ernsthaft überlegen, wer von uns beiden der wirkliche Clown in diesem Märchen ist!“ „Kommt ganz darauf an, aus welcher Perspektive man es betrachtet! Und jetzt lass mich gefälligst allein! Ich habe etwas anderes zu tun, als mich von dir dämlich voll quatschen zu lassen!“ Natürlich kam Connor Catherines Aufforderung nicht nach und setzte sich wieder hin. Er lehnte sich zurück, verschränkte seine starken Arme vor der Brust und schaute niederträchtig auf die schmale Gestalt herab. „Meinst du nicht auch, dass du mir vorher noch einiges zu erklären hast? Dabei geht es bei Weitem nicht nur um mich, junges Fräulein, sondern auch um unsere gemeinsamen Freunde! Mindestens einen von ihnen hast du mit deiner Scheiß Aktion zum Einsiedler gemacht!“ Mehr spöttelnd, als wirklich Ernst gemeint, fügte er hinzu: „Du solltest dich schämen!“ „Mach ich“, versprach Catherine halbernst, bevor sie hinzufügte: „Wenn ich Zeit dafür habe.“ Sie hob ihre rechte, eingebundene Hand und legte sie auf die Decke über ihren Bauch. „Aber seit wann zählst du denn Josh zu deinen Freunden?“, wollte sie nun wissen. „Seit es dir gelungen ist, ihn hinter Schloss und Riegel zu bringen? Oder seit dir die Hitze Arizonas das Hirn verbraten hat?“ Die junge Frau fand ihre Antwort reichlich komisch. Sie lachte plötzlich laut auf. Da ihr Gesicht zugeschwollen war und sie weiterhin von heftigem Durst geplagt wurde, klang ihr Gelächter wie das Wiehern einer alten Schindmähre. „Deinen Humor hast du jedenfalls behalten“, rief sie prustend, als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. „Sonst noch was?“, zischte Connor wütend. „Nö! Nicht, das ich wüsste! Oder warte mal! Du willst wissen, wie es mir in Pembroke so ergangen ist? Keine Sorge! Diesbezüglich darf ich dir höchstpersönlich ausrichten, dass es dort gar nicht mal so übel ist! Nur die Winter sind echt unter aller Sau! Ich bekomme spätestens Anfang November meine erste, alljährliche Rüsselseuche, die mir einmal sogar meinen Geburtstag komplett vermasselt hat! Aber sonst läuft alles bestens! Auf Wiedersehen, du Brathahn!“ Catherine schenkte Connor keine weitere Beachtung mehr, sondern drehte sich schwerfällig und unter großen Schmerzen von ihm weg. Er sah ihr einige Augenblicke lang zu, bevor er sich erhob und auf die andere Seite des Bettes hastete. Er wollte Catherine zwingen, ihn anzusehen. Seine aufsteigende Rage konnte er dabei nur schwer verbergen. „Wenn du geglaubt hast, du könntest dieses Theater für den Rest deines Lebens weiterspielen, dann irrst du dich gewaltig, Fräulein“, rief er böse. Catherines gleichgültige Art trieb ihn schon wieder hart an den Rand seiner guten Manieren, und er musste sich ziemlich zusammenreißen, um nicht laut loszupoltern. „Du wirst es nicht durchhalten“, sprach er weiter. „Das schaffst du nicht!“ „Ich habe es bis hierhin geschafft, und ich werde es auch weiterhin anpacken!“ „Ja, klar! Man sieht ja, wo du gelandet bist“, motzte Connor erregt. „Lass mich wenigstens ausreden, okay?“ Catherines Blick und ihr ebenfalls aufbrausender Tonfall verrieten ihre völlig aus dem Gleichgewicht geratene Gemütsverfassung. „Ich habe in den letzten zehn Jahren viele Schlachten gewonnen, Connor, bin reifer und erwachsener geworden! Gerade dich hat es doch schon damals am Allerwenigsten interessiert, ob ich dazu in der Lage war, etwas aufzubauen, was nur ich ganz allein zustande gebracht habe! Du hast immer auf mich aufgepasst, wie ein Schießhund! Selbst, wenn wir uns gezofft hatten, dauerte es weiß Gott nicht lange, bis einer von uns beiden auf den anderen zu gekrochen kam! Worauf die ganze Angelegenheit hinausgelaufen ist, muss ich dir wohl bestimmt nicht näher erläutern! Es war ein ewiger Kreislauf, den wir aus eigener Kraft nicht mehr unterbrechen konnten! Wir steckten viel zu tief in der Scheiße, und was mich betraf, so fehlte mir damals die Energie dafür, immer und immer wieder aufstehen zu müssen! Ich hatte keine Lust mehr, ewig weiter Krieg und Frieden zu spielen, aus Angst, du oder ich könnten es eines Tages nicht mehr verkraften! Das, was du dir vor meinem Untertauchen geleistet hast, hat mich zu tief getroffen, Connor! Ich wusste nicht mehr, wie ich dir Joshs Verhaftung jemals verzeihen könnte!