1 ...6 7 8 10 11 12 ...15 Ihre Hände fuhren noch immer gierig, losgelöst vom Verstand, über seine Arme und seinen Oberkörper. Damians dunkle Augen fixierten sie.
„Du wirst ihn nicht wiedersehen“, sagte er endlich und Sydney war es gleichgültig. Ihre Lust, jede Nervenzelle in ihrem Innern, war darauf ausgerichtet, alles für diesen Mann zu tun, wenn er nur endlich das zu Ende bringen würde, was er so drängend begonnen hatte. Atemlos nickte sie.
Seine Hand vergrub sich in ihrem Haar, seine andere Hand stützte sie, schob ihren Rock Stück um Stück höher. Ungeduldig nestelte er an seinem Hosenbund, bahnte sich schließlich seinen Weg, drängte sich an sie, glitt in sie hinein. Stöhnend trieb Sydney ihn tiefer. Er bewegte sich rhythmisch in ihr, schneller, härter.
Dann erstarrte er. Er stieß einen tiefen Laut aus, dessen kehliger Klang auch Sydney zum ersehnten Gipfel führte. Schwer atmend, hilflos zuckend, lehnte sie sich gegen ihn, lauschte seinem kräftigen Herzschlag und fühlte sich schwach, unsagbar schwach. Wie flüssiges Wachs, formlos und ohne feste Gestalt, lag sie in seinen Armen, ehe Damian sie langsam zurück auf die Erde gleiten ließ und ihr über das zerzauste Haar strich. Er küsste sie und sagte: „Ich hoffe, du hast nicht noch mehr derartiger Freunde.“ Sein Blick glitt über sie, sog ihren Anblick in sich auf. „Obwohl…“, begann er und Sydney knuffte ihn in die Seite.
„Du bist zu besitzergreifend“, mahnte sie und erntete spöttisches Schnauben.
„Du vergisst, woher ich komme, mein Herz.“
„Aber zwischen Oliver und mir ist doch nichts“, versuchte sie seine Sorgen zu zerstreuen, doch Damian legte ihr sanft seinen Finger auf die von seinen Küssen geschwollenen Lippen. „Damit es so bleibt, will ich, dass du ihn nicht wiedersiehst“, flüsterte er.
Sydney wollte aufbegehren, wollte diesen ernsten und abergläubischen Neandertaler zurechtweisen. Doch sie schwieg. Tatsächlich war ihr deutlich bewusst, woher er kam. Er wusste nichts über die Freundschaft zwischen Mann und Frau, nichts über weibliche Gleichstellung. Also bezwang sie ihren Unmut und schenkte ihm stattdessen ein kleines Lächeln.
Sie würde noch Zeit genug haben, um ihn über Frauenrechte aufzuklären.
Leise, ja, verdächtig still, öffnete Sydney die Tür zu ihrem früheren Kinderzimmer. Hinter sich konnte sie die vertraute Wärme Damians spüren und als sie einen Blick auf das Schlafzimmer warf, stellte sie erleichtert fest, dass ihr Vater kaum etwas verändert hatte. Fast schien es, als sei sie nie fort gewesen.
Das Bett mit dem blumigen Bettbezug war gemacht, ihr alter Teddy saß neutral blickend in einer Ecke neben ihrem Kissen, und die Papiere auf ihrem Schreibtisch waren zu einem ordentlichen Stapel zusammengelegt.
Sie trat zur Seite und beobachtete, wie Damian sich interessiert umsah, als er das Zimmer betrat. Der Raum erschien ihr ungewohnt klein mit ihm darin. Sein Blick fiel auf eines der Fotos, die über ihrem Bett hingen. „Ist das deine Mutter?“, fragte er und trat näher heran.
Das Bild zeigte Sydney im Alter von vier Jahren an der Hand ihrer Mutter. Die Haare, lockig und dunkelbraun umrahmten das runde Gesicht, das mit der Sonne um die Wette zu strahlen schien. Ihre Mutter lachte und zeigte mit dem Finger auf die Kamera – auf ihren Vater, wie Sydney wusste. Er hatte ihr irgendwann einmal erzählt, wie es zu diesem Foto gekommen war.
„Wir waren im Park. Mein Vater schnitt mir immer Grimassen hinter der Kamera, damit ich lachte, wenn er den Auslöser drückte.“ Sie lächelte bei der Erinnerung. Damian berührte das Glas, hinter dem das Bild steckte.
„Verblüffend!“, rief er aus und Sydney erkannte, dass ihre gemeinsame Zeit in ihrer Welt eine größere Herausforderung darstellen konnte, als zunächst gedacht. Damian verstand von all den Dingen nichts. Ein derartiger Stand der Technologie war für ihn gänzlich unbekannt. Begegneten sie irgendwelchen Personen, so würde es unter Umständen schwierig werden, den Eindruck zu vermitteln, dass Damian einer von ihnen wäre.
