»Anders jedoch du, meine Liebe. Du scheinst die Soirée, zu der du geladen wurdest, nicht recht ernst zu nehmen … oder schätze ich dich womöglich falsch ein?« Er schnurrt fast, seine Worte kommen leicht und schnell, wie der Wind, der über einen glatten See fährt und seine Oberfläche kräuselt.
Der Klang seiner Stimme, seine Betonung ( die dunkle Seite ) – Madeleine beißt sich auf die Zunge, um nicht aufzukeuchen. Denn urplötzlich ist sie feucht geworden, einfach durch diesen Moment, der für sie mit süßer erotischer Energie aufgeladen ist.
Sie steht da wie ein Schulmädchen, mit einer Mischung aus Angst und Lust klopft ihr Herz, und er geht wahrhaftig wie ein strenger Lehrer um sie herum.
»Dein Haar ist geflochten, und von deiner Kleidung wollen wir gar nicht erst reden. Sie ist auf keinen Fall so, wie sie sein sollte. Wolltest du in Erfahrung bringen, was geschieht, wenn du dich meinen Wünschen widersetzt? Ja?«
Das leise Zischen einer Peitsche jagte Madeleine einen prickelnden Schauer über den Rücken. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass sie ihn herausfordern will. Sie erinnert sich, wie Jean-Luc sie vorhin fragte, ob sie nicht gern gehorche, und wie ihr keine Antwort einfiel.
Jetzt hebt sie mutig den Kopf – das süße Pochen zwischen ihren Beinen wird quälender, stärker, köstlicher – und sagt mit fester, stolzer Stimme: »Ja.«
Er grinst. »Es heißt: Ja, Herr «, korrigiert er sie.
Sie starrt ihn an. Dies ist der Wendepunkt. Madeleine öffnet die Lippen, die Spannung steigt und steigt.
»Ja, Herr«, sagt sie dann gehorsam.
Einen Moment lang entsteht im Raum ein Schweigen, das wie mit Gold angefüllt ist. Dann spricht Simon de Bergerac weiter, ruhig und bestimmt.
»Nun gut, Madeleine … deine Bejahung zeigt mir, dass du innerlich womöglich schon weiter bist, als du selbst ahnst. Denn es bedeutet schließlich, dass du bestraft werden willst. Und genau das soll auch geschehen. Dreh dich um, Gesicht zur rechten Säule. Und du auch, Jean-Luc, Gesicht zur linken Säule.«
Wie ferngesteuert tut Madeleine auch das, spürt Lust, leckt sich zugleich nervös über die Lippen.
»Öffne dein Haar, Madeleine.«
Das ist noch leicht. Wieder sagt sie: »Ja, Herr«, und ihre Hände nesteln an ihrem Haar, lösen den Zopf, und die Flut hellbraunen gelockten Haares strömt über ihre Schultern und den Rücken hinab wie ein Wasserfall.
Doch der nächste Befehl des Comte folgt auf der Stelle.
»Jetzt zieh dich nackt aus.«
Sie schluckt. Er scheint aber zu wissen, dass es ihr so, mit dem Rücken zu ihm, leichter fällt, auch dieser Anweisung zu gehorchen.
»Dir, Jean-Luc, ist es nun verboten die Dame anzusehen«, erklingt Marinas ein wenig scharfe Stimme. »Ihr Anblick ist nur für den Comte bestimmt.«
Und für dich , geht es Madeleine flüchtig durch den Kopf. Sie fragt sich, ob dieser Marina womöglich auch Frauen gefallen. Zögernd beginnt sie die Knöpfe ihres Kostüms zu öffnen. Verdammt. Es gefällt ihr einerseits, kostet sie aber andererseits auch Überwindung.
»Mit sinnlichen Bewegungen, wenn dir das möglich ist, und nicht allzu langsam, Madeleine«, hört sie Simon.
Das spornt sie an, und bald darauf steht sie tatsächlich nackt da wie Eva. Glücklicherweise ist ihr warm. Nicht allein deshalb, weil der Raum angenehm temperiert ist, sondern vor allem deshalb, weil ihr Körper von Hitze durchpulst wird.
Der Comte nähert sich ihr und umkreist sie. Anerkennend pfeift er durch die Zähne. »Mhmm, sehr hübsch«, kommentiert er ihr Aussehen, um gleich darauf wieder zu kommandieren. »Geh näher an die Säule, los. Presse dich gegen sie. Umarme sie.«
Die Säule umarmen? Stumm tut sie, was er ihr gesagt hat, und gleich darauf fasst sie mit den Händen auch an die metallisch funkelnden, kalten Ketten, die sich um die Marmorsäule winden wie Schlangen. Ihre nackte Haut berührt den Marmor. Sie seufzt.
