1 ...8 9 10 12 13 14 ...26 Alister kam ins Wohnzimmer zurück „Ich habe Sophie angerufen, sie schickt mit dem Umzugskommando auch ein Aufräumkommando um den Müll wegzuräumen.“
„Gut. Nur leider haben wir nicht viel gefunden.“ er sammelte Foto und Adresse auf und hielt sie seinem Bruder hin.
Auf Beides warf er nur einen kurzen Blick „Es wird Zeit, dass wir hier wegkommen. Ich hoffe stark, dass die neue Wohnung dann sicherer sein wird. Hier wird es langsam echt ungemütlich.“
„Och, wieso? Ich finde es sehr gemütlich mit unseren neuen Freunden hier zu sitzen.“ Kiran grinste seinen Bruder an.
„Ja, sie geben mit Sicherheit eine sehr unterhaltsame Gesellschaft ab, trotzdem solltet ihr beide mal wieder etwas anderes sehen.“
„Wie sie befehlen, der Herr.“ er hob Saskia hoch und ging mit dem zappelnden Mädchen in die Küche.
Auf dem Tisch standen schon drei gefüllte Gläser. „Langsam häufen sich die Probleme.“ Kiran blickte seinen Zwilling mit gehobener Augenbraue an. „Ach, und du hältst dich für unschuldig an der ganzen Sache?“
„Wie meinst du das?“ Alister klang misstrauisch.
„Hättest du nicht wieder einen Auftrag angenommen, ohne zu überlegen oder dich mit mir abzusprechen...“
„Und dein Kontrollproblem hat natürlich rein gar nichts damit zu tun.“
„Das hatte wenigstens nichts mit meiner Anwesenheit in dem Gebäude zu tun, von ihrer ganz zu schweigen.“ er warf einen Blick zu dem Kind, das auf einem Stuhl saß und an seinem Glas nippte.
Sie versuchte sich klein zu machen und nicht aufzufallen. Die Wut der beiden Brüder knisterte geradezu in der Luft und er spürte ihre Angst nur all zu gut. Auch wenn ihr Gefühl ihr genau sagte, dass Kiran dafür sorgen würde, dass ihr nichts geschah, waren sie ihr dennoch recht unbekannt und vieles konnte sie einfach noch nicht einschätzen. Sie vertraute ihrem Gefühl noch nicht so recht, wie könnte sie auch, er hatte sie schließlich umgebracht und die vier Leichen im Wohnzimmer waren der ganzen Situation auch nicht unbedingt zuträglich, auch wenn sie die Gefahr für sich selber erkannt hatte, die von den Männern ausgegangen war.
„Ach und du glaubst, dass sie dort gewesen ist, weil ich den Auftrag angenommen habe?“
„Vielleicht. Sicher ist nur, dass ich dort war, weil du ihn angenommen hast.“
„Schön, dass ich jetzt die Schuld dafür bekomme, dass du beim Trinken deine Umgebung völlig vergisst.“
„Ja, genau der Aspekt ihrer Verwandlung ist deine Schuld.“ wütend verließ Kiran die Küche.
Da die Sonne noch nicht untergegangen war, ging er in sein Zimmer und packte seine Sachen. Er hatte noch nicht einmal angefangen und all zu lange dürfte es nicht mehr dauern, bis der Umzugswagen kam.
Alister beobachtete Saskia, wie sie verschüchtert auf ihrem Stuhl saß.
„Es tut mir leid.“ murmelte er leise. Sie musste ihn gehört haben, reagierte jedoch nicht. „Ich glaube er ist gerade einfach ein wenig überfordert und er hat die schlechte Angewohnheit einen Teil seiner Verantwortung auf mich abzuwälzen.“
„Ach komm, du bist auch nicht besser!“ kam Kirans Stimme von oben.
„Manchmal hasse ich diese Eigenschaft von uns.“ Er lächelte das Mädchen schief an. „Für private Gespräche ist es echt etwas hinderlich.“
„Hmm.“ Saskia klang ein wenig abwesend.
Sie hatte viel erlebt heute, da war es kein Wunder.
„Komm, trink dein Glas leer, ich bringe dich wieder ins Bett. Du solltest für diese Nacht sicher sein. Weder Kiran noch ich werden uns heute noch hinlegen.“
„Na gut.“ sie nahm einen letzten, großen Schluck, rutschte vom Stuhl und folgte ihm ins Gästezimmer.
„Versuch noch ein wenig zu schlafen, im Gegensatz zu uns brauchst du ihn noch.“
Rasch krabbelte sie unter die Decke und schaute ihn an. „Danke.“ flüsterte sie, ehe sie sich hinlegte.
