So marschierten sie von dem Berg Horeb ab oder wie sie ihn auch nannten, dem Berg Sinai, ohne jeden sichtbaren Schmuck.
Erneuerung des Bundes
Gott erhörte Moses Bitten, die er für sein aufsässiges und unverlässiges Volk vor Gott brachte, denn sein auserwähltes hielt keine seiner Versprechungen ihrem Gott gegenüber, sie waren keine Kupfermünze wert. Und er wollte, dass Moses morgen, ganz alleine, mit zwei Steintafeln zu ihm auf den Gipfel des Berges komme, es sollten zwei ähnliche Tafeln sein wie damals, als Gott ihm die Gesetzes- und Gebotstafeln gab, die er vor lauter Enttäuschung nach dem Abfall des auserwählten Volkes zerschlagen hat, denn er wolle den von den Israeliten gebrochen Bund wieder erneuern.
Moses stand auf dem Gipfel und wartete mit gemischten Gefühlen der Dinge, die jetzt auf ihn zukamen. Als der Herr in der Wolke niederfuhr, rief Moses den Namen des Herrn an, der langsam an ihm vorüberzog und dabei sprach : „Der Herr ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Gnade und Treue, der Tausenden die Treue wahrt, der Schuld, Frevel und Sünde vergibt, aber niemand frei ausgehen lässt, sondern die Schuld der Väter an Kindern und Kindeskindern heimsucht am dritten und vierten Geschlecht.“
Moses bat nochmals für sein halsstarriges Volk um Gnade beim Herrn und er erwiderte: „Siehe, ich schließe einen Bund: Vor deinem ganzen Volke will ich Wundertaten vollbringen, wie sie auf der ganzen Erde und vor allen Völkern nicht geschehen, und das Volk, in dessen Mitte du lebst, wird das Wirken des Herrn nicht sehen.
Und Gott gab Moses noch einen guten Rat und gebot ihm und seinem Volk gut darauf zu achten auf das, was er ihm und dem Volk Israel ausrichten ließ: „Siehe, ich werde vor dir die Amorrhiter, Kanaaniter, Hethiter, Phereziter, Heviter und Jebusiter vertreiben. Hüte dich, mit den Bewohnern des Landes, in das du kommen wirst, ein Bündnis abzuschließen, damit sie dir nicht in deiner Mitte zum Fallstrick werden. Ihr sollt vielmehr ihre Altäre zerstören, ihre Malsteine zerbrechen und ihre heiligen Bäume umhauen. Denn du sollst, Israel, keinen anderen Gott anbeten. „ Eifersüchtiger“lautet ja der Name des Herrn, und ein eifersüchtiger Gottist er. Schließe kein Bündnis mit den Bewohnern des Landes! Sie könnten dich zu ihren Götzendiensten einladen, dich mit deinen Kindern, und auch du müsstest dann nicht nur am Götzendienst, sondern dich auch an ihren „Götzenopfermalzeiten“ beteiligen. Darüber hinaus müsstest du auch ihre Töchter zu Frauen für deine Söhne nehmen, die dann auch deine Söhne verführen, Götzendienst mit ihnen zu treiben.
Als nun Gott sein Verhältnis zu seinem auserwählten Volk und umgekehrt in Gesetzen festgelegt hatte, mahnte er Moses noch einmal seinem Volk mitzuteilen, dass es sich keine Götterbilder weder gießen, schnitzen oder sonst wie anzuschaffen und sie verehren, denn es gibt außer mir keine anderen Götter, die gibt es nur in der schmutzigen Phantasie der verirrten Menschen, die mich nicht kennen wollen und vor denen ich dich, Volk Israel immer wieder warne, dich mit ihnen einzulassen, auf jedwede Art.
Danach befahl Gott, das Moses und sein Bruder Aaron mit Gehilfen aus den elf Stämmen, die Leviten, das Priestergeschlecht ausgenommen, die Männer, getrennt nach Jungen, wehrfähigen Männer und darüber hinaus. Danach wartete das ganze Volk auf das Signal des Himmels zum Aufbruch, zum Weitermarsch in das verheißene Land.
