Vorwort
Ein Dankeschön an alle, die mich bei der Erarbeitung dieses Buches unterstützt haben!
Dies ist ein fiktionaler Text. Namen, Charaktere, Unternehmen, Schauplätze und Ereignisse werden entweder fiktional verwendet oder sind Fantasieprodukte des Autors. Jegliche Ähnlichkeiten zu realen Personen, ob lebend oder tot sind daher rein zufällig.
Muss gesagt werden
Für dieses Buch habe ich eine große Anzahl von Techniken verwendet, die auch in der Realität funktionieren (zb. Unkrautbombe, Faradayscher Käfig, Australische Maus etc.). Aufgrund meines strengen Gewissens habe ich diese „teilweise“ in ihrer Funktionalität verfälscht.
Die Sarracenia-Grube und das Aragonische Katapult sind meine eigenen Erfindungen.
Volker Bond
>>Man vergisst vielleicht, wo man die Friedenspfeife vergraben hat, aber man vergisst niemals, wo das Beil liegt!<<
Mark Twain
Das Osterei
Santa Monica Pier, Kalifornien, USA
Hotel Lotario, Zimmer 013, 19:55 Uhr
Ein Mann bequemte sich gerade in einen antiken französischen Salonsessel und deponierte das Funkgerät auf die gepolsterte Armlehne. Sein Blick fiel auf die Fotos, die auf dem dunklen Sheesham-Tisch lagen. Das schwarzweiße Interface spiegelte die typischen Assoziationen geheimdienstlicher Aufnahmen wider – Satellitenfotos, Bilder von Überwachungskameras und Restlichtverstärkern. Der Mann fischte drei Aufnahmen aus dem Bündel und prägte sich nochmal die Gesichter der drei Zielpersonen ein. Auf dem linken war ein einsfünfundachtzig großer Mann zu erkennen, ungefähr Mitte Vierzig, dunkle Haare, Dreitagesbart und kräftige muskulöse Statur. Das mittlere Foto zeigte eine Frau, einsfünfundsechzig groß, ungefähr im selben Alter, attraktiv, lange pechschwarze Haare und einen unverkennbaren mexikanischen Teint. Das äußere Bild zeigte eine Teenager-Lady, die der Frau verblüffend ähnlich sah.
Eine Bilderbuchfamilie, dachte der Mann. Dann stapelte er die Fotos wie Spielkarten und legte sie neben das PC-Tablet. Er griff nach der zerknitterten Zigarettenpackung in der Hosentasche und zündete sich eine davon an. Mit einem tiefem Brustzug drückte er sich entspannt in die Rückenlehne und blies den blauen Dunst genussvoll Richtung Decke.
„Erledigt!“, kreischte das Funkgerät.
Der Mann drückte die Call-Taste. „Was wollte der Typ?“
„Mich auf eine Tour nach WeHo einladen.“
„West Hollywood?“, grinste er. „Dann hat er geglaubt, dass du vom rosaroten Ufer bist. Echt süß.“
„Das ist nicht witzig!“
„Verhielt er sich verdächtig?“
„Nein.“
Plötzlich piepte das Tablet auf dem Tisch und das Mikrofon begann zu rauschen.
„Was sind das für Störgeräusche?“
„Was schreibt der Display?“
„Nichts!“
„Okay!“ Er warf einen Blick auf das Tablet, das eine Fehlermeldung des Signals anzeigte. „Die Frequenz moduliert!“
„Was jetzt?“
„Moment, suche eine neue Signalspur!“ Der Mann steckte die Zigarette in eine Aschenbecherkerbe, nahm das Tablet zur Hand und rief eine Satellitenkarte auf. In der Mitte blinkte das Inselfunknetz - ein grün markierter Bereich mit einem gesicherten Funkkanal. Am nordöstlichen Rand überschnitt sich die markierte Zone mit der Linse eines Spionage-Satelliten. Jetzt kannte er den Grund der Störung. „Donald, es ist soweit! Die Hexe ist da! Die Flintstones werden jeden Moment eintreffen!“
„Kommt das Rauschen von ihr? Benutzen sie etwa phasengesteuertes Radar?“
„Nein!“, stöhnte er ungehalten. Wie dumm ist der Typ eigentlich?
