Der Samstag kam … allerdings ich nicht. Obwohl ich die Werkstatt geöffnet hatte, wusste ich wohl, dass Deliah heute vorbeikam, um meinen Garten zu inspizieren. Nur den Garten … und ganz sicher nicht mich, tief versenkt in einer Frau. Von daher hielt ich mich heute bei der weiblichen Kundschaft zurück. Gerade hatte ich einen Ölwechsel beendet und das Geld der freudigen Besitzerin in die Kasse gleiten lassen, als Deliah die Halle betrat. Obwohl draußen die Sonne schien und im Eingang nur eine Silhouette zu sehen war, erkannte ich sie sofort.
»Hallo. Schön, dass du gekommen bist.« Ich hoffte, dass ich das heute auch noch bei mir sagen könnte.
»Natürlich. Ich halte meine Versprechen. Außerdem möchte ich, dass der Wagen von Ms. Pennywise so schnell wie möglich repariert wird. Wir … sie braucht ihn dringend für den Blumenladen.«
Ich hatte zwar gemerkt, dass der Wagen gebraucht wurde, aber dass es so dringend war ... Vielleicht konnte sich mit dieser Information etwas anfangen lassen? Also für mich zumindest. »Du möchtest dir sicher den Garten anschauen?« Deliah nickte und folgte mir aus der Hintertür auf den Hof.
»Wenn Sie keine Zeit haben, den Garten groß zu pflegen, würden sich Rasen, Blumen und Kübel anbieten. Die Büsche, die dort hinten wuchern, müssen regelmäßig gestutzt werden. Die Bäume gehören zu einem alten Bestand und wenn man sie einmal zurückschneidet, muss man sie nicht fällen. Das wäre nämlich äußerst schade. Vor allen Dingen um die Apfelbäume.«
Wie niedlich sie bei dem Thema Äpfel rot wurde. Wahrscheinlich dachte sie gerade auch an unsere erste Begegnung, die äußerst ungewöhnlich, aber nicht minder reizvoll verlaufen war.
»Natürlich bleiben die Bäume stehen«, riss ich mich von dem Gedanken los. »Die Büsche können weg. Rasen klingt gut. Blumen müssen nicht sein.«
Wahrscheinlich würde meine Mutter sowieso dafür sorgen, dass mein Garten nicht allzu trostlos aussah. Und wenn sie ihre Freundinnen mobilisieren musste und ein Nachmittag Pflanzarbeit bei ihrem Sohn eingelegt wurde. Ich kannte solche Tage von früher. Sobald jemand in der Gemeinde nicht ganz auf dem Damm war, kümmerten sich die anderen Frauen um Haus und Hof. Ich war zwar nicht krank, aber ein Mann und Single, somit galt ich in ihren Augen als schwerstbehindert und nicht dazu in der Lage, Haus und Hof entsprechend deren Vorstellung heimisch, gemütlich und ansprechend einzurichten.
»Ich würde gerne durchgehen, welche Büsche es sich lohnt, auszubuddeln und für die Gärtnerei mitzunehmen, und welche wegkönnen.«
Geschäftig kramte Deliah irgendwelche bunten Bänder aus ihrer Hosentasche. Leider hatte sie keinen Rock angezogen. Natürlich wäre er sicherlich hinderlich bei dem, was sie hier tat, aber als sie sich das erste Mal bückte, um eines der Bänder anzubringen, wünschte ich, sie hätte es getan. Ihr fester kleiner Hintern zeichnete sich nur allzu deutlich unter der Jeans ab und ich hätte ihn liebend gern ohne diesen Stoff darüber angeschaut.
»Ich hab noch einen Kundenauftrag, den ich fertig machen muss. Du kommst sicher alleine zurecht.« Ich wandte mich ab, bevor ich wie ein Teenager mit einem Steifen hier stand und ihr sabbernd auf den Hintern starren würde.
Zwei Stunden lang schaffte ich es, mich auf die Restaurierung des Chevrolets zu konzentrieren. Zwei Stunden, in denen ich auch meinen Ständer ignorierte. Zwei Stunden, bevor ich wieder in den Hinterhof trat. Deliah stand seitlich zu mir und schien zu überlegen, ob sie alles fertig hatte, denn sie ließ ihren Blick immer wieder über den verwilderten Garten gleiten. Anscheinend kam sie zu dem Entschluss, dass sie für heute alles erledigt hatte, denn sie stemmte die Hände in den Rücken und bog diesen zur Entspannung durch. Gott, was hatte sie eine fantastische Oberweite, die sich dort unter ihrem Shirt abzeichnete. Und ganz eindeutig trug sie keinen BH, wobei sie das auch nicht nötig hatte. Die festen Brüste und die leicht aufgerichteten Nippel zeichneten sich deutlich unter dem Stoff ab.
