Meinen Kindern Sidney (26) und Mia (18) möchte ich viel Toleranz, Respekt und Liebe mitgeben. Ich möchte auf keinen Fall jemand sein, der der nachfolgenden Generation ständig mit erhobenem Zeigefinger das Leben erklären will, wie es viele tun. Das Leben ändert sich ständig mit jeder Generation, insofern lernt immer und überall jeder von dem anderen. So auch ich von meiner Tochter. Ein freundschaftliches, vertrauensvolles Verhältnis ist mir besonders wichtig und glücklicherweise gelungen.
Foto: dpa
Von Daniel Benedict
Wem ähneln Kinder? Kurioses aus der Vererbungslehre
Ganz der Vater! Im Kreißsaal mag das noch eine schöne Nachricht sein. Wenn der heranreifende Sohn sich aber später sorgenvoll die Vaters Glatze anguckt, kann die Stimmung schnell kippen: Ist Haarausfall vererbbar? Drohen Schlafwandler bei der nächtlichen Wanderung die eigenen Kinder zu treffen? Und welche Chancen haben kleine Eltern auf einen Profi-Basketballer als Kind? Wir haben Neues aus der Vererbungslehre gesammelt. Diese Erkenntnisse machen zurzeit die Runde:
Der Vater vererbt mehr Eigenschaften
Ein Teil unserer Gene ist „geprägt“. Darunter versteht die Forschung die Besonderheit, dass nur der väterliche oder der mütterliche Teil dieses Gens wirksam ist. Forscher der University of North Carolina haben nun ermittelt, dass dies für mehrere Tausend Gene gilt, sehr viel mehr, als bislang angenommen. Bei der Mehrheit dieser Gene setzen sich die Eigenschaften des Vaters durch. Die Wissenschaftler legen den Akzent ihrer Studie auf die Vererbung von Krankheiten. Umstritten ist, ob schon die optische Ähnlichkeit von Säuglingen zum biologischen Vater ein evolutionärer Vorteil ist. Während die eine Fraktion vermutet, dass Väter einem ähnlichen Kind eine bessere Brutpflege zukommen lassen, argumentiert eine andere Gruppe: Gerade die Ungewissheit des Vaters erhöht seine Bereitschaft, alle Kinder der Mutter zu versorgen. Auch die von Nebenbuhlern.
Die Nachkommen ähneln – dem Ex?!
Wenn Kinder weder dem Vater noch der Mutter ähneln, ist das kein Drama. Wenn sie allerdings dem Ex-Freund der Mutter ähneln, liegen Konflikte in der Luft. Noch! Denn die Forschung hat nun eine uralte These der Vererbungslehre rehabilitiert, derzufolge frühere Geschlechtspartner der Mutter auch das Aussehen ihrer Nachkommen mit späteren Partnern beeinflussen können. Der Gedanke heißt Telegonie, stammt von Aristoteles und galt seit Mendel als Witz. Nun haben Forscher der University of New South Wales einen Beleg für die Telegonie gefunden. Er gilt allerdings nur für eine nicht sehr häufige Fliegenart, die ausschließlich in Australien vorkommt. Bei der Art Telostylinus angusticollis wirkt sich das Sperma der Männchen im Körper der Mutter auch dann auf die Größe von Nachkommen aus, wenn andere Männchen später die Eier befruchten. Für alle anderen Arten ist der Verdacht auf Sex mit dem Ex noch nicht widerlegt.
Kriegt der Sohn Vatis Glatze?
„Na toll!“, wird sich mancher Teenager sagen, wenn dem Vater die Haare ausgehen: „So sehe ich in 20 Jahren also auch aus.“ Das muss nicht so sein. Forscher der Universitäten Bonn und Düsseldorf haben herausgefunden, dass eine Mehrheit der Glatzenträger mit einer defekten Bauanleitung der Androgen-Rezeptoren auf die Welt gekommen sind. Die werden über das X-Chromosom vererbt, also über die Mutter. Wer in die Zukunft seines Haarwuchses gucken will, sollte deshalb eher auf die Frisur vom Großvater mütterlicherseits achten.
Haben große Eltern große Kinder?