“ Catherine versuchte, sich trotz der Nackenstütze aus Kunststoff und den gebrochenen, bandagierten Rippen aufzurichten. Doch allein schon ihr Kopf, sowie der gesamte Rest ihres gebeutelten Körpers, protestierten empört auf. Mit einem schmerzerfüllten Seufzer sank sie in ihr Kissen zurück und wünschte sich, gar nicht erst aufgewacht zu sein. Aber dann dachte sie daran, dass Connor einfach nicht das Recht besaß, ihr nach so vielen Jahren eins aufs Auge zu drücken. Für Catherine stand noch längst nicht fest, wer als Sieger aus diesem Schlagabtausch hervorgehen würde, wobei sie gerade ihrem damaligen Kumpel einen Erfolg keineswegs gönnte. Sie beschloss daher, sich dem unangenehmen Wachsein zu stellen, so schwer es für sie auch werden mochte. „Du hast es dir anders vorgestellt, nicht wahr?“, rief Connor leise. Abrupt sah sie auf. Sie war auf alles Mögliche gefasst, auf eine weitere Standpauke vielleicht, auf die sie gut und gerne verzichten konnte, oder auf ein endloses Weiterführen dieses unnötigen Gesprächs. Aber auf diese eine Frage war Catherine nicht vorbereitet. Sie schluckte nervös und versuchte erneut, ihren Oberkörper wenigstens ein bisschen anzuheben. Connor bemerkte ihr Bemühen und betätigte beinahe beiläufig einen Hebel unter dem Bett, der den oberen Teil der Liege automatisch nach oben fahren ließ. So konnten die Patienten in einer wesentlich angenehmeren Haltung mit ihren Besuchern sprechen. „Du hattest keine Ahnung, an welches miese Drecksstück du geraten bist, aber du brachtest es selbst dann nicht über dich, mit uns zu reden, nachdem er dir das Schlimmste angetan hat, was einer Frau widerfahren kann!“ Connor ließ seine Worte wirken, indem er einen Moment lang schwieg. Dann fügte er betroffen hinzu: „Dein Stolz hat dich fast dein ganzes Leben lang treu begleitet, Cat, aber er wird auch einmal dein Ende sein!“ Sehr langsam sah sie von der Zimmerdecke weg und zu Connor hinüber. Es war ein langer Weg bis in sein Gesicht, er dauerte fast eine kleine Ewigkeit. Als sie ihm direkt in die Augen blickte, verschleierten ihr plötzlich Tränen der maßlosen Wut die Sicht. Connor hatte sie genau da getroffen, wo es für sie am schmerzlichsten war. Diese Tat konnte sie ihm nicht verzeihen. „Macht es dir Spaß, du Sadist?“ Sie richtete sich auf und rief lauter, als sie es sich eigentlich jetzt noch zugetraut hatte: „Gibt es dir den gewissen Kick, mich damit zu quälen? Welcher Mensch ist nur aus dir geworden, Connor?“ Er schwieg beträchtlich lange, denn er suchte nach den richtigen Worten, um sich mit sehr bedachtsam ausgewählten Worten die endgültige Gewissheit seiner schockierenden Vermutung zu holen. Als er endlich antwortete, sprach er mit fremder, sogar verbitterter Stimme: „Vielleicht gebe ich deinem toten Kind eine Chance, die es niemals haben durfte! Ich will, dass du an das Leben glaubst, das du dir immer gewünscht hast! Auch, wenn es dir nicht vergönnt ist, eine liebevolle Mutter zu sein.“ Über Catherines Wange kullerte eine Träne. Sie bahnte sich ihren Weg über das verunstaltete Gesicht und blieb über dem geschwollenen Mundwinkel hängen. Die junge Frau beachtete sie nicht, und so tropfte die Träne schließlich herab und wurde von ihrem Baumwollhemd aufgesogen. Mit leiser, gebrochener Stimme ermahnte sie ihren Retter: „Wenn du dich wirklich um mich ängstigst, Connor, wenn du wirklich glaubst, du müsstest mir nach so langer Zeit immer noch beistehen, dann verliere nie wieder ein Wort über meine Fehlgeburt! Ich will dich niemals mehr darüber sprechen hören! Hast du mich verstanden?