Seine gestelzte, allzu höfliche Ausdrucksweise, sein Unverständnis ihrer Sitten, Bräuche und Technologie sowie sein ausgeprägter Beschützerinstinkt ihr gegenüber und sein Sinn für Gerechtigkeit konnten in einer Welt, in der Egoismus und Oberflächlichkeit, Wissen und Leistung an der Tagesordnung waren, durchaus problematisch werden.
Sydney betrachtete ihn. Er sah gut aus in seiner altertümlichen Hose, dem weißen Hemd und den Stiefeln, in denen seine Füße steckten – und noch immer trug er seinen Umhang.
„Wir müssen dir andere Kleidung beschaffen“, sagte sie und beobachtete, wie er irritiert an sich hinabsah. „Du fällst auf wie ein bunter Hund!“
Sie wandte sich ihrem Kleiderschrank zu, der neben der Tür stand. Während sie nach etwas Passendem für sich suchte, fuhr sie fort: „Gott sei Dank habe ich hier meine alten Klamotten, aber ich bezweifle, dass dir etwas von meinem Vater passen wird…“
Ihr Kopf verschwand bis zu den Schultern im Schrank und als sie ihn wieder herauszog, hielt sie triumphierend ein winzig erscheinendes Stück schwarzen Stoffes empor.
Damian trat näher. „Was ist das?“, fragte er und streckte die Hand danach aus. Sydney lachte. „Hey, das ist meine Wäsche, Mister!“
Sie zwinkerte ihm vergnügt zu und eilte mit mehreren Stoffen ins angrenzende Badezimmer. Ehe Damian sie erreichen konnte, schloss sie die Tür hinter sich und drehte von innen den Schlüssel im Schloss herum. Nur ihr fröhliches Glucksen drang gedämpft zu ihm durch. „Ich bin gleich wieder da!“, flötete sie und drehte den Wasserhahn der Dusche auf. Gott, wie hatte sie das vermisst!
Als der Schlüssel nach einer Stunde erneut gedreht wurde und Sydney die Tür öffnete, war sie allein im Zimmer. Der Stoff ihrer schwarzen Jeans schmiegte sich eng an und verursachte eine ungewohnte Reibung an ihren Beinen. Nach einem Monat in Kleidern war es eine unglaubliche Wohltat in die Stoffe ihrer Welt zu schlüpfen.
Sie hatte sich für ihre liebste Jeans, sowie einem eng anliegenden dunkelgrünen, fast schwarzen, Strickpullover entschieden.
Sowohl sie als auch ihre Wäsche dufteten lieblich und eine diebische Vorfreude erfüllte sie, wenn sie daran dachte, wie Damian auf ihre Unterwäsche reagieren würde. Grinsend verließ sie ihr Zimmer, um ihn zu suchen.
Sie fand ihn draußen bei Schara’k. Er lächelte ihr zu und maß sie von Kopf bis Fuß. Seine Augen glitten über sie und die Wärme, die sich auf Sydneys Haut ausbreitete, stammte nicht von der Herbstsonne. Langsam trat sie zu ihrem Mann.
„Du bist schön“, sagte er. Nicht, sie sehe schön aus oder sie sehe hübsch aus. Nein, er sagte, sie sei schön. Dieses Kompliment berührte sie aus irgendwelchen Gründen ganz besonders.
„Wie geht es Schara’k?“, fragte sie und strich dem Pferd über den kräftigen Hals.
„Dein Vater ist zurückgekehrt. Er hat mir einen Eimer Wasser für ihn gegeben.“
„Er ist zurück?“
Sydney war überrascht. Sie dachte, er würde länger fort sein.
Damian nickte und meinte: „Er erwartet dich in der Küche, sagte er. Offenbar möchte er etwas Wichtiges mit dir besprechen.“
Einen Blick auf das Küchenfenster werfend, nickte Sydney. Was mochte das sein?
„Soll ich dich begleiten?“
„Nein, nicht nötig.“ Sie blickte zu Schara’k. „Sorge dich besser um Schara’k. Schließlich ist alles für ihn genauso fremd, wie für dich.“ Kurz zögerte sie. Dann setzte sie hinzu: „Allerdings könntest du auch hinaufgehen und ein Bad nehmen.“
Entsetzt begann Damian zu schnüffeln. „Ist es so schlimm, ja?“
Sie zwinkerte ihm lächelnd zu. „Ich besorge dir in der Zwischenzeit etwas…Angemesseneres zum anziehen.“
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