Trixi war zwar schmal, aber nicht flach. Was ein Mann an einer Frau mochte, war an ihr deutlich ausgebildet. Alwins Augen glitten über die langen Linien ihrer Arme und Beine, ihm gefiel außerordentlich gut was er sah. Er setzte sich so, dass sie seinen Ständer nicht sehen konnte, von seiner Absicht, auch seine Jeans über dem Ofen zu trockneten, nahm er Abstand. Als Trixi wieder unter der Decke verschwunden war, starrte er nur noch in die Flammen.
„Gibt es noch eine zweite Decke?“ piepste sie.
Er holte eine. „Das tut mir echt leid, das mit dem Regenguss. Dass deine erste Motorradtour so enden muss.“
„Aber jetzt kenne ich deine Hütte, du hast mich nicht angeschwindelt. Es ist schön hier, ich fühle mich wie im Urlaub. Ein Tee wäre nicht schlecht.“
Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. „Tschuldigung, man, was bin ich für ein Stoffel, da hätte ich als Gastgeber selber draufkommen müssen.“
Trixi lachte. „Grün-, Kamillen- oder Pfefferminztee, wenn du hast“, rief sie mit ihrem hellen Stimmchen in die Küche. Opa hatte Kamille, Beutel, fünf bis sieben Minuten ziehen lassen. Al machte zwei Tassen.
„Und du wohnst tatsächlich in dieser Hütte?“
„Meistens. Nach Feierabend gehe ich einkaufen, bereite mir ein üppiges Abendessen und danach setzte ich mich mit einer Flasche Bier vor die Reben und genieße den Sonnenuntergang.“
„Wie romantisch“, meinte sie nicht ganz ernst. „Und wenn es regnet?“
„Dann esse ich hier drin und lese anschließend.“
„Und alles ohne Freundin. Kaum zu glauben, wenn man dich so anschaut.“
„Einer Freundin müsste ich ein Badezimmer bieten.“
Die Glut verbreitete nun Hitze, sie rutschten vom Ofen weg, Trixi warf die obere Decke ab. Dabei sah er kurz ihre Gazellen-Beine. „Treibst du Sport, du bist so ungewohnt fettfrei“, umschrieb er ihre schlanke Figur.
„Ich bin im Leichtathletikverein. In der A-Jugend war ich Kreismeisterin im Fünftausendmeterlauf. Dass ich so dünn bin ist erblich, meine Mutter ist genauso dünn und ihre Mutter war es auch.“
Alwin drohten vom Schneidersitz die Beine einzuschlafen, sie wechselten aufs Sofa. Sie setzte sich wieder wie ein Indianer, die Decke fest um sich gewickelt, er streckte seine Beine aus und legte sie mit nassen Socken auf einen Stuhl. Sie unterhielten sich eine Zeit lang über Leichtathletik und Sportvereine. Alwin fühlte sich bemüht, von seinem Karateverein und schwarzen Gürtel zu erzählen. Das würde sie auch interessieren, ob er ihr ein paar Katas zeigen könnte. In der Hütte sei es zu eng, meinte er, aber gerne ein andermal. Dann musste er sie doch fragen: „Weshalb hat ein so hübsches Mädchen wie du kein Freund?“
Sie verformte ihr Gesicht zu einer Grimasse, die Nachdenken ausdrücken sollte. „Vielleicht, weil mir Jungs seltsam vorkommen? Vielleicht, weil ich kontaktscheu bin? Ganz bestimmt, weil mir der Richtige noch nicht begegnet ist.“
Er kam ins Grübeln. Stimmte mit ihr etwas nicht, war sie vielleicht beziehungsunfähig? Alwin schwebte das Wort Autist im Kopf herum, konnte den Begriff aber gerade nicht erklären. Trixi umgab eine mentale Aura, die andere automatisch auf Distanz hielt. Hier sie, dort die anderen, dazwischen ein unsichtbarer spiritueller Graben, der zwei Welten trennte. Sollte sie deshalb so unnahbar erscheinen, weil sie mit anderen Menschen keine Gemeinsamkeiten sah? Sie saß dicht vor ihm, es müsste möglich sein, jegliche atmosphärische Blase zu durchdringen.
Er wollte sie fragen, ob er sie küssen darf, erzählte stattdessen von seinem Opa, dessen Reben und historischen Forschungen. Während die Klamotten trockneten, Trixis auf der Stange, Alwins am Leib, wurde es draußen dunkel. Trixi wollte heim. Bevor sie sich wieder in die Kälte hinauswagten, machten sie noch einen Treffpunkt für einen Kinobesuch aus, Trixi war eine Filmnärrin.
„Es läuft noch Crocodile Dundee II , den würde ich gerne nochmals anschauen“, schlug Alwin vor.
