Antje Ippensen
ist eine Mannheimer Autorin. Sie publiziert seit 1989 und ihre Texte wurde bereits vielfach prämiert (u.a. beim Kurt-Laßwitz-Preis und beim FDA Preis für phantastische Kurzgeschichten). Neben dem Schreiben von phantastischen oder S/M-erotischen Kurzgeschichten (die z.B. im Charon Verlag und in den Magazinen »Böse Geschichten« und »Schlagzeilen« erschienen) verwirklicht sie mit einer Freundin verschiedene künstlerische Projekte.
2010 erschien mit »Fesselndes Geheimnis« ihr erster Roman bei Elysion-Books. 2012 folgten „Nachschlag“ und »BitterSüß«. »Labyrinth der Lust« erscheint 2014.
Neben den Kurzgeschichten Veröffentlichungen in den Elysion-Books-Anthologien »Nuancen der Lust«, »Süßer die Glocken« und »Hartgekocht«, sind weitere Veröffentlichungen – sowohl Kurzgeschichten als auch Romane – beim Verlag geplant.
ANTJE IPPENSEN
EROTISCHER
ROMAN
www.Elysion-Books.com
ELYSION-BOOKS TASCHENBUCH
BAND 4074
1. Auflage: Februar 2014
VOLLSTÄNDIGE TASCHENBUCHAUSGABE
ORIGINALAUSGABE
© 2014 BY ELYSION BOOKS, LEIPZIG
ALL RIGHTS RESERVED
UMSCHLAGGESTALTUNG: Ulrike Kleinert
www.dreamaddiction.deFOTOS: © fotolia/YS LAYOUT &WERKSATZ: Hanspeter Ludwig www.imaginary-world.deKorrektorat und Lektorat: Inka-Gabriela Schmidt
eISBN 978-3-945163-32-0
PROLOG
WIDDER
STIER UND KREBS
ZWILLING UND LÖWE
JUNGFRAU
EPILOG AUS DEM COSMIUM
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MIT DEM GUTSCHEIN-CODE
Labrinth2014ERHALTEN SIE AUF DER WEBSITE
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Rüdiger Dahlke und Nicolaus Klein für
»Das senkrechte Weltbild«,
das mich inspiriert hat
Meinen Dominus Mercurius
Louise von Stein
Vergangenheit, 16. September 1978. Irgendwo in den Ardennen, Belgien, nicht weit von Dinant, Bouillon und dem Fluss La Meuse.
Mhm, das gefällt ihr; Madeleine kann es kaum fassen, wie sehr sie es mag und wie prickelnd-wohl sie sich auf einmal fühlt. Die schweren Schalen des Alltags, all die harten Kämpfe und die frustrierenden, aufreibenden Auseinandersetzungen – alles fällt von ihr ab. Allein schon deshalb hat es sich gelohnt, dieses seltsame Abenteuer zu »buchen«. Sich an all die lächerlichen Vorschriften zu halten, die im Vorfeld der Inszenierung zur Sprache kamen, ist ihr allerdings nicht eingefallen. Diese »Regeln« und »Bedingungen«, was für ein Unsinn, sie zahlt dafür, und solche »Vereinbarungen« sind eh dazu da, gebrochen und überschritten zu werden. Grenzüberschreitung – ging es nicht genau darum? Sie muss grinsen, ein mutwilliges Lächeln, das um ihre Augen flirrt und ihren sinnlichen Mund sich ein wenig kräuseln lässt. Leicht verächtlich sogar.
Doch diese Überlegung zittert nur flüchtig durch ihren Geist. Jaa – zum Beispiel hat sie ihr dichtes hellbraunes Haar nicht gelöst, wie »man« es von ihr verlangt hat, sondern sie trägt es weiterhin in einen strengen Zopf geflochten. Mit offenem Haar hätte sie sich – unordentlich und verwahrlost gefühlt. »Man« hat ihr da nichts vorzuschreiben, so weit kommt es noch.
