»In Ordnung. Was halten Sie davon, wenn Sie am Wochenende vorbeikommen und sich alles ansehen? Unter der Woche werde ich keine Zeit haben, da ich die Werkstatt eröffnen und schnellstmöglich mit dem arbeiten anfangen will.«
In meinem Magen begann sich ein kleiner Klumpen aus Wut zu formen. Was sollte das denn heißen? Glaubte Samuel Wright, dass er der Einzige war, der unter der Woche zu arbeiten hatte? »Ach?«, entgegnete ich pikiert. »Ob sie glauben oder nicht, dass hier«, ich deutete auf das Feld und die Blumen, »ist mein Job und Sie können in der Werkstatt gern tun, was auch immer Sie tun wollen. Ich schaffe es ganz allein, meiner Arbeit nachzugehen. Am Wochenende habe ich nämlich auch frei, wissen Sie?«
»Wie Sie wollen«, Sam zuckte mit den Schultern und kam einen Schritt näher. »Aber sag am Ende nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!«, raunte er mir zu und seine Augen funkelten mich gefährlich an. »Ich werde keine Rücksicht auf die Gefühle jedweder Jungfrauen nehmen, die in meinem Garten sind, während ich ...«
Obwohl er nicht weitersprach, war mir klar, worauf er hinauswollte. Ich straffte meine Schultern und nickte. »Kein Problem«, lächelte ich ihn zuckersüß an. »Ich werde genug Äxte und eine motorisierte Säge mitbringen, mit der ich auch den dicksten Stamm gefällt kriege, sollte es nötig sein!« Nur, weil ich noch Jungfrau war, hieß das nicht, dass ich auf den Mund gefallen war.
Sam verzog das Gesicht und wich einen Schritt zurück. »Touché«, nickte er dann anerkennend.
Ich wandte mich zu meiner Chefin um, die verwirrt zwischen uns hin und her sah. Ich konnte ihr die Angst darüber, dass das Geschäft nicht zustande kam, deutlich ansehen. Innerlich schalt ich mich kurz für mein weiches Herz, aber dann siegte es tatsächlich wieder einmal über meinen Verstand. »Also gut«, seufzte ich. »Ich denke, wir können eine Ausnahme machen, damit Sie in Ruhe den Laden wiedereröffnen können. Ich werde also am Samstag bei Ihnen sein und dann sorgen wir dafür, das Mr. Parkers Werkstatt einen vorzeigbaren Garten bekommt«, lächelte ich und Missy atmete erleichtert auf, während Sams Augen kurz triumphierend aufblitzten.
»Sehen Sie, Mr. Wright? Ich habe Ihnen doch gesagt, es gibt niemanden, der besser geeignet wäre, wieder für Ordnung bei Ihnen zu sorgen!«, plapperte sie los und hakte sich dann beim überraschten Sam unter, um ihn wieder mit sich zu ziehen.
Ich konnte das breite Grinsen, das in mir aufstieg, nicht mehr unterdrücken und ließ es frei. Gerade, als ich mich schon wieder meinen Blumenzwiebeln zuwenden wollte, blieb Sam erneut stehen und drehte sich zu mir um.
»Ach, und ... Ms. Adams?«
Mit gerunzelter Stirn sah ich ihn an. »Ja?«
»Ich freue mich schon darauf, Ihnen dabei zuzusehen, wie Sie meinen Garten bearbeiten!«, grinste Sam, winkte mir zu und verschwand dann endgültig.
Lilys Bezahlung war zu meiner absoluten Zufriedenheit ausgefallen. Und trotzdem ging mir der Blick von Deliah nicht aus dem Kopf. Eigentlich hatte ich vorgehabt, meine Mutter aufzusuchen, um sie über diese Kleine auszufragen. Stattdessen hatte ich den Sonntag tatsächlich im Büro verbracht und das erste Drittel des Papierberges abgebaut.
Montagmorgen war meine Laune nicht nur wegen des arbeitsreichen Sonntags im Keller, sondern auch wegen der ernüchternden Feststellung, dass meine Mutter immer noch entkoffeinierten Kaffee trank und auch mir diesen gekauft hatte. Wie sollte man davon munter werden? Bevor ich somit weiter in der Werkstatt hantieren oder die ersten Kunden bedienen konnte, musste ich dafür sorgen, dass mein Körper wach wurde. Früher wäre ich dafür Joggen gegangen, heute half nur noch das schwarze Gebräu. Also machte ich mich widerwillig auf den Weg zu dem kleinen Lebensmittelgeschäft in Chearfield.