„Können sie uns abhören?“
„Warte!“ Er rief das System mit dem Netzwerklogin auf, dann eine weitere Maske, auf der sich eine lange Liste mit verschiedenen Kanälen befand. „Ich aktiviere jetzt Dark-Train. Wechsle Kanal Sat Four auf Six!“
„Verstanden!“
Er öffnete ein Programm, das die Abbildung einer Trieblok als Logo hatte, und tippte am rechten unteren Rand auf das Feld Start. Die Maske klappte zusammen und öffnete einen Ladestreifen, der sich längs verlaufend grün einfärbte. Es dauerte kaum eine halbe Minute, bis das Programm fertig war und sich von selbst schloss. Der Mann öffnete erneut die Satellitenkarte, die nun den Inselbereich in roter Farbe mit einem goldenen Vorhängeschloss präsentierte. Dann blinkte der Display auf dem Funkgerät und der Mann änderte den Frequenzkanal von Four auf Six.
„Donald, kannst du mich wieder einwandfrei hören?“
„Ja!“, meldete dieser. „Zwischenzeitig hat sich etwas geändert. Charly Chaplin hat endlich den Platz verlassen.“
Der Mann blickte auf seine Uhr. „Gerade rechtzeitig. Hat er das Osterei entdeckt?“
„Schätze nicht.“
„Ja oder nein?“, murrte er. „Was sagen die anderen?“
„Track sagt, dass er einen French Toast mit Pommes gegessen hat … reichlich Pommes. Dazu hat er ein Bier getrunken. Er hat kein einziges Mal unter den Tisch gesehen.“
„Also ist er kein Spook?“
„Ich denke nicht!“
„Was macht er jetzt?“
„Er geht nach hinten, die Brücke entlang!“
„Verlässt er das Pier?“
„Keine Ahnung!“
„Was macht ein Kerl in einer lauen Sommernacht mit einer gefütterten Lederjacke auf dem Piersteg?“
„Vielleicht ist ihm kalt?“
„Kalt?“ Er runzelte die Stirn. „Könnte es sich doch um einen Informanten handeln? Einen Kerl, den wir nicht kennen? Trägt er vielleicht Ausrüstung unter der Jacke?“
Das Funkgerät blieb stumm.
„Donald!“ Er nahm noch einen kräftigen Brustzug, bevor er den Glimmstängel im Aschenbecher zerquetschte. „Donald! Verdammt! Antworte!“
„Bin doch da!“, meldete Donald.
Der Mann atmete vor Erleichterung auf. „Wir befinden uns in der heiklen Phase! Du musst erreichbar bleiben!“
„Schon gut, Dietbert hat mir etwas Wichtiges mitgeteilt.“
„Was kann jetzt wichtiger sein?“, fragte er erbost.
„Er glaubt, ich hätte etwas mit dem Unfall zu tun!“
„Unfall? Meinst du Silver Spring?“
„Ja, Tabira wurde gezielt ausgeschaltet. Es war kein Unfall. Es steht sogar in den Nachrichten.“
„Verdammt, keine Echtnamen per Funk!“, regte er sich auf. „Und sagte ich nicht, dass ihr eure Handys im Auto lassen sollt?“
„Warte! Er ruft gerade an! Melde mich gleich wieder!“
„Donald!“, brüllte er und stieß genervt Luft aus. „Du strapazierst gerade meine Geduld!“
Erneut griff er nach der Zigarettenpackung und spielte damit auf seinem Oberschenkel. „Verdammter Scheißkerl!“, fluchte er. Dann blickte er auf seine Armbanduhr und schüttelte den Kopf. Er konnte nicht fassen, dass sein Partner ausgerechnet jetzt ein Gespräch über eine Sache führen musste, die sich längst erledigt hatte. Und das während ein Satellit über seinem Kopf kreiste und vermutlich imstande war, auf das lokale Handynetz zuzugreifen. Er schwor sich insgeheim, nie wieder mit ihm zu arbeiten.
„So, erledigt!“, antwortete Donald nach etwa einer Minute.
„Willst du mich verarschen?“, ärgerte er sich.
„Bleib jetzt ruhig!“
„Sag mir nicht, dass ich ruhig bleiben soll, verdammt! Die Sache muss problemlos über die Bühne gehen!“
„Die Flintstones sind gerade eingetroffen.“, meldete Donald.
Er hielt kurz inne bevor er antwortete. „Wann?“
„Vorhin!“
„Vorhin ist keine Antwort auf meine Frage!“
„Gott … dann eine halbe Minute eben!“
„Kannst du sie sehen?“
„Ja, Pebbles hätte mich beinahe gerammt!“
„Was?“, zischte er. „Aufpassen, verflucht! Du versaust gerade die Operation!“ Vor Aufregung steckte er sich erneut eine Zigarette in den Mund. „Hat sie dich gesehen? Haben dich Fred und Wilma gesehen?“
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