Dieser David schien sein ganzes Vertrauen zu genießen. Immerhin ging es um größere Summen. Eine schnelle Addition der einzelnen Verträge ergab bereits 700.000 €. War dies vielleicht eine Gegenleistung für die geschuldeten 70.000 €? Seltsam war schon, dass die geschuldete Summe ungefähr 10% der Kaufsumme entsprach. Sollte David seine Schulden abgearbeitet haben? David? Der Name war doch schon aufgetaucht bei den Ermittlungen. Ewen trat an die Pinnwand und sah sich die Eintragungen an. Der Name David Roudaut stach im sofort ins Auge. Der Mann hatte doch sein Haus unmittelbar hinter dem Zaun von Trévarez. Wenn das ein Zufall war. Ewen wollte den Mann unbedingt nochmals aufsuchen. Bei dem ersten Gespräch am Sonntag, gleich nachdem er den Toten Courtain gesehen hatte, hatte er ein erstes Gespräch mit Roudaut geführt. Zu dem Zeitpunkt hatte er aber noch nicht gewusst, wer der Tote war.
Jetzt war Ewen sicher, dass diese Verträge etwas mit seinem Fall zu tun hatten. Er wollte sich diesen David und den Ort des Projektes Kermorbras genauer ansehen, um feststellen zu können, ob bereits Arbeiten begonnen hatten. Die weiteren Abheftungen schienen keine Relevanz zu haben. Unter T fand er dann aber wieder ein Papier, dass seine Aufmerksamkeit erregte. Darüber stand Thierry und es enthielt eine handschriftliche Abmachung über die Erstellung von Plänen für ein Projekt mit Namen Kermorbras. Ewen, als echter Bretone, sprach noch die alte bretonische Sprache. Für ihn war die Übersetzung des Namens damit einfach. Ker bedeutete Haus oder Ort, mor Meer und bras groß. Das Projekt hieß also Haus Ozean. Die auf das Papier gekritzelte Bausumme deute eine ungefähre Investition von zehn Millionen an. Ewen sah sich die einzelnen Papiere, die er unter den Buchstaben D und T gefunden hatte, nochmals an. Dann nahm er sie heraus und heftete sie an die Pinnwand. Bei dem Namen Thierry musste es sich um den Mann handeln, mit dem sie bereits gesprochen hatten.
Thierry Guillem war Architekt und mit Courtain befreundet gewesen. Es brauchte keinen großen kriminalistischen Instinkt, um zu dem Schluss zu kommen, dass die drei Personen zusammen den Bau eines großen Gebäudekomplexes geplant hatten. Thierry Guillem, Robert Courtain und ein gewisser David, Nachname noch unbekannt, hatten zusammengearbeitet. Die Finanzierung schien Courtain sicherzustellen. Hatte dieses Projekt etwas mit der Ermordung von Courtain zu tun? Ewen schien es nicht ausgeschlossen. Geld war häufig ein Motiv für Mord.
Als Paul zurück in sein Büro kam, stand Ewen immer noch an der Pinnwand, die jetzt um einige Papiere aus dem Ordner reicher war.
„Ich habe inzwischen alle Übernachtungen auf der Insel gefunden. Die Liste ist ein wenig länger. Zu der Zeit des Unfalls sind 85 Personen als Übernachtungsgäste auf der Insel gewesen. Davon sind 30 in den Hotels untergebracht gewesen. Das Hotel Belle-Vue ist mit 26 Personen besetzt gewesen. Somit sind gerade einmal vier in einem weiteren Hotel untergebracht worden. Die Übernachtungen in den Gîtes habe ich noch nicht im Einzelnen betrachtet. Natürlich haben wir nicht die Möglichkeit einen Tagesgast zu finden, der mit der Fähre auf die Insel gefahren ist und am Abend wieder zurück aufs Festland gefahren ist.“
„Paul, wir wissen doch gar nicht, ob unser Mord etwas mit dem Unfall zu tun hat. Du bist doch nur über den Namen Bréhat gestolpert, als Guillem den Namen erwähnt hat. Trotzdem gehen wir der Spur nach, so gut wir es können. Sieh dir doch einmal diese Papiere hier an, ich habe sie in dem Ordner gefunden, den Dustin uns mitgebracht hat aus dem Büro von Courtain. Drei Personen scheinen hier ein Projekt geplant zu haben, unter dem Namen Kermorbras. Zum einen ist der Architekt Guillem dabei, der Tote Courtain und ein dritter Mann, von dem ich nur den Vornamen David habe, könnte David Roudaut sein? Welch ein Zufall, der Mann wohnt direkt am Park von Trévarez.“
„Du meinst, dass David Roudaut den Toten gekannt und mit ihm zusammengearbeitet hat?“
„Es könnte doch sein. Jedenfalls sollten wir uns mit dem Mann unterhalten.“
„Gut, ich kümmere mich jetzt zuerst einmal um die Übernachtunsgäste von Bréhat. Dann sollten wir uns den David Roudaut vornehmen.“
Gerade als Paul das Büro von Ewen verlassen wollte, kam Dustin herein.
„Gut euch beide hier zu treffen, dann seid ihr gleich auf demselben Wissensstand. Wir haben uns das Projektil aus der Leiche von Courtain angesehen, das uns Yannick übergeben hat. Die 9 mm Kugel zeigt deutlich 6 Züge mit einem Rechtsdrall. Wir vermuten daher, dass es sich um eine Beretta M951 handeln könnte. Diese Aussage ist natürlich mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Sollte es aber eine Beretta M951 sein, dann wäre es interessant. Es ist eine relativ alte Waffe. Sie wurde zwischen 1953 bis Anfang der 80er Jahre hergestellt, und jetzt wird es interessant, hauptsächlich in Italien, Israel, Irak, Niger und?...“
„Jetzt mach es nicht so spannend, Dustin.“
„…Ägypten eingesetzt. Das würde mit der Zigarettenmarke Cleopatra, die wir am Tatort gefunden haben, gut zusammenpassen.“
„Das ist eine wirklich interessante Information, Dustin. Du bist und bleibst der Größte.“
„Danke für die ständigen Lorbeeren. Wie wäre es zur Abwechslung mit einem Glas Wein zum Feierabend?“
Ewen musste herzhaft lachen und nickte zustimmend, hatte Dustin ihn nicht bereits bei der Durchsuchung des Hauses von Courtain auf ein Glas Wein hingewiesen, wegen seiner Belehrung?
„Das geht klar, Dustin, heute Abend bist du mein Gast.“
Paul machte sich auf den Weg in sein Büro, um die Nachforschungen zu den Übernachtungsgästen auf der Insel Bréhat voranzutreiben, während Ewen die neuesten Erkenntnisse an seiner Pinnwand notierte.
Jetzt gab es nicht nur ägyptische Zigaretten, sondern auch eine Waffe, die aus genau dem Land stammen könnte. Umso wichtiger war es jetzt zu klären, wer in den letzten Monaten in Ägypten gewesen war, derjenigen Personen, die auf seiner Liste der möglicherweise involvierten Leute stand.
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