Meine Mutter hätte es eine glückliche Fügung genannt, mein Vater von Gott gelenkt. Ich dagegen hielt es für einen Wink des Schicksals. Eigentlich wollte ich ja die reifen Früchte hier ernten, aber ich konnte es doch nicht ignorieren, dass ich auf dem Weg zum Laden Deliah auf dem Feld der Gärtnerei in gebückter Haltung beim Arbeiten erblickte. Eigentlich hatte ich wirklich nur Kaffee holen wollen, aber dann entdeckte ich sie im Vorbeilaufen und das, was sie machte, wies sie eindeutig als Angestellte des Blumenladens aus. Also betrat ich diesen.
Zufrieden verließ ich den Laden etwas später wieder. Der Deal war einfach. Ich reparierte Ms. Pennywise Auto und dafür durfte ich der kleinen Deliah dabei zuschauen, wie sie meinen Garten auf Vordermann brachte. Kurz grübelte ich, ob sie tatsächlich noch Jungfrau war, denn sie hatte Biss. Ich mochte Frauen, die sich nicht alles bieten ließen. Aber es war ungewöhnlich, dass hier im Dorf eine über 20-jährige, nicht verheiratete Frau einem Mann Kontra gab.
Ich würde hoffentlich genug Zeit haben, um dem auf den Grund zu gehen, denn es mangelte mir sicher nicht an eindeutigen Angeboten. Genau das stellte ich schon Mitte der Woche fest. Während ich die Altlasten aus der Werkstatt entfernte, schien sich die Hälfte der Frauen aus dem Ort die Klinke in die Hand zu geben. Wenn das so weiterging, würde ich noch nicht einmal einen Monat hier wohnen, bis die Männer mich mit Fackeln und Heugabeln vertreiben würden. Aber auf den Sex verzichten … Ich musste mir eine Strategie zurechtlegen, dass nicht jede untervögelte Hausfrau auf Befriedigung hoffte.
Wenn meine Eltern mitbekamen, dass ich ausloste, welche der Frauen in den Genuss meines Schwanzes kämen, würden sie sofort dem Mob meiner Vertreibung beitreten. Eigentlich wollte ich nicht in diesem Dorf alt werden und schon gar nicht so eng bei meinen Eltern wohnen, aber eine eigene Werkstatt war seit Jahren mein Traum. Wenn ich es geschickt anstellte, würde ich nicht allzu viel Kontakt mit meinem Vater haben, an Autos basteln dürfen und meinen Spaß haben. Bis es vielleicht aufflog, sollte ich genug Geld zusammen haben, dass ich mir woanders eine Werkstatt leisten konnte. Bis dahin würde ich einfach weniger mein Ding in fremde Angelegenheiten stecken.
Außerdem kam mir zugute, dass die Frauen, die um meine Aufmerksamkeit buhlten, sich nette Dinge einfallen ließen. So war ich vorhin in den Genuss eines Steaks zum Mittagessen gekommen. Sicherlich würden noch viele Kuchen und selbst gemachte Schnäpse folgen. Die schüchterne Mrs. Cutterfield hatte angedeutet, dass sie sich gut in Büroarbeiten auskannte. Ein klein wenig mehr Zuwendung und sie würde mir die Arbeit mit den Papieren abnehmen.
Und am Wochenende würde ich hoffentlich der süßen Deliah bei der Arbeit zuschauen können. Laut Wetterbericht würde es noch wärmer, als es jetzt schon war, werden. Somit blieb zu hoffen, dass sie leicht bekleidet in meinem Garten arbeitete. Ich sah vor meinem inneren Auge die Schweißperlen, die zwischen ihren Brüsten hinab liefen und das Shirt an gewissen Stellen feucht werden ließen.
Ich schüttelte den Kopf. Wenn ich mich nicht zusammenriss, würde das Blut ganz schnell in andere Körperregionen abwandern und ich bekam Schwierigkeiten mit dem Bremssystem von Mr. Smoke, welches ich gerade am reparieren war. Der gute alte Mr. Smoke hatte mir als erster Mann sein Schmuckstück anvertraut und ich sollte den Oldtimer auf Vordermann bringen. Er wollte beim Sommerfest in einigen Wochen seine Frau mit dem quietschrosafarbenen Chevrolet überraschen. Als er den Wagen vorbeibrachte, hatte er mir die Geschichte mit ihr und dem Auto erzählt.
Es interessierte mich nicht, dass er vor über 50 Jahren in diesem Gefährt die zukünftige Mrs. Smoke zum Sommerfest abgeholt und ihr dann dort einen Heiratsantrag gemacht hatte. Dafür interessierte mich das Geld, das ich nach der Restaurierung in meinen Händen halten würde. Das Auto war recht gut in Schuss, aber die Bremsanlage musste komplett erneuert werden. Auch der Auspuff musste an einigen Stellen geschweißt werden. Aber alles in allem war es für mich leicht verdiente Kohle.
Читать дальше