Morpheus - Die Legende von Ascardia

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Der König des magischen Landes Ascardia liegt im Sterben mit jedem Tag wird der Monarch schwächer, ohne dass seine Heiler und Zauberer etwas gegen seine auszehrende Krankheit unternehmen können. Schließlich sehen seine verzweifelten Berater nur noch einen Ausweg: Das Wissen und die Macht der bösen Hexe Lilith könnte ihrem König helfen. Doch die schwarze Königin lebt schon seit Jahren in Gefangenschaft in einem einsamen Turm am äußersten Ende des Reichs. In aller Eile wird eine Expedition ausgesandt darunter die Schwestern Cathrina und Mia; die eine als Soldatin des Königs, die andere als die fähigste Heilerin des Landes. Unterwegs droht der Gruppe jedoch nicht nur Gefahr in Form von Banditen und Wegelagerern finstere Gestalten im Inneren Ascardias spinnen ihre Intrigen, um die Reise zum Scheitern zu bringen

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niemand etwas von ihr.

Sie liebte es, sich aus dem Haus zu stehlen, wenn es noch ganz

ruhig war. Durch die gepflasterten Straßen zu wandern, wenn die

Stadt noch schlief. Alles war so ruhig und friedlich.

Ihr lag nichts daran, ewig in den Laken zu liegen, ganz im

Gegensatz zu ihrer jüngeren Schwester, für die es einen wahren

Luxus darstellte bis weit nach Sonnenaufgang im Bett bleiben zu

können. Cathrina teilte diese Leidenschaft nicht.

Für gewöhnlich war sie auch schon draußen auf Patrouille. Heute

jedoch war ihr freier Tag und so hatte sie jede Menge Zeit.

Zumindest bis Mharen sie in die Finger bekam.

Schnell verdrängte sie diesen Gedanken.

Dieser Augenblick gehörte ganz ihr und sie wollte ihn nicht damit

vergeuden an Küchenarbeiten zu denken. Nirgendwo fühlte sie sich

deplatzierter als in der Küche. Solche Nichtigkeiten überließ sie

lieber Leelu. Sie war schon immer die häuslichere von ihnen

gewesen.

Sie seufzte bei diesem Gedanken.

Leelu war in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von ihr und auch, wenn

sie Cathrina oft mit ihren wohlgemeinten Weisheiten auf die

Nerven ging, fehlte sie ihr doch ein wenig, obwohl ihr Haus nicht

einmal zehn Gehminuten von ihrem Heim entfernt war. Leelu hatte

oft diese stille, erhabene Aura ausgestrahlt, die Cathrina oft

beruhigte.

Gerade, wenn sie so aufgewühlt war, wie sie sich jetzt gerade

fühlte.

Sie stand auf, denn sie wusste, dass sie hier keine Ruhe mehr

finden würde. Der Moment war verflogen. Für gewöhnlich blieb sie

viel länger an diesem Ort, doch nicht heute. Sie konnte sich die

Nervosität, die mit jeder verstrichenen Minute immer mehr in ihr

anschwoll nicht erklären. Also machte sie sich an den Abstieg, um

ihre Schwester zu suchen.

Sie nickte im Vorbeigehen dem einen oder anderen freundlich zu,

auch den wenigen Soldaten, die ihre Runden machten und das Pech

hatten heute Dienst zu haben.

Sie folgte der steinigen Straße und kam zur Schmiede. Gerbodo

hatte die Türen weit offenstehen. Im Augenblick mochte es noch

nicht sehr warm sein, aber Cathrina wusste aus Erfahrung, dass sich

dies in der kleinen, muffigen Schmiede schon bald ändern würde

und die Temperaturen

einem Hochofen gleich kommen würden. Da war jeder noch so

kleine Luftzug willkommen.

„Hey, kleine Miss! Was macht Ihr denn schon hier?!“, Gerbodo

brachte sein Pfeifchen in eine bessere Position zwischen seinen

Lippen und schielte Cathrina aus Augen, die er zum Schutz vor dem

Qualm zusammengekniffen hatte, an. Viele der Bewohner aus

Ascardia mochten es als unverschämt empfinden, dass ein Mann

von geringerem Stand, wie Gerbodo einer war, sie persönlich

ansprach. Doch Gerbodo kannte Cathrina von klein auf und war ihr

über all die Jahre ein guter Freund geworden. Eine andere Anrede

würde sie mehr als unpassend empfinden.

„Ist das nicht ein bisschen früh für Euch?“, er kam einen Schritt

auf sie zu und stand nun in der Tür.

Sie nickte verhalten: „Euch entgeht aber auch nichts Meister

Bodo.“

Er lächelte bei dem alten Namen, den sie ihn in jüngeren Jahren

immer genannt hatte: „Nicht oft, meine Liebe. Nicht oft. Also, mein

Kind. Wollt Ihr mir erzählen, was Euch bedrückt?“

„Wie kommt Ihr denn darauf, dass mich etwas bedrückt?“.

