Antje Marschinke - Träumerin

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Die siebenjährige Dai-Dai gerät in die Hände des Schwarzmagiers Tmarus. Er erkennt ihr Talent als Medium und nutzt es für seine schwarzmagischen Experimente. Dai-Dai gelingt die Flucht mit Hilfe des Meistermagier Sorbus. Auf dem gefahrvollen Weg nach Thlandian, der Hauptstadt des Königreichs Candona, wird eine weitere Gabe Dai-Dai's offenbar: Ihre Träume weisen auf eine tödliche Gefahr aus dem Norden. Doch schon bald treffen sie auf Menschen, die ebenso ungewöhnliche Fähigkeiten besitzen wie die Träumerin. Und diese spielen eine wichtige Rolle in ihren Visionen.
Dieses Buch knüpft an die Geschichten der Bücher «Felsentochter», «Zweigesicht», Katzenjunge" und «Drachenkind» und lässt die Hauptprotagonisten aufeinander treffen.

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Antje Marschinke

Träumerin

Ruan: Aus dem Zeitalter des Chydors, 5. Buch

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Inhaltsverzeichnis Titel Antje Marschinke Träumerin Ruan Aus dem Zeitalter - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Antje Marschinke Träumerin Ruan: Aus dem Zeitalter des Chydors, 5. Buch Dieses ebook wurde erstellt bei

Geraubt

Hexenmagie

Eine Magierschule

Ein Unfall

Reisevorbereitungen

Angriff

Die Waldheilerin

Der Traum

Ein Hinterhalt

Fluchtgedanken

Der Magierturm

Der Magierrat

Visionen

Flucht

Ein verhängnisvoller Versuch

Neue Bündnisse

Spurensuche

Heilmagie

Eine Falle

Eine Beratung

Weise Frauen

Noch mehr Fragen

Verlorene Liebe

Aufgaben im Norden

Zweifel

Eine weitere Flucht

Historie von Ruan

Namen von Personen, Völkern und Städten

Impressum neobooks

Geraubt

Träume zeigen Wege

Magie bahnt Wege

Liebe vereint Wege

Yrth: Eine Stadt im Fürstentum Idul. Nicht groß, aber die Größte im westlichen Bereich. Nicht bedeutend, aber ein Treffpunkt für alle aus dem weiteren Umkreis.

Auf den Markt der Stadt Yrth kamen alle, die etwas zu verkaufen oder zu kaufen hatten. Bauern und Händler, Arme und Reiche waren hier zu finden, und es herrschte ein buntes und lautes Treiben auf den Straßen. Nur wenige der Handeltreibenden erschienen wohlhabend. Viele boten nur das an, was sie in harter Arbeit der Erde abgerungen hatten, und das fiel oft genug nur kärglich aus.

Auch Dai-Dais Familie war arm. Ihre Mutter Seline hockte mit der kleinen Myrthe, dem jüngsten Spross der Familie, im Arm hinter einem eher unbedeutenden Häuflein Äpfel und Rüben und wartete mit hoffnungslosem Gesicht auf Kundschaft. Ihre verhärmten Züge verrieten den vorbeigehenden Leuten, dass sie ein hartes und entbehrungsreiches Leben führte, doch das interessierte niemanden. Viele traf das gleiche Schicksal, und Armut war in diesem Teil des Landes so weit verbreitet, dass sie nicht weiter auffiel.

Die kleine Dai-Dai saß neben ihrer Mutter und ihre grünen Augen funkelten neugierig unter einer wilden Haarmähne. Gespannt beobachtete sie das aufregende Treiben auf dem Markt. Sie war etwa sieben Jahre alt und wirkte ungepflegt und verwahrlost. Es war nicht zu erkennen, dass hinter dem ganzen Schmutz ein hübsches Gesicht versteckt war.

Sie wirkte wie ein normales kleines Mädchen, das vielleicht etwas zu dünn war. Doch eine Eigenschaft unterschied sie deutlich von allen anderen Menschen in Yrth: Sie besaß rote Haare.

Das war äußerst selten auf ganz Ruan zu finden.

Oft genug wurde Dai-Dai deswegen von den anderen Kindern ihres Dorfes gehänselt, und das Einzige, was ihr anfangs dazu eingefallen war, war ihnen von ihrer Vorfahrin, der Hexe Daily, zu erzählen, die ebenso rotes Haar und mächtige Zauberkräfte besessen hatte. Aber das nutzte Dai-Dai wenig, nachdem der Dorf-Schamane ihre magischen Fähigkeiten getestet und für weniger als unerheblich befunden hatte. Dai-Dai sah zwar aus wie ihre Vorfahrin, besaß aber keinen Funken ihres Talents. Das wurmte das Mädchen sehr. Nur zu gerne hätte sie die Spötter in Kröten verwandelt, wie das anständige Hexen ihrer Meinung nach taten. Zumindest kannte sie es so aus Geschichten. Doch so war sie gezwungen, den Spott weiter zu ertragen und konnte nur hoffen, dass es den anderen Kindern irgendwann zu langweilig werden würde. Bisher war dies leider noch nicht eingetroffen, doch Dai-Dai ertrug es mit ungewöhnlichem Gleichmut.

An diesem Tag in Yrth war es ihr jedenfalls nicht langweilig.

