Frank Hille
Gefangen - Unter Wasser und Beton
Auf der Suche nach einem mysteriösen Bunker
in Thüringen
Published by epubli GmbH Berlin
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© 2016 Frank Hille
Montag, 25. März 2016, Berlin
Mittwoch, 14. Oktober 1942, Peenemünde
Dienstag, 26. März 2016, Berlin
Donnerstag, 22. Oktober 1942, Mittag, Nordhausen
Donnerstag, 22. Oktober 1942, Vormittag, Weimar
Donnerstag, 22. Oktober 1942, Nachmittag, Nordhausen
Donnerstag, 22. Oktober 1942, früh, Dover
Donnerstag, 22. Oktober 1942, früh, Stadtrand Lille
Donnerstag, 22. Oktober 1942, früh, Nähe Amiens, Feldflugplatz
Donnerstag, 22. Oktober 1942, früh, Nähe Amiens, B 17
Donnerstag, 22. Oktober 1942, früh, Nähe Amiens, BF 109
Donnerstag, 22. Oktober 1942, früh, Nähe Amiens, B 17 „Memphis“
Mittwoch, 27. März 2016, Berlin
Donnerstag, 22. Oktober 1942, Mittag, Mitteldeutschland, B 17 „Memphis“
Donnerstag, 22. Oktober 1942, Nachmittag, Nordhausen
Donnerstag, 28. März 2016, ICE
Donnerstag, 22. Oktober 1942, Nachmittag, Nordhausen, Büro des Gauleiters
Freitag, 29. März 2016, bei Berlin
Montag, 8. Juni 1942, Chemnitz
Freitag, 23. Oktober 1942, Vormittag, Nordhausen, Büro des Gauleiters
Mittwoch, 12. August 1942, Kassel, Ingenieurbüro Schreiter & Partner
Sonnabend, 30. März 2016, Nordhausen
Donnerstag, 5. November 1942, abends, Karlshagen, Usedom
Peenemünde, Frühjahr 1944
Sonntag, 31. März 2016, Bendeleben
Montag, 1. April 2016, Nordhausen
Donnerstag, 5. November 1942, abends, Karlshagen, Usedom
Dienstag, 2. April 2016, Möwensee
Mittwoch, 18. November 1942, Kassel, Ingenieurbüro Schreiter & Partner
Dezember 1942, Gestapo Erfurt
Herbst 1944
Peenemünde, 8. Januar 1944
Dienstag, 2. April 2016, Möwensee
Nordhausen, Januar 1945
Nordhausen, Januar 1945, Gefechtsstand
Nordhausen, Januar 1945, Bomberpulk
Dienstag, 2. April 2016, Bunker
Nordhausen, Januar 1945, Gefechtsstand
Nordhausen, Januar 1945, Bomberpulk
Dienstag, 2. April 2016, Bunker
Nordhausen, Januar 1945, Bomberpulk
Dienstag, 2. April 2016, Bunker
Freitag, 4. Dezember 1942, Kassel, Ingenieurbüro Schreiter & Partner
Dienstag, 2. April 2016, Bunker
Nordhausen, 1944, Mittelbau Dora
Dienstag, 2. April 2016, Bunker
Dienstag, 2. April 2016, Möwensee
Dienstag, 2. April 2016, Möwensee
Montag, 25. März 2016, Berlin
Ein Tag wie jeder andere. Er wusste, dass sich nichts Besonderes ereignen würde und frühstückte wie gewöhnlich ordentlich. Seinen Frühstückstisch deckte er immer so, als ob Gäste zu erwarten wären. Brot, Brötchen, Wurst, Käse, Marmelade, Kaffee, Saft. Es war ihm klar, dass er vieles wieder so in den Kühlschrank zurück räumen würde, wie er es heraus genommen hatte. Letztlich war das ihm egal, er wollte sich der Illusion hingeben, dass vielleicht doch noch jemand am Tisch Platz nehmen würde. Die Stereoanlage brachte leise Musik in den Raum. Er hatte es sich abgewöhnt Nachrichten zu hören, denn was war da anderes zu erwarten als Meldungen über Finanzkrisen, Terroranschläge, Regierungsversagen und drohende Inflation. Damit wollte er sich zumindest früh nicht auseinandersetzen.
