Ein Beispiel: Es werden 100 € investiert. Diese Investition bringt 2 € Zinsen ein, ergo 2 € Gewinn. Daraus ergibt sich eine Rendite von 2 / 100 = 0,02. Also 2 % Rendite.
Eine Anmerkung zu den Rendite-Zahlen aus diesem Buch
Renditen sind nicht fest und verlaufen nicht wie ein Uhrwerk jedes Jahr gleich. Renditen schwanken, besonders am Aktienmarkt.
Die 9,6 % sind die durchschnittlichen Wertsteigerungen auf dem Aktienmarkt in den USA über die letzten 100 Jahre.
An vielen Stellen in diesem Buch gibt es Beispiele mit Zahlen, die ein Konzept erklären sollen. Diese Zahlen sollten nicht zu ernst genommen werden. Ein Beispiel, in dem 7 % konstante Rendite unterstellt werden, ist auch nur als Beispiel zu verstehen. Dies bedeutet nicht, dass jedes Jahr genau die gleiche Rendite erwirtschaftet wird.
Der Sinn dieses Kapitels ist, die Idee des Zinseszinseffekts besser rüber zu bringen. Kleine jährliche Summen können sich zu größeren Summen entwickeln, wenn genug Zeit gegeben wird. Die Kernaussagen dieses Kapitels sind auch dann wahr, wenn die Renditezahlen anders sind.
Alternatives Lesematerial:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dotcom-Blase
Hier wird die Geschichte der Dotcom-Blase im Detail erzählt.
http://finanzwertig.de/kaufkraft-vergleich-frueher-war-mitnichten-alles-billiger-95
Oma Lotte anders erklärt: Kaufkraftvergleiche heute und früher.
Kapitel 2
Wie funktioniert die Finanzwelt?
Eine Einführung in die Grundbegriffe
Überblick
Eine Investition hat immer zwei Parteien. Jemanden, der Geld braucht, um sich etwas aufzubauen, woraus er später ein Einkommen erhalten kann. Und jemanden, der über Geld verfügt, die Verwendung dieses Geldes aber gerne auf einen künftigen Zeitpunkt verschieben würde. Kurz gesagt: Jemand sucht nach Geld und jemand anderes ist bereit es zu geben.
Aber wie werden solche Abmachungen über Jahre organisiert?
In unserer Zeit haben sich zwei Grundideen herausgearbeitet, die dieses Problem lösen:
Aktien und Anleihen.
Braucht aber der Geldgeber sein geliehenes Geld früher zurückgezahlt, als es die Abmachung mit seinem Kapitalnehmer vorsieht, kann er auf Zweitmärkten wie in Frankfurt seine Ursprungsinvestments (Aktien und Anleihen) gegen Geld tauschen. Ein anderer Geldgeber kommt, gibt ihm Geld fürs Ausscheiden und tritt für ihn in die Abmachung ein. Eine Ursprungsinvestition gegen Geld umzutauschen nennt man auch „handeln”.
Der Eigenwert einer Anlage ergibt sich aus dem künftigen Einkommen, das es produzieren wird, abgezinst zum heutigen Zeitpunkt. Diese Idee liegt dem Konzept vom Zeitwert des Geldes zugrunde. Wer sich jetzt Äh, was? fragt: Keine Sorge, auf diesen Punkt wird später noch genauer eingegangen.
Davor muss erst einmal die wichtigste Frage beantwortet werden:
Das ist eine sehr gute Frage. Heute gibt es eine Vielzahl von Optionen und verrückten Investmentmöglichkeiten. Man verliert dabei leicht den Überblick, was eine Investition auf den Finanzmärkten eigentlich darstellt.
Deswegen vergessen wir die Finanzmärkte zunächst einmal.
Meinem Opa Werner – als Unternehmer sehr erfahren im Bereich Investitionen – habe ich die gleiche Frage gestellt.
Er antwortete mir mit: „Schau, Jonas, eine Investition ist etwas, wo du deine Energie (sei es Geld oder Zeit) hineinsteckst, mit dem Ziel, mehr heraus zu bekommen. Aber du hast einen Punkt vergessen.”
Ich fragte darauf verwundert: „Was habe ich denn vergessen?”
„Ganz einfach. Was kein Investment ist.“ Mein Opa sah mir wohl meine Ratlosigkeit an. Er holte kurz Luft und sagte: „ Wenn du Energie, Zeit oder Geld in eine Sache investierst und am Ende weniger oder gar nichts heraus bekommst, dann hast du dein Können verschwendet. Das ist kein Investment. Bei einem Investment dagegen bekommst du MEHR, als du investiert hast.”
