Expose
Der Mann ohne Konturen
Der Mann ohne Konturen ist der erste Teil einer Trilogie. Das zweite Buch ist bereits in der Entstehung, der dritte existiert nur in meiner Phantasie. Mikael Knoop ist ein Kriminalbeamter in Duisburg, der gerne einmal eine Mordkommission leiten würde. Er verhält sich aber beruflich nicht so, dass seine Vorgesetzten ihm eine solche Aufgabe zutrauen. Als er mit der Leitung einer solchen Kommission beauftragt wird, ist Knoop die beste Wahl unter allen schlechten Kandidaten. Nach einem Fortbildungslehrgang soll er einen Mordfall aufklären, den seine Vorgesetzten mit wenig Interesse bislang bearbeitet haben. Sie unterstützen ihn auch nicht bei seiner Arbeit, torpedieren sie sogar. Ein Bauunternehmer ist nicht sehr weit von seinem Wohnsitz in Schermbeck erschossen im Wald aufgefunden worden. Der mit einem Schuss niedergestreckte Mann kann nur von einem Profi ermordet worden sein. Aber unter den Verdächtigen passt keiner in das Schema. Profil und DNS-Spuren ergeben keine Hinweise. Mühselig arbeitet er mit zwei Kollegen an der Aufklärung dieses Falles. Er unternimmt viel. So reist er nach Jersey oder findet die Kugel am Tatort. Trotz Einsatz persönlicher Opfer kommt er eigentlich nicht weiter. Die Hinweise sind mager, die Möglichkeiten von Spekulationen sind riesengroß. Erst durch einen weiteren Mordfall ergeben sich Hinweise, die von seinen Kollegen und Vorgesetzten aber nicht mitgetragen werden. Die Spuren weisen für ihn in die USA, seine Kollegen favorisieren eine italienische Spur. Als man ihn praktisch kaltstellt, findet er den Weg zur Lösung des Mordfalles. Er wird maßgeblicher Teil der Lösung, kann den Mörder aber nicht persönlich dingfest machen. Trotzdem wird dieser gefasst.
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Der Mann ohne Konturen
Autor: Volker Buchloh
Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
978-3-8442-3493-0
Volker Buchloh
Duisburg Mitte
Der König-Heinrich Platz in Duisburg ist heute eine verkehrsberuhigte Zone. Den Autoverkehr, der ihn früher durcheilte, hat man um ihn herumgeführt und den Schienenverkehr unter die Erde gelegt. Einst bezeichnete er nur den Platz vor dem Landgericht. Durch diese Baumaßnahmen erweiterte sich das Fußgängerareal vom Hauptbahnhof im Osten bis zur Hubbrücke im Westen. Somit ist dieser einst zentrale Verkehrsknoten nunmehr allein in der Hand seiner Besucher. Man kann kreuz und quer über ihn lustwandeln, aber auch Einkaufen oder in Cafes und Imbissstuben etwas zu sich nehmen. Die Besucher bewegen sich auf ihm, wie es Ameisen tun würden, dürften sie hier ihr Heim aufschlagen. Einzelne Menschen fallen hier nicht auf, teils weil die Bebauung hier so große Flaniermeilen anbietet, teils weil es auch keinen interessiert wer sich hier wo aufhält.
Die Luft des heutigen Tages war noch ein wenig diesig. Es hatte vor Stunden geregnet. Aber die Sonne hatte noch nicht die Kraft, das Regenwasser schnell zu verdunsten. Der Mann schwamm mit dem Strom der umhereilenden Menschen. Das war nicht verwunderlich, befand man sich doch in einem wichtigen Knotenpunkt der Stadt Duisburg. Sogar die Nebenstraßen zum König-Heinrich-Platz waren belebt. Er zog den hochgeklappten Kragen seines Wollmantels am Hals zusammen. Der Frühling in Deutschland kannte vorwiegend kalte Tage. Und der heutige war ein solcher. Aus dem Westen blies ein frischer Wind, der einen auskühlen konnte, würde man nicht hin und wieder durchnässt. Dieses Wetter hatte die Plätze vor den Straßencafes leergeblasen. Die Tische und Stühle, die noch von dem letzten Sonnentag hier standen, fanden heute keinen Benutzer. Der Mann war schlanker Gestalt. Da er keine Kopfbedeckung trug, konnte man seine blonden Haare sehen, die fast weiß waren. Die Haare waren so kurz geschnitten, so dass diese, obwohl nach vorne gekämmt, vom Wind nicht aus dieser Position gebracht werden konnten. Nur die nach oben gestylten Stirnhaare zitterten ein wenig im Winde.
