Daniel-Pascal Zorn - Einführung in die Philosophie

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Philosophie ist eine Praxis – und jeder sollte sie lernen können! Daher beginnt Daniel Pascal Zorns »Einführung in die philosophische Praxis« dort, wo die Auseinandersetzung mit Philosophie selbst beginnt: beim Lesen, Diskutieren und Schreiben. Sie will den Leser dazu ermächtigen, sich aus eigener Kraft mit philosophischen Texten auseinanderzusetzen. Dabei gibt Zorn dem Leser hilfreiche Ratschläge an die Hand, mit denen er sich selbst Schritt für Schritt in die philosophische Praxis einarbeiten kann. Ziel ist es, ihm dabei zu helfen, sich alle philosophischen Texte, alle Schulen, Richtungen und Zirkel, alle philosophischen Probleme und Begründungsfiguren selbst erschließen zu können.

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Daniel-Pascal Zorn

Einführung in die Philosophie

Klostermann RoteReihe

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Originalausgabe

© 2018 · Vittorio Klostermann GmbH · Frankfurt am Main

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Werk oder Teile in einem photomechanischen oder sonstigen Reproduktionsverfahren oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten, zu vervielfältigen und zu verbreiten.

Satz: post scriptum, www.post-scriptum.biz

ISSN 1865-7095

ISBN 978-3-465-24300-7

Inhalt

Cover

Titel Daniel-Pascal Zorn Einführung in die Philosophie Klostermann RoteReihe

Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Originalausgabe © 2018 · Vittorio Klostermann GmbH · Frankfurt am Main Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Werk oder Teile in einem photomechanischen oder sonstigen Reproduktionsverfahren oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten, zu vervielfältigen und zu verbreiten. Satz: post scriptum, www.post-scriptum.biz ISSN 1865-7095 ISBN 978-3-465-24300-7

Einleitung

Ein Garten der Pfade, die sich verzweigen

Philosophie als Einführung

Philosophische Lektüre

Philosophisches Gespräch

Philosophisches Schreiben

Teil I – Philosophische Lektüre

Zeitdiagnostischer Exkurs: Die produktive Universität

Lesenlernen – noch einmal

Zu viel, nicht zu wenig Wissen ist das Problem!

Einklammern von Voraussetzungen

Der Dialog von Leser und Text

Aller Anfang ist schwer

Dreizehn Tipps zur Lektüre philosophischer Texte

Keine Angst vor dem ›Hauptwerk‹

Lektürehinsichten und Analysemethoden

Kontextgebundene Lektüre

Systematische Lektüre

Textimmanente Lektüre

Die Verantwortung für den Text

Kung Fu

Teil II – Philosophisches Gespräch

Von Sokrates lernen

Die soziale Situation und das Denken des Alltags

Wie man eine ›kritische Haltung‹ einnimmt

Kritisches Denken – Schritt für Schritt

Im Maschinenraum des Denkens

Die Vielfalt der Meinungen

Erste Unterscheidung: Person und Argument

Zweite Unterscheidung: Haben und Gelten

Die ersten Schritte in einer Diskussion

Gladiatoren oder Philosophen?

Fünf Tipps für die philosophische Diskussion

Die Familie der Diskurskulturen

Information, Kommunikation und Diskursethik

Fallen der Selbsttäuschung

Sophisten und Trolle

Eine Praxis der Freiheit

Teil III – Philosophisches Schreiben

Das leere Blatt

Den Gedanken Raum geben: Schreiben als Labor und Werkstatt

Was ist ein Problem?

Das Exzerpt

Fragen und Thesen

Die Gedanken anderer darstellen

Flexibel bleiben

Von der Notiz zur Präsentation

Der Dialog von Text und Leser

Übung, Übung, Übung – und Spazierengehen!

Nachwort

Einleitung

Wer sich zum ersten Mal mit Philosophie beschäftigt, sieht sich vor ein Problem gestellt. Philosophie, so will es eine Übersetzung 1des Begriffs, ist Liebe zur Weisheit. Ihr Versprechen ist, so scheint es, das Erringen von Weisheit oder zumindest die Annäherung an ein höheres Wissen. Ermutigt durch dieses Versprechen nimmt der Leser oder die Leserin den Text eines großen Philosophen – sagen wir Aristoteles, Kant oder Hegel – zur Hand. Doch was er oder sie dort findet, ist keine Verkündigung eines höheren Wissens. Stattdessen: Endlose Textwüsten, schwer verständlich geschrieben, eine verwirrende Vielzahl von Begriffen, die einem vage bekannt vorkommen, aber teilweise ganz anders verwendet werden, als man es gewohnt ist. Enttäuscht lässt man den Text sinken. Das soll die große Weisheit sein, die einem versprochen wurde? Man versteht ja noch nicht einmal, was diese Leute schreiben, geschweige denn was sie einem damit sagen wollen. Lange bevor man versteht, was ein philosophisches Problem sein könnte, erscheint einem der Zugang zur Philosophie selbst als Problem.