Aus dem Augenwinkel beobachtet Madeleine, dass sich auch Jean-Luc derart an der anderen Säule aufstellen muss, und dass er ebenfalls mittlerweile nackt ist. Sie kann das aber nur erahnen, denn »seine« Säule befindet sich zwischen ihm und ihr, so dass sie lediglich einen entblößten Arm und ein behaartes, muskulöses Bein sieht. Sein Gesicht ist ihrem Blick entzogen – so wie er sie gleichfalls nicht betrachten darf.
Im Grunde genommen interessiert sie dies jedoch nicht allzu sehr. Im Moment will sie gar nicht wissen, wie er aussieht und wer er ist. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, den fremdartigen Empfindungen nachzuspüren, die durch ihr ganzes Sein fließen.
Simon de Bergerac steht jetzt ganz nah bei ihr. Etwas klirrt in seiner Hand, und sie reißt die Augen auf: Goldfarbene Handfesseln sind es. Seine Brauen gehen ironisch in die Höhe, als er sieht, wie es in ihrem Gesicht arbeitet – sie weiß, gleich wird sie von ihm gefesselt werden, und allein die Vorstellung erregt sie bereits namenlos. Unwillkürlich kneift sie die Schenkel ein wenig zusammen.
Scheinbar ungerührt legt ihr der Comte die Handschellen an, verbindet ihre Gelenke alsdann mit den Ketten an der Säule. Das wirklich zu erleben, ist sogar noch besser. Madeleine erbebt unter den Gefühlen, die die Fesselung in ihr auslösen.
Simon lacht leise. Dann greift er ihr grob und zugleich zärtlich zwischen die Beine, reibt kurz die nassen Schamlippen, spart ihre Klit dabei aus.
»Ja, das gefällt dir offensichtlich, kleine Schlampe«, sagt der Adlige in seinem weichen, vornehmen Tonfall, und dieser Kontrast zu den Worten bereitet Madeleine noch mehr Lust. Sie fasst es kaum, doch es erzeugt ein süßes Pochen in ihr, von ihrem Gastgeber »kleine Schlampe« genannt zu werden!
Sie ist zwischen Scham und Lust gefangen, ihre Wangen glühen. Gleich darauf jedoch überläuft es sie nicht nur heiß, sondern auch eiskalt, denn Simon, der sich wieder entfernt hat, redet mit Marina über sie.
»Sie ist äußerst reizvoll präsentiert und hat einen einladenden Hintern«, meint Marina.
»Hmmja«, stimmt der Comte genüsslich zu, »und ich möchte wetten, sie wartet nur darauf, dass wir beginnen.«
Warten? Worauf? Doch Madeleine ahnt es längst. Ihre Finger umklammern die Ketten. Das Gespräch hinter ihr geht weiter, und sie windet sich vor angstvoller Erwartungslust.
»Was denkst du, Marina? Wie viele hat sie sich verdient?«
»Nun, sieben für ihren Ungehorsam, hier in flachen Schuhen, mit Zopf und in scheußlicher konservativer Kleidung zu erscheinen. Und dann … wie oft hat sie eben gerade vergessen, dir richtig zu antworten?«
»Zweimal«, erwiderte Simon.
»Zweimal drei. Also noch sechs dazu.«
Wieder tritt er nah an die Delinquentin heran und macht sie mit einer elastischen Augenbinde aus Samt blind.
»Ganz ruhig«, besänftigt er die Zitternde, »gib dich völlig dem hin, was du fühlst, meine Süße.«
Madeleine nickt und atmet einmal tief durch. Jetzt ist ihr ein Sinn geraubt worden, und selbst wenn sie sich den Hals verrenkt, kann sie nicht sehen, was da auf sie zukommt.
»Nur noch ein wenig Geduld, dann kommst du an die Reihe«, verkündet ihr »Herr«. »Erst ist Jean-Luc dran, damit er sich nicht vernachlässigt fühlt.« Ein grausames Lachen folgt.
Schon wenige Sekunden später hört Madeleine ihren »Leidensgenossen« zu ihrer Linken schmerzlich aufstöhnen, obwohl sie nichts zuvor vernommen hat, kein sausendes oder pfeifendes Geräusch. Womit sie ihn wohl gerade gepeinigt haben? Jetzt, in diesem Moment, steigert die ängstlich-lustvolle Unwissenheit ihre Erregung noch, ungefragt, ungewollt steigen farbige Bilder in ihr auf von dem, was die herrische schwarzhaarige Frau wohl mit Jean-Luc anstellt.
Sein Stöhnen geht über in Laute kaum verhohlener Lust.
»Und jetzt du, ma Chère«, erklärt Simon unvermittelt.
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