„Alles hat seine Zeit“, sagte sie. „Ich bin sehr dankbar darüber, mit Euch einen Teil meines Lebens in der anderen Welt verbracht zu haben, Kinder. Vielleicht sehen wir uns einmal in einem Traum. Ich weiß nicht, was für mich besser sein wird, Euch wiederzuerkennen oder Euch nicht wiederzuerkennen.“
Ihre Stimme versagte kurz, sie schluckte, dann fuhr sie fort.
„Einer von Euch wird der Hüter der Träume. Geht Euren Weg gemeinsam und haltet zusammen.“
Diesen Augenblick nutzte Herr Fleischmann und rannte, so schnell er konnte, an dem Wächter vorbei in den hinteren Raum, der zur Therme führte. Seine Angst war stärker als der Schmerz in seinem Bein, er humpelte nicht einmal. Seine Schritte wurden auf der Treppe leiser, dann verstummten sie.
„Ich habe nur zwei Arme“, sang der Wächter. „Aber ich werde ihn finden, vielleicht morgen schon, vielleicht in einem Jahr, vielleicht in zehn Jahren. Es ist noch niemand auf Dauer entkommen.“
Inzwischen hatte der unnachgiebige Arm des Wächters Herrn Adameks Widerstand gebrochen, der sich nun von der schwebenden Gestalt ohne Gegenwehr in die Therme führen ließ.
Als Frau Buglett an den Kindern vorbeiging, verabschiedete sie sich und sagte:
„Kinder, es tut mir so leid, dass ich Euch auf Eurem Weg nicht begleiten kann. Ich hätte Euch so gerne gelehrt, was ich weiß.“
Der Traumwächter drehte sich um und warf aus seinen weißen Augen einen kurzen Blick auf die Kinder. Dann zog er seine beiden Gefangenen weiter, bis die Kinder sie nicht mehr sehen konnten.
„Jule“, schluchzte Luca, „Jule, was können wir tun? Das ist so gemein.“
„Ich weiß. Aber sie gehören einfach nicht in unsere Welt.“
Auch Jule liefen Tränen über die Wangen.
„Und Herr Fleischmann?“
„Der wird sicher auch über kurz oder lang gefunden.“
Die Kinder standen von ihren Stühlen auf und Jule umarmte ihren jüngeren Bruder.
„Schau mal, da liegt das Buch. Das sollten wir wohl mitnehmen, oder?“
„Das müsst Ihr sogar mitnehmen“, hörten sie eine Stimme, die von der Treppe her zu kommen schien, „und Hektor auch, soll der denn hier verhungern?“
„Frau Buglett“, brüllte Luca vor Freunde und sprang von seinem Stuhl auf.
„Was ist passiert, warum sind Sie noch hier?“
„Mein Kind, ich weiß es nicht. Als wir in der Therme waren, hat mich der Traumwächter plötzlich losgelassen. Er schaute mich an und sagte:
„Du hast noch Deine Aufgabe zu erfüllen. Wenn Du fertig bist, komme ich zurück.“
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