durch alle Teile
der
in lokaler und historischer Beziehung
Von
Karl Geib
ich möchte hier Herrn Karl Geib meinen großen Respekt zollen, der um 1840 fast ausschließlich zu Fuß die gesamte Pfalz und seine Orte bereiste und uns diese eindrucksvolle Reisebeschreibung und seine Eindrücke hinterließ.
P. H. Jones
Dieses Werkchen soll weder eine statistische, noch selbst eine topographische, Beschreibung der Pfalz im engeren Sinne des Wortes enthalten. Der Hauptzweck dabei war, ein Reisebuch zu geben, das sowohl dem einheimischen Leser ein genaues und anschauliches Bild unseres schönen Vaterlandes in allen seinen Teilen gewährt, als auch dem Fremden, der dieses durch Naturschönheiten, Denkmäler der Vorzeit und historische Erinnerungen so merkwürdige Land bereisen will, zum treuen Führer dienen kann, der sein Interesse für das Ganze, wie für manche besondere, in den von ihm durchwanderten Orten und Landschaften befindliche, Gegenstände, noch mehr anregt, und somit auch seine Aufmerksamkeit auf verschiedene Einzelheiten richtet, die bei der nähern Kenntnis einer Provinz beachtet werden. Darum hat man nicht allein das, was Verfassung, natürliche Beschaffenheit, physische und geistige Kultur der Pfalz betrifft, sondern auch die Lokalitäten selbst, genauer angezeigt als in andern Reisebüchern, die sich über mehrere Lande verbreiten, schon ihrem Plane nach, geschehen kann, weshalb auch jeder einzelne Ort, nebst den in seinem Bereiche liegenden Höfen und Mühlen , etc., wenn er auch außerdem nichts Bemerkenswertes hat, namentlich erwähnt ist. Da während der Abfassung solcher Schriften manchmal hier und da eine auf örtliche Gegenstände Bezug habende Änderung eintritt, so ist es wohl möglich, das auch hier, obwohl nur selten, in diesem Punkte irgendeine Berichtigung oder Ergänzung stattfinden mag. Die Seelenzahl der Gemeinden konnte um deswillen ohnehin nur ungefähr angegeben werden. Was das historische anlangt, so ist die Geschichte der Pfalz, entweder für sich allein oder mit der des übrigen Rheinlandes verwebt, in mehreren gehaltreichen, diesem Felde angehörigen Werken dargestellt. Der Zweck bei gegenwärtiger Schilderung des Landes konnte in diesem Betracht kein anderer sein, als den historischen Ereignissen der früheren oder späteren Zeit allerdings eine vorzügliche Aufmerksamkeit zu widmen, sie aber jedes Mal nur bei den Orten, Burgen, Klöstern, Denkmalen , etc., wo sie für diese aber auch für das Ganze von Wichtigkeit findet, auf einfache und gedrängte, aber gründliche, Weise mitzuteilen. Die Schriften, welche, als geschützte und sichere Quellen, sowohl bei diesem Gegenstande, als bei der topographischen Darstellung etc. benutzt worden, hier aufzuzählen, wäre überflüssig, da sie meist an Ort und Stelle angeführt sind.
Die Ausflüge in das rheinhessische und preußische Nachbarland, wo man jedoch, um des Raumes willen, nur die Hauptgegenden und Hauptorte mit ihren Merkwürdigkeiten, und diese nur in Umrissen, schildern konnte, werden dem Publikum keine unangenehme Zugabe sein. Das Buch schließt mit einigen Sagen und Geschichten aus der Pfalz und den Nahegegenden, worin sich der romantische Volkssinn früherer und auch späterer Zeiten verkündet. Wurden auch schon manche derselben von geschätzten Dichtem zu Darstellungen in Prosa und Versen benutzt, so sind sie doch weit weniger bekannt worden, als z. B. die so häufig und vielfach erzählten Sagen aus der untern Rheingegend, weshalb eine neue Bearbeitung um so mehr an ihrer Stelle sein wird. Vielleicht sind wir im Stande, späterhin eine vollständige Sammlung dieser acht pfälzischen Kunden der Vorzeit unserer vaterländischen Lesewelt mitzuteilen.
Das herrliche Land am Rhein, welches seit dem 1. Mai 1816 mit der Krone Bayern vereinigt worden, und erst die Benennung „Rheinkreis", im Anfange des Jahres 1837 aber, nach einem königlichen Beschlusse, wieder den an historischen Erinnerungen so reichen Namen der „Pfalz" erhielt, liegt zwischen dem 24° 50' 25" und 26° 12' 10" östlicher Länge, und zwischen dem 48° 57' 20" und 49« 48' 40" nördlicher Breite. Seine Grenzen sind gegen Süden und Südost die französischen Departemente vom Niederrhein und der Mosel, großenteils durch den Lauf des Flüßchens Lauter bestimmt, gegen Osten der Rhein, welcher es von dem großherzoglichen badischen Gebiete trennt, gegen Nordost die großherzogliche hessische Rheinprovinz, gegen Norden die königlich preußischen Rheinlande, wo die Nahe, von der Einströmung des Glans bis zur Aufnahme der Alsenz, die Grenze bildet, und gegen West und Nordwest Teile von Hessen Homburg, Sachsen Coburg und Rheinpreußen. Der Flächenraum des gesamten Kreises wird auf 104 Quadratmeilen geschätzt. Dieser besteht aus etwa drei Bierteilen des ehemaligen Departements vom Donnersberg, aus fast drei Kantonen des von der Saar und drei des vom Niederrhein (Unter Elsass), welches, letztere meist noch zu Frankreich gehört.
Bekanntlich hat in früherer Zeit der größte Teil dieses Landes den wesentlichsten der diesseitigen „Pfalz" gebildet. Hauptbesitzer waren die Kurfürsten von Pfalzbayern und ihnen zunächst die Herzoge von Zweibrücken außerdem befanden sich darin mehrere Herrschaften, welche kleineren, sowohl weltlichen als geistlichen, Fürsten, dann Grafen, Freiherrn, etc. gehörten. Durch den Lüneviller Frieden kam es an Frankreich, ward aber 1814 und 1815, so wie das ganze linke Rheinufer, wieder abgetreten und Fiel, nebst dem oben benannten Zuwachse, dem Königreiche Bayern anheim.
Was vie gegenwärtige Verwaltung desselben betrifft, so ist die Kreisregierung, welche ihren Sitz in der Hauptstadt Speyer hat, der in den jenseitigen Kreisen gleich gebildet, und das vollziehende Organ der Staatsministerien des Äußeren, des Innern und der Finanzen für alle Gegenstände, so in die verschiedenen Fächer dieser Ministerien einschlagen.
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