Ähneln Kinder ihren Eltern in der Größe? Oder müssen kleine Eltern nur ausreichend füttern, um künftige Basketball-Stars zu erziehen? Forscher um Hana Lango Allen von der University of Exeter haben Daten von 180.000 Testpersonen untersucht und 180 Gene identifiziert, die für das Größenwachstum entscheidend sind. Insgesamt schätzen sie die Zahl der für das Wachstum verantwortlichen Gene noch erheblich höher ein. Den Anteil, den die Vererbung an der Körpergröße hat, beziffern die Wissenschaftler mit 80 Prozent. Umweltfaktoren wie die Ernährung haben dagegen eine nachrangige Bedeutung.
Schlafwandeln liegt in den Genen
Warum unternehmen Schlafwandler ihre nächtlichen Wanderungen eigentlich nicht öfter im Kreise der Lieben? Einer Studie zufolge sind die Voraussetzungen dafür gegeben, denn die nächtliche Unruhe liegt in den Genen. Der kanadische Mediziner Jacques Montplaisir hat die Häufigkeit vom Schlafwandeln in Fragebögen erfasst und kam zu dem Ergebnis: Kinder von Schlafwandlern leiden dreimal so häufig unter dieser Störung wir andere Kinder. Sind beide Elternteile Schlafwandler steigt die Wahrscheinlichkeit sogar auf das Siebenfache im Vergleich zu Kindern unbelasteter Familien.
Foto: colourbox.de/Montage: NOZ/Stefan Langer
Von Corinna Berghahn
Fluch oder Segen? Whatsapp, Facebook, Skype in Familien
Familiengruppen bei Whatsapp, Facebook-Freundschaft mit der Mama oder Videotelefonie über Skype: Das digitale Zeitalter hat auch die Kommunikation innerhalb von Familien grundlegend verändert. Ist das nun Fluch oder Segen? Früher war nicht alles besser: Zog ein Familienmitglied in eine ferne Stadt oder gar ins Ausland, wurde es schwer, regelmäßig und bezahlbar in Kontakt zu bleiben. Schon das Ferngespräch kostete unfassbar viel Geld – und daher verabredeten sich nicht wenige mitten in der Nacht, um mit dem günstigeren „Mondscheintarif“ Kontakt herzustellen. Vom Sehen ganz zu schweigen: Satellitentelefone gab es höchstens in US-Kinofilmen, nicht in bundesdeutschen Haushalten. Wer weg war, war nicht zu sehen, schlecht am Telefon zu verstehen und schwierig zu erreichen. Überhaupt die Erreichbarkeit: Zu einer Jugend bis in die frühen 2000er gehörten Streits mit den Eltern über dauerblockierte Telefonverbindungen.
Das ist heute alles anders: Die Tochter weilt mit Familie im Ausland? Kein Problem, über das Internet wird telefoniert und geschaut. Hier sieht das Enkelkind dann auch zum ersten Mal seine Großeltern, sogar live und in Farbe. Zumeist finden derlei Videokonferenzen über den Microsoft-Dienst Skype oder sein Apple Pendant Facetime statt. „Diese Dienste sind eine tolle Möglichkeit, Nähe zu erzeugen, denn Kinder sehen so die entfernten Verwandten und lernen schon einmal ihre Mimik kennen. Genutzt werden sie von Familien vor allem dann, wenn die Kinder außer Haus sind – ob als Erwachsene oder in einem Austauschjahr“, erklärt die freie Medienpädagogin Susanne Häring.
Messenger-Apps wie Whatsapp
Alltäglicher ist jedoch der Gebrauch von Messenger-Apps wie Whatsapp: Der Sohn verspätet sich mit dem Zug? Per Smartphone kann er den Eltern Bescheid geben, sodass sie sich am Bahnhof nicht die Beine in den Bauch stehen müssen. Und dauerblockierte Telefone? Dank Smartphones und Computern sind Jugendliche inzwischen fast permanent mit Gleichaltrigen im kommunikativen Austausch und Kontakt, ohne dass sie noch das Telefon der Eltern benutzen müssen.
Doch nicht nur mit den Freunden: Bei Whatsapp lässt sich kinderleicht eine Gruppe erstellen, viele Familien nutzen dieses auch für Familiengruppen. Nie war es daher so einfach, dass Großeltern, Eltern und Kinder an einem Chat teilnehmen, Nachrichten austauschen und sich schnell Bilder zuschicken können. Selbst Aufforderungen wie „Räum Dein Zimmer auf“ erreichen nun auch die Kinder, die in Zeiten der Pubertät lieber ganz aus dem Blickfeld der Eltern entschwinden. Kurzum: Die digitale Kommunikation erschafft Nähe, erzeugt aber auch Kontrolle.
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