Die beiden einigen sich auf Folgendes:
Abbildung 4:Josef und Sebastian
Jahr |
Josef Aktion |
Sebastian Aktion |
1 |
Zahlt 10.000 € an Sebastian |
Erhält 10.000 € von Josef, baut sich damit sein Weingut auf |
2 |
Erhält Dividenden von Sebastian: 10 % der Gewinne des Weinguts |
Zahlt Josef 10 % der Gewinne des Weinguts |
3 … und weiter |
Erhält Dividenden von Sebastian: 10 % der Gewinne vom Weingut |
Zahlt Josef 10 % der Gewinne vom Weingut |
Josef ist jetzt Teilbesitzer von Sebastians Unternehmen. Er bekommt von Sebastian immer 10 % der Gewinne. Mal ist es mehr, mal weniger. Dies hängt vom jährlichen Gewinn des Weinguts ab.
Für Josef hat dieser Teilbesitz folgende Vorteile:
er kann mehr verdienen als durch einen Kredit an Sebastian
er kann Sebastian aktiv unterstützen
Für Sebastian hat es auch Vorteile:
die Zahlungen an Josef sind erfolgsabhängig vom Weingutgewinn
Er kann ein Weingut aufbauen, ist nicht verschuldet und kann eine persönliche Haftung vermeiden, sollte es schiefgehen.
Teileigentümer eines Unternehmens wird man durch Aktien.
Aktien sind Anteile am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft. Eine Aktiengesellschaft ist eine Unternehmungsform. Eigenkapital ist das gesamte Kapital der Eigentümer, das im Unternehmen liegt.
Aktien werden von Unternehmen ausgegeben, die nicht genug Geld haben, um eine neue Fabrik zu bauen oder anderweitig ins Unternehmen zu investieren. Fürs Geld gibt es Anteile am künftigen Gewinn des Unternehmens.
Wie sieht es mit dem Risiko aus?
Anleihen sind praktisch Kredite, mit welchen der Geldgeber aufgrund vom Besitz des Schuldners weiß, dass er sein Geld wieder bekommt. Aktien dagegen sind Teileigentum an einem Unternehmen, in denen das Risiko, dass etwas schiefgeht, auf viele Investoren verteilt wird.
Möchte jemand seine Anleihen oder Aktien verkaufen, um so an Geld zu kommen, geschieht dies auf einem Zweitmarkt. Der Zweitmarktfür finanzielle Verträge lässt Investoren, die anfänglich in Anleihen/ Aktien investiert haben, diese an andere Investoren verkaufen. Die neuen Investoren übernehmen die Aktie/ Anleihe.
In Zeitungen sind häufig Preise von Aktien zu sehen. Damit sind die Preise des Zweitmarktes gemeint. Im Internet lassen sich diese Preise in Echtzeit verfolgen.
Ein Nachteil von Aktien und Anleihen
Die meisten Menschen haben nicht genug Geld oder Zeit, sich ein Portfolio (eine Gruppe aus Aktien und Anleihen) zusammenzustellen.
Daher gibt es Fonds. Ein Fonds sammelt Geld von vielen Investoren und investiert das gemeinsame Geld in eine Auswahl von Aktien und Anleihen.Diese Auswahl ist das Portfolio.
Jeder Investor besitzt einen Teil dieses Portfolios und erhält einen Teil der Einkommen oder Wertzuwächse.
Praktisch an jeder Straßenecke. Fonds werden von professionellen Investoren verwaltet, die für Unternehmen wie die Deutsche Bank oder die Raiffeisengruppe arbeiten. Dazu später mehr.
Wo der Wert eines Investments herkommt
Oft reden Moderatoren darüber, dass Aktien und Anleihen überbewertet oder unterbewertet sind. Sie wirken wie ein Sport, ein Wettkampf ohne Sieger. Neue Trends werden vorgestellt und Aktionen werden empfohlen. Leider sind viele Ratschläge nicht zu gebrauchen. In Finanzzeitschriften, im Internet und diversen Sendungen wird viel über Preise gesprochen. Kaum jemand stellt die richtigen Fragen im Bezug auf Investments:
1 Was ist dieses Investment wert?
2 Ist der Kaufpreis fair?
Der Preis eines Investments muss dem Wert gleichen, den ein Käufer bezahlen würde, der dieses Investment für immer halten möchte.
