Oft seien Mütter aber auch einfach effizienter bei der Arbeit. „Frauen kriegen ihre Aufgaben bis zum Abholtermin in der Kita fertig, weil sie es eben müssen“, so Ende. Vereinbarkeit bedeute für sie aber vor allem eines: „Dass Frauen die Wahl haben, so in den Beruf einzusteigen, wie sie es wollen.“ Für die Zukunft wünsche sie sich weniger Vorurteile und gläserne Decken und dass Frauen nur nach Kompetenzen eingestellt werden. „Wir brauchen mehr Vorbilder hier in Deutschland. In anderen Ländern wie Frankreich klappt das schon“, so die Vierfachmutter.
Das ewige schlechte Gewissen
Mit dem schlechten Gewissen plagt sich oft auch Funda Versluijs. Die 38-Jährige ist Niederlassungsleiterin der Gess Group in Münster – einem Personalmanagementunternehmen. Sie arbeitet jeden Tag von 8 bis 15 Uhr ohne Pause, damit sie ihr Pensum schafft. Dann holt sie ihre 18 Monate alte Tochter von der Kita ab. Doch auch nach Dienstschluss ist sie immer erreichbar und beantwortet Mails. „Für mich war klar, dass ich in meinen alten Job zurückkehre nach einem Jahr Elternzeit, aber es ist härter gewesen, als ich im Vorfeld gedacht hätte. Das ist kein Spagat, sondern eine Grätsche, die man machen muss“, so Versluijs. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei immer noch sehr schwierig – vor allem in einer Führungsposition. „In Teilzeit hätte ich den Posten leider nicht behalten können. Das war schnell klar.“
Zwischenzeitlich habe es auch Überlegungen gegeben, dass ihr Mann Teilzeit arbeite, um die Betreuung zu stemmen. „Vor der Geburt macht man Kurse und wird vorbereitet, aber keiner sagt dir, wie es hinterher weitergeht und wie es wirklich ist, ein Kind zu haben. Man ist mit dem Thema Beruf und Betreuung völlig auf sich allein gestellt“, findet Versluijs. Organisation und Logistik in Kombination mit einem guten Umfeld seien dabei unerlässlich. Wenn man keine Hilfe habe, sei es schwierig. „Unsere Eltern können aber nur bedingt einspringen. Wenn unsere Tochter mal krank wird, dann wechseln mein Mann und ich uns ab“, so die 38-Jährige.
Hoher Druck auf Frauen mit Kind
Der Druck sei schon groß. Als Frau mit Kind sei es hart auf dem Arbeitsmarkt. Da werde man auch schon mal unverblümt nach dem Wunsch nach einem zweiten Kind gefragt. „Damit es mit der Karriere als Mutter klappt, braucht man auch verständnisvolle Kollegen. Ich habe mit meinem Arbeitgeber und meinem Team viel Glück.“ Vereinbarkeit hat für Funda Versluijs aber auch noch mit einer ganz anderen Sache zu tun: „Ich muss das mit mir selbst als Mutter vereinbaren. Ich bin einfach nicht mehr wie vorher. Für mich ist klar, dass mein Kind immer vorgeht.“
Alleinerziehend und am Arbeiten
Noch schwieriger wird die Situation allerdings, wenn man alleinerziehend ist. So wie Christine Finke. Die 49-Jährige hat drei Kinder (15, 9 und 6), ist Stadträtin in Konstanz und arbeitet selbstständig als Autorin und Journalistin. Außerdem ist sie erfolgreiche Bloggerin. Auf ihrer Seite www.mama-arbeitet.de beschäftigt sie sich mit Themen rund um Familie und Vereinbarkeit. Erst kürzlich sorgte sie mit ihrer Petition zur Abschaffung der Bundesjugendspiele auch in den Medien für Furore. „Es ist jeden Tag wieder eine Herausforderung. Ich habe keine Familie vor Ort, keinen netten Exmann, der hilft, ich bin wirklich ganz alleine. Mir hilft eine Mischung aus guter, vorausschauender Planung und Improvisation“, so Finke. Allerdings würde sie mehr leisten können und besser dastehen, wenn sie mehr arbeiten könne. Doch gerade in den Schulferien sei das schwierig.