»Samuel!«
Nicht nur Deliah fuhr erschrocken herum, auch ich war so gefangen gewesen von ihrem Anblick, dass ich Nora Edwards nicht hatte kommen sehen. Nicht einmal gehört hatte ich sie, obwohl sie auf mörderisch aussehenden, hochhackigen Schuhen dahergekommen war. Sie stöckelte auf mich zu und hängte sich an meinem Arm. »Störe ich?«, zwitscherte sie mit ihrer unangenehmen Stimme. Auf sie war das Schwanz-los nicht gefallen. Diese Sorte Frau wurde man schon so nicht wirklich los. »Deliah, wie ich sehe, bist du mit dem Garten beschäftigt. Dann könnte ich dir sicherlich Sam entführen?«
So viel zu ihrer Frage.
»Nein, eigentlich bin ich gerade fertig geworden und wollte mit Samuel das weitere Vorgehen besprechen.«
Täuschte ich mich, oder umspielte ein kleines verschmitztes Lächeln Deliahs Lippen? Ich hatte schon gemerkt, dass sie nicht auf den Mund gefallen war und obwohl es doch als Sünde galt, über andere schlecht zu denken, schien sie sich nicht an alle Regeln zu halten. Hm, das konnte wirklich interessant werden.
»Nora, du entschuldigst uns doch sicherlich«, fuhr Deliah fort, ihre Krallen auszufahren. Jetzt war das Lächeln allzu deutlich zu sehen.
Die Angesprochene schien mit dem Verhalten nicht gerechnet zu haben, denn deren gekünsteltes Grinsen war in ihrem Gesicht festgefroren. »Äh, aber natürlich.« Nora ließ meinen Arm los und ging ein paar Schritte, bevor sie stehen blieb und sich zu uns umdrehte. »Sam, ich wollte eigentlich fragen, ob wir morgen bei der Messe mir dir rechnen können?«
Wir? Bevor ich antworten konnte, schoss Deliah ihren nächsten Giftpfeil ab. »Ich glaube, Samuels Interessen liegen in einem ganz anderen …«
»Natürlich werde ich morgen da sein, Nora«, fiel ich ihr ins Wort. Holy fuck! Ich hatte nicht wirklich gerade zugestimmt, morgen in die Kirche zu gehen?
»Ich … wir freuen uns«, strahlte Nora, winkte und stöckelte vom Hof.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen wandte ich mich um. Deliah strahlte mich ebenfalls an. »Ich werde dich morgen kurz vorm Gottesdienst zuhause abholen«, sagte ich. Langsam wich das Lächeln aus ihrem Gesicht. »Ich kann es mir doch nicht nehmen lassen, dich in die Kirche zu begleiten. Außerdem können wir uns auf dem Weg über den Plan für meinen Garten unterhalten.«
Ihre Züge waren wie erstarrt.
»Du entschuldigst mich, ich werde mich jetzt meinen anderen Interessen zuwenden.« Ich machte eine eindeutige Bewegung Richtung meines Schritts und drehte mich herum, um in Haus zu gehen. Ich wusste, dass ich sie gerade in arge Bedrängnis gebracht hatte. Wenn ich sie morgen tatsächlich abholte, dann würde man im Ort davon ausgehen, dass ich ihr gegenüber Absichten hegte. Eigentlich hatte ich nicht vor morgen bei ihr aufzutauchen, aber das musste ich ihr jetzt noch nicht auf die Nase binden.
Der werfe den ersten Stein
Was hatte mich nur geritten, mich so aufzuführen? Während ich Sam hinterher starrte, konnte ich mein eigenes Verhalten nicht begreifen. Aber wenn es um Nora ging, schaltete sich mein sonst so gut funktionierendes Gehirn schlichtweg aus. Ich konnte dieses Weibsbild einfach nicht ausstehen! Es war nicht einmal die Tatsache, dass sie sich an Samuel gehangen hatte, als sei er ihr persönliches Spielzeug. Nein, meine Abneigung ihr gegenüber ging viel tiefer.
Es war mittlerweile schon ein paar Jahre her, aber vor meinem inneren Auge spulten sich die Ereignisse ab, als seien sie erst gestern gewesen. Mein Bruder David war zu dem Zeitpunkt frisch verlobt und die Eheschließung mit seiner Sarah sollte alsbald folgen. Die Planungen dazu liefen schon auf Hochtouren, denn meine Mutter ging in ihrer Rolle als Organisatorin der Festlichkeiten vollkommen auf.
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