Expose: Der Flug des Fasans
Zwei Rockerbanden haben sich in Duisburg das kriminelle Geschäft mit Prostitution, Drogen und Waffenhandel untereinander aufgeteilt. Mikael Knoop muss in diesem Umfeld den Tod einer sonderbar hergerichteten Prostituierten ermitteln. Die sprichwörtliche Verschwiegenheit dieser kriminellen Kreise erschwert seine Ermittlungen enorm. Durch Tricks, Beziehungen und das Eintauchen in den Sumpf des Duisburger Straßenstrichs erfährt Knoop, wie menschenverachtend Frauen hier zur käuflichen Diensten gezwungen werden.
In einer parallellaufenden Ermittlung wird der Tod von fünf Prostituierten und einem Mann untersucht. Alle sechs Personen sind in dem Sammelbehälter der Duisburger Müllverbrennungsanlage durch Zufall entdeckt worden. Der Zweck, sich auf diese Weise der Leichen zu entledigen, liegt auf der Hand. Wie aber die Täter die Sicherheitsumzäunung der Anlage überlistet haben, stellt die Ermittler vor eine schwere Aufgabe.
Entsetzt erkennt Knoop in dem Mann einen Kumpel wieder, der ihm als strauchelnden Jugendliche auf den „richtigen“ Weg gebracht hat. Als Knoop die entstellte Leiche seines Freundes sieht, ist es für ihn unumstößlich, diesen Mistkerl dingfest zu machen. Weil auch hier als Ursprung das Rockermilieu vermutet werden muss, gelingt es Knoop, quasi als Kenner der Szene, auch in dieser Ermittlungskommission Mitglied zu werden. Dabei darf er über die frühere Beziehung zum Opfer nichts verlauten lassen, um seine persönliche Interessenslage nicht offenzulegen. Wenn er nicht aufpasst, dann droht ihm Minmum die Suspendierung.
Seine Arbeit mündet in einem Strudel der Gefühle. Einerseits ermittelt er Seiten seines alten Kumpels, die ihm früher nie bewusst waren. Andererseits hat er gegenüber seinen Kollegen Vorteile, weil Knoop weiß, welche Ermittlungsrichtung erfolgversprechender ist und welche nicht.
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Impressum
Flug des Fasans
Volker Buchloh
Copyright © 2014 Volker Buchloh
www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-2599-2
Volker Buchloh
Duisburg Rheinhausen, 17. April
Der Mann stöhnte leise im Rhythmus seiner Bewegungen. Als sich sein Unterleib verkrampfte, hielt er nichts zurück. Deswegen war er ja schließlich hierher gekommen. Er machte noch ein paar Bewegungen, um das Gefühl abklingen zu lassen. Er merkte, wie sein Glied erschlaffte, da zog er es zurück. Ohne auf die Frau zu achten, die unter ihm lag, richtete er sich auf. Er stopfte alles in den Reißverschluss seiner Hose, murmelte etwas Unverständliches und verließ den Raum.
Der Ort roch muffig, aber auch nach Schweiß und anderen Körperausdünstungen. Es war ein Kellerraum, der aber nur halb in den Boden gebaut worden war. Wahrscheinlich aus Kostengründen. Das einzige Licht drang durch die Kellerfenster auf der einen Seite des Raumes und einer schwach leuchtenden Lampe an der Decke. Wer durch die Scheiben der Fenster blickte, der sah nur den festgetrampelten Boden eines Hinterhofs, der wohl nicht mehr benutzt wurde. Unkraut aller Art wuchs sogar in der Ascheschicht eines Trampelpfads. Die Düsternis der Räumlichkeit wurde durch die verdreckten Wände mit hervorgerufen. Irgendwann, aber bestimmt nicht in den letzten zwanzig Jahren, waren Sie mal geweißt worden. Inzwischen hatte sich Staub und Dreck auf ihren Poren niedergelassen. Stellen, an denen der Putz abgefallen war, waren nie repariert worden.
Das Halbdunkel innerhalb der vier Wände schuf hellere und dunklere Bereiche. In dem von den Fenstern abgewandten eher dunklerem Teil waren Matratzen unordentlich aufeinander geschichtet. Sie waren aus billigem Schaumstoff gefertigt. Einen anderen Überzug als den industriell vorgesehenen gab es nicht. Im helleren Bereich lag ein einzelnes Unterbett. Auch hier gab es keinen Bezug. Man hatte die Matratze einfach auf den verdreckten Kellerboden geworfen. Auf der Schaumgummifläche lag eine Frau. Die wirrverteilten schwarzen Haare verdeckten ihren Kopf. Unterhalb ihres Bauchnabels war sie nackt. Der Oberkörper steckte in einer Weste, die jedoch nicht gänzlich zugeknöpft war. Zwar trug sie einen BH, aber dieser war nach oben gerutscht und gab teilweise deren Brüste frei. Die Beine der Matrone waren gespreizt und blieben unverändert so liegen.