Der Blonde suchte sichtlich etwas, denn er hielt oft inne und zwang dadurch die hinter ihm gehenden Menschen, ihm auszuweichen. Von Zeit zu Zeit griff er in seine rechte Manteltasche, um einen verknitterten Zettel hervor zu holen. Ein Vergleich der darauf stehenden Informationen mit der Hauswand fand statt, ohne dass sich Sicherheit in ihm breit machte. Sein Interesse galt den angeschlagenen Hausnummern und den Türeinfassungen. Jedes mal, wenn das Gebäude kein Nummernschild besaß oder keines zu erkennen war, stockte er. Eine Frau, die eilig mit rechts und links vollgefüllte Plastiktragetaschen ihren Weg durch den nachmittäglichen Berufsverkehr suchte, konnte einer Kollision nicht ausweichen. Aber ihre gemurmelte „Entschuldigung!“ hörte der Mann nicht.
Wieder glitt die Hand in die Manteltasche, um mit dem Zettel wiederzukehren. Er murmelte etwas, was ein Fluch sein konnte und ging in die Richtung, aus der er gekommen war, zurück. Vor einem mit Stuck verkleideten Eingang verharrte er erneut. Sein Blick wanderte zwischen Zettel und Hauseingang immer wieder prüfend hin und her. An der Hauswand hätte eigentlich ein Schild hängen müssen, aber es gab keines. Dies irritierte ihn. Sicherheitshalber ging er einen Eingang weiter. Dieser zeigte die Hausnummer 84 an. Der Mann schüttelte unmerklich seinen Kopf und begab sich zu dem Eingang zurück, vor dem er zuletzt gestanden hatte. Hier müsste er eigentlich richtig sein, aber das fehlende Schild an der Hauswand verunsicherte ihn mächtig. Er trat an die umfangreiche Klingelanlage heran. Sein Blick glitt über die Namen, die hinter Plastikstreifen angeschraubt waren und meistens angegilbt aussahen. Seine Gesichtszüge entspannten sich ein wenig, als er den Namen Hartung erblickte, aber war es auch der richtige Hartung. Das fehlende Firmenschild beunruhigte ihn doch sehr. Es half alles nichts, wenn er vorwärts kommen wollte.
Sein Finger drückte den abgegriffenen, beigen Knopf in die Klingelanlage. Nach einer kurzen Wartezeit ertönte ein Summer, der das Öffnen des Schließmechanismusses der Haustüre anzeigte. Der Mann drückte mit seiner rechten Hand gegen das Türblatt und die Türe glitt mit einem Klacken nach innen auf. Der geölte Türmechanismus verriet, dass man hier auf Besucher eingestellt war. Ein erfreuliches Zeichen. Die Kühle eines dunklen Flures empfang ihn. Die Abwesenheit des Windes verbreitete erstaunlicherweise Wärme. Er betätigte den Lichtschalter. Während er wartete, ging die Deckenbeleuchtung unwillig an.
Auf dieser Etage gab es keine Türen, nur eine unterhalb der Treppenverkleidung. Wahrscheinlich führte diese in den Keller. So blieb ihm nur der Weg zur Treppe. Er schaute im Treppenhaus nach oben, ob sich ein Herr namens Hartung irgendwo zeigte. Besucher wurden hier also nicht empfangen. Er eilte, jede zweite Stufe benutzend, nach oben. Kein Hartung auf den drei Türschildern. Die nächsten zwei Treppen wurden wieder im Laufschritt genommen. Die linke Türe stand eine handbreit auf. Das kleine Messingschild mit der Inschrift >Hartung – Ermittlungen< verriet ihm, dass er hier richtig war.
In dem schlauchförmigen Flur, der sich nach dem Öffnen der Türe zeigte, brannten zwei Wandlampen mit geringer Wattzahl. Ein Geruch von Bohnerwachs drang in seine Nase. Das es so was noch gab? Er fühlte sich an seine Kindheit erinnert, als seine Mutter damit den Holzfußboden gepflegt hatte. Hinten auf der rechten Seite war wieder eine geöffnete Türe zu sehen, die mehr Licht in den Schlauch brachte, als die Lampen. Wenn er sich richtig orientiert hatte, dann musste dies die Straßenseite sein also das Büro? Ein freundlicher Empfang war dies nicht. Also betrat er beim Klopfen direkt den Raum. Schreibtisch, Computer, Flachbildschirm, Aktenschränke, Kopierer und der Blick aus dem Fenster verrieten, alle seine Annahmen waren richtig.
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