Ich denke, dass er wieder vollständig gesund werden wird.«
Das hörte sich beruhigend an, stellte Isolda fest.
»Nur leider haben nicht alle so viel Glück gehabt«, stellte Meister Mondschein traurig fest.
Weiter kam aber auch er nicht, denn in dem Moment kam ein Stallbursche in die Halle gerannt und rief: »Schnell, wir brauchen die Heilerin!«
Sofort hatten sich alle umgedreht und der Ritter neben Leonhard und ihr fragte auf der Stelle: »Was ist geschehen?«
»Hermann und Erna klagen über Magenschmerzen und mussten sich schon übergeben und ihre Tochter auch mehrfach, nur dass sie zudem noch ganz bleich und schwach da liegt und sich vor Schmerzen krümmt.«
Der Ritter entspannte sich wieder etwas, doch Isolda stutzte. Das waren doch die Eltern der kleinen Nora, die sie heute früh im Wald getroffen hatte, wenn sie sich nicht irrte. Sie erschrak.
Um sie herum funktionierten die Ritter allerdings deutlich schneller und sachlicher, denn schon waren zwei verschwunden und kamen sogleich mit der Heilerin zusammen wieder in die Halle zurück.
»Was ist denn geschehen?«, fragte sie den Stallburschen.
»Hermann und Erna und Nora, sie haben alle Magenschmerzen und erbrochen und die kleine Nora liegt bleich und schwach und vor Schmerzen jammernd nur da.«
Die Heilern schaute gross, nickte kurz und schaute zu ihnen herüber.
»Geht und kümmert euch um sie, hier ist das wichtigste erst einmal getan und dort werdet ihr gerade dringender gebraucht«, sprach der Ritter und nickte ihr zu.
Dann folgte die Heilerin dem Stallburschen und nur einen Moment später nahm auch Isolda die Beine in die Hände, um den beiden hinterher zu laufen.
Draussen im Hof musste sie ordentlich rennen, um die beiden wieder einzuholen, kurz bevor sie weiter hinten in einem der Bedienstetengebäude verschwanden.
Durch einen schmalen Gang und eine Treppe nach oben folgten sie dem Stallburschen, der gleich drei Stufen auf einmal nahm und daher ungeduldig oben an der Treppe wartete, bis die beiden Frauen die Treppe hinterher hinauf geeilt kamen.
Dann betraten sie eine kleine Wohnung und standen in der Stube, vor einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen und einer Eckbank, einer Kochstelle und einigen Utensilien und Habseligkeiten. An den Wänden hingen alle möglichen kleinen Stickereien und getrocknete Blumen als Deko.
Im Raum duftete es noch gut nach Essen, nach gekochtem Fleisch und Pilzen.
Der Prinzessin rutschte das Herz in die Hose und ein sehr böser Verdacht keimte in ihr auf.
Aus dem Nebenzimmer kam nun ein Mann herüber, den Isolda als Hermann wiedererkannte, den sie seit eh und je aus dem Stall her kannte.
Er hielt sich eine Hand auf den Bauch und lief nach vorne gebeugt.
»Gut, dass du da bist«, sprach er zur Heilerin.
»Nora liegt nebenan im Bett.«
Sofort eilten sie weiter und betraten das Nachbarzimmer, das so klein war, dass neben einem Bett, einer Truhe und einem Stuhl kaum noch etwas hinein gepasst hätte.
Dort sass Erna auf dem Bett, hielt in der einen Hand die kleinere Hand ihrer Tochter und strich ihr mit der anderen Hand über den Kopf.
Nora lag zusammengerollt, zitternd und kreide bleich im Bett und nahm gar nicht wahr, dass wer gekommen war.
Erna schaute sie aus verweinten Augen an und die Heilerin hatte sich sofort neben das Bett gekniet.
»Habt ihr etwas Schlechtes gegessen?«, fragte sie Erna sofort.
Die schüttelte den Kopf und ihr Mann sprach von der Tür hinter ihnen: »Das Stück vom Schwein war ganz frisch und alle anderen aus dem Stall, die auch heut vom gleichen Tier etwas gegessen hatten haben nichts. Und die Pilze hat Nora heute frisch im Wald gesammelt.«
Isolda zuckte zusammen. Dann kniete sie sich ebenfalls neben die Heilerin und streichelte das Mädchen am Kopf.
»Nora, hörst du mich?«, fragte sie.
Das Mädchen öffnete die Augen, das Gesicht vor Schmerzen verzerrt, und brauchte einen Moment, bis sie die Prinzessin erkannte.