Der junge Mann, der nun den Raum betrat, wippte in seinen Knien, so als ginge es zu einer Tanzveranstaltung. Er reichte dem Mann einen Zehneuroschein, den dieser wortlos annahm und in seine Tasche stopfte. Der junge Mann öffnete seine Hose und ließ diese auf seine Füße fallen. Dann griff er nach seinem Glied und bewegte es mehrmals hin und her. Er schaute auf den unbekleideten Unterleib der Frau. Es war eine Ausländerin. Dann kniete er sich auf die Matratze und begann, an dem BH der Frau zu fummeln. Sofort meldete sich der Mann, der breitbeinig daneben stand. Obwohl nur wenig Licht einfiel, konnte man den zu einer Glatze geschorenen Kopf sofort erkennen. Er trug ein T-Shirt, dessen Farbe und Beschriftung man in der Dunkelheit nicht ausmachen konnte. Darüber hatte er eine ärmellose Lederjacke gezogen. Die zahlreichen Metallnieten glitzerten bei jeder Körperbewegung. Er machte diese Art Arbeit gerne. Einmal war sie nicht anstrengend. Dann behinderte sie seine krumme Hand nicht. Instinktiv schaute e auf sein Handgelenk, das nach links abgeknickt war. Die Folge eines Motorradunfalls vor vier Jahren.
„Hey Mann, dat kostet aber extra - ´nen Fünfer.“
Der Junge schaute in die hingehaltene Hand, zögerte etwas. Dann schüttelte er seinen Kopf. Er spielte wieder mit dem Glied, dann drang er in die Frau ein. Seine Hüfte bewegte sich wie ein Dampfhammer. Die Frau unter ihm bewegte nur ihre Lippen. Was sie sagte, konnte keiner verstehen. Wahrscheinlich sie selbst nicht einmal. Der junge Liebhaber atmete heftig.
„Hey, ist das nicht geil?“ Sein Kopf senkte sich zu ihrem Ohr. „Komm, sag mir, du bist geil auf mich. Bin ich nicht der Beste?“
Die Südländerin lag völlig apathisch dar. Nur ab und zu bewegten sich ihre Lippen.
„Komm, sag doch, wie geil du auf mich bist. Ich merke doch, wie es dir gefällt, was ich mit dir mache.“ Er stöhnte laut, um seine eigene Geilheit anzustacheln.
Bewegungslos lag der Körper der Dirne auf der Matratze. Langsam erhob sich ihre Hand, um sich kraftlos an ihrer Stirne zu kratzen. Danach sank die Hand erschöpft auf die Unterlage zurück. Ihre Augen waren meist geschlossen, so als wollen sie die Realität nicht wahrnehmen, die der Körper scheinbar willenlos akzeptierte. Wenn sie doch einmal ihren Blick an die schmutziggraue Kellerdecke richtete, dann sah man die Ausdruckslosigkeit in den Pupillen.
Mit lautem Geschrei ergoss der Freier seinen Samen in die Scheide. So als ob nichts geschehen wäre, machte er weiter. Der Glatzkopf trat kräftig gegen die Wade des jungen Mannes. Schmerzhaft zog dieser sein Knie an.
„Ist ja schon gut Mann.“ Er stand sofort auf, zog seine Hose hoch und gürtete sie fest. Während er den Raum verließ, zog er den Reißverschluss seiner Hose hoch. Er trat in den langen Gang eines Kellerkomplexes. Die gemauerte Wände waren auch hier nur unvollständig verputzt und genau so dreckig wie der Kellerraum. In den Fugen hatte sich Staub und Schmutz angesammelt. An der Decke des langen Ganges baumelten in große Entfernung zwei nackte Glühbirnen in ihrer Fassung. Das Licht, welches sie spendeten, war über alle Maßen dürftig. Die Männer, die hier in der Schlange standen, schien dies nicht zu stören. Mitten im Gang warteten zwei Freunde auf ihn. Der blonde Zwölfjährige wirkte ein wenig verschüchtert in der unbekannten Umgebung. Der um einen halben Kopf größere mit Pickelgesicht und roten Haaren trat unruhig mit den Füßen auf der Stelle.
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