Esther Grünig-Schöni
MarChip und das Geheimnis um Etoile Rouge
MarChip's 1. Fall
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Inhaltsverzeichnis
Titel Esther Grünig-Schöni MarChip und das Geheimnis um Etoile Rouge MarChip's 1. Fall Dieses ebook wurde erstellt bei
Gabrielle
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
Fabien „Chip“ Voizinet
Impressum neobooks
Erst war es eine Ahnung, dann Bedrohung und schließlich war die Gefahr zur Gewissheit geworden. Nun rannte sie um ihr Leben. Sie hörte ihn hinter sich. Er rannte nicht. Er erreichte sein Ziel, ohne zu rennen. Er war da und wusste, was er tat und sie wusste, was er tun wollte.
Der Sand und die unpassenden Schuhe hinderten sie daran, schnell voranzukommen. Schuhe mit hohen Absätzen, zierlich, passend zu ihrem Kleid. Sie zog sie aus und ließ sie liegen. Dort drüben war eine größere Höhle und weiter oben auf dem Felsen eine kleine. Sie kannte diesen Felsen gut. Vielleicht gelang es ihr, sich zu verstecken. Er war diesmal nicht gekommen, um sie zu erschrecken. Er war gekommen, um sie zu töten. Dabei sah er nicht aus wie einer, der so etwas tat. Er war elegant. Er sah aus wie ein Manager oder ein Banker. Sie kannte seinen wahren Beruf. Den hatte sie mit Hilfe einer Detektei herausgefunden, als er immer bedrohlicher geworden war. Erst war es nur Einschüchterung gewesen, dann Drohung. Sie war ihnen zu unbequem geworden und bei ihren Plänen im Weg. Sie wusste zu viel.
Möglicherweise wollten sie nur den Anhänger, der um ihren Hals hing. Sie nahm ihn ab. Sie durfte nicht anhalten, wenn sie überleben wollte. Vom Anhänger wusste sie nur einen kleinen Teil seines Geheimnisses. Sie hatte jemanden gefunden, der ihr weiterhelfen konnte, mehr zu erfahren. Die gleiche Detektei. Empfehlenswert. Gut. Einfühlsam. Die gleiche, die für die alte Dame arbeitete. Sie hatte von den Gefahren gewusst, war gewarnt worden. Nun war diese Gefahr real. Sie sah den schönen Strand nicht mehr – bei Vielen so beliebt – Les Sablettes. Sie hatte nur noch Angst.
Wieder hörte sie ihn. Sie musste sich beeilen. Die große Höhle erschien ihr wie eine Falle, also war es besser, nach oben auf den Felsen zu klettern. Nur weg. „Schneller Gabrielle, viel schneller. Du bist fit, also stell dich nicht so an. Du schaffst das.“ Sie wollte leben.
Dieses unselige Ding hätte sie nicht an sich nehmen sollen. Sie hatte gedacht, dass alles einfacher wäre. Damals. Und Annabelle hatte es auch nicht gehört, schon gar nicht ihr. Annabelle, gewissenlos und kalt. Der schon gar nicht. Sie hatte es genauso gestohlen und behauptete nun, es gehöre ihr. Nur, was es damit auf sich hatte, wusste sie auch nicht bis ins Detail.
Wer wollte ihr das Leben nehmen? Annabelle, Stéphane, beide oder jemand anderes. Sie wurde wütend. Niemand von ihnen sollte es bekommen. Nein, sie sorgte dafür und wenn es das Letzte war, dass sie erreichte. Ihre Kleider waren für eine Kletterpartie ungeeignet, aber sie musste weiter, Kleider hin oder her. Der rote, lange Rock verfing sich dauernd in Felsbrocken, Kanten und in den Sträuchern. Das Jäckchen hatte sie schon lange verloren. Sie war zu einem Ball eingeladen gewesen. Sie zerrte daran, wenn er hängen blieb. Hörte den Stoff reißen.
Kurz hielt sie inne und warf den Anhänger mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, ins Wasser. Sie sah ihn versinken und freute sich darüber. Den bekamen sie nicht. Nein, der war für sie alle verloren, egal, was mit ihr geschah. Sie trug das blaue Band, das schon so lange in ihrer Familie vererbt wurde. Sie hatte ein Recht darauf. Sie war etwas älter als Annabelle. Sie war die Erstgeborene.
Im gleichen Augenblick hörte sie einen Stein fallen. Weiter. Sie wollte versuchen, die kleinere Höhle zu erreichen, von ihr wussten nicht so viele. Ihre Chance. Sie atmete nun doch schwer. Das Klettern strengte an. Wieder entstand ein Riss im Kleid, als sie an einem dürren Ast damit hängen blieb.
Da hörte sie ein Flüstern, ganz nah – höhnisch und böse. „Gabrielle, du entkommst mir nicht.“ Das hörte sie noch bewusst. Sie wurde gepackt. Sie schrie auf. „Wo ist der Anhänger?“ Sie lachte hysterisch.