Ein Leben ohne Arbeit und Karriere kann sich die promovierte Sprachwissenschaftlerin nicht vorstellen: „Müttern wird ja nachgesagt, sie interessierten sich nach der Geburt gar nicht mehr voll und ganz für den Job, sondern seien mit dem Kopf eher bei den Kindern. Da kann ich auch wieder nur für mich sprechen: Wenn ich arbeite, dann bin ich voll und ganz bei der Arbeit. Genau das ist es ja, was mich daran reizt und herausfordert.“
Immer noch viele Vorbehalte
Leider gebe es immer noch viele Vorbehalte: „Wenn in den Führungspositionen nur weiße ältere Männer sind oder junge Schlipsträger, dann wird es ganz schwierig, hier neue Strukturen zu schaffen. Deswegen bin ich auch absolut für eine Frauenquote, und zwar nicht nur auf Vorstandsebene. Ich denke da ziemlich radikal und kann mir sogar eine Mütterquote oder eine Alleinerziehendenquote für Unternehmen vorstellen.“ Auch was das Thema Teilzeit angeht, hat Christine Finke eine eindeutige Meinung: „Es ist möglich, Führungspositionen auch per Jobsharing zu teilen. Das wird auch schon praktiziert, aber die meisten Firmen haben Vorbehalte, solche neuen Modelle auszuprobieren.“ Aber zum Glück gebe es auch einige Männer, die Familien neu denken wollen und finden, es sei an der Zeit, die Rollen neu zu verteilen. „Ich glaube, das macht auch etlichen Frauen mehr Lust auf Familie und Kinder“, so Finke.
Für sie bedeute Vereinbarkeit, Kinder und Eltern als wertvolle Ressource zu sehen, die besonderen Schutz brauchen. „Dieser Schutz sollte auch beinhalten, dass es möglich ist, zu arbeiten und für das eigene finanzielle Auskommen zu sorgen, obwohl Mann oder Frau Kinder hat.“
Von Corinna Berghahn
Ab wann können Kinder die Welt sehen?
Die Augen öffnen kann ein Baby schon im Mutterleib. Aber ab wann kann es „richtig“ sehen?
Das Sehen gehört zu den wichtigsten Sinnen – der sich trotzdem sehr langsam ausbildet: Dabei entwickeln sich die Augen schon in den ersten Monaten der Schwangerschaft. Doch bis ein Mensch nah und fern sehen kann, dauert es nach der Geburt noch ein ganzes Jahr. Das ist auch gut so, denn die Natur hat es so eingerichtet, dass Babys immer nur so viel und so weit sehen können, wie nötig ist. Anfangs also nur die für sie wichtigen Gesichter ihrer im wahrsten Sinne nahestehenden Bezugspersonen und später dann immer mehr. So wird vermieden, dass sie zu vielen Reizen ausgesetzt werden.
Im Mutterleib entwickeln sich die Augen ab dem zweiten Monat. Um die 16. Schwangerschaftswoche herum kann der Fötus seine noch geschlossenen Augen bewegen, und in der 21. Woche entsteht die Iris. Noch bis zum siebten Schwangerschaftsmonat bleiben sie allerdings geschlossen. Wenn der Fötus sie ab der 28. Woche öffnet, kann er hell und dunkel unterscheiden. Im Bauch herrschen ab dem Zeitpunkt wahrhaftig rosarote Zeiten, denn immer wenn Licht durch die Bauchdecke scheint, nimmt das Ungeborene es als rosa oder violette Tönung wahr.
Die Welt ist verschwommen
Erst einmal auf der Welt, sieht das Baby die Welt nur verschwommen, denn seine Sehstärke ist noch nicht komplett ausgereift. Wer sich wundert, warum viele Neugeborene geschwollene Augen haben, sei beruhigt: Sie erklären sich durch den Druck, dem sie im Geburtskanal ausgesetzt waren, und klingen wenige Stunden nach der Geburt ab.
Es klingt kurios, aber Babys sind kurz- und weitsichtig gleichzeitig und können nur Dinge scharf sehen, die etwa 25 Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt sind. Hell und Dunkel erkennen sie wie im Bauch immer noch – und wenden sich automatisch starken Lichtquellen zu. Auch satte Farben wie Rot oder Kontraste wie Schwarz und Weiß wecken ihr Interesse. Farben zu unterscheiden fällt ihnen hingegen noch schwer.
Rund und bewegt
Gesichter sind für Babys ebenfalls sehr interessant, allerdings schauen sie ihre Eltern anfangs immer nur kurz an, da sie ihren Blick noch nicht fixieren können. Trotzdem erkennen Babys schon kurz nach der Geburt die Gesichter ihrer Bezugspersonen. Babys mögen zudem lieber runde als gerade Dinge anschauen – und bevorzugen Bewegung. Ein Mobile ist daher weit mehr als ein schönes Accessoire über dem Bett, sondern übt das Kind beim Sehen und Greifen.
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