Jo Danieli - UHURU

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Oktober 1989. Eine Gruppe ÖsterreicherInnen zwischen 19 und 70 Jahren findet sich in einem ehemaligen Schlachthofgelände in Wien ein, um eine viermonatige Reise anzutreten: per LKW durch Afrika. Damals waren organisierte Overlandreisen durch den Schwarzen Kontinent noch nicht «modern», und es gab kaum Veranstalter. (Später wurden sie modern, aber nicht für lange, weil viele Länder aus politischen Gründen unpassierbar wurden. Und heute, 2017, kann man durch Afrika nicht mehr so reisen, wie damals, und genau das macht diese wahre Geschichte so wertvoll: Sie ist ein Zeitzeugnis, doch unwiederholbar.)

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Jo Danieli

UHURU

Die Kilometermacher

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Inhaltsverzeichnis

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UHURU UHURU Die Kilometermacher Autobiografischer Reisebericht Von Jo Danieli © 1993 / 2017

Vorwort

Start ins Abenteuer

Am Anfang war die Neugier

Morgenröte

Überraschung!

Omen

Erste Schritte

Am Rand des Kontinents

In der Fremde

Romantik, wie erwartet

Tunesien & andere Gegensätzlichkeiten

Ernsthaftes Reisen

Im Orient gelandet

Nachts, in der Oase

Feuersbrunst

Übertritt nach Algerien

Wendepunkte in der Wüste

Der Teufel und die Fliegen

Weite, Weite

Der umgekehrte Markt

Das goldene Wasser

Noch ein Omen?

Sturm am Tademait-Plateau

Der Zauber der Tuareg

Der Segen des Marabut

Heimlicher Feind

Tam

Wunderwelt des Hoggar

Wellblech & Treibsand

Unter Schakalen

Der Hauch Schwarzafrikas

Tagebuch: Arlit

Agadez

Schwachpunkte

Tausend und eine Nacht

Tagebuch: Ungeliebte Zivilisation

Auf dem Plateau von Yos

Eintritt in den Dschungel

Im Taumel

Good-bye an einen Senior

Tagebuch: Im Urwald ...

Tagebuch: Undichte Zelte & Flusswasser im Müesli

Am Fluss

Von Douala nach Kribi

Kribi

Flecken zum Frühstück

Sabotage

Bewährungsprobe

Tagebuch: im zentralafrikanischen Hügelland

Afrikanisches Badezimmer

Spuren der Sklaverei

Zerfall der Ordnung

Die Fälle von Boali

Eine Tragödie

Schwarze Nacht

Um Bangui

In Zaire

Lazarett »Uhuru«

Afrikanische Nächte & Alltag in den Tropen

Mbote!

Gemena

Extreme Hygiene

Kriegsbeil – ausgegraben

Tropische Impressionen

Tagebuch: Flussfahrt am Kongo

Globetrottel

Magic Bus

Pili-Pili

Stanleyville

Parasiten aus Kamerun

Invasionen

Okapi-Station Epulu

Unter Pygmäen

»Tarzans« Missgeschick

Da waren es nur noch ...

Tagebuch: Die Treppen der Diana

Jambo!

Die Flaschenzug-Aktion

Trennung in Beni

Weihnachten am Äquator

Das andere Gesicht

Bekanntschaft mit der Steppe

Nächtliche Begegnung

Meuterei

Offizielles Schmiergeld

Am Kivusee

Silvester in Ruhengeri

Tanz auf dem Vulkan

Kigali

Gorilla-Trekking

Der Leopard

Am Rand des Herzens

»Tanzania – keep left«

Ananasparadies unter Wattebäuschchen

Indien in Afrika

Über tausend Fährten

Die Serengeti lebt noch

Alte Riten

Alte Bekannte

Geburt des Ngorongoro

Hyänen im Löwencamp

Das touristenreichste Tal Ostafrikas

Im Land der Masai

Unter dem Mount Meru

Am Fuß des Kibo

Tourist, Tourist!

Erwachen

Stadt ohne Geschichte

Jenseits von Afrika

Der harte Kern

Abrechnung

Letztes Lager

Dem Ziel entgegen

Mombasa

Die andere Seite des Kontinents

Ebbe und Flut

Abschied vom Paradies

Nachwort

Anmerkungen:

Virunga

Impressum neobooks

UHURU

Die Kilometermacher

Autobiografischer Reisebericht

Von Jo Danieli

© 1993 / 2017

Vorwort

Afrika macht traurig. Dann nämlich, wenn man verliebt daraus zurückgekehrt ist. Damit ist nicht der Safari-Tourist gemeint, der kam, um auch einmal in seinem Leben Löwen, Giraffen und Zebras in natura zu fotografieren und mit plötzlicher Vorliebe für Großwild zu Hund und Katz’ nach Hause fuhr. Auch schwarzgebrannte Sonnenurlauber mit Flirt-Nostalgie im Herzen sind nicht gemeint. Ebensowenig Historienfreaks oder Sex-Touristen, die als weiße Genießer tiefe Eindrücke mit sich genommen wie auch hinterlassen haben.

