Natürlich lassen sich die Beispiele auch umkehren und auf andere Personen übertragen.
Sicher ist, dass wir uns unsere Familie nicht aussuchen können, aber wir stehen alle irgendwie in einer Beziehung zueinander. Aus diesem Grund kann ich auch hier wieder erwähnen, dass es zu jeder Beziehung gehört, dass wir für uns, unsere Wünsche, Träume, Ziele und Hoffnungen einstehen.
Natürlich sollten wir zunächst versuchen, kompromissbereit zu sein, damit die jüngsten Familienmitglieder an Weihnachten keine toten, gebratenen Gänse durch das Zimmer fliegen sehen. Aber wir sollten bei all diesen Kompromissen immer erreichen, dass wir unsere Familienrolle nur bedingt spielen und uns selbst weder vergessen, noch verbiegen.
Ältere Familienmitglieder übergehen jüngere oftmals, weil sie es doch gut meinen. Wir sollten hier liebevoll vorgehen und dennoch unserer Persönlichkeit den nötigen Raum geben. Nicht immer funktioniert das, aber ein Kontaktabbruch innerhalb der Familie sollte immer wohlüberlegt sein.
Ich selbst habe diesen mehrfach vollzogen und revidiert. Aber einige Kontakte sind noch immer angebrochen und manche davon werden es auch bleiben. Ich möchte mein Leben leben und mein Kind großziehen. Somit kann ein Kontaktabbruch auch zum Schutz der eigenen und der kindlichen Entwicklung erfolgen.
Mit einigen Menschen bricht sich der Kontakt nicht so schnell ab – weil es eigentlich keiner möchte. Ich denke hierbei speziell an eine Familie, in der sich die Familienmitglieder anscheinend anlügen und anlügen lassen, weil sie glauben, dass es ihr Leben erleichtert.
So war die Freundin meiner Tochter bei uns zum Kindergeburtstag und erklärte in der Runde, dass Mamas Sonntagsbraten zu trocken sei und nicht gut schmecken würde. Papa würde aber sagen, dass sie dies der Mama nicht verraten wollen, weil sie so viele Stunden in der Küche gestanden hätte.
Niemand weiß sicher, ob der Mama der Braten schmecken würde, aber sie gäbe sich solch eine Mühe, dass sie ihn bestimmt bald mal wieder machen würde.
Ich hatte mich bei dem Kind erkundigt, ob es nicht sinnvoller sei, der Mama zu sagen, dass es toll wäre, dass sie sich so viel Mühe für die Familie gibt, der Braten aber doch arg trocken sei. Das Kind war der Meinung, dass Mama dann traurig sein könnte. Ich habe darauf hingewiesen, dass es sein könnte, dass die Mama den Braten nun häufiger zubereiten könnte. Daraufhin wurde das Kind nachdenklich.
Meine Tochter hat das Gespräch unterbrochen und gesagt, dass sie froh sei, dass sie mir immer ehrlich ihre Meinung sagen könnte. Ich hatte mich zwar gefreut und sie bestätigt, im stillen Kämmerlein aber daran gedacht, dass sich Familienstrukturen und –gespräche im Lauf der Zeit aber verändern können. Ob das so zwischen meiner Tochter und mir bleibt, weiß ich nicht, es ist aber mein oberstes Ziel. Ich möchte erreichen, dass sie sich so wenig wie möglich verstellen muss und erfährt, dass sie trotz und/oder aufgrund ihrer Ehrlichkeit bedingungslos innerhalb der Familie geliebt wird.
Dies als Mutter umzusetzen ist nicht einfach und bedarf vieler ehrlicher Gespräche, in denen auch ich mir so einiges anhören durfte und noch darf. Jedes Reden setzt eben Zuhören voraus. Die besten Ergebnisse sind Verständigung, Einigung und Umsetzung. Für mich persönlich ist diese Vorgehensweise der Schlüssel zum Glück, der sich schon häufig bewährt hat – auch bei meiner eigenen Mutter, der ich aufrichtig für die gemeinsamen Lektionen und Erfolgserlebnisse danke.
Wir müssen (nicht) reden – mit der besten Freundin
Freundschaften sind etwas ganz Besonderes. Allerdings ist es nicht ganz einfach, Freundschaften zu knüpfen. Manche Menschen wollen diese mit Gewalt herbeiführen. Das funktioniert allerdings nicht, denn Freundschaften basieren auf Vertrauen und entstehen im Laufe der Zeit. Nicht umsonst sind wir verletzt und erschüttert, wenn unser Vertrauen missbraucht worden ist. Wir müssen Vertrauen vorschießen, wenn wir ehrliche Freundschaft erreichen wollen. Das entblößte Gefühl, wenn wir verraten worden sind, wirft uns emotional zu Boden und kann unkalkulierbare Traurigkeit oder Aggression hervorrufen, besonders dann, wenn sich der Vertrauensmissbrauch wie ein roter Faden durch unser Leben zieht.