Er hatte nicht gesehen, dass sie sich des Anhängers entledigt hatte und in einem letzten Augenblick verschaffte ihr das Befriedigung. Da schlug er zu. „Du wirst es mir sagen Kleine.“ Doch der Anhänger war für ihn verloren. Sie schrie und lachte wieder.
„Vermisst wird …“ Er warf die Zeitung dorthin, wo er sie aufgelesen hatte. Sie lag auf einer Mauer, aber es interessierte ihn nicht. Keine Nachrichten und nicht diese Vermisst-Meldung. Er konnte keine so genannten sachdienlichen Hinweise über den Verbleib der Frau liefern und wer sie war, kümmerte ihn nicht. Bestimmt tauchte sie früher oder später wieder auf. Er wollte entspannen. Die Seiten der Zeitung von La Seyne flatterten im Wind.
Warum er die Einladung bekommen hatte, wusste er nicht. Aber er hatte sie neugierig angenommen und stand vor dem Haus. Rätsel mochte er, aber keine Erinnerungen an gewisse Ereignisse in seinem Leben. Fabien sah sich um. Es gefiel ihm. Die Pension lag nicht weit vom Strand. Die Landschaft bot schöne Ausblicke und er hatte das Gefühl, dass er in ein Abenteuer eintauchte. Hätte ihn die Vermisste doch interessieren sollen? Vielleicht war das Teil des Rätsels? Ach Unsinn. Für ihn war das eine mehr, die abgehauen war. Was für ein Abenteuer war egal. Er nahm es wie es kam. Und wenn es zu dick kam, wusste er sich zu wehren. Dafür hatte er in seinem bisherigen Leben genug Rüstzeug mitbekommen. Nicht das er schon alt war. Nein, er war jung und stark, aber es war einiges geschehen, durch seine Schuld, oder anderes fremd gesteuert. Er wusste, was er nicht wollte, doch noch nicht genau, was ihm lag – oder nicht mehr – und nicht, wohin er ging.
Er trat mit seinen Taschen ein und meldete sich an: „Fabien Voizinet genannt Chip meldet sich zur Stelle. Groß, schlank, blond, wild und unwiderstehlich.“
Er lachte. Natürlich löste diese Anmeldung Erstaunen aus. Als er in seinem Zimmer ankam, warf er alles in eine leere Ecke, und sich selbst aufs Bett. „Ich bin da. Ist das alles?“ Wenn ja, würde er sich schnell langweilen. Aber … vorschnelle Schlüsse waren nicht sein Ding. Mal sehen – abwarten.
Er sprang gleich wieder auf, öffnete ungestüm das Fenster, sah die Wellen des Meeres glitzern und fühlte sich abwartend. Das mochte er nicht. Er agierte, nahm in die Hand. Kein anderer zog für ihn die Fäden und grenzte ihn damit ein. Er wartete nicht ab, handelte, selbst wenn er dabei auf die Schnauze fiel und sich blaue Flecken und eine blutige Nase holte, selbst wenn der Kopf brummte und die Knochen knackten. Frei.
„Essen!“ Gute Idee. Er fuhr sich durch die Haare, wühlte nach bequemen Schuhen, streifte die über, polterte hinaus und ließ die Türe lachend ins Schloss knallen. Sie sollten gleich wissen, wen sie sich ins Haus geholt hatten. „Was dachtet Ihr denn? Wenn ihr mich herbestellt, habt ihr das Geschenk. Mal sehen, wie schnell die Einladung widerrufen wird und ich mit einem Tritt in den Allerwertesten vor der Türe lande.“
Wie ein Trampeltier fuhr er in den Speisesaal ein und stieß ein lautes „Guten Abend Herrschaften!“ in den gemütlichen Raum. Er rückte sich einen Tisch dahin, wo er ihn haben wollte, setze sich endlich und fragte laut: „Was gibt es zu essen und was Neues?“ Er schaute fragend in die Runde. Antwort blieb aus. Auf den Tischen gab es Tischdecken und nicht nur Sets. Alles schien farblich aufeinander abgestimmt, nicht zu grell und nicht zu langweilig. Die Hauptfarbe ging in ein warmes helles Braun. Dazu die Muster, vermutlich solche, aus der Gegend. Selbst die Vorhänge waren dem angepasst. Die Servietten, die Sitzkissen auf den Holzstühlen und die Decken auf Anrichten und Kommoden. Es war nicht zu groß und nicht so klein, dass man darin Platzangst empfand. Es gab Nischen und verschwiegene Ecken. Es war alles so angeordnet, dass jeder Gast, wo immer er saß, einen angenehmen Ausblick genießen konnte. Außer er hatte ausgerechnet Fabien im Blickfeld. Es kam darauf an, wie er sich benahm. Sein Aussehen war nicht abschreckend. Mit seinem Benehmen mussten sie sich abfinden. Irgendwann tauchte bestimmt der auf, der ihn herbestellt hatte und dann sah er, was daraus wurde.
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