Verliebt in Afrika zu sein, ist schmerzhafter als all das. Aber es ist auch unvergleichlich süßer. Denn die Erinnerung wartet zu allen Zeiten, an allen Orten im Heimatland oder anderswo mit winzigen Nadelstichen in Form bunter Bilder auf. Sie peinigt die Vernunft mit Sehnsucht nach der Luft, dem Licht, dem warmen oder feuchten Boden im Schwarzen Kontinent. Sie quält mit aufsteigendem Verlangen, den Blick wieder über endlose sandige Ödländer, dampfend grüne Tropenkessel und windgestreichelte, gelbe Steppen streifen lassen zu dürfen.

Sie narrt die Sinne mit flüchtigem Duft der Holzkohlenfeuer und gebratenen Ziegenfleisches, mit dem Geschmack exotischer Früchte. Sie lässt das Herz mitten im Gedränge der U-Bahn heftiger schlagen, weil alles Denken unerwartet für Sekunden von jener Ahnung einer scheinbar unberührten Art von Freiheit »dort unten« durchdrungen ist, ... so fern im wilden Dickicht der Geheimnisse, Freiheit, wie sie der Europäer meint, wenn er es schafft, seinem zivilisierten Gefängnis aus Regeln und Pflichten einmal den Rücken zu kehren.

Von einem Gefühl, etwas unaussprechlich Großes, Schönes in Afrika zurückgelassen zu haben, einen Schatz, den man berührt hat, der zu fühlen, zu schmecken und zu atmen gewesen ist, wird der oder die Verliebte gequält. Was genau den reisenden Europäer von heute dermaßen faszinieren kann am Schwarzen Kontinent, dass die Erinnerung nicht nur süß ist, sondern schmerzt, scheint schwer ergründlich. In nicht allzu fernen Epochen der Menschheitsgeschichte hat Europa Afrika schon mit begehrlichem Blick gestreift – und einfach genommen, was immer gerade am erstrebenswertesten schien. Reisende von heute sehen den Schwarzen Kontinent und seine Menschen zwar anders motiviert – jedenfalls aber ebenfalls begehrlich. Hier Fuß zu fassen wäre trotz aller Begeisterung schwer (nicht einmal in den afrikanischen Metropolen wäre es leicht), denn auf Reisen merkt der Weiße unweigerlich, wieviel ihn von »schwarzer« Lebensart trennt: Generationen von Erziehung. Respekt und schlechtes Gewissen machen Weiße vorsichtig, selten noch überheblich, aber nichtsdestotrotz kann viele nichts davon abhalten, in Afrika eine Ahnung des Paradieses ursprünglicher Natürlichkeit an Umwelt und Lebensform kosten zu wollen. Mancheiner der Aufgeschlossensten unter ihnen mag, unterwegs in den Dörfern, wo die Menschen heute der Hilfe bedürfen, um auch nur an lebensnotwendiges Wasser zu kommen, mit Grauen daran denken, welche Katastrophe es einst allein bedeutet haben muss, dass weiße Kolonialherren die genügsamen einheimischen Selbstversorger mittels Steuervorschreibungen zum Produzieren exportierbaren Überflusses gezwungen haben.

So ist alles Alte, Sinnige ins wanken gekommen. Es ist die Sonne, die Szenerien alter Dramen trügerisch beruhigend erhellt, als wäre nie etwas geschehen, was Menschen und so manches Tier (fast) entwurzelt hat. Ein Wunder, wahrhaftig, dass Afrika immer noch soviel für den Reisenden Lockendes besitzt, hat doch kein Kolonialherr der Vergangenheit viel darauf geachtet, das Schöne zu erhalten. Vielleicht trachtet der eine oder andere weiße Besucher ja ein wenig bange danach, den Kontinent weniger verwüstet vorzufinden, als befürchtet, sucht er, stets rückzugsbereit, nach Beweisen, dass nicht so schlimm ist, was geschichtlich gesehen und gedenk moderner politischer und ethnischer Katastrophen furchtbar klingt, vielleicht will er aber auch bloß all das Schöne erhaschen, das Weiße vor ihm übrig gelassen haben, und das sensible Zeitgenossen sehr wohl erahnen.

Die afrikanische Persönlichkeit, Weißen vertraut, auch wenn diese das Schlagwort des schwarzen Widerstandes kontra Überfremdung durch die Kulturen der Kolonialherren und pro Rückbesinnung auf die eigene Identität gar nicht kennen, strahlt nicht nur aus den Menschen – sie ist das Land an sich, wo immer Bürgerkriege, Armut, Verödung und Industrialisierung die alte schwarze Welt noch durchschimmern lassen. Danach suchen Reisende.

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