Morpheus - Die Legende von Ascardia

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Der König des magischen Landes Ascardia liegt im Sterben mit jedem Tag wird der Monarch schwächer, ohne dass seine Heiler und Zauberer etwas gegen seine auszehrende Krankheit unternehmen können. Schließlich sehen seine verzweifelten Berater nur noch einen Ausweg: Das Wissen und die Macht der bösen Hexe Lilith könnte ihrem König helfen. Doch die schwarze Königin lebt schon seit Jahren in Gefangenschaft in einem einsamen Turm am äußersten Ende des Reichs. In aller Eile wird eine Expedition ausgesandt darunter die Schwestern Cathrina und Mia; die eine als Soldatin des Königs, die andere als die fähigste Heilerin des Landes. Unterwegs droht der Gruppe jedoch nicht nur Gefahr in Form von Banditen und Wegelagerern finstere Gestalten im Inneren Ascardias spinnen ihre Intrigen, um die Reise zum Scheitern zu bringen

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„Wann ist Vater gegangen?“

„Kurz vor Melissa. Die Versammlung wurde sehr früh angesetzt. Es

muss sich um etwas sehr wichtiges handeln. Ich habe es in all den

Jahren noch nicht erlebt, dass Ser Vanellus schon kurz nach

Sonnenaufgang das Haus verlassen hat.“

Dieser Gedanke war Cathrina auch schon gekommen. Sie hatte

gehört, dass die Versammlung nicht wie sonst im alten Rathaus

am Marktplatz abgehalten wurde, wie es seit je her Brauch war,

sondern hoch oben in der Festung selbst.

Und das wiederum konnte nur eines bedeuten: Seine Majestät

höchst persönlich würde anwesend sein.

„Es ist schon sehr lange her, dass seine Majestät an einer dieser

Versammlungen teilgenommen hatte.“, dachte Cathrina laut nach.

„Ja ich weiß, mein Kind, das Gleiche ging mir auch im Kopf herum,

als ich davon erfuhr. Es heißt, er sei viel zu schwach, um sich mit

derlei Nichtigkeiten zu befassen …“

Mharen stellte einen Becher frischer Milch vor Cathrina ab und

setzte sich dann zu ihr: „Habt Ihr ihn je zu Gesicht bekommen?“,

fragte sie fast schüchtern, doch Cathrina schüttelte den Kopf.

„Nur ein einziges Mal, als er gekrönt wurde. Also vor vier Jahren.

Aber da sah ich ihn nur von weitem, als er auf einem der Balkone

von Cor Antallin stand und der Menge zujubelte.“

„Ja richtig. Stimmt, an diesen Tag kann ich mich noch erinnern.“

Sie schwiegen beide einen kurzen Augenblick und hingen ihren

Gedanken nach.

„Wie schrecklich muss es für einen so jungen Menschen sein, einer

einfachen Krankheit so machtlos gegenüber zu stehen?“, meinte sie

unvermittelt.

„Ich weiß nicht, ob man diese Krankheit einfach nennen kann.

Gerüchten zufolge starben seine Eltern an ebendieser Krankheit …“

„Und sie wird seither der Eberlin-Fluch genannt. Ich weiß, ich

weiß!“

Mharen stand auf: „Nun muss ich mich aber sputen, es gibt noch

soviel zu tun. Ser Vanellus wird sicher Hunger haben, wenn er nach

Hause kommt. Der Himmel weiß, wie lange diese Versammlung

dauern wird. Also, wenn Ihr mir nicht helfen wollt, schert Euch

gefälligst aus der Küche und steht nicht im Weg herum!“

Das ließ sich Cathrina nicht zweimal sagen. Hastig stürzte sie die

Milch herunter und ergriff blitzschnell die Flucht.

Solche Tage waren ungewohnt für sie. Sie konnte sich nicht daran

erinnern, wann sie je soviel Zeit übrig gehabt hätte, dass sie nichts

mit sich anzufangen wusste.

Also nahm sie sich einen Apfel aus der Obstschale, die im

Wohnzimmer stand und machte sich auf den Weg zu den Ställen.

Die Sonnen standen bereits hoch am Himmel und obwohl noch

nicht einmal Mittag, war es schon jetzt angenehm warm. Es war

kurz vor Herbstanfang. Oft war der Herbst schöner, als der

Sommer. Cathrina war es einerlei. Sie konnte jedem Wetter etwas

abgewinnen. Zwar war die Patrouille bei schönem Wetter weitaus

angenehmer, aber der Wald roch bei Regen so einzigartig gut. Im

Winter, wenn sie das Glück hatte, ganz früh durch den Wald zu

reiten, war der Schnee meist noch unberührt. Und wenn dann die

Sonnen aufgingen, glitzerte der Schnee einzigartig.

Sie betrat den Stall, konnte aber Benedictus, den Stallburschen

nirgends entdecken. Darum ging sie auf die letzte Box zu, nicht

ohne im Vorbeigehen Leelus Stute Nephina über die samtweiche

Nase zu kraulen. Sie bedauerte, nur einen Apfel mitgenommen zu

haben.