Zum ersten Mal hatte sie ihre Mutter in die Stadt begleiten dürfen, und nachdem sie sich an den einschüchternden Lärm und die vielen Menschen gewöhnt hatte, beobachtete sie mit großen Augen die Leute und lauschte dem Geschrei und Geplapper.

Nur wenige Menschen interessierten sich für die Ware von Dai-Dai’s Mutter, und bis zum Nachmittag hatten sie nur wenige Kupferstücke verdient. Gerade als Seline überlegte, ob sie ihre Sachen zusammenpacken sollte, blieb ein großgewachsener Mann vor ihnen stehen. Neugierig betrachtete Dai-Dai die dunkelblaue Robe und den silbernen, kunstvoll gehämmerten Gliedergürtel, bevor sie es wagte ihm ins Gesicht zu sehen.

Er war ein Mann in den reiferen Jahren, wirkte aber noch voller Energie und Tatkraft. Sein Gesicht war kantig und mit einem prägnanten Kinn ausgestattet. Die dunkelbraunen Haare, durchzogen von grauen Strähnen, waren glatt und kurz geschnitten. Hellblaue Augen durchbohrten die kleine Dai-Dai mit einer Schärfe, die sie einschüchterte. Ängstlich schlug sie die Augen nieder.

„Was kann ich für Euch tun, Herr Magier“, fragte Seline, und die Hoffnung auf ein gutes Geschäft war ihr anzusehen.

Dai-Dai schluckte. Natürlich, das musste ein Magier sein, schoss es ihr durch den Kopf, schließlich trug er eine blaue Robe. Neugierig schielte sie wieder zu ihm hoch. Sie hatte noch nie einen Magier gesehen.

„Ist das deine Tochter?“

„Ja, Herr.“ Die Antwort kam zögernd.

„Woher hat sie diese Haare?“

„Herr, das ist ein unbedeutendes Erbe ihrer Vorfahrin.“

„Und wer war diese Vorfahrin?“

Besorgnis stahl sich in das Gesicht der Frau.

„Herr, glaubt mir, es ist ein unbedeutendes Erbe.“

„Beantworte gefälligst meine Frage“, herrschte der Magier sie an.

„Herr, es war Daily.“

Der Magier beugte sich interessiert vor. „Die Hexe Daily?“

„Ja Herr, aber glaubt mir, die Haare sind ihr einziges Erbe.“

„Woher willst du das so genau wissen?“

„Der Schamane hat sie geprüft. Sie besitzt keine magischen Fähigkeiten.“

„Soso.“

Dai-Dai fühlte sich unter seinem Blick mehr als unwohl. Dieser Magier wirkte alles andere als freundlich.

„Sieh mich an!“

Ängstlich gehorchte das Mädchen seinem Befehl. Der Magier schien sie mit seinem Blick durchbohren zu wollen.

„Wie heißt du?“

„Dai-Dai“, hauchte das Mädchen. Der Magier lachte kurz auf.

„Wie passend, eine kleine Ausgabe von Daily. – Wieviel willst du für sie?“ wandte er sich an Dai-Dais Mutter.

Diese schüttelte heftig den Kopf.

„Herr, sie ist meine Tochter! Ich werde sie nicht verkaufen.“

„Umso besser, dann kommt sie eben so mit mir.“

„Aber, Herr...“

„Sei still, Weib“, herrschte er sie an. „Sei froh, dass du einen Esser los bist. Außerdem solltest du stolz darauf sein, dass deine Tochter ab jetzt für einen Meistermagier arbeitet. Los komm!“

Er winkte Dai-Dai ungeduldig zu. Das Mädchen drückte sich ängstlich an seine Mutter.

Diese war hin- und hergerissen zwischen Furcht und Zorn.

„Was ist, Weib?“ Der Magier beugte sich vor und schenkte ihr ein bösartiges Lächeln. „Möchtest du mit mir streiten?“

Seline wurde bleich. Sie war eine einfache Frau und sicherlich nicht in der Lage einem Meister der Magie entgegenzutreten.

„Nein, Herr“, flüsterte sie und umarmte ihre Tochter. „Geh Kind. Und pass gut auf dich auf. Die Götter mögen dich beschützen.“

Verzweifelt sah sie ihrer Tochter nach, doch sie wagte es nicht, jemanden um Hilfe zu bitten. Niemand würde sich wegen eines kleinen Bauernmädchens mit einem Meistermagier anlegen.

Sie konnte nur hoffen und beten, dass dieser arrogante Zauberer ihrer Tochter kein Leid zufügte.

Dai-Dai folgte dem Magier in ein großes Gebäude am Rand der Stadt. Neben dem Magier wohnten noch fünf weitere Menschen in diesem Haus. Da waren ein alter griesgrämiger Türwächter, eine noch griesgrämigere dicke Köchin, zwei finster dreinblickende Kerle, denen man ansah, dass sie für Geld wirklich alles tun würden, und ein junger Mann namens Palio, den seine himmelblaue Robe als Meisterlehrling auswies. Palio war ein hübscher, gut gebauter Kerl mit langen blonden Haaren, der unter normalen Umständen der Schwarm aller Mädchen gewesen wäre. Doch seine grauen Augen blickten kalt und seine Züge zeigten kein Lächeln. Er beäugte Dai-Dai misstrauisch und begrüßte sie unfreundlich. Dai-Dai war sofort klar, dass sie ihm besser aus dem Weg gehen sollte.

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