Aber jetzt ist sie entschlossen, zu genießen. Mit elastischen Schritten bewegt sich die große schlanke Frau den verwunschen scheinenden, Pfad am Bach entlang Ein wunderbarer, Blütenduft verströmender Sommerabend breitet sich um sie herum aus. Die Blätter der alten Bäume, die den Bach säumten, rascheln zärtlichleise in einer Brise, die auch sanft über Madeleines Pfirsichhaut streicht und ihren Nacken küsst. Sie trägt ein sandfarbenes, konservatives Kostüm und ist froh, flache Schuhe angezogen zu haben. Mit ihnen bewegt sie sich leichtfüßig.und geschickt.
Auf einmal knackt nicht weit von ihr entfernt ein trockener Zweig. Das Geräusch ist so laut, dass sie im ersten Moment denkt, ein Knallfrosch sei explodiert.
»Was war das?«, ruft Madeleine erschrocken aus, um gleich darauf nervös aufzulachen. Was für ein Kind sie doch ist! Natürlich gibt es solche Geräusche in einem Wald; das Holz arbeitet schließlich, und Tiere leben hier ebenfalls. Gut, sie wandert hier bei hereinbrechender Dämmerung an einem Bach entlang, in freier Wildbahn sozusagen, aber erstens ist ihr Ziel, der Landsitz mitten im Wald, nicht mehr fern, und zweitens hat man ihr zugesagt, sie zu beschützen. Es kann also gar nichts passieren. Sie hat gut dafür bezahlt. Und drittens … ist eben das dieser Schuss Gefahr, wie ein Schluck Champagner. Köstlich auf der Zunge tanzend.
Madeleine Sauvage war 34 Jahre alt und seit mehreren Jahren der führende Kopf der Frauengruppe »Femmes sans Frontières«, die radikal, aber immer im Bereich der Legalität für die Gleichberechtigung der Frau kämpfte. Zäh und beharrlich hatte sich die Soziologin zur Spitze der Bewegung vorgearbeitet, wobei sie eine von mehreren Frauen in leitender Position war. Die Gruppe hatte eine linkssozialistische Ausrichtung und legte großen Wert darauf, dass die meisten Entscheidungen basisdemokratisch und im Kollektiv getroffen wurden. Was in der Praxis für zusätzliche Reibereien, Probleme und Verzögerungen sorgte. Einerlei, das musste so sein, und meistens war sie damit auch einverstanden – wenn der Kampf dadurch nur nicht so verdammt zäh und anstrengend gewesen wäre! Gerade jetzt, wo der Protest auf der Straße eine neue Dimension erreichte, es den »Frauen ohne Grenzen« tatsächlich gelang, mehr und mehr Geschlechtsgenossinnen anzusprechen und für ihre Anliegen zu begeistern. Meistens glühte Madeleine für ihre Aufgabe, sie war beseelt von Idealismus und dem Glauben an die gute Sache – doch manchmal … ja, manchmal fühlte sie sich erschöpft und ausgebrannt. Hinzu kam noch, dass sie kein nennenswertes Privatleben besaß. In ihrer kleinen Bude plärrte ein Radio und sie hämmerte Tag und Nacht in die Tasten einer Reiseschreibmaschine, um Pamphlete zu verfassen. Sie bekam fast immer zu wenig Schlaf und an einen Freund war überhaupt nicht zu denken. Zumal so etwas in Zeiten des Feminismus ohnedies schräg angesehen wurde. Es sei denn, besagter Liebhaber wäre ein vollbärtiger Mann mit weichem Blick und selbstgestricktem Pullover, stets bereit, etwaige Probleme im Bett partnerschaftlich auszudiskutieren.
Oder natürlich … zwei Frauen konnten sich zusammentun und eine lesbische Wohngemeinschaft gründen, in der die violetten Socken gemeinsam gewaschen wurden. Doch dazu verspürte Madeleine gar keine Neigung, sie wollte lieber einen Kerl im Bett.
Allmählich fühlte sie sich emotional ausgehungert – wenn sie sich selbst befriedigte, weinte sie danach manchmal vor innerer Leere, denn auch nach dem Orgasmus blieb ein seelisches Unbefriedigtsein.
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