Somit wissen wir ehrliche und aufrichtige Freundschaft mit dem richtigen Grad an Herzlichkeit unglaublich doll zu schätzen. Nun kommt hinzu, dass wir das Krallen nicht besonders mögen. Wir wünschen uns, dass Freundschaft einfach funktioniert. Ich persönlich bin ein “Nicht-gern-und-oft-Melder“. Treffe ich auf Menschen, die davon ausgehen, dass man sich regelmäßig zu melden hat, bin ich nicht kompatibel. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich mitunter so selten oder gar nicht gemeldet habe, dass nur wenige Freundschaften überlebt haben. Die Personen müssen es so empfunden haben, dass ich kein Interesse an ihrem Leben hatte – was nur bedingt zutrifft.
Haben wir eine beste Freundin gefunden, so sollten wir diese festhalten. Eigentlich mag ich diesen wertenden Begriff nicht. Ich verwende ihn – habe es in diesem Buch auch getan – und empfinde es aber als Abwertung anderer Freundinnen. Das fällt mir schwer. Wenn ich von der besten Freundin rede, dann meine ich die Freundin, die mit mir mehrfach täglich telefoniert, mit der ich, wenn es die sexuelle Komponente nicht gäbe, quasi ein Traumpaar darstelle.
Aufrichtige Gefühle habe ich für alle meine Freundinnen und sie sind alle meine besten Freundinnen – wenn ich von der Wertung ausgehe. Wenn ich von der momentanen Lebenssituation aus auf meine Freundinnen blicken soll, habe ich eine beste Freundin.
Aber ich möchte auch an die denken, die in der Vergangenheit als beste Freundinnen bezeichnet worden sind. Alle waren und sind wertvoll. Allerdings gibt es die eine beste Freundin aus der Kindheit. Für sie bleibt immer ein Platz in meinem Herzen und ich würde noch immer allen wehtun, die ihr etwas Unpassendes zumuten. Sie hat mich geprägt und zugleich durfte ich bei ihr so sein, wie ich war. Ich weiß, dass das noch so ist, auch wenn wir lange schon keinen Kontakt mehr haben. Ich erinnere mich gerne an die vielen Erlebnisse zurück, die uns verbunden haben, und wünsche ihr regelmäßig gedanklich alles Gute und hoffe, dass sie und ihre Familie sich an Glück und Gesundheit erfreuen können.
Was macht eine beste Freundin aus? Die beste Freundin versteht die andere Person durch das Lesen zwischen den Zeilen. Beide entwickeln gemeinsam eine Art Geheimsprache. Sie wissen, was sie bewegt. Idealerweise können sie die Lebenssituation der anderen Freundin verstehen und haben diese so oder ähnlich auch erlebt.
Beste Freundinnen können für andere Menschen gefährlich werden, wenn ihnen Unrecht getan wird. Von meiner besten Freundin in dieser Lebensphase hatte ich mich einmal losgesagt. Es waren Männer, die einen negativen Einfluss auf uns ausgelöst hatten. Wir ahnten, was tatsächlich in uns steckt. Ist auch (anscheinend) noch nicht bekannt, dass wir wieder zueinandergefunden haben, so zeigen jene Exemplare Ängste, die wir nicht zuordnen können. Diese dienen uns für lustige Szenarien, die wir uns ausmalen. Wir wollen nichts klären, nur leben. Dabei haben wir das Wissen, dass es manche Menschen ärgern wird.
Wenn beste Freundinnen zueinandergefunden haben und eine Einheit darstellen, sollten sich Neider zurückhalten. Es kann nicht klug sein, wieder Unfrieden stiften zu wollen. Das Umfeld sollte einfach hinnehmen und versuchen, sich zu integrieren. Alles andere ist sinnlos und nur anstrengend – für die anderen Menschen.
Mit der besten Freundin entwerfen wir Schlachtpläne, lachen – bis die Bauchmuskeln krampfen - und wälzen Probleme, damit sie schnell gelöst sind. Das macht wahre Freundschaft aus und ist bezeichnend für eine Gemeinschaft unter gleich gesinnten Frauen. Nicht wenige sind intrigant. Deswegen wissen “richtige“ Frauen die Freundschaften zu schätzen, die aufrichtig sind.
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