“ Connor nickte kaum merklich, doch Catherine nahm seine Gestik zur Kenntnis und deutete sie als unumstößliches Versprechen. Der große Mann ließ von ihr ab. Er wandte sich um und starrte, mit den Händen in den Hosentaschen, auf einen imaginären Punkt, der sich irgendwo zwischen ihm und der Wand befand. Doch dort kam er gar nicht an. „Ich habe nachgedacht“, bekräftigte er noch einmal. „Ich werde dich nicht im Stich lassen. Das kann ich nicht. Ich werde mit Renée sprechen, und bevor du dir wieder irgendeine nette Bemerkung einfallen lässt, um mich davon abzuhalten, sage ich dir lieber gleich, dass deine Mühe vergeblich sein wird. Ich werde mich von nichts und niemanden abhalten lassen, auch diesmal für dich da zu sein, weil es etwas gibt, was ich dir damals nicht ein einziges Mal gesagt habe.“ „Und? Was soll das sein?“ „Ich habe dich immer für deinen Mut bewundert, Cat. Weißt du, trotz allem, was wir beide durchgestanden haben, ob wir uns nun gerade gestritten oder versöhnt hatten, habe ich nie aufgehört, stolz auf dich zu sein. Du hast mich beeindruckt, Kleine. Nicht, weil du letztendlich doch den Krebs besiegen konntest. Auch nicht, weil es scheinbar nichts auf der Welt gegeben hat, was dich wirklich ein für alle Mal unterbuttern konnte. Nein, Cat, das, was dich immer wieder ausgezeichnet hat, war der Mut, wieder aufzustehen. Ich habe es in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal fertiggebracht, aber ich denke, der Zeitpunkt ist gekommen, um dir zu sagen, dass ich dafür immer geachtet, ja, sogar geliebt habe. Du wirst mich vielleicht noch nicht verstehen, doch dieses Handeln war zweifellos das, was auf meiner Seele die tiefsten Spuren hinterlassen hat. Es war nicht der Unfalltod von Susan und den Kindern oder etwa unser gesamtes Kennenlernen. Das, was aus mir geworden ist, verdanke ich auch dir, Catherine. Es ... du musst mir nicht gleich auf Anhieb glauben, aber bitte denke wenigstens darüber nach. Versuche es.“ Connors Geständnis berührte Catherine tief. Es stimmte, was er sagte. Nicht ein einziges Mal hatte er ihr gegenüber davon gesprochen, sie zu lieben. Umgekehrt verhielt es sich nicht anders, doch das brauchte es auch nicht. Was beiden in der Zeit ihrer ungewöhnlichen Freundschaft das Gefühl ihrer wirklichen Zuneigung zueinander vermittelt hatte, waren die zahllosen Gesten ihrer Verbundenheit gewesen – eine Umarmung vielleicht, oder der ständige Wille, nach Stunden verloren gegangener Vertrautheit eben diese Risse wieder zu schließen. Die langen Gespräche, die sie damals während ihrer Ausflüge in die wunderschöne Bergwelt Österreichs geführt hatten, wirkten sich nachhaltig auf die beiden Freunde aus, ebenso wie Connors Bekanntschaft mit Menschen, die ihn nicht als Star, sondern als eine völlig normale Persönlichkeit wahrnahmen. Die kostbare Zeit, welche Connor in der Geborgenheit seiner neuen Freunde verbringen konnte, entschleunigte ihn von dem immerwährenden Stress, dem er sich als weltbekannter Schauspieler in Los Angeles ausgesetzt sah. Catherine und ihr Umfeld halfen ihm in höchstem Maße, nach dem traumatischen Verlust seiner jungen Familie wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Als der verwaiste Teenager an Blutkrebs erkrankte, lag es an Connor, seine Kameradin zu unterstützen, ihr Kraft zu spenden und Lebensmut zuzusprechen. Wie sehr sie einander brauchten, blieb damals niemandem, der mit Catherine oder Connor in Verbindung stand, verborgen. Ihre Freundschaft wurde auf gleich zwei Kontinenten mit Wohlwollen und Respekt bedacht. Obwohl sich die Wege der beiden Freunde später trennten, obwohl sie zwei völlig unterschiedliche Leben geführt hatten, befanden sich Catherine und Connor nun nach nahezu sechs Jahren wieder gemeinsam in einem Zimmer. Ihr Aufeinandertreffen ließ die Vergangenheit aufleben und die beiden, völlig unabhängig voneinander, an alte, verloren gegangene Zeiten zurückdenken. Catherine blickte auf die große Gestalt neben ihrem Bett. Richtig erkennen konnte sie ihn nicht mehr, denn zum einen verschleierten ihr weitere Tränen die Sicht, und zum anderen wurde sie plötzlich so müde, dass sie auf der Stelle einschlafen wollte. Aber sie kämpfte tapfer gegen die aufkommende Schläfrigkeit an. „Was verbirgt sich deiner Meinung nach hinter dem Wort Mut, Connor?“, fragte sie schließlich, nachdem sie mit den Gedanken wieder in die Gegenwart zurückgekehrt war. Er sah sie verwundert an. „Bitte?