R. J. Simon
Vom Mauerblümchen zum Loverboy
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Inhaltsverzeichnis
Titel R. J. Simon Vom Mauerblümchen zum Loverboy Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
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10.
11.
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Impressum neobooks
Es war ein bewegtes, interessantes und angenehmes Leben, das er führen durfte. Diese Fragen, meist in einer depressiven Phase aus Unzufriedenheit geboren, ´war das jetzt schon alles, mehr soll es da nicht geben` stellten sich ihm nie. Er gab sich auch jede erdenkliche Mühe, keine Monotonie aufkommen zu lassen, um kein Dasein im Grau in Grau fristen zu müssen. Dieses Prinzip beherzte er bereits schon vor seiner Geburt.
Er war ein nüchtern denkender, eher introvertiert veranlagter Mann. Er plante sein gesamtes Leben hindurch, jede erdenkliche Kleinigkeit. Stets versuchte er alles im Blick und im Griff zu haben, um auf anstehende Probleme vorbereitet zu sein. Nichts überließ er dem Zufall. Manchmal war sein Leben ein einziger Ablauf sich aneinanderreihender scheinbar chaotischer Umstände. Darüber war er allerdings nicht unglücklich. Er beschwerte sich deswegen nie. Ganz im Gegenteil: Das Durcheinander, das sich um ihn herum aufbaute und ihn sein Leben lang begleitete, brauchte er regelrecht. Oft provozierte er es sogar bewusst und erzeugte mit voller Absicht künstlich wirre Situationen, oder inszenierte welche, wenn sich diese nicht von alleine einstellten. Mit Wort und Tat gelang es ihm immer wieder turbulente, lustige Situationen zu schaffen, die in einem normalen Alltag gewöhnlich nicht so vorkamen. Das war das Salz in seiner Lebenssuppe und seinen Freunden gab er davon sehr gerne reichliche Kostproben ab. So verschaffte er sich Spannung und würzte das Leben, um Einförmigkeit erst gar nicht aufkommen zu lassen. Geordnetes Chaos zu veranstalten, war sein Lebensinhalt und seine Bestimmung.
Bei ihm gab es auch niemals Kurzschlusshandlungen. All seine Entscheidungen waren stets wohl überlegt und durchdacht. Wenn er sich nicht schon im Voraus auf absehbare Geschehen einstellte, um diese generalstabgerecht zu planen, verlor er ebenso bei unverhofften Konfrontationen nie die Fassung. Von Unbeherrschtheit getragene Aktionen und Überreaktionen gab es bei ihm nie. Alles, was er sagte und tat, war nie spontan aus einer Laune heraus, sondern gewöhnlich lange im Voraus gezielt vorbereitet und berechnet.
Seine Intelligenz deutete sich bereits früh an und die Schulzeit bewältigte er ohne Probleme. Trotz diesen guten Voraussetzungen wurde aus ihm zu keiner Zeit ein Strebertyp. Seine Noten waren seinen überdurchschnittlichen, geistigen Möglichkeiten entgegen leider lediglich Durchschnitt. Ihn hemmte die übliche Teenager Trotzhaltung und Ablehnung gegen die Schule in seinen Leistungen, sodass ihm seine Fähigkeiten keine Musterschülernoten einbrachten. Aber er verhielt sich vernünftig und schlau genug, es nicht zu weit zu treiben, um sich mit der Verweigerungshaltung den Weg komplett zu verbauen und am Ende total zu versagen. Es ist immer schade, wenn aus übersteigerter Starrsinnigkeit ein junger Mensch sich die Zukunft selber zerstört. Diese Gefahr bestand bei ihm nie. Im Nachhinein sah es so aus, als ob er bereits als Junge die Vernunft eines Erwachsenen gehabt hätte und ganz genau wusste was, er tat, wo die Grenzen des Zumutbaren waren und er die Folgen komplett richtig berechnete.
Seine Entwicklung vom zurückhaltenden, schüchternen Jungen zu einem offenen, kontaktfreudigen Mann vollzog sich sehr langsam und träge. Er war kein Draufgänger, fand aber seinen ganz eigenen Weg und kehrte seine Schwäche in Stärke um. Für das andere Geschlecht, interessierte er sich natürlich brennend, brauchte aber eine recht lange Anlaufzeit, um den Genuss eines echten Kusses zu erfahren. Bis zu seiner "Entjungferung" musste er dann noch einmal eine Durstsrecke überstehen. Er erduldete sie ohne zu verzweifeln bis er endlich mit seinem „Ersten Mal“ in die neue erotische Welt eintauchte.