Ganz leise hauchte sie: »Ja.«
Isolda erschrak, denn das Mädchen war in keinem guten Zustand.
»Hast du noch andere Pilze mitgenommen, ausser denen, die wir gemeinsam gesammelt hatten?«
Das Mädchen reagierte zwar auf die Worte, antwortete aber nicht.
Eindringlich fragte Isolda daher noch einmal: »Nora, hast du noch andere Pilze eingesammelt und mitgenommen?«
Die kleine schaute sie mit grossen Augen jetzt direkt an: »Aber sie sahen doch so gut aus und waren auch lecker.«
»Hast du die gepflückt, bei denen wir nicht sicher waren und ich gesagt habe, dass du sie stehen lassen sollst?«
Isoldas Herz begann zu rasen. Sie hoffte inständig, dass das Mädchen es verneinen würde.
Doch sie nickte nur sachte und Tränen kullerten aus ihrem Augen.
»Los, lauf und hole Meister Mondschein her, sie hat wohl eine schwere Pilzvergiftung und ich kenne mich damit zu wenig aus«, hörte sie die Heilerin neben sich sagen.
»Bin schon weg«, antwortete der Stallbursche, der sie geholt hatte und schon hörte sie ihn aus dem Zimmer und die Treppe hinunter rennen.
»Wir müssen ihren Magen leer bekommen«, sprach die Heilerin, »hat sie erbrochen?«
»Drei mal«, antwortete die Mutter unter Tränen, krümmte sich ebenfalls und klammerte sich fester an ihre Tochter.
Isolda schluckte. Dann dürfte nichts mehr von den Pilzen im Magen des Mädchens sein.
»Beim letzten Mal hat sie nur noch bittere Galle gewürgt und nichts weiter heraus gebracht.«
Auch die Heilerin schaute nun betreten drein und wusste wohl selbst auch keinen Rat mehr, was noch für sie getan werden konnte.
»Ihr Puls rast wie verrückt«, murmelte die Heilerin nach einem Moment. Sie hielt ihre Finger an den Hals des Mädchens.
Isolda meinte, dass die Heilerin genauso nervös war wie sie und nur auf Meister Mondschein wartete. Und mit ihnen Erna, die immer noch weinend bei ihrer Tochter sass, sowie Hermann, der in der Tür stand und den Eindruck machte, jeden Moment umzufallen.
Dann hörten sie endlich Schritte auf der Treppe, schnelle von dem Stallburschen und langsame, die hoffentlich zu Meister Mondschein gehörten.
Es war Meister Mondschein, der kurz nach dem Burschen ziemlich ausser Atem im Zimmer erschien.
Vor lauter Schnaufen konnte er erst einmal nichts sagen, so dass die Heilerin kurz und knapp berichtete: »Vermutlich eine Pilzvergiftung. Sie hat sich mehrfach übergeben, der Magen sollte leer sein, ihr Puls rast, sie ist aber ziemlich schlapp und kaum ansprechbar.«
»Weiss man welche Pilze?«, fragte Meister Mondschein immer noch schnaufend.
»Sie sahen aus wie Stockschwämmchen, doch war ich mir nicht sicher, so dass ich ihr gesagt habe, dass sie sie stehen lassen soll.«
Das Gesicht des Gelehrten verdüsterte sich, seine Augenbrauen zogen sich zusammen und die Augen wurden zu Schlitzen.
Er trat vor und fühlte selbst noch einmal den Puls des Mädchens, griff ihr an die Stirn.
»Wenn sie anstatt Stockschwämmchen nun den giftigen Häubling gegessen hat, dann kann ich auch nichts weiter tun«, sagte er traurig.
Er schaute ihre Mutter an.
»Wie viel von den unbekannten Pilzen hat sie denn gegessen?«
Die Mutter schaute ihn gross an: »Ich weiss es nicht genau. Wir haben ja alle von gegessen und meinem Mann und mir geht es zwar auch nicht gut, aber lange nicht so schlecht wie Nora. Die Pilze sahen alle geniessbar aus, dass ich nicht sagen kann, wie viele es vielleicht doch nicht waren.«
»Sie hat wahrscheinlich im Wald schon welche gegessen, wie bei den anderen Pilzen auch«, sprach die Prinzessin leise und das Mädchen nickte nach einem Moment ganz sachte zur Bestätigung
Meister Mondschein stand da und nach einem Moment schüttelte er traurig den Kopf. »Ich weiss an der Stelle auch kein Mittel mehr. Ich hoffe nur, dass sie nicht zu viele gegessen hat und ihr Körper es schafft.«
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