“ „Was meinst du, wenn du von Mut sprichst?“ Er gluckste zunächst etwas unbeholfen herum, weil er nicht mit dieser Frage gerechnet hatte. „Mut?! Nun ja, Mut ist für mich, wenn man für etwas mit allem, was in seiner Macht steht, kämpft, es letztendlich verliert, aber immer wieder den Trotz an den Tag legt und den Problemen die Stirn bietet! Mut ist für mich, was du bist, ganz gleich, welches Leid du in deinem jungen Leben bisher ertragen musstest. Und Mut bedeutet für mich, dass du mit mir sprichst, jetzt, in diesen Sekunden, weil du mich daran erinnerst, wie tapfer und stark du bist!“ „Dann bist du mit deiner poetischen Einstellung nur bis zum heutigen Tage gekommen“, erwiderte Catherine ausdruckslos, worauf Connor fragte: „Was meinst du damit?“ „Ich glaube nicht, dass Renée dir nicht weiterhelfen kann. Sie kann ebenso wenig rückgängig machen, was geschehen ist, wie sie verhindern kann, dass ich sie vielleicht abblitzen lassen werde“, rief sie streng, um ihre große Betroffenheit über Connors Worte zu überspielen. Er hatte mit ihnen ihr Herz berührt, ohne dass sie gegenwärtig dazu in der Lage war, es ihm zu zeigen. „Nein, Cat, das kann sie nicht. Aber sie wird mich trotzdem nicht hängen lassen und dir helfen, darüber hinwegzukommen. Gott, was würde ich geben, um dir jedes einzelne Mal zu ersparen ...!“ Connors Stimme brach. Er konnte immer noch nicht begreifen, was man seiner früheren Gefährtin angetan hatte. Wieder und wieder fragte er sich, ob nicht letztendlich er die Schuld an Catherines jetzigem Zustand trug. Die Antwort darauf war fast immer dieselbe. Connor erschauderte, wenn er daran dachte. Er hielt es plötzlich nicht mehr in diesem Zimmer aus, doch er konnte auch nicht gehen. Seine Seele schrie geradezu nach Flucht, aber seine Füße wollten ihm nicht gehorchen. Catherine erkannte, wie sehr ihr Besucher mit sich rang. Auch sie ertrug den jetzigen Zustand keine Sekunde länger, und so rief sie: „Hey!“ Connor kostete es eine Menge Kraft, Catherine anzuschauen. Sie sollte seinen Gram nicht sehen, doch es hatte keinen Zweck, sie vor ihr zu verstellen. Nicht, wenn man sich weit über vier Jahre lang Seite an Seite durchs Leben geschlagen hatte und seinen Kameraden kannte, wie es kein anderer jemals tun würde. Catherine streckte mühevoll ihren Arm nach dem großen Mann aus. Sie forderte ihn auf, ihre Hand zu nehmen, auch wenn sie es nicht aussprach. Connor zog eine Hand aus der Hosentasche und umschloss die schmalen Finger. Er trat erneut an die Liege heran, setzte sich wieder auf seinen Stuhl und stützte seine Arme auf das kühle Metall des Bettgestells ab. Schließlich sah er auf die Hand seiner Gefährtin, welche in seiner riesigen Pranke fast völlig verschwand. So konnte er sich für wenige Sekunden ablenken, denn Catherines geschundenen Anblick konnte er keine Sekunde länger ertragen. Scheinbar festgefroren erstarrte sein Blick während dieser rührenden Geste der Freundschaft, bevor er wieder aufsehen konnte und leise fragte: „Bist du sicher, du schaffst das?“ Ebenso leise flüsterte sie: „Ich weiß es nicht, Großer. Aber du weißt ja nun, dass ich nicht so leicht totzukriegen bin!“ Beide wussten, weshalb Catherine ausgerechnet diese Worte gewählt hatte. „Wir werden dir helfen, Cat“, versprach Connor erneut. „Renée und ich. Wir sind für dich da, und ich hoffe, das ist dir bewusst. Du weißt doch: Solche Sechs, wie wir Fünf sind, gibt’s nur viermal, denn wir Drei sind die zwei Einzigen!“ Catherine lächelte gequält, um Connor die Sicherheit zu geben, seine Äußerung verstanden zu haben. Nachdem er jedoch wenige Minuten später gegangen war, verfiel sie in dumpfe Lethargie. Etwas verstehen und etwas akzeptieren, das waren zwei völlig verschiedene Dinge. Der jungen Frau wurde bewusst, dass Connor zwar da war, rein geistig aber immer noch in der Vergangenheit festsaß. Dabei übersah er schlichtweg, dass es niemals mehr so werden konnte, wie früher. Niemals wieder.
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