„Dank nicht mir. Ich habe nichts getan. Und nun schlaf gut.“
Sie kuschelte sich in die Kissen und er ließ sie alleine. Sein Bruder war noch immer am packen, aber sehr aggressiv, es klang als würde er einfach alles in einen Karton schmeißen. Er ging jedoch an dessen Zimmer vorbei in sein eigenes und begann dort, um einiges ruhiger, seine restlichen Sachen zu verstauen.
Als die Klingel unten losging schreckte Saskia hoch. Dieses laute, schrille Geräusch hatte sie bisher noch nicht gehört und es riss sie brutal aus dem Schlaf. Ein Schlaf, der tiefer war als alle bisherigen, wie es ihr vorkam. Es war das Umzugskommando , das ihr angekündigt worden war. Sie schnappte ihre wenigen Sachen und lief die Treppe runter. Unten waren sie schon fleißig dabei, die wenigen Kartons der Brüder in einen kleinen Transporter zu laden. Das Meiste an Möbeln würde wohl in der Wohnung verbleiben. Einige der Helfer schauten ein wenig merkwürdig als sie das Mädchen erblickten, das auf der unteren Treppenstufe stand und so tat, als gehöre es zum Inventar. Keiner sagte etwas, aber sie fühlte sich äußerst unwohl in ihrer Haut. Plötzlich tauchte Kiran hinter ihr auf.
„Mach dir keine Sorgen um sie, die sind harmlos.“ er zwinkerte ihr ermutigend zu, bedeutete ihr, ihm zu folgen und brachte einen Karton zu dem draußen wartenden Kleinlaster.
Alister stand vor einem metallic blauen Wagen. Selbst aus dieser Entfernung konnte sie erkennen, dass jemand etwas in den Lack geritzt hatte, das wie Buchstaben aussah. Ärger kam in ihr auf, dass sie in der Schule nicht besser aufgepasst hatte, als Lesen und Schreiben dran war. Auch wenn ihre Erinnerung fehlte, sagte ihr die Tatsache, dass sie keinen der Buchstaben entziffern konnte, schon genug. Bei dem was hier los war, grenzte es wirklich an ein Wunder, dass keiner der Nachbarn auf sie aufmerksam wurde.
„Er liebt seinen Wagen, naja nun wird er ihn wohl neu lackieren lassen müssen.“ Kiran zuckte mit den Schultern „Meine Maschine ist mir eh lieber.“ damit wandte er sich wieder ab um noch ein paar Kartons zu holen, die mit mussten und ließ das Mädchen verunsichert und planlos stehen.
Nachdem alles verstaut war stieg Alister in sein Auto, er wirkte alles andere als glücklich.
Sein Bruder stand neben seinem Motorrad „Möchtest du mit mir fahren, oder ziehst du es vor mit im Auto zu sitzen.“
Saskia überlegte kurz, kam dann aber zu ihm. Nachdem sie hinter ihm saß und sich festhielt trat er aufs Gas und gemeinsam fuhren sie hinter dem Transporter her. Kaum hatten sie sich ein Stück von dem Haus entfernt loderten die ersten Flammen aus den Fenstern im Erdgeschoss, ihre Beobachtung wurde jedoch dadurch beendet, dass die kleine Kolonne in eine Nebenstraße abbog. Kiran wirkte etwas ungeduldig, sie merkte, dass er die Geschwindigkeit und Freiheit seiner Maschine liebte. Es passte ihm gar nicht, so dahin schleichen zu müssen. Aber so oder so musste er folgen, da er das Ziel ihrer Fahrt nicht kannte.
Der Transporter hielt schließlich gegenüber eines kleinen Parks vor einem Mehrfamilienhaus. Bis zu 6 Familien konnten hier auf 3 Stockwerken miteinander leben. Ihre Wohnung befand sich unter dem Dach auf der linken Seite. Von innen war sie auch schon Vampirgerecht hergerichtet und sie hatte genügend Zimmer, damit jeder der drei seine Privatsphäre haben konnte, auch wenn es nur ein Badezimmer für alle gab. Die wenigen Habseligkeiten der Brüder waren schnell in die Wohnung geräumt und noch schneller verschwanden die Helfer danach wieder, ließen jedoch für jeden der drei einen Schlüssel für die beiden Schlösser da. Kaum waren sie alleine schwang sich Kiran wieder auf sein Motorrad und blickte Saskia fragend an.
„Das kannst du nicht machen!“ Alister klang aufgebracht und hielt das Mädchen sanft zurück, da es sich im Begriff befand, erneut hinter seinen Bruder zu klettern.
„Irgendwann wird sie ohnehin mitbekommen, was du gemeint hast, und jetzt ist so gut wieder jeder spätere Zeitpunkt auch.“
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