Investoren, die planen, eine Aktie oder Anleihe für immer zu halten, kümmern sich nicht um die Preise, die der Zweitmarkt anzeigt. Sie interessieren sich nur für die jährlichen oder vierteljährlichen Zahlungen an Zinsen oder Dividenden.
Der Wert eines Investments ist der Nettoertrag aller künftigen Dividenden oder Zinsen auf heute abgezinst.
Was meine ich mit diesen Aussagen?
Der Preis für eine Aktie oder Anleihe richtet sich nach den zukünftigen Einkünften. Im Idealfall ist der Preis mit dem Wert des Investments identisch.
Aber wer kann schon die Zukunft vorher sagen? Und da liegt das Problem einer genauen Wertemessung und somit auch einer fairen Preisfindung.
Ein Konzept, das hier helfen soll, ist der Zeitwert des Geldes. Dessen grundlegende Idee ist, dass 1 € heute mehr wert ist als 1 €, der 5 Jahre später erhalten wird.
Das lässt sich auf drei Weisen darstellen:
1 Man kann diesen 1 € heute in ein Bankkonto einzahlen und Zinsen erhalten.
2 Heute kaufst du mit 1 € mehr als mit einem 1 € in 5 Jahren. Das liegt an der Inflation. Die Lebenshaltungskosten steigen über die Zeit langsam an. Denke an Oma Lotte!
3 Die meisten Menschen bevorzugen direkten Genuss und keinen aufgeschobenen Genuss. Es muss Geld ausgeben werden für die grundlegende Sachen im Leben: Essen und Trinken.
Aber woher kommt jetzt der Wert eines Investments?
Geduld bitte, gleich sind wir soweit.
Weil Erträge in der Zukunft weniger wert sind als heute, müssen wir eine Abzinsungsrate verwenden. Damit werden künftige Erträge auf einen heutigen Wert gebracht und sind vergleichbar.
Dafür brauchen wir den Zeitwert des Geldes. Wir zinsen jeden Euro „auf die Gegenwart“ ab.
Diesen Abzinsfaktor kann man über „sichere” Anlagen bestimmen. Als Beispiel könnte hier die deutsche 10-Jahres-Staatsanleihe genommen werden. Deren Zins ist der Abzinsfaktor.
Mit dem gleichen System können wir auch künftige Dividendenzahlungen oder Zinszahlungen auf einen heutigen Wert bringen.
Es klingt jetzt wie eine genaue Methode? Jein!
Dieser Abzinsfaktor ist ein Schätzwert. Jeder Investor variiert seinen Abzinsfaktor. Selbst bei der gleichen Sachlage kommen zwei Personen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Man kann nicht die zukünftigen Dividenden von Aktien vorhersagen. Aber man kann es probieren.
Bitte behalte das immer im Hinterkopf: Dies ist nur eine Methode, um eine Entscheidungshilfe zu bieten, mehr nicht.
Abbildung 5:Abzinsung eines hypothetischen Investments. 10 € Zinsen in der Zukunft werden auf einen heutigen Wert gebracht. Dies für jedes Jahr in den nächsten 5 Jahren. Abzinsungsfaktor: 15 %
Jahre |
Geschätzte Zinsen |
Abzinsfaktor |
Heutiger Wert der Zinsen |
1 |
10 € |
1,15 |
8,70 € (10 €/ 1,15 = 8,7) |
2 |
10 € |
1,323 |
7,56 € |
3 |
10 € |
1,521 |
6,57 € |
4 |
10 € |
1,749 |
5,72 € |
5 |
10 € |
2,011 |
4,97 € |
Wert heute |
|
|
33,52 € |
Noch mal zusammengefasst: Auf dem Markt wird der Wert eines Investments aus den künftigen Erträgen auf heute abgezinst.
Der Abzinsungsfaktor ergibt sich aus dem Risiko des Investments und dem geschätzten Zeitwert des Geldes.
Warum der Markt sich stärker bewegt, als man glauben mag
Bei dem Auf und Ab der Aktienmärkte sucht man vergeblich nach einer Logik. Es wirkt wie ein Chaos, das mal sehr positiv und auf einmal überschwänglich negativ agiert. In der Theorie sollten die Preise ja um den Wert des Investments liegen. Dies ist oft nicht der Fall. Wieder stellt sich eine Frage nach dem Warum. Dafür werden zwei Erklärungsansätze vorgestellt:
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