Cathrina strich sich eine braune Strähne aus dem Gesicht, die sich

widerwillig aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte.

„Liebes Kind, Ihr macht Euch über mich lustig!“

Sie unterdrückte ein Seufzen und ging näher auf ihn zu.

„Nun gut ich erzähle es Euch. Aber nur, wenn Ihr aufhört, mich

„Liebes Kind“ zu nennen.“ Er paffte gemütlich seine Pfeife, grinste

sie zahnlos an, versprach jedoch nichts.

„Ich bin nicht sicher, woran es liegt, aber aus irgendeinem Grund

fühle ich mich so unruhig. Ohne, dass ich es mir erklären könnte.“

„Die Ratsmitgliederversammlung?“

„Vielleicht. Aber wieso sollte mich das nervös machen?“

„Das ist eine gute Frage, mein Kind.“

Cathrina sah ihn böse an: „Bodo …!“, meinte sie tadelnd, doch er

ignorierte sie.

„Gibt es denn etwas, vor dem Ihr euch fürchtet?“

„Ich fürchte mich nicht!“

„Verzeiht! Verzeiht! Nein, natürlich nicht! Ich meinte damit, gibt es

etwas, dass Euch Sorge bereitet?“ Gerbodo tat sich schwer damit,

nicht in brüllendes Gelächter auszubrechen. Cathrina war etwas

eigen, wenn man ihr Schwäche unterstellte. Dabei war sie die

furchtloseste Frau, die ihm je begegnet war.

„Das ist es ja gerade. Ich habe eigentlich keinen Grund, mir Sorgen

zu machen. Es ist mehr ein ungutes Gefühl … Ach, ich weiß es auch

nicht, Gerbodo. Vergesst einfach, dass ich Euch damit belästigt

habe. Ihr habt sicher Wichtigeres zu tun, als Euch mein sinnloses

Gerede anzuhören. Bitte verzeiht.“

Noch bevor Gerbodo irgendwas darauf erwidern konnte, war sie

auch schon verschwunden. Verdutzt zog er sich die Pfeife aus dem

Mund und starrte ihr hinterher.

Dieses Mädchen, dachte er, solange er sie kannte, war sie für ihn

ein ewiges Rätsel. Er schüttelte den Kopf und war sich sicher, dass

sie ihm in ein, zwei Tagen erzählen würde, was sie wirklich

beschäftigt hatte.

So war das immer bei ihr. Sie erzählte selten, was ihr auf der Seele

brannte, bis sie lang genug darüber gebrütet hatte oder sich ihr

Problem in Luft auflöst.

Cathrina DuPuis benötigte nur selten Hilfe bei ihren Problemen.

Gerbodo schüttelte erneut den Kopf, betrat die Schmiede und

brüllte nach seinem jungen Gesellen.

Cailan Alisterus war ein einfacher Mann. Schon weit vor

Sonnenaufgang war er auf die Jagd gegangen, um seine Fallen zu

überprüfen und hatte feststellen müssen, dass ihm das Glück an

diesem Morgen mehr als wohlgesonnen war. Und so kam er mit

großen Schritten über die Weide, in beiden Händen je drei Hasen,

die er später auf dem Markt verkaufen wollte. Natürlich war er

noch nicht fertig mit seiner Jagd, doch er wollte die Fallen leeren,

bevor sich irgendwelche

Wildtiere über seine hart erkämpfte Beute hermachten.

Als er nun Cathrina sah, die ihm zielstrebig entgegen kam, geriet

sein entschlossener Gang kurz ins Stocken.

Es war ein seltenes Bild und Cailan stellte sich kurz die Frage, ob es

womöglich seiner Gemahlin nicht gut ginge. Doch Leelu hatte an

diesem Morgen nichts dergleichen verlauten lassen. Der

allmorgendliche Ablauf war durch nichts gestört worden.

„Guten Morgen, Cailan.“

„Cathrina, alles in Ordnung?“

Cathrina, der erst jetzt bewusst wurde, wie verwirrend ihr

Erscheinen auf Cailan gewirkt haben musste, beruhigte ihn sofort:

„Ja es ist alles in Ordnung. Ich war nur auf der Suche nach Leelu.“

Cailan betrachtete Cathrina aus seinen sanften, grünen Augen

interessiert an.

„Sie ist kurz auf den Markt gegangen, um einige Zutaten zu

besorgen, aber sie müsste jeden Moment wieder nach Hause

kommen. Ist etwas vorgefallen?“

Cathrina bereute ihre Entscheidung hierher gekommen zu sein. Es

war gar nicht ihre Art die Menschen in ihrer unmittelbaren

Umgebung derart durcheinander zu bringen. Und sie war ganz

sicher noch niemals zuvor zwei Mal am gleichen Tag gefragt

worden, ob denn alles in Ordnung sei. Cailan kannte seine

Schwägerin nur allzu gut. Er konnte regelrecht spüren, wie Cathrina

sich innerlich in ihr Schneckenhaus zurückzog. Also ging er

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