Und wie sollte das geschehen?
Zu den Bundesgesetzen, die Gott seinem Volke gab, die das Verhältnis zwischen ihm und seinem Volke regelt, gehörte auch, dass das Volk ihm in Form eines exklusiven Zeltes eine Wohnung baute, in dem er zwischen dem Volke leben wollte, sozusagen einen Vorläufer des späteren Tempels, das vor dem Abmarsch abgebrochen werden und am neuen Platz wieder aufgebaut werden musste. Abbau und Aufbau der Wohnung des Herrn oblag dem Stamme der Leviten, sowie auch der speziellen gottesdienstlichen Handlungen, für die ein besonderer Zweig der Leviten, die Aaroniten zuständig waren. Über dem Zelt des Herrn schwebte bei Tag eine Wolkensäule, die bei Nacht als eine Feuersäule, für alle sichtbar, erschien. Alle Israeliten wussten, wenn sich die für alle sichtbare Wolkensäule über dem Zelt des Herrn sich erhob, so ist das das Zeichen für den Aufbruch, für den Abmarsch in Richtung des verheißenen Landes.
Im zweiten Jahr, im zweiten Monat, am zwanzigsten des Monats des Auszuges aus Ägypten erhob sich die Wolke vom Zelte des Herrn. Da brachen die Israeliten Zug um Zug von der Wüste Sinai auf, und die Wolke ließ sich in der Wüste Pharan nieder. Hier meuterte das Volk wieder. Diesmal ging es um die Fleischrationen, die täglich immer kleiner wurden, bis sie schließlich ganz ausblieben. Der Schuldige war wieder bald gefunden. Es war wie üblich der, der sie von den vollen Fleischtöpfen in Ägypten fortführte und sie jetzt mit erbärmlicher Wüstenkost ernährte. Moses beklagte sich wieder beim Herrn, dass er dieses aufsässige Volk kaum noch weiter führen kann, denn es habe an allem etwas aus zu setzen. Wenn nicht an diesem, da an jenem. Hier war es wieder einmal das Fleisch, das es nicht gab.
Heute würde man sagen, die schlechten Gene, zuständig für Neid, Unzu-friedenheit und Engstirnigkeit der zehn ältesten Söhne Jakobs, die ihren jüngeren Bruder Josef aus diesen eben genannten Gründen verkauften und Stammväter der zehn ersten Stämme des Volkes Israel wurden, scheinen sich doch auf ihre Nachkommen vererbt zu haben; kein Gottvertrauen und voller Egoismus, voller Ichsucht. Oder ist doch etwas Wahres dran, dass Gott die Vergehen der Väter bis ins dritte Glied bestraft und die Nachkommen blendet und sie ins eigene Unglück laufen lässt?
Und Gott versprach Moses, dass das Volk einen ganzen Monat Fleisch zu essen bekomme, dass es ihnen zum Hals rauskommen werde. So geschah es, dass der Wind vom Meer her Wachteln herbeiführte, die im Umkreis einer Tagesreise ums Lager herum etwa zwei Ellen hoch lagen. Danach zog das Volk weiter nach Haserot, wo es sieben Tage blieb. Dann zog es, geführt von der Wolkensäule in die Wüste Pharan nach Kades. Hier sprach der Herr zu Moses: „Wähle von jedem Stamme einen Mann mit Führungsqualitäten aus und schicke sie nach Kanaan, in das Land, das vor euch liegt, in das Land, das ich euren Vorfahren versprochen habe und kundschaftet es aus!“ Moses tat wie der Herr es ihm aufgetragen hat und schickte sie in das Land Kanaan. Die ausgesuchten Männer zogen wie Moses ihnen befohlen hatte durch das Südland hinauf und kamen bis Hebron, wo die Nachkommen Enaks lebten, ein Geschlecht der Riesen. Weiter im Tal Eskol schnitten sie eine Rebe samt Traube ab, die so groß war, dass sie zwei Männer an einer Stange tragen mussten. Auch einige Granatäpfel und Feigen nahmen sie mit. Nach vierzig Tagen, nachdem sie das Land der Länge und Breite nach erkundigt haben, begannen sie den Heimweg nach Kades in der Wüste Pharan. In Kades angekommen, berichteten sie Moses, Aaron und der ganzen Gemeinde was sie erkundschaftet haben, zeigten ihre Früchte und sagten, das ist das Land, in dem Milch und Honig fließt, wie der Herr es unsern Vätern versprochen hat. Und sie berichteten weiter von befestigten Städten, wobei immer mehr Unwahrheiten beigemischt wurden; sie berichteten, wie auch Riesenmenschen da die schwächeren fressen würden, wir selbst kamen uns vor ihnen wie Miniheuschrecken vor, die sie, wenn wir ihnen in den Weg kamen einfach wegpusteten.