Alcantara war nicht in ihrer Box, womöglich hatte Benedictus

einen Ausritt mit ihr gemacht. Er kümmerte sich um die Pferde, als

wären es seine eigenen. Cathrina hatte diese Eigenschaft schon

immer sehr an ihm geschätzt. Sie ging weiter in den Stall hinein,

bis sie am Ende angelangt war. Das Licht war hier gedämpft, doch

ihre Augen hatten sich längst an dieses Zwielicht gewöhnt. Pollux

wieherte ungeduldig. Er wartete darauf, dass seine Herrin ihn

endlich nach draußen brachte, um mit ihm auf Patrouille zu

gehen. Er hatte nicht sonderlich viel Verständnis dafür, dass man

Cathrina so etwas wie einen freien Tag überließ. Er wollte lediglich

hinaus und laufen, soweit ihn seine kraftvollen Beine trugen.

Und außerdem hatte er den Apfel in ihrer Hand bemerkt.

Auch wenn Cathrina seine Absichten durchschaute, ließ sie ihn

nicht so einfach davonkommen und ließ ihn noch etwas länger

zappeln.

Pollux war ein wunderschöner, rötlich brauner Fuchs. Man könnte

nicht gerade behaupten, dass er sonderlich gut erzogen wäre,

manch einer würde behaupten, dass er gar kein Benehmen besaß

und er liebte es, seiner Herrin auf der Nase herumzutanzen und sie

mit seinem schrecklichen Verhalten zur Weißglut zu bringen.

Doch Cathrina sah es ihm nach. Er war noch sehr jung und somit

wild und ungestüm. Und sie hatte schon mehr als einmal feststellen

müssen, dass sie, wenn es wirklich einmal ernst wurde, sich voll

und ganz auf ihn verlassen konnte.

Doch Pollux war voller Energie und die fünf, sechs Stunden, die sie

mit ihm auf ihrer Patrouille verbrachte, reichten ihm bei Weitem

nicht. Und so machte er gerne mal Dummheiten.

Also öffnete sie die Tür und sobald sie diese betreten hatte, stupste

er sie herausfordernd an. Es hätte sie auch nicht überrascht, wenn

ihm ein breites Grinsen im Gesicht gestanden hätte. Sie legte ihm

das Zaumzeug an, das immer an der Wand hing, legte sich den

Sattel auf die Schulter und führte ihn nach draußen.

Schon bald war Pollux bereit für einen Ausritt. Sie schwang sich auf

seinen Rücken, nicht ohne ein paar ungeduldige Schritte

seinerseits. Sie konnte förmlich spüren, wie er darauf brannte

loszupreschen. Also gab sie ihm die Sporen und der junge Hengst

stürmte davon.

Es tat gut, den Wind im Gesicht zu spüren. Es war ein ganz

anderes Gefühl von Freiheit. Es dauerte nicht lange, da hatten sie

das Ende der Weide erreicht und Cathrina hielt geradewegs auf den

Zaun zu. Sie war sich sicher, dass Pollux ihn ohne Mühe hinter sich

lassen würde. Also lehnte sie sich nach vorne, hielt die Zügel etwas

straffer und spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Es war ein

wahnsinnig gutes Gefühl über den Zaun zu fliegen, dass sie sich ein

Auflachen nicht verkneifen konnte. Selten fühlte sie sich so

entspannt und frei, wie auf dem Rücken ihres Pferdes.

Sie konnte noch aus dem Augenwinkel Benedictus sehen, der

gerade mit Alcantara aus der entgegengesetzten Richtung kam. Sie

sah seinen verblüfften Gesichtsausdruck, als sie auch schon im

mörderischen Tempo an ihm vorbeiritt.

Cathrina vergaß die Zeit und bis sie wieder auf den Stall zuhielt

war Pollux bereits schweißgebadet und einige Stunden waren

vergangen.

Mharen würde einen Tobsuchtsanfall bekommen, weil sie das

Mittagessen verpasst hatte. Darum beeilte sie sich jetzt. Langsam

stieg sie vom Pferd, als auch schon Benedictus auf sie zu kam.

„Miss DuPuis, meine Mutter schickt nach Euch.“ Wie sie gedacht

hatte: „Wie sauer war sie denn?“

Benedictus hielt seinen Blick gesenkt: „Ähm … Sie brüllte etwas von

wegen: ‚zu ihrer Zeit hätte der, welcher zu spät kam, Pech gehabt

und hätte ohne etwas im Magen auskommen müssen. Aber die

Jugend von heute würde einfach viel zu sehr verhätschelt’. So

etwas in der Art.“

„Oh … Also sehr sauer. Benedictus würde es dir etwas ausmachen,

dich um Pollux zu kümmern?“ Benedictus schoss durch den Kopf,

dass dies ohnehin seine Aufgabe sei, doch er wusste, dass sich die

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