Andreas Flamme - Die Brüder von Nazareth

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Alle erwarten im 1. Jahrhundert den Boten Gottes – den Messias, der das Volk und das Land Israel von den fremden Eroberern befreien wird. Der Aufstand des Judas von Galiläa wurde von Rom mit brutal niedergeschlagen. Sein Verbündeter Zadok zieht sich in die Essener Gemeinde zurück, wo er auf zwei Brüder trifft. Zadok sieht auf den ersten Blick, dass die Jungen etwas Besonderes sind. Dies sind Jeschua und Jakobus, die Söhne Josefs von Nazareth.
Ob diese die wahren Boten Gottes sind? Sind sie zum Selbstopfer bereit?
Nur die Zeit wird das entscheiden.
Doch zunächst müssen sie vom Lehrer der Gerechtigkeit selbst ausgebildet werden im Sinne Gottes.

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Impressum 4 Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten. © 2022 novum publishing ISBN Printausgabe: 978-3-903382-07-7 ISBN e-book: 978-3-903382-08-4 Lektorat: Melanie Dutzler Umschlagfoto: Melani Wright | Dreamstime.com Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh www.novumverlag.com

Zitat 5 Zitat So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Jakobus, der Bruder von Jesus (Jakobus 2,17)

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Epilog 210

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Nachwort 213

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2022 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-903382-07-7

ISBN e-book: 978-3-903382-08-4

Lektorat: Melanie Dutzler

Umschlagfoto: Melani Wright | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Zitat

So ist auch der Glaube für sich allein tot,

wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.

Jakobus, der Bruder von Jesus

(Jakobus 2,17)

1

Jerusalem, im achten Jahr der Herrschaft

von Kaiser Nero (62 n. Chr.)

Es war am Tag des größten Feiertags – Jom Kippur1. Die Heilige Stadt war voller Menschen, sie waren aus Norden und Süden gekommen, aus Osten und Westen, aus allen Winkeln der Erde.

Die mit weißem Stein gepflasterten Straßen und Marktplätze waren zu eng geworden. Es war ein buntes Gemisch von Leuten: Die einen waren gekommen, um im Gotteshaus zu beten und ihre Opfergaben zu bringen, wie es das Gesetz vorgab, andere, um ihre Waren mit Gewinn zu verkaufen. Sie sprachen die verschiedensten Sprachen, doch am häufigsten hörte man Aramäisch und Griechisch. In der Menge waren auch schlendernde römische Soldaten zu sehen, deren Gewänder unter den Sonnenstrahlen glänzten.

Eben alle, die Gläubigen und die Heiden, strebten zu einem Platz, dem Hügel, wo sich der Tempel erhob. Die Pilger, die über die riesige Treppe und das Königstor oder über die beiden Brücken im Westen eingetreten waren, gelangten zunächst in den geräumigen Heidenvorhof. Er wurde so genannt, denn nur die Juden durften weitergehen und den Innenhof betreten. Für all die übrigen waren dort weiße Steinplatten mit roten griechischen und römischen Buchstaben, die warnten, dass sie ihren Weg unter Lebensgefahr fortsetzen würden.

Hier konnte man Geld wechseln und Opfertiere kaufen.

Die 60 Fuß hohen Flügel der Schönen Pforte standen offen und die meisten drängten sich unter den beobachtenden Blicken der Tempelwächter über die Stufen hinein, mit Opferlämmern und Geflügel beladen. Bevor die pilgernden Besucher hindurchgingen, ließen sie einen halben Schekel in die vor den Türen stehenden zwei Schatzkästchen fallen. So viel betrug die Tempeltaxe. Sobald sich der Frauenvorhof mit Menschen gefüllt hatte, sicherten sie die Eingänge und schlossen die Türen. Die draußen gebliebenen Gläubigen mussten warten, bis sie mit dem zweiten Schub eingelassen wurden.

