Kriminalroman
Anselm Weiser
Unlängst stellte mir Omi Luise (95) - eine rüstige alte Dame, deren Klavierspiel ich gern lausche - die Frage, »ich habe gehört, du hast einen Roman geschrieben. Warum lässt du mich ihn nicht lesen?«
»Omi«, antwortete ich, »das ist nicht die passende Lektüre für dich, zu viel Aufregung, zu viel Krieg und zu viel Sex!«
Omis kurze Antwort war entwaffnend. »Und du glaubst, das habe ich nicht auch erlebt?«
Anselm Weiser wurde in Czernowitz - heute Ukraine - geboren, als die Stadt noch den Glanz Österreichs ausstrahlte. Wien war näher als Bukarest. Die Staatszugehörigkeit zu Rumänien hatte keine große Änderung der Lebensgewohnheiten der bunt zusammengesetzten Bevölkerung bewirkt. Leben und Leben lassen, war die Maxime. Die sprichwörtliche Toleranz der Bewohner hatte eine Atmosphäre geschaffen, die die neuen Machthaber mittragen mussten.
Als er als Bub nach Einschulung in eine rumänische Grundschule weinend nach Hause kam, weil er niemanden verstanden hatte, wurde er in die deutsch-jüdische Schule umgeschult. Es folgte das rumänische Gymnasium und später der Abiturabschluss in Deutschland.
Czernowitz hatte bis 1918 die östlichste Deutsche Universität, deutsche Schulen und Deutsch als Amtssprache. Die Stadt war, wie die gesamte Bukowina, ein Mikrokosmos mit vielen Völkern und Kulturen. Nach Besetzung der Nordbukowina durch die Rote Armee, erfolgte 1940 die Umsiedlung der Deutschen heim ins Reich. Mit fünfzig Kilo Gepäck verließen sie Czernowitz, bevor dramatische Veränderungen die Stadt heimsuchten. Die jüdische Bevölkerung wurde in das Ghetto von Czernowitz umgesiedelt und auf todbringende Märsche nach Transnistrien geschickt.
Anselm Weiser studierte später an der TH Wien Architektur, wurde in Basel Unternehmer und Schweizer Staatsbürger. Als ihm eines Tages ein Mitarbeiter darüber berichtete, wie er als Schweizer der Waffen-SS beigetreten war, kam ihm der Gedanke zu diesem Roman.
Dr. Franz Stielhammer legte sich einen neuen Namen zu, um seine Vergangenheit zu verschleiern. Von nun an hieß er Dr. Ewald Rudloff. Niemand sollte etwas über seine Vergangenheit erfahren. Schon früh bekam er von seinem Vater Begriffe vom Tausendjährigen Reich, vom Heldentum und Opferbereitschaft eingeimpft. Mit gespielter Härte machte er sich später bei seinen Untergebenen unbeliebt, was ihm den Spitznamen „Himmelzwirn“ einbrachte. Himmelzwirn , dieser unbedacht ausgesprochene Halbfluch, veränderte später das Leben aller Beteiligten.
Mit neuem Namen begann er in Basel auch ein neues Leben. Sein Wissen und das Vermächtnis seines Vaters führten zu schnellem Reichtum. Kontakte zu alten Seilschaften bescherten ihm auch eine attraktive Ehefrau. Die Ehe überforderte ihn von Anfang an. Seine Frau Vera erkannte die Situation und ging, trotz des gemeinsamen Sohnes, eigene Wege. Sie fand ihr Glück bei Ralf Steiner. Dr. Ewald Rudloff war froh, seine Frau so losgeworden zu sein. Nun befürchtete er, durch einen ausgestoßenen alten Fluch, seine Identität bei dem Geschäftspartner und Liebhaber seiner Frau preisgegeben zu haben. Als Großrätin und Halbjüdin hatte diese anlässlich der hundertjährigen Gedenkfeier für Theodor Herzl und dem Ersten Zionistischen Kongresses in Basel Aufgaben übernommen, die durch den Konflikt mit Schweizer Banken und dem Jüdischen Weltkongress in den USA erschwert wurden.