Ich war erfreut und sagte: „Danke Opa!”
Auf meinem Weg in die Küche rief mich mein Opa zurück: „Jonas, hast du das auch wirklich verstanden?”
Verblüfft wiederholte ich seine Worte.
Er lächelte und meinte: „Gibt es nicht auch Menschen, bei denen du dich besser fühlst als bei anderen?“
„Ja, mein Freund, der Kevin. Mit dem verstehe ich mich super.”
„Und woran liegt das?”
Nach kurzem Nachdenken antwortete ich: „Ich gebe was und vom ihm kommt auch etwas zurück.” Auf einmal ging mir ein Licht auf.
Mein Opa sah wohl die Erkenntnis in meinem Gesicht, denn er sagte: „Siehst du, manche Menschen sind ein besseres Investment als andere. Manche nehmen nur und sind keine gute Investition. Dein Freund Kevin investiert auch in dich und ihr bringt euch gegenseitig weiter.”
Jetzt hatte ich nicht nur eine Idee, was ein Investment ist, sondern ich hatte auch erkannt, dass es viele Arten von Investments in den verschiedensten Bereichen gibt. Investment hat nicht nur mit Geld zu tun.
Was sind Anleihen und Aktien?
Auch hier half mir mein Opa weiter.
Er erzählte mir eine Geschichte von einem Dorf, in dem es viele Winzer gibt. Ein Winzer, der Josef, hat ein sehr bekanntes Weingut und ist vermögend. Im gleichen Dorf gibt es noch zwei weitere Winzer: den jungen Sebastian, der sich ein Weingut aufbauen möchte, und den Karl, der bereits ein Weingut besitzt. Im Dorf kennt jeder jeden und so bitten Sebastian und Karl den Josef um Geld.
Der Karl möchte sich einen neuen Weinberg kaufen. Er verspricht sich davon mehr Wein, den er verkaufen kann, und dadurch ein höheres Einkommen. Der Josef suchte sowieso nach einer Möglichkeit zum Anlegen seines Geldes. Er möchte sein Geld nicht unter dem Kopfkissen verstecken, sondern mehr Geld zurück bekommen, als er verliehen hat, und eine Sicherheit für den Fall, dass es Probleme gibt und er sein Geld nicht mehr wiedersieht.
Also setzen sich Josef und Karl zusammen und verhandeln. Herausgekommen ist Folgendes:
Abbildung 3:Josef und Karl
Jahr |
Josef Aktion |
Karl Aktion |
1 |
Zahlt 10.000 € an den Karl |
Erhält 10.000 € von Josef und kauft sich seinen Weinberg |
2 |
Erhält 500 € von Karl. (Das sind die Zinsen fürs Ausleihen) |
Zahlt 500 € an Josef, bearbeitet den Weinberg |
3 |
Erhält 10.500 € von Karl |
Zahlt den Kredit (10.000 €) und 500 € an Josef. |
Josef erhält 11.000 € nach 3 Jahren zurück. Karl hat seinen Weinberg, den er bewirtschaften kann.
Beide sind in ein Verhältnis eingegangen, das im Kern eine Anleihe wiederspiegelt. Jemand gibt jemand anderem Geld, letzterer zahlt darauf Zinsen und nach einer gesetzten Frist wird das geliehene Geld komplett zurückgezahlt. Auf Deutsch kann man dies auch „Kredit“ nennen.
Da es aber auch Staaten oder Unternehmen gibt, die sich Geld leihen (Schuldner), und es Geldgeber gibt (Gläubiger), die Geld bereitstellen, hat sich der Begriff „Anleihe“ herausgebildet.
Anleihen sind „Ich schulde dir so und so viel”- Papiere, die weiterverkauft werden können.
Der junge Winzer Sebastian hat noch kein Weingut. Er möchte sich aber eines aufbauen.
Bei Karl wusste Josef, er bekommt sein Geld wieder. Karl besitzt genug Wertgegenstände. Notfalls können diese verkauft werden, um Geld zu bekommen, mit dem Josef zurückbezahlt werden kann.
Sebastian ist motiviert, jung, hat Energie und eine Vision von einem tollen Weingut. Josef hat mehr Geld, als er braucht. Also setzen sich beide hin und reden. Josef ist von Sebastian begeistert, möchte ihm aber keine Anleihe geben, da Sebastian ihm keine Sicherheiten bieten kann.
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