Die in den Frauenvorhof geratenen Männer übergaben ihre Tiere den Söhnen von Levi, die diese an die Opferstellen brachten. Sie trugen lange weiße Leinengewänder. Diese Ehre hatten sie sich erstritten, nachdem sie ihre Gesuche bis nach Rom an Caesar gesandt hatten, der zugunsten der mit Agrippa2 in Streit Liegenden entschieden hatte. Bis dahin hatten sie sich in der Kleidung nicht von den Pilgern unterschieden.

Ein alter Mann mit langem ergrauten Haar und Bart hatte sich auf seinen Stock gestützt. Diesen benutzte er schon seit einigen Jahren, denn er konnte schlecht gehen. Man hatte ihm die Beine bei einer Rangelei mit den Pflegesöhnen des Saulus3 gebrochen. Der ganze Hof war überfüllt mit Menschen, die dicht nebeneinander standen. Eine Münze hätte nicht fallen können.

Doch der Platz um den Alten war frei.

Jeder brachte ihm Ehrerbietung entgegen. Manch einer näherte sich ihm, verbeugte sich und berührte den Saum seiner langen leinenen Kleidung mit Ehrfurcht. Die umstehenden Leute flüsterten, nannten ihn den Gerechten, den Lehrer und die Säule. Es verehrten ihn nicht nur seine Mitstreiter, die Nazaräer, deren Anführer er war, sondern auch alle übrigen Juden und Heiden.

Selbst die hohen Priester und Schriftgelehrten des Tempels verehrten ihn wegen seines gottesfürchtigen Lebenswandels. Er war so rechtschaffen in den Augen Gottes, sodass er einmal im Jahr in den Tempel ging, um für das Volk und sein Heil zu beten.

Doch außer Verehrung ihm gegenüber empfanden sie auch Angst. Eine Angst, er wäre ein guter Hirte, der immer mehr verirrte Schafe in seine Herde aufnehmen könnte. Angst, dass wie sein persönlicher Einfluss auch der der Nazaräer mit jedem vergangenen Tag anwächst und seine Worte immer lauter und durchdringender zu hören wären. Angst, weil sein Stammbaum direkt mit dem König David verbunden war.

Angst, weil sein Bruder nicht irgendeiner war, sondern Jeschua Hamaschiach selbst.

Jener, den die Römer zur Zeit von Tiberius gekreuzigt haben. Jenen, den die Nazarener den Gesalbten nannten. Jener, der zusammen mit Johannes die Menschen im Fluss Jordan taufte und den Weg für das Reich Gottes ebnete. Jener, der eigens seinen Bruder Jakobus als seinen Nachfolger ernannte, bevor er verstarb.

Die Menschen um den Alten machten unwillig Platz. Es näherte sich ihm eine Gruppe Sadduzäer, die von zwei Wächtern mit dicken Holzknüppeln in der Hand begleitet wurden. Der Älteste von ihnen hielt an und sprach:

„Jakobus, ich habe eine Botschaft von dem Hohenpriester Annas4. Er will keine Probleme und keinen Unfrieden an diesem lichten Tag. Der neue römische Prokurator Albinus ist noch immer unterwegs und König Agrippa ist ebenfalls nicht hier. Die Einhaltung der Ordnung liegt in der Hand von Annas und dieser beruft den Sanhedrin5 ein. Er beschloss, dich zu bitten, vor den Menschen zu sprechen.“

„Worüber?“, fragte Jakobus.

„Sage ihnen, sie sollen nicht an der Goldenen Pforte auf den Gesalbten warten.“

„Ich bin kein Prophet, warum habt Ihr mich dafür auserwählt?“

„Du bist weise und die Menschen achten dich, sie werden auf dich hören.“

Jakobus dachte nach. Ein leichter Windhauch spielte mit seinen langen weißen Haaren, doch sein faltendurchfurchtes Gesicht zuckte keinen Augenblick. Nur seine lebendigen Augen betrachteten einmal den Botschafter, dann die versammelte Menge.

„So soll es sein. Wo soll ich sprechen?“

„Klettere dort auf das Dach hinauf“, meinte der Priester und zeigte auf die Spitze der seitlich gelegenen Kolonnade. „Von dort können dich die Menschen am besten hören.“

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