Seine zweite Frau lernte er unter höchst ungünstigen Umständen kennen. Nämlich am Tage seiner Hochzeit. Mit ihr betrat er die nächste Stufe auf seiner persönlichen Treppe in den Himmel der Wollust. Sie heiratete er, nach einer sehr kurzen Ehe. Mit ihr führte er fortan ein erfülltes Leben.
Kurz nach seiner zweiten Heirat wechselte er ebenfalls in einen anderen Beruf. In der neuen Stellung ging er auf und konnte seine Fähigkeiten dort voll ausspielen. Sehr erfolgreich im Job erklomm er den nächsten Absatz auf seiner Erfolgstreppe des Lebens. Sowohl beruflich wie auch sexuell.
Seine Entwicklung zum Loverboy nahm danach rasant Fahrt auf. Alles, was er als jugendlicher wegen seiner Schüchternheit versäumte, holte er dann in Rekordzeit auf und wurde zum Frauenflüsterer. Er umwarb die Frauen gezielt und schaffte es mühelos mit ihnen intim zu werden und unzählige Affären zu starten. Wobei all diese erotischen Eskapaden während seiner Ehe statt fanden. Diese deswegen zu unterlassen und darauf zu verzichten war er nicht im Stande. Der Sex wurde zum Mittelpunkt seines Lebens und er richtete seinen Tagesablauf danach aus. Anstand, Moral und Treue lösten sich auf und es blieb nur der pure Egoismus übrig. Ein sexueller Burnout, das wusste er, drohte ihm niemals. Er litt zeitlebens eher an chronischer Untervögelung.
Er spielte sein geheimes Spiel immer weiter, baute sich regelrecht ein Parallelleben auf und trieb es ziemlich bunt. Zwanghaft suchte er unentwegt diesen bestimmten Kick. Unentdeckt von seiner Frau vögelte er jede andere, die er bekommen konnte. Und seine Auswahl nahm beachtliche Ausmaße an. Erklären konnte er sich das nicht. Plötzlich bekam er immer und überall Chancen die er rastlos nutzte. Doch bis er dort angekommen war musste er eine unglaubliche Durststrecke überstehen.
Er ließ sich sogar den Sex bezahlen! Nämlich dann, wenn er es während der Arbeitszeit in seinem Büro mit einer seiner Gespielinnen trieb. Keine Frau war vor ihm sicher und seine Machenschaften steigerten sich bis zu dem Ende, das irgendwann wohl zwangsläufig daraus folgen musste.
Er liegt da, ganz ruhig. Die Atemnot, die Krämpfe und das Herzrasen, die eine furchtbare Todesangst in ihm auslösten, sind vorüber. An deren Stelle breitet sich eine besondere, überirdische Leichtigkeit aus. Eine ungewohnte und nie zuvor gefühlte Schwerelosigkeit ergreift ihn, lässt ihn ruhig werden, trägt ihn davon und die Neugier, wie es nun weiter geht, verdrängt seine vorherigen Ängste.
Vor seinem geistigen Auge und dem inneren Gehör läuft sein Leben ab. Es ist wie ein interaktiver Film beinahe real. Seine Erinnerungen sind deutlich und klar. Er durchlebt Erfahrungen und Gegebenheiten, die er längst vergessen glaubte. Erstaunt stellt er fest, dass die kleinsten Details, die schon Jahrzehnte zurückliegen, genauso frisch und ohne Lücken in seinem Erinnerungsvermögen vorhanden sind, wie die Erlebnisse der letzten Minuten.
Ganz leise, aus weiter Ferne hört er Stimmungsmusik. Eine Tanzkapelle spielt einen Festzeltklassiker. Er fühlt das Stampfen der mitsingenden Leute und erkennt das Lied. Aus einer Erzählung seines Vaters, die er einst unter dem Einfluss erheblicher Mengen Alkohols preis gab, weiß er: Das ist der Zeitpunkt seiner Zeugung!
Nach der Erklärung seines Vaters trug es sich auf einem Volksfest zu, das im Frühjahr statt fand und auf welches üblicher Weise jeder aus dem Ort zu gehen pflegte. Seine Eltern waren selbstverständlich als jungverliebtes Pärchen bei dieser Attraktion dabei gewesen. Sie saßen abends in dem riesigen Festzelt und schwammen gut gelaunt auf der dort herrschenden, fidelen Stimmungswelle mit. Wie das so üblich ist bei solchen Veranstaltungen mit Fastnachtscharakter, wurde viel getrunken, gesungen und geschunkelt. Seine Eltern, damals gerade verlobt, sangen auch die Stimmungslieder leicht alkoholisiert lauthals mit und wiegten sich im Rhythmus der Musik. Die Blaskapelle zog die Feiergemeinde in ihren Bann und riss jeden in dem überfüllten Festzelt mit, sodass es sich in einen einzigen, überschäumenden Stimmungskessel verwandelte.
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