Es gibt verschiedene Wege, mit dieser anfänglichen Krise in der Lektüre philosophischer Texte umzugehen. Die einen verabschieden sich ganz von ihr und bilden sich ihre Meinung über sie: Philosophie ist unverständlich, weltfremd und darum für den Alltagsgebrauch nutzlos. Weil man nichts mit ihr anzufangen weiß, erscheint sie einem wie ein Glasperlenspiel, selbstbezogen und überflüssig. Sie gibt sich den Titel großer Weisheit, ist aber noch nicht einmal ausreichend weise, diese Weisheit verständlich zu vermitteln. Das Lächerliche in diesem Eindruck wirkt wie eine Erleichterung. Es hilft dabei, die Frustration der ersten Lektüreerfahrungen zu kompensieren. Nach und nach tritt an die Stelle der unbewältigten Lektürekrise das Bild eines philosophischen Hanswursts, der einem nichts anzubieten hat. Man belächelt noch ab und zu diejenigen, die sich die Mühe machen, die Texte zu verstehen. Selber hat man jedoch erkannt, dass der Kaiser keine Kleider trägt. Auch das fühlt sich ein bisschen wie Weisheit an – und so geht man seiner Wege.

Andere lassen sich nicht so leicht täuschen. Sie ahnen, dass die Texte, die sie nicht verstehen, nicht ganz ohne Grund als große Philosophie gelten. Also suchen sie einen Zugang. Das ist die Situation, für die Einführungen in die Philosophie geschrieben werden. Sie ist geprägt durch die Lektürekrise des Lesers oder der Leserin und damit von vornherein mit schwierigen Fragen belastet: Bin ich zu dumm für die Philosophie? Oder fehlt mir nur das richtige Werkzeug? Habe ich genug Ausdauer, Zeit, Kraft, Geduld, mir diese Werkzeuge anzueignen? Was, wenn ich den Text auch nach einer Einführung nicht richtig (oder gar nicht) verstehe? Wann weiß ich, wann ich das richtige Verständnis erreicht habe? Das Versprechen von Weisheit, das schon im Begriff der Philosophie zu stecken scheint, wird vom lohnenden Ziel zur persönlichen Prüfung. Denn wer nicht einmal den Text richtig versteht, wie soll derjenige – oder diejenige – eine darin liegende Weisheit verstehen? Wer zumindest den Text versteht, hat die Möglichkeit, der darin liegenden Weisheit nahe zu kommen. Aber wer noch nicht einmal das schafft, der hat ein für alle Mal die Gewissheit, dass er zu der Weisheit, die die Philosophie ihm verspricht, nichts taugt.

Das ist jedenfalls die krisenhafte Situation, in die man gestürzt werden kann, wenn man auf eigene Faust philosophische Texte liest. Aus einer anderen Perspektive betrachtet, kann sie als Ausdruck einer einzigartigen Nachfrage nach Sinn und Bedeutung philosophischen Denkens verstanden werden. Wer in dieser Situation als Experte oder als akademische Lehrautorität auftreten kann, besitzt damit ein Pfund, mit dem sich potenziell endlos wuchern lässt. Das muss keineswegs böser Absicht entspringen. Vielmehr ergibt es sich aus dem System, das sich um das Rätsel der philosophischen Texte herum gebildet hat.

Ein Garten der Pfade, die sich verzweigen

Nehmen wir an, Sie möchten Kant lesen, scheitern aber am Text, weil er Ihnen nichts sagt. Also greifen Sie zu einer Einführung. Sie wurde verfasst von einer, wie Sie dem Klappentext entnehmen, Koryphäe der Kant-Forschung. Endlich ein Zugang zu Kant! Doch während der Lektüre dieser Einführung bemerken Sie, dass sich der Experte wiederum auf eine ganze Menge anderer Experten beruft. Dabei betont er keineswegs, wie Sie es erwartet haben, dass sich alle Experten einig sind. Vielmehr streicht er die Unterschiede im Kant-Verständnis heraus, stellt verschiedene Optionen zur Auswahl und deutet an, dass er die eine Option wählt, die von anderen Experten abgelehnt wird, während wieder zwei andere Experten den Text ganz anders lesen. Wer hat nun recht?

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