Da meuterten die Israeliten gegen Moses und Aaron und die alte Leier begann wieder wie schon so oft, warum sind wir bloß auf Moses, Aaron und den Herrn hereingefallen und haben das Land in dem wir genug zu essen, zu trinken und zum Leben hatten, warum haben wir es nur verlassen und all die Strapazen auf uns genommen. Ihr Gezeter ging so weit, dass sie einen neuen Anführer wählen wollten, der sie nach Ägypten zurückführen sollte. Da warf sich Moses und Aaron vor der ganzen versammelten Gemeinde der Israeliten mit dem Gesicht auf den Boden. Josue aber, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephones, zwei Männer, die zu den ausgewählten Kundschaftern gehörten und mit im Land Kanaan waren zerrissen ihre Kleider und sprachen zu der ganzen Gemeinde der Israeliten, dass das Land, das sie sahen ein vortreffliches Land sei, in dem, wie vom Herrn versprochen nicht nur Honig und Milch fließt, sondern es auch ein Land sei, in dem es sich vortrefflich leben lässt. Und wenn der Herr uns wohlgesonnen ist, wird er uns auch da hinein führen, die Bewohner vertreiben und uns da leben lassen. Und nicht vergessen, ihm die Ehre immer zukommen lassen, die ihm gebührt, wenn wir den Herrn, unsern Gott nicht verlassen und nicht an ihm zweifeln werden, wird er auch uns nicht verlassen und wir dann keine Furcht vor den Menschen des Landes Kanaan haben müssen. Doch die verblendete Gemeinde Israels wollte auch nicht auf Josue und Kaleb hören und machten Miene sie zu steinigen. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn allen Israeliten am Offenbarungszelt. Und der Herr sprach, für alle hörbar, zu Moses: „Wie lange noch wird mich dieses Volk verachten, wie lange noch mir keinen Glauben schenken trotz aller Wunderzeichen, die ich vor ihm gewirkt habe? Ich will es mit der Pest schlagen und es ausrotten. Dich aber will ich zu einem Volke machen, das größer und stärker ist als dieses.“ Aber Moses, der auch ein Emporkömmling dieses ehemals ausgewählten Gottesvolkes ist wagte es Gott zu widersprechen und an seine Versprechungen zu erinnern, die er diesem störrischen Volke immer wieder gegeben hat und erinnerte ihn auch daran was wohl die Ägypter und all die anderen Völker, die ihn, als ihren Gott nicht anerkennen, wohl von so einem Gott denken werden, der mitten unter seinem Volk lebte, wenn sie erfahren, dass der eine und alleinige Schöpfergott sein auserwähltes Volk vernichten musste, weil er nicht in der Lage war es zur Vernunft zu bringen und in das ihnen von dir versprochen Land zu führen, vor dem es gestanden hat, ohne es auszurotten! „So mögest denn du, o Herr, deine große und oft gepriesene Langmut walten lassen und vergib Sünde und Schuld deines Volkes nach deiner großen Barmherzigkeit, so wie du diesem deinem Volk seit dem Auszug aus Ägypten ihr Versagen immer wieder vergeben hast.“
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