„Der ist ganz amüsant, es kommt aber auch noch Rain Man , der hat viele Oskars bekommen, den müssen wir sehen.“ Letztlich war es ihm egal.
Nach dem Kinobesuch wusste er über Autisten Bescheid. Trixi war da von ganz anderem Kaliber. Ohne zu fragen, legte er nach dem Kino den Arm um sie, sie ließ es geschehen. Begeistert unterhielten sie sich über den Film und schlenderten durch die Innenstadt an den Geschäften entlang, ohne in ein Schaufenster zu schauen. Mit einem Ruck löste sie sich von ihm. „Ich muss jetzt heim.“
Alwin kam das zu plötzlich. „Ich würde dich sehr gerne wiedersehen“, hauchte er ihr entgegen.
„Ich dich auch“, hauchte es zurück.
„Es kommt ja auch noch Ein Fisch namens Wanda , da können wir lachen.“
Jedes Treffen mit Trixi kostete ihn mehr Beherrschung, er wollte mehr von ihr, als nur dicke Kleidung berühren und ihre verhaltene Stimme hören. Die Überlegungen, wie er sie aus ihrer Kleidung bringt und ihre Haut sich wohl anfühlt, brachten ihn mehrmals um den Schlaf.
Auch ein junger Mann hat einmal eine gute Idee. Alwin lud Trixi auf Samstag zu seinem Opa ein, auf den sie neugierig war, mit dem Plan, zusammen zu kochen. Vorher kauften sie im Edeka, weil es dort eine Frischetheke gab, richtig teuer ein, viele Meeresfrüchte und einen guten Weißwein.
Trixi begrüßte Opa und nannte ihn den bekanntesten Historiker der Stadt. Da gäbe es ja wohl nicht viele, schmunzelte der Alte. Er half beim Kochen, denn er konnte Meeresfrüchte und Fisch zubereiten, derweil wurde ununterbrochen geredet und erzählt, Opa verstand sich mit Trixi. Oder war es umgekehrt? Später kam auch noch Liselotte und es stellte sich heraus, dass sie Beatrix, so Trixis Name, Eltern kannte. Das Mädchen beschrieb mit einfachen Worten, welchen Druck die Eltern auf sie ausgeübt hatten. Dann erzählte Lilo witzige Anekdoten aus dem Schulalltag, Opa öffnete eine zweite Weinflasche und alle vier wurden bester Laune.
Plötzlich war es ein Uhr. Opa entkorkte die dritte Flasche, Trixi weigerte sich aber, noch mehr Alkohol zu trinken. Als Opa seinem Enkel nachschenken wollte, sagte Trixi mit fester Stimme: „Er trinkt auch nichts mehr“. Man hätte auch mit schneidender Stimme sagen können. „Er muss mich noch nach Hause fahren“. Alwin war total enttäuscht, er bekam sie wieder nicht ins Bett. Er hatte extra ein Viertele mehr getrunken, um sie nicht mehr fahren zu müssen. „Tschuldigung, hab zu viel, darfst bei mir schlafen“, hätte er sich herausgeredet. Was Trixi wohl durchschaut hatte.
Um zwei verabschiedeten sich Lilo und Opa ins Bett. „Na, dann wollen wir mal“, sagte Alwin, und meinte die Heimfahrt.
„Aber benimm dich, sonst schrei ich“, meinte Trixi.
Alwin ging zur Garderobe, zog die Lederjacke an und reichte Trixi ihre Jacke. Verschmitzt zeigte sie auf Alwins Zimmertür. „Ich will wissen wie es ist, wenn man mit einem Kerl im Bett liegt“, flüsterte sie. „Nackt. Und mit einem betrunkenen Mann will ich nicht.“
Er öffnete sein Zimmer, zeigte auf sein Bett und meinte, „ich geh noch schnell Zähneputzen“, ging ins Bad und machte sich frisch. Zurück im Zimmer fielen ihm Trixis Kleider auf, die übereinander vor dem Bett lagen. Von ihr sah er nur Haare und Augen. Er zog sich aus, schob sich unter die Decke, bis er an der Hüfte ihre nackte Haut spürte. Sie sah ihn mit einem verkniffenen Lächeln an. Al drehte sich zu ihr hin und wollte mit einer Hand ihren Körper berühren. Die Hand wurde von ihrer abgefangen. Sie legte seine auf ihren Bauch, für lange Sekunden, führte sie dann zu ihrem Schamhaar, aber gleich darauf wieder nach oben, legte sie auf eine Brust. Dann wurde geküsst und gefummelt.
Mehr als Zärtlichkeiten gab es nicht. Die ganze Nacht hindurch hielt sie ihre Beine geschlossen, fasste ihn nicht zwischen den Beinen an. Alwin durfte immerhin ihren Po streicheln.
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