Inhalt
Prolog des Autors Prolog des Autors Unlängst stellte mir Omi Luise (95) - eine rüstige alte Dame, deren Klavierspiel ich gern lausche - die Frage, »ich habe gehört, du hast einen Roman geschrieben. Warum lässt du mich ihn nicht lesen?« »Omi«, antwortete ich, »das ist nicht die passende Lektüre für dich, zu viel Aufregung, zu viel Krieg und zu viel Sex!« Omis kurze Antwort war entwaffnend. »Und du glaubst, das habe ich nicht auch erlebt?«
Der Autor Der Autor Anselm Weiser wurde in Czernowitz - heute Ukraine - geboren, als die Stadt noch den Glanz Österreichs ausstrahlte. Wien war näher als Bukarest. Die Staatszugehörigkeit zu Rumänien hatte keine große Änderung der Lebensgewohnheiten der bunt zusammengesetzten Bevölkerung bewirkt. Leben und Leben lassen, war die Maxime. Die sprichwörtliche Toleranz der Bewohner hatte eine Atmosphäre geschaffen, die die neuen Machthaber mittragen mussten. Als er als Bub nach Einschulung in eine rumänische Grundschule weinend nach Hause kam, weil er niemanden verstanden hatte, wurde er in die deutsch-jüdische Schule umgeschult. Es folgte das rumänische Gymnasium und später der Abiturabschluss in Deutschland. Czernowitz hatte bis 1918 die östlichste Deutsche Universität, deutsche Schulen und Deutsch als Amtssprache. Die Stadt war, wie die gesamte Bukowina, ein Mikrokosmos mit vielen Völkern und Kulturen. Nach Besetzung der Nordbukowina durch die Rote Armee, erfolgte 1940 die Umsiedlung der Deutschen heim ins Reich. Mit fünfzig Kilo Gepäck verließen sie Czernowitz, bevor dramatische Veränderungen die Stadt heimsuchten. Die jüdische Bevölkerung wurde in das Ghetto von Czernowitz umgesiedelt und auf todbringende Märsche nach Transnistrien geschickt. Anselm Weiser studierte später an der TH Wien Architektur, wurde in Basel Unternehmer und Schweizer Staatsbürger. Als ihm eines Tages ein Mitarbeiter darüber berichtete, wie er als Schweizer der Waffen-SS beigetreten war, kam ihm der Gedanke zu diesem Roman.
Handlung Handlung Dr. Franz Stielhammer legte sich einen neuen Namen zu, um seine Vergangenheit zu verschleiern. Von nun an hieß er Dr. Ewald Rudloff. Niemand sollte etwas über seine Vergangenheit erfahren. Schon früh bekam er von seinem Vater Begriffe vom Tausendjährigen Reich, vom Heldentum und Opferbereitschaft eingeimpft. Mit gespielter Härte machte er sich später bei seinen Untergebenen unbeliebt, was ihm den Spitznamen „Himmelzwirn“ einbrachte. Himmelzwirn , dieser unbedacht ausgesprochene Halbfluch, veränderte später das Leben aller Beteiligten. Mit neuem Namen begann er in Basel auch ein neues Leben. Sein Wissen und das Vermächtnis seines Vaters führten zu schnellem Reichtum. Kontakte zu alten Seilschaften bescherten ihm auch eine attraktive Ehefrau. Die Ehe überforderte ihn von Anfang an. Seine Frau Vera erkannte die Situation und ging, trotz des gemeinsamen Sohnes, eigene Wege. Sie fand ihr Glück bei Ralf Steiner. Dr. Ewald Rudloff war froh, seine Frau so losgeworden zu sein. Nun befürchtete er, durch einen ausgestoßenen alten Fluch, seine Identität bei dem Geschäftspartner und Liebhaber seiner Frau preisgegeben zu haben. Als Großrätin und Halbjüdin hatte diese anlässlich der hundertjährigen Gedenkfeier für Theodor Herzl und dem Ersten Zionistischen Kongresses in Basel Aufgaben übernommen, die durch den Konflikt mit Schweizer Banken und dem Jüdischen Weltkongress in den USA erschwert wurden.
1. Die Sehnsucht nach dem ersten Ich
2. Eine Leidenschaftliche Liebe
3. Die Hilfe eine Freundes
4. Die Begegnung im Baseler Kunstmuseum
5. Ein Gespräch über den Zionismus, das Judentum und Gerechtigkeit
6. Der Besuch aus Israel
7. Zu Besuch bei einem Freund
8. Der Besuch bei einer alten Bekannten
9. Eine erschreckende Nachricht
10. Der Tod eines Freundes
11. Der kriminalistische Spürsinn
12. Nachforschungen
13. Der Beginn einer neuen Freundschaft
14. Das Gespräch unter Gleichgesinnten
15. Das Schicksal schlägt zu
16. Der Neuanfang
17. Impressum
1. Die Sehnsucht nach dem ersten Ich
Ewald Rudloff sah viel älter aus, als er sein wollte. Er hatte Probleme mit sich und seiner Welt. Seine vor über fünfzig Jahren spontan zugelegte zweite Identität zehrte stark an seinen Nerven. Bis zum Kriegsende, zum Ende seiner nationalsozialistischen Karriere, hieß er Dr. Franz Stielhammer.
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