Nach dem Badbesuch begann er in seine Sachen zu steigen. Zu dem morgendlichen Ritual gehörte, dass die Krawatte perfekt gebunden sein musste und die Schuhe hochglanzpoliert waren. Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel war er mit sich zufrieden und fuhr in die Tiefgarage. Sein Auto schien so gar nicht zu seinem geschäftsmäßigen Anzug zu passen. Ein Skoda Octavia. Was man erst auf den zweiten Blick sah: ein RS. 210 PS stark und 265 Sachen schnell. Bewusst hatte er eine Allerweltsfarbe, nämlich Silber, gewählt, um den Wolf im Schafspelz zu geben. Kein weiterer Zierrat wie Spoiler war an dem Auto vorhanden. Wer sich so etwas anbaute hatte in seinen Augen erstens schlechten Geschmack, zweitens offensichtlich ein Minderwertigkeitsproblem und von vornherein verloren. Er wusste, dass er sich wieder quälend lange durch die Stadt bewegen musste, ehe er zur nächsten Autobahnauffahrt kam. Nimm‘ es so wie es ist, dachte er sich jeden Tag. Schließlich wolltest du ja im Zentrum wohnen. Nah dran, Kneipen und Clubs vor der Haustür. Die Freunde nicht weit. Man konnte nicht alles haben.
Obwohl er sehr gern harte Musik hörte lief im Auto eine CD mit Orgelmusik von Bach. Das half ihm ein bisschen die Schleicherei zu ertragen und nicht gleich auszuflippen, wenn mal wieder ein Idiot an der Ampel pennte oder einer ihm die Vorfahrt schnitt. Mit Absicht wählte er immer die gleiche Strecke, so war die Fahrtzeit einigermaßen kalkulierbar. Er war weiß Gott nicht darauf angewiesen jeden Tag zur selben Zeit und auf die Minute genau im Büro zu erscheinen, aber seinen Mitarbeitern wollte er schon bedeuten, dass er das gleiche von ihnen erwartete.
Da die Stadt von Baustellen wimmelte gab es nur die Chance auf pünktliches Eintreffen, wenn er die verlorene Zeit auf der Autobahn wieder gewann. So war er auf den Octavia gestoßen. Protz ging ihm am Arsch vorbei und ein Porsche stand jetzt noch nicht zur Diskussion, obwohl er sich den locker leisten könnte. Mehr Sein als Scheinen ging ihm durch den Kopf. Oje, wenn er sich jetzt politisch korrekt verhielt musste er diese Überlegung gleich wieder löschen, schließlich stammte der Spruch von Adolf Hitler. Politisch war er sehr wach und interessiert, nur kotzten ihn diese Spielereien um den Machterhalt an, denn da stand wenig Interesse dahinter, das Land vorwärts zu bringen, sondern selbst an der Täte zu bleiben. Braucht sich doch keiner zu wundern, wenn nur noch wenige zur Wahl gehen. Davor alles versprechen, danach würde man sich bemühen, die Versprechungen einzulösen. Wenn ich mich nur bemühen würde meinen Umsatz zu bringen, könnte ich gleich den Hut nehmen.
Er merkte, dass seine Gereiztheit zunahm. Pass‘ auf Junge, ermahnte er sich, gleich bist du auf der Piste. Den einen und anderen Fahrer kannte er, diese waren offensichtlich wie er jeden Tag auf dem Arbeitsweg. Einige mussten sich den Octavia schon von hinten ansehen und er hatte sich diebisch gefreut, diese teueren Autos so leicht zu verblasen. Mit der Zeit war es aber langweilig geworden und seine Risikobereitschaft nahm zu. Du wirst dich heute nicht locken lassen dachte er und ein Blick auf seine Uhr zeigte, dass noch viel Zeit blieb. Also blieb der Octavia auf der mittleren Spur und rollte dem Büro entgegen.
„Guten Morgen, Herr Franke.“
„Guten Morgen, Monika“ entgegnete er der Empfangsdame.
„Schöner Tag heute, hoffen wir, dass die Arbeit auch so gut läuft.“
„Aber sicher, Herr Franke, bei Ihnen doch immer.“
„Na, übertreiben Sie mal nicht, der letzte Monat war nicht so der Hit.“
„Aber dieser wird richtig gut, glauben Sie mir“ sagte Monika.
„Wollen wir es hoffen“ warf er knapp hin und ging zum Treppenhaus.
Sein Büro lag im dritten Stock und es war zur Gewohnheit geworden, das Treppenhaus zu benutzen und nicht den Fahrstuhl. Sitze ja heute wieder den ganzen Tag in einem Meeting nach dem anderen. Keine Bewegung. Kein Wunder, dass ich paar Kilo zu viel auf den Rippen hab. Er trieb regelmäßig Sport, aber das konnte den Fluch der Bewegungsarmut im Büro nicht ausgleichen.
Auf seinem Schreibtisch dampfte schon eine Tasse Kaffee.
„Danke Doris“ rief er durch das Büro.
„Gerne“ kam es von seiner Assistentin, die zwei Meter weiter weg saß zurück.
Das Büro des Abteilungsleiters lag an der Fensterfront und war ringsum von der Decke bis zum Boden verglast. Welcher Arsch hat das bloß projektiert ging es ihm durch den Kopf. Seit dem ersten Tag in der Firma ärgerte er sich über diesen Glaskasten.
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